Wenn jemand ausziehen muss, kostet ihn das Zeit, Anstrengung und Geld - das geht nicht mal eben so und auch die Untermieterin wird davon ausgegangen sein, erst mal bis auf Weiteres in der Wohnung bleiben zu können und diese Aufwände nicht erneut zu haben. Wenn sie sich selber dazu noch wohl fühlt, sich bemüht, freundlich ist und auch sonst eigentlich alles gut und ordentlich läuft, fänd ich es bei allem Verständnis schon recht unfair, den Untermietvertrag aufzukündigen.
Klar, das Recht sie rauzuschmeißen besteht auf Seiten der TE; dennoch sehe ich hier auch ein bisschen eine moralische Verantwortung. Ganz sicher ist auch die TE nicht ganz so pflegeleicht und eine Miss Perfect im Zusammenleben.
Die Untermieterin zahlt einen Mietzins und hat daher auch das Recht auf einen Kompromiss mitgekauft, dass die TE sich ein bisschen in ihren Ansprüchen nach der perfekten Mitbewohnerin zurücknimmt und deren Eigenarten akzeptiert. Schließlich macht sie weder etwas Verbotenes, noch etwas anderweitig Schlimmes. Sie nervt einfach nur mit ihrer Art.
Gleichwohl kann ich doch auch das Grummeln und die Unzufriedenheit der TE nachfühlen; das ist schon ein Stückweit ambivalent. Also was tun?!
Ich würde vermutlich der Mitbewohnerin vorschlagen, dass sich beide mal zusammensetzen. Es sei jetzt eine gewisse Zeit vergangen und man könnte die Gelegenheit mal nutzen, um zu sprechen, wie man das Miteinander empfindet, ob alles gut läuft oder es Störfeuer oder Verbesserungsbedarf gibt. Völlig unverfänglich könnte man dann zunächst herausstellen, was alles gut klappt, bevor man dann anspricht, was man sich anders wünschen würde.
Das Vorgehen hat den Vorteil, dass man eher defensiv bleiben kann und zum Beispiel sagen, man habe den eigenen Wunsch auf ein persönlicheres Miteinander doch nicht so ganz richtig eingeschätzt. Stattdessen festgestellt, dass man doch mehr Ich-Zeit bräuchte. Darunter verstünde man Zeit, in der Stille herrscht, kein Quatschen, keine Grußfloskeln, sondern einfach mal komplett in Ruhe gelassen werden möchte. Dass man da auch über sich etwas Neues gelernt hätte, das aber gerne mal ausprobieren würde, da man gemerkt hätte, man sei häufiger gestresst gewesen in letzter Zeit. Sich selber also als denjenigen anzuführen, der eine falsche Erwartungshaltung formuliert hatte ist m.E. viel einfacher, als der Untermieterin zu bedeuten, sie verhalte sich falsch. Das tut sie ja auch eigentlich gar nicht, die TE mag es eben nur nicht (mehr).
Und vielleicht hat auch die Untermieterin noch Punkte; dann war es für alle Beteiligten gut, mal gesprochen zu haben. Wenn es dann immer noch nicht klappt könnte der nächste Schritt die Trennung sein. Allerdings würde ich ihr da noch eine Chance geben.
Ich finde tatsächlich, dass man einen Kompromiss eingehen muss, wenn man fremdvermietet. Die Wahrscheinlichkeit, dass man ein 100%-Match landet, ist eben nicht so groß.. aber die Untermieterin wohnt ja auch nicht für lau da, sondern erkauft sich ein Recht auf Toleranz.
Ich finde tatsächlich, dass - wenn man nicht bereit ist, bis zu einem gewissen Grad diese Toleranz zu üben - dann doch eher für sich bleiben und nicht vermieten sollte.