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Probleme mit wohlwollenden Vorgesetzten

Santino

Moderator
Teammitglied
Klar ist er kein Therapeut, aber als mein Mentor ist er mein Coach. Es geht in diesen Gesprächen nicht um nur Fakten, sonder eher um die Meta-Ebene der Arbeit. Also Beziehungsarbeit mit dem Kunden, Beziehungsarbeit mit meinem Team, zugehörigkeitsgefühl usw.
Ganz direkt meine Gedanken dazu: Ich empfinde das als Unfug, der von der Arbeit ablenkt, weil ein banales Thema, für das man entweder ein Gespür und Talent mitbringt oder nicht (Umgang mit Menschen), unnötig aufgeblasen wird. Irgendwelche "Techniken" in der "Beziehungsarbeit", die man in irgendwelchen semiprofessionellen Coachings erlernt und dann anwendet, sind nicht authentisch. Die Basis der "Zugehörigkeit" in einem Team ist die gemeinsame Arbeit, keine privates Gedöns, wer wie drauf ist, wer wann seine Pillenpause hat, etc. - das geht niemanden was an und interessiert im Grunde auch keine Sau. Das ist nicht deine Familie, das sind nicht deine Freunde, das ist deine Arbeit, das sind deine Arbeitskollegen. Und genau diese Reduktion ist es, die Abgrenzung ermöglicht.

Klar - wenn man keinen guten Tag hat, reagiert man mal über. Es gibt Missverständnisse und Beef im Team. Passiert. Normalerweise hakt man das aber einfach ab und arbeitet sachbezogen weiter zusammen. Wo das nicht stattfindet bzw. vermehrt passiert, sind die Arbeitsbedingungen das Problem und die Leute frustriert, sodass sie sich aneinander abarbeiten müssen. Das ist oft in Niedriglohnjobs der Fall und in Branchen, die ausbeuterisch agieren.

Der Kunde ärgert sich, weil irgendetwas nicht funktioniert, wie er möchte, nicht über dich persönlich. Dadurch, dass aber bei euch so ein aufgeblasenes Emotionsgeblubber stattfindet, bekommen diese Dinge erst recht Gewicht aus meiner Perspektive - das ist es, was es schwierig macht. Verärgerte Kunden gehören zur Arbeit dazu.

Ich würde mich nach neuen Stellen umsehen und dieses Spukhaus verlassen. Ich empfinde das als grausig, ich könnte so nicht arbeiten, das wäre mir viel zu aufgeblasen.
 

Ilina

Mitglied
Ich glaube du verstehst da was falsch.
Ich bin vieles, aber sicher nicht im Niedriglohn-Sektor unterwegs.

Ich tu mich echt hart euch zu verstehen. Wenn sich bei dir als Mentor dein Mentee eine Situation schildert und mit tränen in den Augen da sitzt, würdet ihr nicht mit dem neuen Leistungsträger darüber sprechen, warum er jetzt so fühlt?

Die Wahrscheinlichkeit, dass ich das Unternehmen Verlasse, weil allen egal ist wie es mir mit meinen Neuen Aufgaben geht ist doch viel höher. Da ist es doch nur richtig, das anzusprechen. Also so empfinde ich es zumindest.
Er hat halt nur den Falschen Schluss aus meinen Emotionen gezogen. Er kennt mich ja nicht näher.
 

Yara

Aktives Mitglied
Und da ist es doch eigentlich eine berechtigte Frage, warum mich das ganze so emotional involviert.
Dass es nicht von Stress kommt, sondern davon, dass man sich für meine Belange interessiert, kann ja er nicht wissen.
Nein, das kann er nicht. Wie auch, Niemand errät was hinter deiner Stirn passiert.
Es ist immer eine Drahtseilakt, auf der einen Seite möchte man sich am Arbeitsplatz wohl fühlen, dazu gehört eben auch, dass man privates Preis gibt und Emotionen zeigt. Wir sind Menschen, Individuen, keine Maschinen und keine stummen Diener und schon gar nicht alle gleich.
Auf der anderen Seite muss man funktionieren, fokussiert sein und volle Leistung bringen.
Nicht jeder schafft es dauerhaft sich innerlich abzugrenzen, Gefühle zu zulassen muss nicht immer negativ sein.
 

Santino

Moderator
Teammitglied
Wenn sich bei dir als Mentor dein Mentee eine Situation schildert und mit tränen in den Augen da sitzt, würdet ihr nicht mit dem neuen Leistungsträger darüber sprechen, warum er jetzt so fühlt?
Ich arbeite seit vielen Jahren in einer Führungsposition. Nein, ich würde nicht fragen, warum der "neue Leistungsträger" sich so fühlt (solche leeren Buzzwords verwende ich auch gar nicht, wozu soll das gut sein).

Zum Einen interessiert mich das nicht, ich kenne die Person kaum. Zum anderen spielt das für die Arbeit aus meiner Sicht keine Rolle - solange die stimmt, passt alles. Wie der Mitarbeiter mit Stress und Druck umgeht, ist seine Angelegenheit.

Ich würde aus Höflichkeit und im Rahmen der Aufgaben zur Mitarbeiterführung kurz fragen, ob alles in Ordnung ist, wenn jemand Tränen in den Augen hat, und sagen, dass die Person etwaige Probleme im Arbeitskontext ansprechen kann und keine Scheu haben sollte, das zu tun, ich unterstütze gerne. Wenn dann aber die Antwort kommt, dass alles okay ist, wäre die Sache für mich erledigt. Prävention zu Burnout und/oder Mobbing sind bei uns anderweitig installiert (via Betriebssozialarbeit) und ich würde auf diese Strukturen verweisen mit dem Hinweis, sollte da irgendwie Bedarf bestehen. Dann würde ich mich wieder arbeitsbezogenen Themen zuwenden, denn darum geht es und um nichts anderes. So eine Blase würde ich da nicht veranstalten.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ich das Unternehmen Verlasse, weil allen egal ist wie es mir mit meinen Neuen Aufgaben geht ist doch viel höher. Da ist es doch nur richtig, das anzusprechen. Also so empfinde ich es zumindest.
Ja, aber daraus macht man in der Regel kein cringiges Therapiegespräch. Manche Konzerne haben dafür, siehe oben, wie bei uns auffangende Strukturen etabliert. Darauf kann man verweisen. Hätten wir diese Strukturen aber nicht, würde ich auch nicht weiter darauf eingehen, sondern nur deutlich machen, dass ich für arbeitsbezogene Probleme offen bin.

Private Probleme der Mitarbeiter, die die Arbeit beeinflussen, gehen mich nichts an, dafür ist die Betriebssozialarbeit zuständig oder, wenn nicht vorhanden, der Mitarbeiter selbst im Privaten.
 

Ilina

Mitglied
Aber ich persönlich empfinde so ein Meta-Gequatsche als ziemlich sinnfrei und lästig.
Danke, so werd ich's machen.

Ich find's spannend, dass du das sinnfrei findest.
Ich würde dir gern ein Beispiel für ein Thema geben, was wir in der Vergangenheit besprochen haben.

Ich hatte ein Gespräch mit meinem Kunden, bei dem es ziemlich persönlich wurde. Mir wurde vorgeworfen, dass ich Dinge vertuschen würde und ich sie absichtlich anlügen würde.
Das Gespräch war für mich wirklich schwierig, weil ich mich schwer getan hab da raus zu kommen ohne, dass einer von beiden als Buh Mann dasteht.
Das war für mich eine recht emotionale Situation weil die Vorwürfe unberechtigt waren, aber Ichs nicht beweisen konnte.

In meinem Mentoring ging's dann eben darum, wie man Strategien entwickelt, aus solchen Gesprächen raus zu kommen, ohne dass eine Partei das Gesicht verliert.

Genauso lerne ich, wie ich mein Team davor schütze, in solche Situationen zu kommen. Wie ich den Kopf beim Kunden hinhalten, wenn jemand aus meinem Team was verbockt hat und dann konstruktiv mit meinem Teammitglied sprechen. Niemals Scheisse von oben (Kunde) nach unten(meine Mitarbeiter) durchfallen zu lassen.
Mitarbeiterzufriedenheit ist essentiell.
 

Ilina

Mitglied
neue Leistungsträger" sich so fühlt (solche leeren Buzzwords verwende ich auch gar nicht, wozu soll das gut sein).
Leistungsträger sind bei uns einfach alle, die irgendwelche Verantwortungen tragen. Projektleiter, Teamleiter, Seniors usw.

Prävention zu Burnout und/oder Mobbing sind bei uns anderweitig installiert (via Betriebssozialarbeit) und ich würde auf diese Strukturen verweisen mit dem Hinweis, sollte da irgendwie Bedarf bestehen.
Dafür sind wir zu klein.

Ja, aber daraus macht man in der Regel kein cringiges Therapiegespräch
Ich glaube nicht, dass er darauf hinaus will.
Ich glaube er möchte lediglich, dass ich reflektieren und mir g danken mache, warum ich jetzt (seiner Meinung nach) zu sehr emotional involviert bin.
Ich glaube, wir sind hier ein bisschen beeinflusst, weil wir hier alle viel mit Therapie und psychischen Krankheiten zu tun haben.
Nicht jedes Gespräch über Emotionen muss einen Therapie Charakter haben.
 

HeartAttack

Aktives Mitglied
Ich bin (neue) Projektleiterin und habe ein Projekt übernommen, dass denkbar schlecht läuft. Wirtschaftlich wäre es gesünder für die Firma, wenn man das Projekt abstoßen würde. Da aber kein großes Volumen dran hängt, lässt man mich daran üben Krisen zu bewältigen.
Bin ich die einzige hier, die sowas unverschämt findet?
Man gibt einem Neuling ein sinnloses Projekt, damit er üben kann, wie man mit Niederlagen umgeht?
Da frage ich mich, ob die noch alle Tassen im Schrank haben bzw ob das eine besonders perfide Art von Assessment ist.
Dazu gehören verschiedene Mentorings und Feedbackgespräche im zwei wöchentlichen Turnus.
Wenn ich neben "verschiedenen Mentorings" alle 2 Wochen mit einem Fremden, der nicht mein Therapeut ist und der auch nicht als solcher ausgebildet ist, über meine Psyche reden sollte, wäre ich schon nach den ersten 2 Wochen weg.

Wenn sich bei dir als Mentor dein Mentee eine Situation schildert und mit tränen in den Augen da sitzt, würdet ihr nicht mit dem neuen Leistungsträger darüber sprechen, warum er jetzt so fühlt?
Nein, natürlich nicht, ich bin ja nicht seine Therapeutin. Ich würde stark davon ausgehen, dass es dem Mentee peinlich ist, dass ihm die Tränen kommen (und genau das ist ja der Fall), daher würde ich diese für den Mentee sehr unangenehme Situation so bald wie möglich beenden oder das Thema wechseln.
Meine Meinung über die Arbeit des Mentees würde ich mir anhand von dessen Arbeit bilden und nicht anhand von Psychogelaber.
Ich kann mir auch Situationen vorstellen, in denen ich auf eine weinende Mitarbeiterin gefühlsmäßig eingehe, aber dazu braucht es ein gutes, langes Vertrauensverhältnis und gegenseitige Sympathie und man sollte sich gegenseitig gut kennen, und es sollte sich formal auch nicht um das turnusmäßige Feedbackgespräch handeln.
 

Santino

Moderator
Teammitglied
Ich glaube nicht, dass er darauf hinaus will.
Ich glaube er möchte lediglich, dass ich reflektieren und mir g danken mache, warum ich jetzt (seiner Meinung nach) zu sehr emotional involviert bin.
Ich glaube, wir sind hier ein bisschen beeinflusst, weil wir hier alle viel mit Therapie und psychischen Krankheiten zu tun haben.
Nicht jedes Gespräch über Emotionen muss einen Therapie Charakter haben.
Das war auch nur eine hyperbolische Metapher für die Übergriffigkeit, die ich dort sehe. Wenn du die Arbeitskultur in dieser Firma sinnvoll und okay findest, passt es doch für dich. Dann würde ich straightforward sagen, dass du dich über seine Anteilnahme gefreut hast und das Teil deiner Persönlichkeit ist, dass du dich mit dem Projekt aber nicht derart emotional involvierst und dort aktuell keine starke Belastung siehst. Erledigt.

Ich hatte ein Gespräch mit meinem Kunden, bei dem es ziemlich persönlich wurde. Mir wurde vorgeworfen, dass ich Dinge vertuschen würde und ich sie absichtlich anlügen würde.
Das Gespräch war für mich wirklich schwierig, weil ich mich schwer getan hab da raus zu kommen ohne, dass einer von beiden als Buh Mann dasteht.
Das war für mich eine recht emotionale Situation weil die Vorwürfe unberechtigt waren, aber Ichs nicht beweisen konnte.

In meinem Mentoring ging's dann eben darum, wie man Strategien entwickelt, aus solchen Gesprächen raus zu kommen, ohne dass eine Partei das Gesicht verliert.
Ich verstehe nicht, wozu man dafür "Mentoring" braucht - Strategien, die man sich vor solchen Situationen zurecht legt, helfen auch nur, wenn sie zur Dynamik einer Situation passen, insofern sind, wie ich bereits schrieb, etwaige "Techniken", die man erlernt, nicht authentisch und meist nicht hilfreich, weil sie nicht nach Schema F angewandt werden können. Um mit solchen Situationen richtig umzugehen, braucht es praktische Übung und man muss das Talent und die Beobachtungsgabe besitzen, ein Gespür für soziale Dynamiken zu entwickeln, sodass man sie abfangen und umleiten kann.

Man kann Mitarbeiter nicht vor solchen Situationen schützen. Es gibt seltsame Leute, die seltsam reagieren, z.B. so wie von dir beschrieben. Das wird immer wieder passieren. Auch etwaige "Techniken" ändern daran wenig, so zumindest meine Erfahrung.

Solche Mentorings unterstützen höchstens im praktischen Lernprozess, der ohnehin im Arbeitsalltag täglich läuft auf neuen Positionen, weil man das Gefühl hat, man ist weniger allein und einen Sparring-Partner zum gemeinsamen Reflektieren hat.

Wenn man das Reflektieren aber erst lernen muss, ist man auf solchen Positionen falsch (kein Angriff auf dich - ich kenne dich dahingehend ja gar nicht und kann das nicht einschätzen - ich beziehe mich nur auf deine Formulierung).
 

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