Zunächst Mal, ich versteh dich. War in einer ähnlichen Situation, nur, dass ich als Frau keine Kinder bekommen kann und es hat nach der Diagnose lange gedauert, bis ich das halbwegs verdaut hatte.
Ich hatte damals auch kurz den Wunsch, einen Fließbandjob oder sowas zu beginnen, weil ich mit der Gesamtsituation komplett überfordert war.
Im Nachhinein gesehen wäre aber das nur eine Flucht in einen Job gewesen, der mich auf Dauer nicht glücklich gemacht hätte.
Was mir damals geholfen hat, war Schreiben, und zwar Expressives Schreiben. Da setzt man sich einen Timer und schreibt 15 Minuten lang ohne groß Nachzudenken über ein Thema. Am besten googelst es mal und schaust, ob das was für dich ist.
Da es mir nach meiner Diagnose wirklich schlecht ging, habe ich mich mit der Frage beschäftigt, warum ich glaube, dass nur ein Kind mich glücklich machen kann. Und habe verstanden, dass ich mein Glück nicht von einem Ereignis bzw Zeitpunkt in der Zukunft abhängig machen kann.
Also hab ich hab mich gefragt, was mich abgesehen vom Kinderwunsch glücklich macht. Diese Dinge habe ich dann verstärkt in meinem Leben.
Zuerst hab ich Babyschritte gemacht. Mal 5 Minuten am Tag etwas, das mir gefiel und mich zum Lachen gebracht hat. Nach ein paar Wochen bin ich dann mit Freunden wandern gegangen oder auch mal auf einen Kaffee. Oft müsste ich mich regelrecht dazu zwingen. Doch mit der Zeit wurde alles leichter.
Heute bin ich zwar auch noch manchmal traurig, wenn ich eine glückliche Familie sehe, aber mein Leben hat einen neuen Schwerpunkt erhalten, der mich grundsätzlich zufrieden und happy macht.
Es gibt also Hoffnung. Und mit 30 ist es nicht zu spät für dich, noch Kinder zu bekommen mit einem lieben Mann. Also, Kopf hoch, alles wird gut und danach wird es noch besser.
Ich sage nicht, dass es einfach wird, aber mit viel Geduld und Liebe für dich selbst kriegst du das sicher hin.
Noch eine Kleinigkeit zu deiner Therapeutin. Wenn sie dich das nächste Mal auslacht, frag sie mal, was das soll. Du gehst mit ihr im therapeutischen Rahmen eine Vertrauensbeziehung ein. Wenn sie dich auslacht, fällt sie aus ihrer Rolle als Therapeutin, denn dann zeigt sie höchstwahrscheinlich (ich war ja nicht dabei) persönliche Gefühle und die haben mMn höchstens in Ausnahmefällen etwas im therapeutischen Rahmen zu suchen.
Wie fühlst du dich, wenn das passiert? Bzw als das passiert ist? Wäre es eine Option für dich, ihr Verhalten beim nächsten Mal Therapie anzusprechen?
Zwar stimme ich ihr zu, dass ein Kind groß zu ziehen, viel Arbeit bedeutet, dennoch steht es mir nicht zu, über dich zu urteilen.