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Rassismus und: Wie reagieren?

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I

Into The Breach

Gast
Ich bin deutscher Spätaussiedler aus Oberschlesien und durfte mir in meiner Jugendzeit, in der die Klassen noch sehr homogen 'deutsch' waren, immer Dinge wie Polacke, Ruskie oder Scheiß Ausländer anhören. Das ging einmal sogar so weit, dass ich einen Klassenkameraden nicht privat besuchen durfte, weil die Eltern meinten, dass die Polacken alles klauen.
Andersherum war es aber auch nicht viel besser. Wenn ich meinen schlesischen Geburtsort in Polen besucht habe, haben mir dort die Einheimischen nette Spitznamen wie Hitler oder Nazi gegeben.

So richtig Zuhause habe ich mich also nirgends gefühlt, weswegen ich dann über 10 Jahre einen Job hatte, der hauptsächlich in Asien stattgefunden hat. Dort habe ich meine Frau von den Philippinen kennengelernt, sie ist schwanger geworden, wir haben geheiratet, ich habe meinen Job an den Nagel gehängt und seitdem leben wir gemeinsam in Deutschland.
Natürlich ging es danach mit neuen Sprüchen weiter: Aus welchem Katalog ich sie her habe und was sie so kostet, wurde ich gefragt, und Spitznamen wie Sugardaddy sind dazugekommen. Sie durfte sich natürlich auch schon ausreichend rassistische Sprüche und Klischees anhören. Interessanterweise nicht nur von Fremden, sondern auch aus dem eigenen Familien- und Freundeskreis.

Mittlerweile jucken mich solche Sprüche überhaupt nicht mehr. Eher frage ich mich, wie man bei einer solch eingeschränkten Weltsicht noch stolz darauf sein kann, aus diesem oder jenem Land zu kommen und sich für so überlegen hält. Ich bin aber auch viel herumgekommen und weiß deshalb nur zu gut, dass Rassismus und der eigene Überlegenheitsgedanke in allen Ländern allgegenwärtig sind.
 

dr.superman

Sehr aktives Mitglied
Rassismus bzw. eigentlich ja "Ethnozentrismus" ist tatsächlich genetisch, da der Mensch als spezialisiertes Mängelwesen die soziale Kultur als sein natürliches habitat erschließt;
und das wird verteidigt.
Wie bei Hunderudeln, wenn ein neuer kommt. Weggebissen wird nicht, oder nur selten,
aber dafür verbal zugeschlagen. Revierkämpfe, deren biologischer Grund die territoriale Verteidigung ist. und das, was als Territorium gilt, sieht halt jeder anders. Von "Familie" bis "Kontinent" ist alles dabei.
 
G

Gelöscht 120756

Gast
Rassismus bzw. eigentlich ja "Ethnozentrismus" ist tatsächlich genetisch, da der Mensch als spezialisiertes Mängelwesen die soziale Kultur als sein natürliches habitat erschließt;
und das wird verteidigt.
Wie bei Hunderudeln, wenn ein neuer kommt. Weggebissen wird nicht, oder nur selten,
aber dafür verbal zugeschlagen. Revierkämpfe, deren biologischer Grund die territoriale Verteidigung ist. und das, was als Territorium gilt, sieht halt jeder anders. Von "Familie" bis "Kontinent" ist alles dabei.
Das ist keine gute Antwort für diese Frage. Er will wissen: wie reagieren? Wie denn nun? Abfinden?

Ausserdem gehe ich davon aus, dass es nicht jeden Menschen betrifft. Die meisten Menschen sind keine Rassisten.

@TE Tut mir Leid, dass du Erfahrungen mit Rassismus machen musstest.

Wie soll man auf Rassismus reagieren? Ich finde, dass man es nicht einfach ignorieren sollte.

Es gibt gesprächsbereite Leute und solche, die es nicht sind.
Mit gesprächsbereiten Leuten sollte man reden.

Andernfalls?

Ich versuche, meinen Rücken gerade machen, selbstbewusst gehen oder stehen und Stolz ausstrahlen.
Dann wird es ihnen schnell langweilig.

Unlängst war ich auf dem Weg zu meinen Cousins. Da hat jemand etwas rassistisches über mich gesagt „Überall Ausländer, viel zu viele“ oder so.
Ich in zu meinen Cousins hoch. Wir wollten zu einem Café in der Nähe. Ich habe es ihnen erzählt und wir sind dann extra an diesen Leuten vorbei geschlendert, obwohl es ein Umweg war. Gaaaaanz langsam, damit die noch mehr „Ausländer“ zu sehen kriegen. Auf dem Rückweg wollten wir wieder an ihnen vorbei schlendern. Leider waren sie schon weg.

Ich bin leider leicht verletzt und fühle mich schrecklich, aber man darf sich das nicht anmerken lassen, sonst macht es ihnen erst richtig Spaß.
 
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G

Gelöscht 120756

Gast
Ein Beispiel, wie du es ansprechen kannst:

“Du hast letztens einen Witz über meine Familie gemacht. Du hast uns mit einem kriminellen Clan verglichen. Das hat mich verletzt, denn ich liebe meine Familie und nicht mit einem Clan zu vergleichen. Bitte mach das nicht mehr. Ich finde das nicht lustig“.

Statt sagen schimpfen sagst du „Ich habe … empfunden und ich habe eine Bitte an dich“.

Das funktioniert aber nur bei gesprächsbereiten Leuten.
 
G

Gelöscht 120756

Gast
wie schon gesagt,
sprechen wir ja auch eigentlich von "Ethnozentrismus".
und der ist JEDEM zu eigen, wie ausgeführt. Er ist überlebensnotwendig, wie ausgeführt.
Mir nicht, meiner Freundin nicht, vielen meiner Freunde nicht, meinen Eltern nicht, vielen Familienmitglieder nicht. Vielen ist das nicht zu eigen.

Mehr Solidarität innerhalb der Familie als außerhalb - natürlich, aber ich bin auch Fremden gegenüber nett, gastfreundlich, hilfsbereit… so lange sie mich nicht ärgern.

Viele in meinem Freundeskreis und Familie sind ähnlich. Ich kenne viel mehr Menschen, die fre7mdlich zu „Fremden“ sind, als andersherum.
 

dr.superman

Sehr aktives Mitglied
Mir nicht, meiner Freundin nicht, vielen meiner Freunde nicht, meinen Eltern nicht, vielen Familienmitglieder nicht. Vielen ist das nicht zu eigen.

Mehr Solidarität innerhalb der Familie als außerhalb - natürlich, aber ich bin auch Fremden gegenüber nett, gastfreundlich, hilfsbereit… so lange sie mich nicht ärgern.

Viele in meinem Freundeskreis und Familie sind ähnlich. Ich kenne viel mehr Menschen, die fre7mdlich zu „Fremden“ sind, als andersherum.
wir reden aneinander vorbei;
ich habe mehrfach (!) die worte "biologisch" oder ähnliches verwendet;
Du redest von Sozialisation, die man kognitiv ansteuern kann.
Diese beiden Dinge gehen Hand in hand, aber ist klar, dass Du meinen Ansatz nicht verstehst oder unterstützen kannst, wenn Du nur auf die eine Seite siehst. Bitte einfach noch mal lesen.
 
G

Gelöscht 120756

Gast
wir reden aneinander vorbei;
ich habe mehrfach (!) die worte "biologisch" oder ähnliches verwendet;
Du redest von Sozialisation, die man kognitiv ansteuern kann.
Diese beiden Dinge gehen Hand in hand, aber ist klar, dass Du meinen Ansatz nicht verstehst oder unterstützen kannst, wenn Du nur auf die eine Seite siehst. Bitte einfach noch mal lesen.
Was verstehst du denn dann unter „Rassismus“? Keine Aggression?

Warum sehe ich nur auf die eine Seite?

Rein sachliche Frage… wie äußert sich deiner Meinung nach der „biologische Rassismus“?
Etwa so - plakativ: Ein Fremder klingelt an meiner Tür. Biologisch gesehen möchte ich ihn gerne totschlagen, da ich aber sozialisiert bin, biete ich ihm Kaffee an?

Woher weiß ich, dass totschlagen die biologische Reaktion ist und Kaffee anbieten ist Sozialisation?

Die Überzahl der Leute würden einen Kaffee anbieten. Wie kannst du dir so sicher sein, dass das nicht biologisch bedingt ist?

Ausserdem was sind deine Tipps für die Betroffenen? Sollen sie Rassismus einfach hinnehmen, da er biologisch bedingt ist? Zum Beispiel der TE oder ich. Ich habe in meinen Posts vom Donnerstag (in diesem Thread) einige Erfahrungen mit Rassismus beschrieben: Jemand sagte zum seinem Begleiter „Überall Ausländer, viel zu viele“

Was hättest du denn getan oder was hättest du mir geraten?

Was würdest du tun, wenn jemand deine Familie allein aufgrund der Herkunft scherzhaft mit einem kriminellen Clan vergleicht?
 
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G

Gelöscht 124822

Gast
Ich weiß nicht ob es diese Frage schon so ähnlich gibt, aber ich habe hierzu nicht wirklich was gefunden.

In meinem Leben hatte ich schon immer mit Rassismus zu tun. Ich denke das kennen die allermeisten, die nicht westlich aussehen. Ich zähle hierzu nichtmal dumme, unbedachte Kommentare, denn die sind für mich nicht ernstzunehmend. Ich spreche von einer bewussten Ausgrenzung oder Belustigung über die Herkunft. Ich bin Chinese, aber in Deutschland aufgewachsen. Ich erlebe Rassismus wegen meinen äuserlichen Merkmalen, aber werde auch wegen der chinesischen Politik angefeindet. Dabei bin ich ein sehr offener und liberaler Mensch. Ich bin außerdem schwul. Da man mir meine Sexualität anscheinend anmerkt (ich versteh nicht wieso und mache es nicht bewusst) , werde ich häufig stark angefeindet. Kommentare sind fast Alltag. Dabei mache ich überhaupt nichts.

Ich ignoriere all das. In seltenen Fällen erlebt man aber auch schon "schlimmeres". Ich erlebte mehrfache Gewaltandrohung, wurde angespuckt, bedrängt oder auf eine wirklich üble Art beleidigt. (Man sagte mir zum Beispiel, dass ich schwu*** einen Pfahl anal eingeführt bekommen soll, damit ich langsam und qualvoll daran aufgespießt werde).

Ich denke man kann das Thema allgemein halten. Es muss sich ja nicht auf meine Erfahrungen beschränken. Rassismus und Hass erfahre nicht nur ich, das geht vielen Menschen so. Es ist nicht einfach angemessen darauf zu reagieren, zumal das Thema häufig heruntergspielt wird.
Immer wieder höre ich man solle es einfach ignorieren. Ich tu genau das. Im Endeffekt frage ich mich aber wieso gefordert wird das zu erdulden. Die Frage wäre aber ob und wie man überhaupt angemessen reagieren kann. Auch ohne sich einer Gefahr auszusetzen.
Folgender Tip
Eine gute Rechtschutz Versicherung ,
auch für Verwaltungsrecht
( Auch Behörden machen vor Rassismus nicht halt )

Bei jeglicher Art von Beleidigung, Zeugen aufnehmen, Fotos machen

Und Dich wehren
Und zwar mit juristischer Unterstützung .
Lasse Dir es nicht gefallen
 
G

Gelöscht 120756

Gast
Was verstehst du denn dann unter „Rassismus“? Keine Aggression?

Warum sehe ich nur auf die eine Seite?

Rein sachliche Frage… wie äußert sich deiner Meinung nach der „biologische Rassismus“?
Etwa so - plakativ: Ein Fremder klingelt an meiner Tür. Biologisch gesehen möchte ich ihn gerne totschlagen, da ich aber sozialisiert bin, biete ich ihm Kaffee an?

Woher weiß ich, dass totschlagen die biologische Reaktion ist und Kaffee anbieten ist Sozialisation?

Die Überzahl der Leute würden einen Kaffee anbieten. Wie kannst du dir so sicher sein, dass das nicht biologisch bedingt ist?

Ausserdem was sind deine Tipps für die Betroffenen? Sollen sie Rassismus einfach hinnehmen, da er biologisch bedingt ist? Zum Beispiel der TE oder ich. Ich habe in meinen Posts vom Donnerstag (in diesem Thread) einige Erfahrungen mit Rassismus beschrieben: Jemand sagte zum seinem Begleiter „Überall Ausländer, viel zu viele“

Was hättest du denn getan oder was hättest du mir geraten?

Was würdest du tun, wenn jemand deine Familie allein aufgrund der Herkunft scherzhaft mit einem kriminellen Clan vergleicht?
Es lassen sich ganz verschiedene Reaktionen auf Fremde beobachten, von Gastfreundschaft, über Neugier und Ausfragen bis Hass.

Wie kann man wissen, was die „natürliche“ Reaktion auf Fremde ist?
 
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