Ich denke eines der Hauptprobleme ist, dass viele Menschen denken sie verstehen ein Geschäftsmodell, tatsächlich ist das aber nicht der Fall.
Buffet hat das gesagt, ja, aber ich bin mir sicher die Mehrheit die das hört versteht nicht was er damit meint. Buffet hat zum Beispiel immer die Finger von Technologie gelassen (früher zumindest), weil er Technologie nicht einschätzen konnte. Auch wenn er zweifellos das Geschäftsmodell von Technologiefirmen verstanden hat.
Naja schauen wir uns Wirecard an:
Wirecard war ein Zahlungsabwickler, der pro Transaktion bezahlt wurde. Da die Margen bei der Abwicklung solcher Geschäfte verhältnismäßig gering sind, braucht man als Zahlungsabwickler viele Transaktionen, um ein rentables Geschäftsmodell zu haben. Vermutlich aus diesem Grund hat Wirecard mittels Geschäftspartner die Abwicklungen in Nicht-EU-Ländern ausgeweitet und über die Geschäftspartner zusätzliche Transaktionen gefälscht. In der Bilanz tauchten Millionen Euro auf, die es nie gab.
Warum das Beispiel?
Weil wir alle vermutlich das Geschäftsmodell eines Zahlungsabwicklers verstehen, aber kaum eine Ahnung davon haben, welche Einnahmen und Ausgaben in einer Bilanz eines Zahlungsabwicklers stehen und wie realistisch die sind.
Warren Buffet kaufte Cola Aktien. Auch wenn überall betrogen werden kann, sind die Verkaufszahlen eines Softdrinkherstellers relativ einfach zu verstehen und zu prüfen.
Aber es geht garnicht um Betrug, sondern eher
darum einschätzen zu können, was in der Bilanz steht. Es gibt viele Unternehmen mit fantastischen Bilanzen und steigenden Umsätzen. Dennoch sind viele dieser Unternehmen günstig bewertet, aus diversen Gründen. Schaut euch z.B. aktuell Vonovia an. Die Bilanz ist gut, aber es besteht massive Angst davor, dass steigende Zinsen bei gleichzeitig stagnierenden Immobilienpreise das Geschäftsmodell künftig gefährden. Oder anders ausgedrückt:
An der Börse wird die Zukunft gehandelt.
Alle Gedanken wie etwa ob ein Wohnwagen-Hersteller von der Energiekrise profitiert sind in irgendeiner Weise im Kurs drin. Im Grunde macht es jeder Fondsmanager so: Er hat irgendein Zukunftsszenario für eine Aktie und kauft sie deswegen. Dem privaten Anleger werden dafür bunte Broschüren und diverse Statistiken gezeigt:
"Wir fahren einen Multi-Vektor-Ansatz mit einer umfangreichen Recherche und 100 erfahrenden Analysten, die täglich das Beta der Benchmark tracken und in Korrelation zum Free Float Kapital eine Minimierung des maximalen Drawdowns mit einer Value at Risk Strategie anstreben."
Meistens wird eine dicke Gebühr dafür kassiert, dass die Fonds den Index langfristig unterbieten aber dem Anleger ein warmes Gefühl bieten in den Händen von Fachleuten zu sein.
Diese Fachleute haben dabei nur zwei Ziele: Entweder du sollst viel traden, was ihnen Gebühren bringt ODER du sollst ihre teuren Fonds kaufen.
Langer Rede kurzer Sinn: Genau
diese Dinge sind für die meisten Anleger schlecht. Umgekehrt sind ETFs oft das beste.
Wer keine ETFs mag, kann sich theoretisch auch 30 oder 300 einzelne Aktien kaufen. Nur das Problem ist, dass die meisten mit Einzelaktien traden und damit ihre eigene Performance zerstören. WENN sie diese überhaupt vernünftig tracken.
Ich behaupte 80% aller Anleger kennen ihre Rendite nicht! Sie haben zig Aktien zu diversen Zeitpunkten gekauft und haben keine Ahnung wie ihr interner Zinsfuß, wie ihr maximum Drawdown, ihre Volatilität ist oder wissen nicht mal was die Begriffe bedeuten.
Ja es fängt damit an, ob man überhaupt Unternehmen bewerten und Geschäftsmodelle verstehen kann. Es ist aber noch schlimmer: Viele Anleger können nicht mal ihr
eigenes Handeln bewerten!