Zunächst nochmals vielen Dank für die Antworten!
Mit der Therapie habt Ihr natürlich völlig Recht - sehr sogar, das merke ich selbst. Wie eingangs geschrieben stehe ich seit bald zwei Jahren auf einer Warteliste und missbrauche Euch vermutlich gerade auch ein wenig als Ersatz dafür. Ich denke, es muss für mich eine Einzeltherapie sein, damit ich das mal Punkt für Punkt aufarbeiten kann - halt etwa so wie hier, nur direkt und unter fachlicher Anleitung. das wäre gut. Sofort bekommt man so einen Platz leider nicht, ganz vorsichtig gesagt. Doppelt und dreifach nicht als gesetzlich versicherte Person.
Die folgenden "Schnipsel" sind stark aus dem Kontext gerissen; das ist Euch gegenüber nicht despektierlich gemeint. Mir geht es nur um einen zentralen Punkt, der, wie ich finde, ein wenig wie der sprichwörtliche Elefant im Raum steht. Die "Schnipsel" sind auch nur beispielhaft, es gibt sicher mehr:
völlig überhöhte pseudomoralische Ansprüche
Und vielleicht kann man da sogar was zurücklegen.
Dein Problem ist die Suche nach "angemessener" Arbeit. Was hält dich davon ab, dir einen Job zu suchen, der jetzt mal nicht deiner Erwartungshaltung entspricht, um einfach mal was sinnvolles zu tun?
Stimmt. Vor allem geht es nicht, weil das Leben nicht linear verläuft. Gerechtigkeit und Augenhöhe sind ganz nett, aber im Kapitalismus ehr selten anzutreffen, besonders wenn es um das liebe Geld geht. Das liegt in der Natur der Sache. Die Ellenbogengesellschaft lässt grüßen.
Mal so gefragt: Macht Ihr Euch denn gar keine Sorgen um die Zukunft? Um Eure Rente, um Eure Lebensträume? Oder - das könnte ich gut verstehen, wirklich! - von mir aus auch nur um die Rente. Ich bin halt leider als Berufseinsteiger, wirklich nur zwei Jahre nach dem Studium rausgeflogen. da hat man ja noch Träume, darf man vielleicht auch noch haben zu der Zeit
😉. Jetzt stehen nicht nur die zur Debatte, sondern vor dem Hintergrund der sozialen Situation und meiner Generation auch die Frage, ob ich im Alter werde den Kühlschrank füllen können, ohne mich wieder so zu fühlen wie jetzt. Im Prinzip
weiß ich jetzt schon, wie es ist, Grundsicherung zu beziehen. Mir geht es da gar nicht so um die nackten Zahlen; mehr um den Lebensstil. Um dieses "Sein-Leben-nicht-gestalten-und-nie-eine-freie-Entscheidung-treffen-können".
Vielleicht muss man das mal erlebt haben, um das
wirklich zu verstehen. Keine Ahnung, ob das hier bei irgendwem der Fall war?
-> Klug wäre, sich sein Leben, trotz allem, Stück für Stück zurückzuerobern. Das braucht vorallem Mut. Den wünsche ich Dir.

-> Bedenke dabei, man muss auch scheitern können! Auch wenn man nichts dafür kann! Das steigert das Selbstwertgefühl!
Danke Dir sehr, dieser Rat stimmt natürlich. Auch an alle anderen - grundsätzlich schreiben das ja hier alle so der Tendenz nach.
Mein Problem ist, denke ich:
Ich kann mir absolut nicht vorstellen,
was genau ich da "zurückerobere". Ein "zurück" gibt es ja - wie mehrfach richtig festgestellt - gar nicht. Ein "vorwärts" kann zumindest ich mir aber plastisch aber gar nicht ausmalen. Ich versuche das täglich: Wie könnte ein Leben aussehen, in dem ich nicht so richtig vorsorgen kann? Es tut mir Leid, hier immer wieder vom Geld anzufangen! Mir wäre lieber, wir würden es nicht brauchen oder hätten ein Grundeinkommen oder was weiß ich! Ich hatte in meinem letzten Job 2000 Brutto, 1400 Netto und das ging bei bescheidenem Lebensstil mit zum Glück eher geringer Miete (umziehen kommt dabei schwer in Frage aktuell, aber ich werde risikobereiter). Da konnte ich zurücklegen. Mein alter Job galt als krisensicher; seit der Pandemie bin ich da sehr ängstlich geworden. Und die Inflation macht es jetzt noch schlimmer, weil ich sehe: Was ein hohes Gehalt ist, ist halt auch eher relativ. Die einzigen, die noch einigermaßen über die Runden kommen, sind meine verbeamteten Ex-Freunde. Einer meiner Freunde ist im Handwerk und hat sich seine Rentenauskunft neulich zuschicken lassen; er kommt nur auf knapp über 1000 Euro im Monat. Inflation in drei Jahrzehnten oder so (er ist jetzt zweiundvierzig) nicht einkalkuliert. Da wird einem schlecht.
Nein, ich will hier eigentlich nicht alles zerreden, was ihr mir vorschlagt. Es gibt für mich nur eine sehr klare Verbindung zwischen meiner Psyche und der harten Realität dort draußen. In Armut ist man unglücklich. Punkt Ende. Wenn mir jemand erklären kann, wie man das ändert, bin ich sehr aufmerksam. Zumal noch dann, wen das halbe Umfeld sich etwas aufbaut.
Jedenfalls wie zu erwarten viel heisse Luft. Dass du deine Eltern ausnutzt, statt dir was zu suchen, finde ich den Hammer. Dann arbeite halt mal eine Zeit möglicherweise im Niedriglohnbereich, aber liege deinen Eltern nicht auf der Tasche.
Das stimmt so nur halb. Meine Eltern und ich haben ein sehr gutes Verhältnis und exakt diesen Punkt schon sehr oft thematisiert. Ich habe ein äußerst schlechtes Gewissen exakt deswegen, glaube mir das bitte. Zugleich wissen meine Eltern um all die Gefühle und Gedanken in diesem Thread hier - sie kennen mich ja lange und gut genug. Ihnen liegt mein Glück am Herzen, umgekehrt ebenso. Leider ist das gerade ein gewisses Problem. Wir leben in einer Zeit großer Krisen. Es gibt, das weiß ich, Menschen, denen geht es nochmal viel schlechter als mir (aktuell etwa in der Ukraine). Da sein Glück zu finden, ist nicht ganz leicht.
Dennoch versuche ich es. Man hat nur ein Leben.