Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Berufsstart/ arbeitslose Akademiker

Seelenwanderin

Neues Mitglied
Hallo ihr Lieben,

ich komme frisch von der Uni und starte nun mit Mitte 20 und einem erfolgreich abgeschlossenen Master (Geisteswissenschaften) ins Berufsleben, eigentlich ein Grund zur Freude. ;-) Naja, wäre da nur nicht der schwierige Berufseinstieg, auf den ich mich seit Jahren natürlich auch mental etwas vorbereitet habe...

Da ich nun schon seit 2 Monaten bundesweit leider bisher erfolglos auf Jobsuche bin (nur 1 Einladung zum Vorstellungsgespräch bei min. 30 Bewerbungen, hab sie nicht gezählt^^), wollte ich mich gern einmal mit anderen Berufseinsteigern austauschen. Wie geht ihr mit der Situation um, haltet euch geistig fit, bildet euch weiter? Habt ihr noch Bewerbungstipps auf Lager, die sich recht gut bewiesen haben?

Morgen ist bei mir der Tag X gekommen, an dem ich ... es kommt nur schwer über Finger beim tippen... erstmal Hartz4 beantragen werde. Wie läuft/lief es bei euch und habt ihr danach noch zusätzliche Praktika gemacht?

Vielleicht ist ja jmd. in einer ähnlichen Situation und möchte sich gern mit mir austauschen, würde mich freuen.

LG, Seelenwanderin
 

Anonym

Registrierter Nutzer, anonym
Mit Geisteswissenschaften hast du ein Fach studiert, in dem man extrem schlecht Arbeit bekommt.
Ich würde mich anstatt zu warten eher für eine neue Ausbildung bewerben/ein Fernstudium oder neues Studium anschließen.
 

Nagelring

Aktives Mitglied
Hallo!

Mit Geisteswissenschaften hast du ein Fach studiert, in dem man extrem schlecht Arbeit bekommt.
Ich würde mich anstatt zu warten eher für eine neue Ausbildung bewerben/ein Fernstudium oder neues Studium anschließen.
Diese Pauschalverurteilung ist wahrscheinlich der Grund, warum die TE etwas länger warten wird müssen, bis sie eine Anstellung findet, weil sie derart verbreitet ist.
Geisteswissenschaften umfassen ein breites Feld an Fachgebieten, von der Interkulturellen Kommunikation, über Kommunikationswissenschaften, Sprachwissenschaften, Geschichtswissenschaften und Politikwissenschaft bis hin zu den sozialwissenschaftlichen Bereichen.
In den Geisteswissenschaften ist es das primäre Ziel, den kritischen Umgang mit Quellen zu erlernen, diese zu finden, kritisch zu bewerten und aus ihnen Hypothesen abzuleiten.
Die Methoden unterscheiden sich da je nach Fachbereich, ihre Ziele sind jedoch immer dieselben: das kritische Denken zu fördern und den Studenten dazu zu ermächtigen, sich eigenständig Überblick über komplexe Themenbereiche zu verschaffen.
Ein Historiker findet seine Quellen in den Bibliotheken, eine Soziologin findet ihre Quellen in der Bevölkerung (durch Umfragen, etc.), der Politikwissenschaftler im Parlament.

Wer sich ernsthaft fragt, wo diese Kompetenz gebraucht wird, muss darüber im Klaren werden, dass die Berufswelt nicht nur aus Handwerkern und Ingenieuren besteht:
Überall wo ein Produkt hergestellt wird, muss dieses gestaltet, vermarktet und verwaltet werden.
So könnte der Historiker in der technischen Dokumentation arbeiten, ein essentieller Bestandteil im Produktionsprozess, oder in der medizinischen Dokumentation, in welcher Fallstudien aufgezeichnet werden. Seine Fähigkeiten im Quellenstudium und -vergleich sind ihm hier in jedem Fall sehr hilfreich.
Die Soziologin könnte Marktforschung für ein Unternehmen betreiben, oder im Vertrieb die entsprechenden Produkte selbst bewerben. Ihre Fähigkeit zur statistischen Auswertung größerer Datenmengen ist essentiell im Marketing.
Der Kommunikationswissenschaftler könnte als Social Media Manager für ein Unternehmen die PR-Strategie im Internet bestimmen und damit einen wesentlichen Einfluss auf den Erfolg des Unternehmens haben.

Diese Liste an Beispielen lässt sich unendlich fortsetzen, dennoch schlagen Geisteswissenschaftlern ununterbrochen unqualifizierte Voruteile entgegen, die vermutlich auf mangelnde Vorstellungskraft desjenigen zurückzuführen sind.

@TE: Lass dich von diesen Vorurteilen nicht von deinem Ziel abbringen, sondern lege in deinen Bewerbungen den Fokus auf genau diese Fertigkeiten. Sie zu erwerben hast du sicher viel Zeit investiert, die auf keinen Fall verschwendet war.
Im Kontakt mit den Personalabteilungen wird dir vermutlich derselbe herablassende Ton in der Bewertung deiner Fähigkeiten begegnen, wie das im obigen Post geschehen ist. Begegne ihm damit, dass du konkrete Beispiele für deine Fertigkeiten gibst und dein Profil schärfer zeichnest.
Wenn du etwa mit Programmen (z.B. SPSS o.ä.) gearbeitet hast, nenne deine Projekte konkret und biete evtl. Arbeitsproben an.
Lasse deine Bewerbungsunterlagen von Externen überprüfen, wie etwa Bekannten und dem Arbeitsamt. Es gibt zur Gestaltung von Bewerbungsunterlagen auch Ratgeber, die du sicher auch in deiner Stadt- oder Uni-Bibliothek entleihen kannst, wenn du kein Geld investieren möchtest.
Traue dich auch, Initiativbewerbungen zu verfassen und evtl. in der Personalabteilung eines potentiell interessanten Arbeitgebers anzurufen und so Kontakt aufzunehmen. Stelle dich dabei kurz vor und erläutere dein Anliegen. In etwa so:
"Hallo, mein Name ist [...], ich würde mich Ihnen gerne vorstellen, hätten Sie etwas Zeit für mich?"
Wenn nicht, dann:
"In Ordnung, kann ich Sie am nächsten [...] etwa um [...] Uhr noch einmal kontaktieren? Würde Ihnen das besser passen?"
Und so weiter. Wichtig ist dabei, konkrete Terminvorschläge zu nennen und Informationen zu deiner Person und deinem Anliegen knapp zu halten.

Auch, wenn diese Anrufe sicher nicht hunderprozentig Erfolg versprechen, siehe sie als Chance, deine Kompetenzen im Umgang mit Kunden und Mitarbeitern zu stärken. Kunde, weil du in deiner Situation deine eigene Arbeitskraft vermarkten musst.

Der Einstieg ins Berufsleben ist für viele junge Menschen mühsam, ich selbst habe einige Bekannte, bei denen dieser Einstieg sehr lange gedauert hat. Nichtsdestoweniger sind deine Chancen als Akademiker gut und je konkreter deine Vorstellungen von deinem Beruf sind, desto eher wirst du auch einen Beruf finden, der nicht nur Geld, sondern auch eine erfüllende Beschäftigung verspricht.


Viel Glück!
Nagelring
 

Anonym

Registrierter Nutzer, anonym
Wenn die Vorurteile nicht berechtigt wären, wäre sie nicht bereits in diesem Zeitraum arbeitslos.
Man darf sich auch nichts vormachen.
Wenn man über 1 Jahr keine Stelle bekommt, dann wird man langsam unattraktiv für den Arbeitsmarkt und viele Arbeitgeber denken, dass du nicht mehr up to date bist. Zeitgleich stehen die Arbeitnehmer Schlange.
Ich würde jetzt noch 10 Monate probieren und mich dann für eine Ausbildung/neues Studium bewerben.
 

Nagelring

Aktives Mitglied
Hallo!

Die TE mit solchem Unsinn einzuschüchtern, hilft ihr Null weiter.
Vorurteile sind grundsätzlich niemals berechtigt, weil sie verallgemeinern, was sich nicht verallgemeinern lässt.

Jeder Akademiker, den ich kenne, der nicht gerade ein Duales Studium gemacht hat (mit dem man sich ja auch dazu verpflichtet, eine gewiss Zeit beim Unternehmen zu bleiben), hat zwischen 6 und 12 Monaten gesucht, unabhängig vom Fachbereich.
Geisteswissenschaftler haben es allgemein schwerer, weil die Vorurteile tief sitzen, aber jeder Akademiker, den ich kenne (also eigentlich mein gesamter Freundeskreis) hat einen Job gefunden.

Just my 2 cents
Nagelring
 
Zuletzt bearbeitet:

Darknessgirl

Aktives Mitglied
Bewirbst du dich auf gezielt ausgeschriebene Stellen oder auch initiativ und auf artverwandte Berufe? Eventuell hilft es auch, Homepages von Unternehmen durchzuschauen und dort Kontakte zu knüpfen oder über Jobmessen zu gehen. Manche Unis bieten auch ein Alumni-Netzwerk an, das bei der Stellensuche behilflich sein kann.

Hast du Praktika absolviert, vielleicht ergibt sich da noch ein Kontakt? Bevor du gar nichts machst, ist ein Praktikum sicher möglich, vielleicht auch, um irgendwo den Fuß in die Tür zu bekommen.

Für einen genaueren Rat müsste man wissen, welche Art Geisteswissenschaften du studierst hast, denn das Feld ist ja doch ziemlich breit.
 

Anonym

Registrierter Nutzer, anonym
Auch auf die Gefahr hin, dass hier der Shitstorm losgeht, aber nur weil jemand entferntes nach einem Jahr eine Stelle im geisteswissenschaftlichen Fach hatte, heißt das nicht, dass es der TE auch so gehen wird.

Es ist und bleibt ein geisteswissenschaftliches Fach und da sind die Aussichten nun einmal nicht prickelnd.
Das heißt nicht, dass man den Kopf in den Sand stecken sollte, aber man darf sich die Welt auch nicht rosa malen.
Ich würde mich weiter bewerben, aber mir einen Plan B und C überlegen.
 

LW84

Aktives Mitglied
Hallo Seelenwandlerin,

die Situation kenne ich. Zwar etwas anders und wahrscheinlich war und ist die Lage bei mir wohl noch schlechter, wegen dem Alter und so. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich heute wahrscheinlich etwas anderes studieren. Der Arbeitsmarkt in dem Bereich - wobei es da ja viele gibt - ist insgesamt ziemlich prekär, gerade im Vergleich zu anderen Feldern. Um ehrlich zu sein halte ich den für den schwierigsten überhaupt. Darauf musst du dich einfach gefasst machen. HartzIV ist keine Schande, das geht nach dem Studium halt nicht anders. Unangenehm könnten allerdings die Zwangsbewerbungen werden. So um die 30 Bewerbungen sind in der Branche übrigens auch eher wenig. Wobei ich natürlich weiß, dass schon das ziemlich frustrierend sein kann.

Alternative wären evt. die schon angesprochenen Praktika oder auch ein Volontariat. Das wird etwa im Journalismus, in Museen und wissenschaftlichen Einrichtungen angeboten. In einigen Bereichen gilt es nach wie vor als Berufseinstieg. Ein Zweitstudium würde in deinem Alter wohl auch noch in Betracht kommen, allerdings stellt sich da natürlich die Finanzierungsfrage. Irgendwann wird sich eine Option ergeben, so war es bei mir nach dem Studium und längerer Arbeitslosigkeit - und da war ich schon fast vollkommen verzweifelt. Und ich sag´ mal so: Wenn wir nur noch MINT-Leute und die noch überflüssigeren BWL-Leuchten haben, wird es halt bald keine geistig anregenden Medienangebote, keine Musik- und Kulturbranche, keine Ausstellungen, keine Kunst, kein gar nichts mehr geben. Spätestens dann wird man "klassischen" Geisteswissenschaftlern Jobangebote machen wie heute ITlern oder so. Wünsche auf jeden Fall viel Glück und Kraft!
 

Anzeige (6)

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben