Da kommen wir der Sache doch schon näher. Dass du dich anderen Menschen bzw. Vorgesetzten nicht anbiedern und Karriere über alles stellen möchtest, ist jedenfalls eher ein Zeichen für deinen jetzigen Studiengang.Karriere steht nicht im Vordergrund, ich will nicht gegen andere Menschen ankämpfen müssen und dem Vorgesetzten in den A**** kriechen. Ich will aber vielleicht auch mal Familie und zumindest leben können. Und aus dem Studium habe ich eigentlich erwartet, dass ich bisschen mehr als bei einer Ausbildung verdiene und alleine durch den akademischen Grad diverse andere Möglichkeiten habe. Denn es ist ja bei uns leider so das man diverse Posten nur einnehmen kann, wenn man einen Uni-Abschluss hat.
Mit den akademischen Würden ist das heute allerdings so eine Sache, die auch wieder mit der Neoliberalisierung zusammenhängt: Die Hochschulen und Unis werden mehr und mehr zu Formalabschluss-Vergabestellen. Zuvor ist schon das Abitur die neue Hauptschule, auch wenn heutige Abiturienten offenbar massenhaft durch Auswahltests für Deutsch und Allgemeinwissen fallen. Diese Entwicklungen werden momentan ja auch schon diskutiert... Nur weil du dann einen Bachelor oder Master hast, stehst du heute jedenfalls nicht mehr gravierend besser da. Vor 20, 30 Jahren war das sicher noch anders. Zu jener Zeit hatte jeder, der mal eine Hochschule von innen gesehen hatte, einen festen, meist gut entlohnten Arbeitsplatz. Selbst mit einer Ausbildung waren Autos, Haus, Urlaube drin. Heute ist das alles sehr viel prekärer - und genau deshalb sollte man die Verhältnisse hinterfragen, weil das müsste ja nicht so sein.
Das kann dir niemand mit abschließender Sicherheit beantworten. Der Arbeitsmarkt könnte sich auch wieder zugunsten der Geisteswissenschaften drehen. Ohne Master ist es in dem Bereich aber leider meistens sowieso ziemlich schwierig.Sind meine Vorstellungen realitätsfern? Ich habe ja keine Ahnung von der Welt, ich weiß nicht wie der Arbeitsmarkt aussieht und wie wirklich genau die Chancen meines Bachelors auf dem Arbeitsmarkt aussehen werden(Falls ich nicht wieder wechsle... 🙁 )
Ja und nein. Das System ist natürlich Unsinn, weil auch die akademischen Abschlüsse systematisch entwertet werden. Heute studieren viele, die vor 20 Jahren noch eine Ausbildung gemacht und da wahrscheinlich auch tauglicher gewesen wären. Bei den Barrieren geht es nicht primär um Bildung, weil Auswendiglernen für einen Formalabschluss ist nicht Bildung. Genau das passiert heute aber an vielen Hochschulen seit Bachelor / Master und beim Abitur sowieso. Es geht vor allem um soziale Auslese, dazu gibt es diverse Studien.Allgemein finde ich unser System blöd, früher konnte man noch mit einer Ausbildung auf hohe Posten. Heute werden künstliche Barrieren gebildet (Bildung). Zuman, um ehrlich zu sein, die ganze Bildung für die Berufe die man dann ausübt nicht einmal gebraucht wird. So machen z.b Hausärzte und diverse andere Ärzte überhaupt nichts. Wissen kaum was über ihren Beruf und könnte meinen, dass man sie durch Google ersetzen sollte. Es gibt aber natürlich auch Ärzte, wie Chirurgen, die ich respektiere. Sogar Grundschullehrer brauchen heutzutage ein Studium, weiß der Geier warum. Ich finde z.B Grundschule und Realschullehrer kann jeder sein. Wie dem auch sei, was ich damit sagen will ist, dass man in Deutschland sehr viele Qualifikationen braucht, die nichts mit dem Job zu tun haben.
Lehrer kann allerdings nicht jeder, weil man dazu neben fachlichen auch didaktische Fähigkeiten benötigt. Genau solche, und viele andere, lernt man in einem Lehramtsstudium. Gerade für Grundschulen ist eine gute Lehrerausbildung enorm wichtig, weil hier noch spezielle psychologisch-pädagogische Kenntnisse benötigt werden. Wie gut oder schlecht die jeweiligen Lehrkräfte dann sind, hängt natürlich von den Personen selbst ab.
Eine neoliberale Wirtschaftsordnung basiert genrell auf einem Überangebot an Arbeitskräften, denn nur so lassen sich Löhne drücken und Forderungen von ArbeitnehmerInnen einschränken. Deshalb ist auch der berühmte "Fachkräftemangel" ein Märchen. Dass man all die BWL-Leuchten nicht braucht, zeigt schon der Zustand von Wirtschaft und Gesellschaft. Aber das sind eben genau die Leute, die die neoliberalen Vorgaben umsetzen (sollen).Ich kann im 3. Semester Wirtschaftswissenschaften irgendwie dazu wählen, inwiefern das was bringt weiß ich auch nicht, studiert ja so gut wie jeder bwl. Ich frage mich auch wie es sein kann, dass der Markt nicht langsam gesättigt ist. Kann ja nicht jeder ein Geschäft führen oder so.
Vielleicht hast du ja auch schon davon gehört, dass man im Handwerk und Pflegeberufen dringend Auszubildende sucht und so mancher Schreinermeister (?) teilweise sicher mehr verdient, als der 150.000 BWL-Bachelor mit Sachbearbeiterstelle. Vielleicht wäre das ja auch noch eine Option, zumal man Pflegeberufe auch schon studieren kann und ein Meisterabschluss wie ein Bachelor- oder sogar Master-Abschluss behandelt wird.
Zuletzt bearbeitet: