Ein Vorbild für eine zwar nicht perfekte, aber ziemlich gute Gesellschaftsform gibt es, nämlich in der Star Trek-Serie. Eine Welt, in der niemand hungern muß, weil Grundbedürfnisse wie Essen und auch Kleidung per Replikator gedeckt werden, einem Gerät, das organischen Dreck beliebiger Herkunft in vorprogrammierte Molekülverbindungen wie eben Lebensmittel oder Kleidungsstoffe umwandelt.
Auch die Medizin ist hoch entwickelt (Analysegerät: der berühmte Tricorder), Bildungspflicht gilt für alle Kinder weltweit und wird mit allen technischen Schikanen umgesetzt (Lernen per Internet, Lehrersimulationen wenn keine echten Lehrer vor Ort sind), außerdem gibt es garantierten und kostenlosen Mindestwohnraum für jeden (10-Quadratmeter-Mini-Appartments mit Naßzelle), nur wer mehr als das will, muß Leistung als Gegenwert nachweisen. Geld wird nicht benutzt, obwohl das Prinzip bekannt ist, aber selbstverständlich findet ständiger Austausch (also Tausch) statt, Arbeitsleistung gegen Waren und so weiter, jeder gibt was er kann, und das in Zeiten bestmöglicher Bildung bei jedem ziemlich viel.
So eine Welt wäre zweifellos die Idealvorstellung und das absolute Paradies für alle unsere heutigen (Möchtegern-) Müßiggänger, die sich, wenn man sie dorthin verpflanzen täte, unter solchen Bedingungen vermutlich mit Bierflasche und/oder Gitarre in der Hand den ganzen Tag vor die Tür ihres 10-m²-Appartments setzen, dem Lauf der Welt zuschauen und Gott einen guten Mann sein lassen würden.
Da allerdings in dieser SF-Welt die Neigungen der Kinder frühzeitig geprüft und gefördert werden, unabhängig ihrer Ausprägung und ganz anders als in unserem uniformen Schulsystem, das nur für wenige wirklich geeignet ist und viele Versager produziert, auch weil es die ganzen anderen Fehler unserer existierenden Gesellschaft nicht korrigieren kann und will, ist in dieser Zeit die Leistungsmentalität eine ganz andere, man leistet nicht, weil man aus Geldnot oder von der Verwandtschaft oder einem ominösen "System" dazu gezwungen wird oder weil man protzen will und muß (in einer Gesellschaft, die auch von Protz und Angeberei lebt - mein Haus, mein Auto, mein Supertalent etc.), sondern weil man das tun kann, woran man Spaß hat, und weil man einfach gut sein will bei dem, was man tut. Persönlichen Ehrgeiz gibt es in dieser SF-Welt immer noch, aber es ist eben ein freiwilliger, hinter dem nur der Druck steht, den man sich selbst macht.
Da allerdings niemand zur Arbeit gezwungen ist oder wird, gibt es auch bedeutend mehr Freiheiten, der ehrenamtliche und Nothilfe-Bereich ist sehr viel mehr ausgeprägt. Wenn irgendwo Not am Mann ist, selbst in (heute) minderwertig betrachteten Tätigkeiten, finden sich deshalb sehr schnell sehr große Mengen an freiwilligen Helfern, die das Problem in Gemeinschaftsarbeit in Nullkommanix bereinigen. Angenommen, in der Star-Trek-Welt fällt irgendwo die automatische Straßenreinigung aus - Rundruf genügt, und nach einer halben Stunde steht eine ganze Truppe Freiwilliger mit Besen bereit. Die das freiwillig machen, weil es etwas ist, was in ihrer Welt eben nicht jeden Tag passiert und man zweifellos Spaß dabei haben kann, mal selber für ein paar Stunden den Besen zu schwingen, statt das einen Roboter machen zu lassen. -- Ungefähr so läuft das ab in dieser SF-Welt, Begeisterung statt Zwang.
-- Und da das Prinzip jetzt bekannt ist, dank Fernsehen - spricht eigentlich nichts dagegen, zumindest einige Grundprinzipien daraus zu übernehmen, zuerst landes- und dann weltweit, die Trekkies in aller Welt würden laut Zustimmung klatschen und mitmachen. Im Thread BGE habe ich ja schon mal erwähnt, daß ein BGE, das im wesentlichen aus Sachleistungen, die Grundbedürfnisse abdecken - nämlich Nahrung (egal ob normal oder Replikator
) und die oben erwähnten Mini-Appartments - besteht, für mich akzeptabel wäre. Was natürlich sofort geradezu entrüstet zurückgewiesen wurde, weil diese Form von BGE angeblich die persönliche Entscheidungsfreiheit einschränken würde. Die (staatsgepamperten und auch sonst chronisch verwöhnten deutschen) Befürworter von BGE denken nämlich dabei grundsätzlich an Geld bar auf die Kralle zum sofortigen Ausgeben nach eigenem Gusto, egal ob für Miete, Auto oder Schnaps, eine vom Staat miet- und bedingungsfrei gestellte, jedoch unverkäufliche (da kein Privatbesitz) Wohnung läßt sich aber nicht zu Geld machen - und ist deshalb unakzeptabel, basta.
Aber man stelle sich vor, man würde das gleiche Prinzip in Indien, China, USA oder anderswo einführen, da würde ein ziemlich großer Teil der Bevölkerung (von den bereits Schwerreichen abgesehen) sofort drauf anspringen, weil es für die eine massive Verbesserung der Lebensverhältnisse darstellen würde.
Und -- wäre das nicht wünschenswert, Lebensverhältnisse, die "mindestens" täglich Nahrung und ein Dach über dem Kopf beinhalten - in einer Welt, in der Millionen Menschen nicht einmal das haben?