Sodele"...einen interessanten Artikel habe ich online ausfindig gemacht, den stelle ich aber nicht insgesamt ein, weil er schon ein bisschen lang ist, aber wen er insgesamt interessiert, bitte:
http://www.zeit.de/2016/15/islamismu...at-ednan-aslan
Diesen Artikel halte ich für diskussionswürdig.
Islamismus: "Radikale Willkommenskultur"
Ein Gespräch mit dem Religionspädagogen Ednan Aslan über die theologischen Hintergründe des islamistischen Terrors
Von Evelyn Finger
DIE ZEIT Nr. 15/2016, 31. März 2016
Aslan: Nicht nur Christen, sondern alle freiheitsliebenden Menschen gehören in der dschihadistischen Theologie zum selben Feindbild. Wer sie angreift, dient dem "wahren" Islam. Das war auch entscheidend für die Ermordung eines jordanischen Piloten durch den "Islamischen Staat". Er wurde bei lebendigem Leib verbrannt.
ZEIT: Dass Rache gerecht sei, ist ein altes religiöses Motiv. Auch das Alte Testament kennt einen rachsüchtigen Gott. Doch wieso sind heute junge Islamisten bereit, für Allah zu sterben – zuletzt bei den Anschlägen in Brüssel?
Aslan: Die Gründe mögen bei jedem Einzelnen verschieden sein, aber ich als Theologe kann Ihnen nur sagen: Auch im heutigen Islam wird Märtyrertum noch als ein vollendeter Handel mit Gott betrachtet. Für Gott zu sterben, so predigen es auch Europas Imame, sei die höchste Hingabe, die ein gläubiger Mensch erbringen kann. Das Märtyrertum gilt als Wert an sich, auch bei denen, die überhaupt nicht gewaltbereit sind. Wer als Märtyrer stirbt, dem werden alle seine Sünden vergeben. – So eine Aussage fällt bei uns in keiner Moschee auf. Und die islamische Theologie stellt solche Lehren nicht infrage. Da können sich auch militante Islamisten willkommen fühlen.
ZEIT: Bitte einen Beleg!
Aslan: Gerade wurde bekannt, dass in einer Broschüre der türkischen Religionsbehörde Diyanet schon Kindern das Märtyrertum nahegebracht wird. Die Diyanet ist als türkisch-islamischer Dachverband auch in Deutschland und Österreich die einflussreichste Organisation für Muslime. In einem von ihr veröffentlichten Comic diskutiert ein Vater mit seinen Kindern, warum es gut ist, als Märtyrer zu sterben. Seine Tochter beklagt sich, dass sie als Mädchen von dieser Ehre ausgeschlossen bleibt. Daraufhin erklärt ihr der Vater, was der Prophet sagt: Wer die Absicht zum Martyrium habe, werde auch wie die Märtyrer von Sünden befreit, er fühle den Schmerz des Todes nicht.
ZEIT: Glauben Sie, dass das irgendeinen liberalen Muslim in Westeuropa beeindruckt?
Aslan: Ich glaube schon, dass es Folgen hat, wenn von Imamen gelehrt wird: Ein Märtyrer, der das Paradies sieht, wird davon so begeistert sein, dass er noch mehrmals zurückkehren will ins Leben, um abermals als Märtyrer zu sterben. So etwas hören Sie nicht nur in Rakka, sondern auch in Ankara.
ZEIT: Aber in Westeuropa?
Aslan: Dort gibt es dieselben islamischen Lehrbücher. An der Universität Wien haben wir im Auftrag von Integrationsminister Sebastian Kurz untersucht, was in islamischen Kindergärten gelehrt wird. Das Ergebnis war alarmierend. Wie wollen wir den Islamismus bekämpfen, wenn wir nicht in der Lage sind, unsere Kinder zu motivieren, religiöse Wahrheiten auch anzuzweifeln?
ZEIT: Trotzdem scheint die große Mehrheit der Muslime nicht bereit, in einen Dschihad zu ziehen oder gar zu Selbstmordattentätern zu werden. Ist der Koran wirklich die Gefahr?
"Kein Imam wird die Gründung eines islamischen Staates theologisch ablehnen"
Aslan: Ja, wenn wir Theologen die Bedeutung des Korans für den heutigen Islam nicht neu definieren. Dann werden wir fundamentalistischen Interpreten nichts entgegensetzen können. Uns fehlt dann einfach die religiöse Kompetenz, in Freiheit unsere eigene Tradition kritisch zu reflektieren. Wir haben aber eine Verantwortung im freien Europa, das zu tun. Ich gebe Ihnen noch ein Beispiel: Die höchste Autorität innerhalb der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich ist ein Mufti, der Lehrbücher für den landesweiten Religionsunterricht begutachtet, aber auch Milli Görüş in Deutschland berät und Mitglied der europäischen Fatwa-Kommission ist. Er sagt: Der Dschihad ist ein Angriffskrieg gegen die Feinde des Islams, und wer seine Feinde schwächt durch Märtyrertum, verdient das Paradies.
ZEIT: Muslimische Verbände auch in Deutschland distanzieren sich immer wieder von den Untaten des "Islamischen Staates". Der IS sei eine Pervertierung ihrer Religion.
Aslan: Die theologischen Grundlagen des IS und die Lehre der allgemein anerkannten islamischen Theologen unterscheiden sich in zentralen Punkten kaum voneinander.
ZEIT: Kann der Rechtsstaat die Verbreitung von islamistischem Gedankengut verhindern?
Aslan: Gedanken kann man weder auslöschen noch verbieten. Man muss sie durch neues Denken ändern. Nur wenn die europäischen Muslime ihre Religion in der Aufklärungstradition kritisch hinterfragen, hat der Islam hier eine Zukunft. Sonst haben die Muslime ihre Zukunft schon verloren.
ZEIT: Welcher Islam passt zu Europa?
Aslan: Diese Frage ist überflüssig. Die Muslime sind da. Wir müssen den Islam europäisch prägen. Gemeinsam. Nicht nur in der Not und aus der Not heraus. Wir müssen daran arbeiten, dass wir nicht Gotteswisser, sondern Gottessucher werden.