AW: Sexueller Missbrauch der Tochter - oder doch nicht? Wie gehen Mütter damit um?
Im Fokus müssen die Kinder stehen, da diese noch nicht erwachsen sind und der Obhut bedürfen. Es ist wichtig, daß ihnen Schutz und Sicherheit gegeben wird. Beide Mädchen benötigen unabhängig von einander psychologische Unterstützung.
Es erscheint mir nicht gut, daß Dein Mann weiterhin in der Wohnung ein und aus geht. Es ist auch unhaltbar, daß die Kinder Schreierei, extreme Gefühlsschwankungen und -ausbrüche, besoffenes Autofahren etc. mitbekommen. (Und glaub nur nicht, die bekämen das nicht mit...) Er soll sich zurückziehen. Aber nicht aus Verletzung und Wut, sondern um die Kinder zu schützen und zur Ruhe kommen zu lassen. Das muß kein Tateingeständnis sein, sondern kann auch einfach zur Distanzschaffung dienen und um in Ruhe den Sachverhalt klären zu können.
Ich finde es nicht gut, daß die Tochter quasi ausgelagert wurde, statt des Vaters.
Wenn die ältere Tochter mißbraucht wurde, wird sie jetzt nach der Offenbarung extrem schutzbedürftig sein. Sie wird Angst vor Rache haben, Angst vor Vernehmungen, Angst, daß ihr nicht geglaubt wird, Angst vor dem was sie jahrelang vermutlich abgespalten hat und was jetzt hochkommt. Vermutlich macht sie sich auch Vorwürfe, daß sie Schuld ist, daß die Familie auseinanderbricht und die Mutter verzweifelt. Ich halte es daher für eine denkbar schlechte Lösung, wenn die Tochter allein in einer leerstehenden Wohnung im Haus wohnt. Da stimme ich mit der psychologischen Beratungsstelle absolut überein.
Liebe TE, Du stehst jetzt in der Verantwortung für Deine Kinder. Deine Lebenssituation ändert sich komplett. Vielleicht nur vorübergehend, aber ich denke eher dauerhaft. Ihr werdet jetzt eine Zeit überbrücken müssen, in der alle etwas Distanz vom Vater und Ruhe brauchen. Die Kinder brauchen ein Gefühl der Beständigkeit und Fürsorge. Du wirst deine Mädchen in der nächsten Zeit sehr gut behüten müssen.
Bitte unternimm alles, damit Deine ältere Tochter so schnell wie möglich psychologische Unterstützung bekommt. Ganz wichtig ist auch, daß die jüngere Tochter vorgestellt wird. Aus Sicht dieses Kindes, muß es womöglich schweigen, um die Mutter nicht noch mehr zu verletzen. Ich glaube nicht, daß sie sich Dir anvertrauen würde, wenn der Vater sich ihr auch so genähert hätte. Deshalb braucht es dringend einen sachkundigen Dritten als Profi.
Zuletzt kommt Dein Leid. Auch Du solltest Dir Hilfe und Unterstützung holen. Du bist viel zu verstrickt in Deine Gefühlswelt. Das schaffst Du sonst allein nicht.
Für Deinen Mann ist die Situation egal ob Täter oder nicht auch ungeheuer schmerzhaft, aber er ist erwachsen. Er ist für sich selbst verantwortlich und muß sich selbst die nötige Hilfe und Unterstützung suchen. Das kann im Moment keiner von Euch anderen drei Familienmitgliedern leisten.
Was das Finanzielle angeht: Dein Mann wird Trennungsunterhalt zahlen müssen. Da das Geld vermutlich knapp wird und Du über einen Wegzug nachdenkst, aber noch nicht klar ist, ob die Familie wirklich endgültig zerbrechen wird, würde ich über eine Vermietung des Hauses nachdenken. Zumindest würde ich über eine Vermietung der Einliegerwohnung nachdenken, da ich es sowieso nicht sinnvoll halte, daß Deine Tochter in der jetzigen Situation dort unbeaufsichtigt lebt.
Liebe TE, ich kann mir vorstellen, daß Dein Kopf schwirrt. Aber aktuell gilt es kühlen Kopf zu bewahren und einen Schritt nach dem anderen zu regeln. Als allererstes muß das der Auszug des Vaters sein. Distanz erscheint mir für alle Beteiligten im Moment wichtig. Als zweites psychologische Unterstützung. Und dann erst kommen die nächsten Schritte. Die Klärung des Sachverhaltes wird danach in Angriff zu nehmen sein.