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Ist Einsamkeit ein Problem?

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Hallo, Virginia,

Ich verstehe „Nähe zu mir selbst“ als ein kritisches Beobachten meiner Gefühle in unterschiedlichen Situationen. Unter kritischer Beobachtung meiner Gefühle verstehe ich, dass ich meine Gefühle wahrnehme und gedanklich dazu Stellung nehme.

Nein, ich verstehe etwas ganz anderes darunter. Es ist eine bestimmte Art von Selbstgefühl. Das hat mit Beobachten von Gefühlen nichts zu tun. Beobachte ich meine Gefühle, bin ich ja von von ihnen distanziert. Es hat eigentlich überhaupt nichts damit zu tun, ob ich meine Gefühle beobachte oder wie ich zu ihnen gedanklich Stellung nehme. Das kann ich mit und ohne Nähe zu mir selbst tun. Es ist ein Gefühl von Ganzheit in sich selbst. In dieser Ganzheit kann ich zwar alleine sein, aber ich fühle mich damit nicht einsam. Es ist ja jemand da: nämlich ich selbst (oder wenn du willst, mein Selbst, dem ich nahe bin). Ist schwer zu beschreiben, weil man es fühlen muss, mit Worten kann man das kaum ausdrücken.


Nur bei Deinem Beitrag verstehe ich nicht so richtig die Verbindung von Einsamkeit und Misstrauen.

LG, Nordrheiner

Nein, nicht die Verbindung von Einsamkeit und Misstrauen wollte ich ausdrücken. Aber mir ist auf einmal klar geworden, wie sich Luca fühlen muss, wenn er in dieser Getrenntheit von sich selbst lebt und ich ihm zu nahe gekommen bin. Die natürlichste Reaktion, wenn man sich mit solchen Dingen nicht beschäftigt, ist da wohl Panik und Angst. Da könnte ja viel zu viel hochkommen, das er nicht sehen oder fühlen will. Das war die Verbindung zwischen meinen Postings, nicht die Verbindung zwischen Einsamkeit und Misstrauen.

Obwohl - irgendwie stimmt ja auch das ein wenig. Wer getrennt von sich selbst ist, hat auch noch kein Vertrauen zu sich selbst gefunden. Er ist misstrauisch sich selbst gegenüber - und zwangsläufig auch gegenüber anderen, weil ihm die innere Sicherheit fehlt, dass alles, was aus ihm kommt, seine Berechtigung hat. Er hat kein Verständnis für sich selbst auf tieferer Ebene, konnte seine alten Verletzungen noch nicht integrieren. Und sieht sie daher als Bedrohung aus seinem Inneren an, die er nicht versteht.

LG
V.
 
Virginia, vielen Dank für deinen schönen und reflektierten Beitrag. Meine Hochchtung.

Danke, Tsunami. 🙂
Die größten Entwicklungen, die ich hatte, wurden immer durch sehr heftig Lebenskrisen ausgelöst. Also im Grunde durch Leidensdruck. Und da ich aufgrund meiner Gefühlsintensität diesen Leidensdruck weder negieren noch wegschieben konnte (er hat mich praktisch umgehauen), war er letztlich größer als die Angst, der ich mich dann irgendwann gestellt habe, weil ich so nicht mehr weiter konnte.

Heute weiß ich, wie tragisch es eigentlich ist, wenn man vor der Angst wieder umkehrt. Man tut sich selbst keinen Gefallen damit, weil man ewig im Alten verbleibt. Es ist so schön, wenn man anfängt, sich selber zu spüren, lebendig wird - und all dieser Mist, der darüber lag, endlich weg ist. Aber ich denke, bevor man das nicht zumindest ein einziges Mal bewusst erlebt hat, ist es fast unvorstellbar, dass aus so großen Ängsten etwas Gutes entstehen könnte, wenn man sie zulässt und die Verbindung zu alten Gefühlen spürt. Sie werden daher mit allen Mitteln bekämpft. Hab ich ja auch getan.

Dabei ist es halb so wild, wenn man das Loslassen schafft. Es ist alter Schmerz, der hoch kommt - und nicht zu knapp - aber fast parallel dazu erkennt man, dass man in der Gegenwart eben nicht mehr das kleine hilflose Kind ist, das man einmal war. Man hält das aus (eigentlich hat man's ja schon als Kind ausgehalten, aber nicht integrieren können). Und danach ist es ein Gefühl, als wäre man endlich aus der Vergangenheit in der Gegenwart aufgetaucht. Es fühlt sich einfach gut an! Sogar körperliche Spannungen verschwinden danach, von denen man nicht mal wusste, dass sie da waren. Aber man merkt dann den Unterschied.

Es bedeutet aber nicht, dass ab nun keine Probleme mehr im Leben anstehen. Es bedeutet auch nicht, dass man nie wieder leiden wird. Es gibt auch viele Dinge, uns in der Gegenwart verletzen können, die wir schwer verkraften können. Aber zum gegenwärtigen Schmerz mischt sich nicht mehr alte dazu - und damit tut man sich dann wesentlich leichter, weil man ja als erwachsener Mensch andere Ressourcen hat als ein Kind.

LG
V.
 
Hallo, Virginia,
Deine Beschreibungen lese ich gerne. Nur mit dem Begriff "Nähe zu sich selbst" komme ich noch nicht wirklich klar.
Wenn ich Deinen Beitrag an Tsunami und mich im Zusammenhang lese, vermute ich, dass Du folgendes damit meinen könntest:

Der Mensch hat eine Vergangenheit (seine Kindheit). In dieser Vergangenheit hatte er schlimme Erlebnisse. Als Kind verdrängte er diese Erlebnisse (aus Selbstschutz). Als Erwachsener gibt es diese Person einmal als Erwachsener und einmal als Kind, in dem diese schlimmen Erlebnisse erfahren wurden. Solange beide "Personen", also solange verdrängte Vergangenheit und die aktuelle Gegenwart nicht miteinander verbunden sind, beide nicht bewusst sind, ist sich der Mensch nicht nahe. Er ist sozusagen seiner Kindheit entfernt und daher auch als Erwachsener sich selbst ein Stück weit fremd. Ein Teil seines früheren Kindseins blieb Kind - und nahm an der Entwicklung zum Erwachsenenwerden nicht teil - und wurde "versteckt" oder verdrängt. Insofern kam es zu zwei Personen.
Das Kind (welches bis heute in seinem Versteck lebt) und das Kind, welches zum Erwachsenen wurde.

Sobald sich der betreffende Mensch seiner Kindheit bewusst wird, die seinerzeit erlebten und prägenden Ereignisse in seinem Bewusstsein zulässt, aus der Vergangenheit auskramt, kommt er wieder sich selbst nahe. Er steht dann vor der anspruchsvollen Aufgabe, die Vergangenheit positiv zu bewältigen und das "zurückgebliebene" Kind erwachsen werden zu lassen. Dadurch werden beide Personen zu einer. Und wenn das passiert ist, dann ist sich der Mensch nahe.
Er ist dann ganz.

Ist das so richtig? Meintest Du das mit "Nähe zu sich selbst"?

LG, Nordrheiner
 
@ Nordrheiner: Das ist wirklich eine sehr, sehr interessante Erklärung, die du geliefert hast. Aber ich denke, sie stimmt. Deine Erklärung ist geradzu genial!

Erst wenn die beiden Personen (die ja niemals zwei verschiedene waren, weil es immer nur ein Mensch war) zu einer werden, fühlt man sich ganz. Dann ist das Alte integriert. Davor gibt es ein Art "Spaltung" zwischen der Rolle, die man sich als Identität übergestülpt hat und dem, was im Inneren abläuft. Da man sich aber mit der Rolle identifiziert und sie auch als Identität nach außen etabliert hat, schiebt man das Innere weg.

Manche gehen voll und ganz in ihrer Rolle auf und spüren das Innere so gut wie gar nicht mehr (aber niemals überhaupt nicht, das glaube ich nicht - das wären dann schon sehr schwere psychische Krankheiten) und andere wiederum fühlen sich immer wieder unsicher darin, nehmen das aber als gegeben hin, weil sie sich keine andere Variante vorstellen können. Das ist eben "normal", das gehört zu ihnen. Und sie finden natürlich eine Menge andere, die sie darin bestärken, niemals zu tief zu gehen. Das ist einfach unsere Gesellschaft!

Tatsächlich ist Nähe zu sich selbst, dass die eigene Vergangenheit nicht mehr von der erwachsenen Person abgespalten ist. Man war immer derselbe Mensch, es gibt im Grunde keine Trennung zwischen Kindheit und Erwachsenensein.

LG
V.
 
Klingt alles, gerade was die beiden letzten Beiträge anbelangt, sehr gut bzw. nachvollziehbar für mich.

Einsamkeit ist ein Gefühl. Ein Gefühl, welches seine Gründe hat, oftmals schmerzliche Gründe. Man wurde alleine gelassen oder man musste verlassen. Was schmerzt, ist meist nicht das Faktum des Alleinseins, sondern das Gefühl der Einsamkeit.

Irgendwo war da ein Bruch. Um diesen Bruch aber zu beheben, wenn denn überhaupt möglich, muss man wissen, an welcher Stelle etwas gebrochen ist. Und dann gibt es vielleicht auch Lösungsmöglichkeiten.
 
Mir ist das Phänomen öfters begegnet, dass Schuld in welcher Form auch immer, zur Einsamkeit führt.

Habe nur ich das so erlebt?
 
Mir ist das Phänomen öfters begegnet, dass Schuld in welcher Form auch immer, zur Einsamkeit führt.

Habe nur ich das so erlebt?

Ich finde deinen Gedanken, den du nicht zum ersten Mal erwähnst, gar nicht so uninteressant.

Meinst du, dass wenn allgemein/global der Kooperations- bzw. Liebesgedanke mehr gefördert würde, es weniger Schuld geben würde?
 
Für die Verbindung von Schuld und Einsamkeit gibt es viele Beispiele.
Schuld führt zur Einsamkeit beim Täter, wenn z.B. der Täter inhaftiert wird...

und beim Opfer, wenn dieses durch schuldhaftes Handeln verlassen wird.
Ich denke da an Ehepartner, Kinder, Freunde, die die Menschen ihrer sozialen Beziehung aus egoistischen
Motiven verlassen bzw. der Einsamkeit überlassen. "Nach mir die Sintflut".

Kennst Du wirklich keine Beispiele? Sowas noch nie erlebt oder beobachtet?
 

Okay, interessant. Trotz der unterschiedlichen Begriffe verstehe ich dich wahrscheinlich sogar. Und wenn ich dich recht verstanden habe, dann stimme ich dir sogar zu.

Ich poniere mal die Keule, die man mir selbst in verschiedenen Kontexten aufgezeigt hat:

Und wie stellst du dir das vor? Was könnte bzw. sollte man tun?
 
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