Je mehr ich mich mit den politischen Hintergründen statt mit den Sachfragen beschäftigen muss, komme ich zur Überzeugung, dass ein Scheitern von S21 oder ein "Abstrafen" der CDU dafür bei der nächsten Wahl eine Katastrophe für die Verkehrs- und Umweltpolitik bedeuten würde.
Keine Partei würde sich in den nächsten 10 bis 20 Jahre mehr trauen, ein Verkehrsvorhaben zu unterstützen, das womöglich eine Verlagerung von Verkehr von der Straße auf die Schiene bringen würde.
Wer hat den in erster Linie an der Umgestaltung der Bahn hin zu einem profitablen Wirtschaftsunternehmen gearbeitet? Solche Argumente entbehren leider jeglicher Grundlage, denn die Bahn hat oftmals gar kein wirkliches Interesse mehr an der Verlagerung von der Strasse auf die Schiene, ganz im Gegenteil.
Die konzentrieren sich auf die wenigen profitablen Hauptstrecken, um daran möglichst viel Geld zu verdienen, während aber in der Fläche, beim Güterverkehr und vor allem auf dem Land immer mehr eingespart wird.
Es sind in der Fläche immer mehr Strecken und Bahnhöfe außer Betrieb genommen worden, von einer ausreichenden Infrastruktur für solch hehren Ansprüche kann keine Rede mehr sein. Und selbst vielen Firmen, die den Service der Bahn sogar unbedingt beibehalten wollten, wurde der Güteranschluss einfach entzogen.
Dafür wurde sogar eigens eine eigene LKW-Spedition geschaffen, die dann alternativ den Güterverkehr der Bahnen übernehmen sollte. Solche Fälle sind nicht schwer zu finden. Private Initiativen wird es obendrein sehr schwer gemacht, stillgelegte Strecken wieder in Betrieb zu nehmen, und die Infrastruktur der ehemals sehr gut augebauten Bahninfrastruktur wird lieber dem Zerfall preisgegeben, als sie privaten Initiativen zu überlassen. Auch die Endwidmungen der Strecken werden oftmals gerade von der Bahn vorangetrieben, man entledigt sich lieber der Bahnhöfe und der Trassen und nimmt obendrein so manch nettes Sümmchen beim Verkauf oder bei der Verpachtung der Bahnhöfe und Trassengrundstücke ein.
Früher hatte die Bahn mal einen gesetzlichen Transportauftrag und wurde als wichtig angesehen für die Grundversorgung der Bürger. Wenn ich heute mit der Bahn irgendwo hinfahren will, dann kommt sie als Mittel der Wahl oft genug aber gar nicht mehr in Frage. Weil ich mit dem Zug dort gar nicht mehr hinkommen kann - oder nur noch sehr umständlich und unter Inkaufnahme großer Umwege. DAS ist für mich der Hauptkritikpunkt an der Bahn, was auch das Bahnhofprojekt in Stuttgart erneut zeigt, dass es eben gar nicht um die Versorgung der Bürger mit der Bahn geht. Obendrein hat die Privatisierung der Bahn in Großbritannien schon gezeigt, wie schlimm die Auswirkungen dieser Politik letztendlich gewesen ist. Der Herr Gruber ist für mich kein Mensch, der für die Bahn als wichtiges alternatives Verkehrsmittel einsteht, er betreibt sie wie jedes andere Wirtschaftsunternehmen auch so, dass alleine der Profit zählt und nicht etwa für ökologische Ziele. Das ist obendrein für alle ein Hohn, die für den Erhalt des Parks einstehen.
Anstatt derart größenwahsinnige Bahnhofsprojekte bei bereits bestehenden und intakten Bahnhöfen zu forcieren, sollte die Bahn lieber ihr Angebot insgesamt ausweiten und sich wieder um die noch bestehende aber brachliegende Infrastruktur kümmern. Dann hätten die Bürger wirklich auch wieder mehr von der Bahn und würden bestimmt auch wieder öfter damit fahren. Aber so wird das mit Sicherheit nichts werden, für mich ist das alles Augenwischerei mit den angeblich so guten Vorsätzen, die Realität sieht leider anders aus.