Ich glaub, Glasmeer, wir reden aneinander vorbei, weil wir mit Mitgefühl verschiedene Sachen meinen. Gibt ja auch verschiedene Definitionen für Mitgefühl.
Mit Mitgefühl meine ich, dass man die Gefühle und die Haltung eines Anderen nachvollziehen kann - aber die Gefühle selber nicht hat. Emphatie wäre ein anderes Wort dafür.
Ein guter Therapeut z.b. wird sein Mitgefühl nutzen, um seinen Patienten zu verstehen und ihm helfen zu können. Ein Staubsaugervertreter dagegen kann sein Mitgefühl nutzen um zu wissen wie er seine Kunden besser überredet.
Mitleid oder Mitfreunde bedeuten, dass man die Gefühle des anderen selbst auch empfindet. Also, wenn z.b. ein geliebtes Familienmitglied Geburtstag hat, dann freut man sich mit dem Anderen.
Blöd wird das, wenn die Emotionen nicht übereinstimmen. Wenn z.b. der Sohn dreckig, voller blauer Flecken und humpelnd aber voller Begeisterung von einem gewonnenen Fußballspiel heimkommt - und die Mutter sieht nur die in ihren Augen "schlimmen Verletzungen", dann leidet die Mutter zwar, aber sie hat kein Mitgefühl mit ihrem Sohn. Ein anderes Beispiel wäre der Schoßhund, der ständig mit Pralinen vollgestopft wird, "weil er sie doch so gerne mag". Frauchen freut sich dann nicht mit ihrem Hund, sondern eher über ihren Hund.
Mitgefühl auszublenden halte ich darum nicht für einen gesunden Abwehrmechanismus. Das würde ich eher als ein persönliches Defizit sehen. Genaus sehe ich es, wenn man -so wie House es vorschlägt- Mitgefühl davon abhängig macht, ob es um die Emotionen von Menschen oder Tieren - oder ob es um das eigene Haustier oder irgendein Schlachttier geht.
Wenn du aber sagst, dass es keinen Sinn macht mit der ganzen Welt Mitleid zu haben - dann stimme ich dir zu. Wenn z.b. ein Entwicklungshelfer in die 3. Welt geht und dort vor Mitleid zerfließt - dann ist damit den Menschen dort nicht geholfen. Hat der Entwicklungshelfer Mitgefühl, dann kann er damit seine Hilfe effektiv einsetzen.