Hallo,
ich stimme Truth zu, was in uns vor sich geht sollte man ernst nehmen aber nicht kritisieren oder bewerten. Wozu auch? Was in uns vor sich geht ist so wie es ist in Ordnung, es passiert eben und man hat nicht ständig über alles die Kontrolle, schon gar nicht immer über seine Gedanken oder Gefühle.
Dennoch sollte man diese halt ernst nehmen und sich fragen was manchmal dahinter steckt. Denn irgendwo spricht ja auch unser tiefstes Inneres, unser Unterbewusstsein mit aus diesen Gedanken und Gefühlen und wollen gehört werden.
Was man natürlich ein wenig steuern und regeln kann ist ob man gewissen Gedanken und Wünschen Nahrung gibt oder nicht. Ob man sich täglich mit Pornokonsum od.ä. Hunger auf was macht was man irgendwo sucht oder nicht. Ob man zu jemandem den man attraktiv findet und bei dem man vermutet auch schwach werden zu können einen näheren Kontakt aufbaut oder nicht. Das kann man ja alles ein wenig mit steuern.
Ich würde es nicht ganz so hart wie Truth als krank bezeichnen sein Leben ausschliesslich auf seinen Partner zu beziehen, aber ich finde es ebenso ungünstig das zu tun in psychischer, seelischer und geistiger Hinsicht.
Menschen sind soziale Wesen für die der Austausch mit vielen anderen Menschen gut tut in Hinsicht auf Erfahrungen sammeln, sich selbst kennen lernen, sich entwickeln. Das erweitert das Gesichtsfeld und Weltbild. Dabei ist es ganz gut nicht immer nur sippenverhaftet Kontakte zu pflegen, sondern auch außerhalb um sich frischen Wind und neue Gedanken von außen ran zu holen, was auch der Sippe oder Parternschaft zugute kommt.
Diese strukturelle Individualisierungstendenz der Gesellschaft tut zwar unserer Wirtschaft und einem gewissen Ordnungsgefüge ganz gut aber oft den menschlichen Seelen weniger. Auch der ganze Multimediapunk ist ggf ganz gut um den sozialen Frieden zu erhalten, die Leute (insbesondere frustrierte Leute) von der Straße fern zu halten, damit die dort nicht zu viel Quatsch machen etc., aber der Kram tut einem lebendigen Gemeinwesen manchmal weniger gut. Kommt drauf an wie man damit umgeht und wo man die Schwerpunkte setzt.
Gute Sitten und Moral sind an sich zeitlose Werte die auch heute noch hohen Stellenwert besitzen, jedenfalls bei den meisten vernünftigen Leuten.
Für eine intakte oder sagen wir funktionierende Beziehung oder Familie in seinem Egoismus ein zu schränken halte ich nicht für eine abnorme Beschränkung sondern eine normal menschliche Verhaltensweise, denn Menschen sind soziale Wesen und machen seit Jahrmillionen Jahren ihrer evolutionären Entwicklung Kompromisse in Sachen Einschränkung ihrer Freiheiten.
Totale Freiheit gibt es eh nicht sondern allenfalls Freiheit in Gebundenheit. Ein Single wird sich in der Regel zwar in einigen Punkten aber unterm Strich nicht wesentlich freier fühlen als ein Paarbeziehungsmensch oder Familienmensch.
Oft hat man sogar als Sippenmensch einige Freiheiten und Sicherheiten mehr als ein Single.
Was die sexuelle Freiheit angeht: nuja..aus der Perspektive eines jüngeren Menschen klingt Familie und Verantwortung haben und sich einschränken müssen auch in Bezug auf sexuelle Freiheiten natürlich ganz anders und wird auch anders bewertet als von einem älteren Menschen, der sich bereits ausgetobt hat und der ein wenig ruhigeres Fahrwasser zu schätzen weiss.
Eine Sache wird ein wenig beschränkt aber dafür kriegt man auf der anderen Seite ja auch was dazu.
Diese Ex und Hopp-Tendenz die Angelo ansprach kann ich an sich auch beobachten....dass also oft viel zu leicht der Partner gewechselt wird. Allerdings vorwiegend bei den jüngeren Menschen...naja ich würde das nicht direkt über bewerten.
Für sich persönlich kann man dieses Phänomen ja durchaus ernst nehmen und sagen: nö..ich mache das eher anders.
Dieses leichtfertigte EX und Hopp ist ggf ein Symptom einer zu materialistischen Sichtweise....wir leben in einer sehr materialistisch ausgelegten Welt, Konsumgesellschaft mit einer gewissen EX und Hopp-Moral oder eher -Unmoral. Das ist ggf halt der Preis den wir zahlen um uns den Luxus zu leisten im Supermarkt 20 Buttersorten und tausende von Artikeln kaufen zu können, Haushalte mit allem möglichen Technikkram zu besitzen, am PC zu sitzen um über einige unerwünschte Nebenwirkung ein wenig rum zu stänkern.
Wir konsumieren....manchmal Liebe auch wie Schokolade und tauschen dann mal gerne die Sorte?
Von Kindheit an verwöhnt mit einem Überangebot an Waren und Menschen fällt die Wahl ja denn oft auch schwer und durch all die Reizüberflutungen verunsicherten Menschen stellen sich öfter die Frage ob sie sich denn nicht doch geirrt haben und es noch einen besseren Fernseher und noch eine tollere Frau/tolleren Mann gibt.
Für mich stellt in einer solchen Situation die Vernunft und ein lebendiges Gewissen (mit moralischen Werten etc.) an sich ein gutes Orientierungsinstrument und einen Haltepunkt im Leben dar.
Bereits die alten Griechen warnten davor einfach spontan seinen Gefühlen und Affekten zu folgen.
Da gibt es dieses Seelenmodell von Platon:
http://www.eule2003.de/gbereich/g-Ethik/Eth12-1/plato-tug.pdf
mit logistikon, also der Vernunft und ihren Tugenden am Zügel, der die Affekte (Gefühle, Triebe, Egoismus etc.) lenkt.
Tyra