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Wohin mit mir?

Hr. Pinguin

Aktives Mitglied
Es gibt viele Bücher, deren Autoren einen psychologischen / psychotherapeutischen Hintergrund haben, und die so geschrieben sind, dass sie auch "normale Menschen" verstehen können. Also, man muss nicht zwingend Psychologie studieren, um über Denk- und Verhaltensweisen unserer Mitmenschen etwas in Erfahrung bringen zu können und diese besser nachvollziehen zu können.
 

Kampfmaus

Aktives Mitglied
Danke an alle die mir hier weitergeholfen haben und damit meine ich wirklich alle, denn jeder von euch hat etwas zu diesem Thread beigetragen, was mich weitergebracht hat - sei es in der Berufsfindung oder darin sich selbst noch ein bisschen mehr kennenzulernen. Eure Beiträge am Anfang waren klasse.

Gute Nacht.

(Gekürzt. Antworten hierauf unerwünscht.)
 

Kampfmaus

Aktives Mitglied
Zeit für ein Update.

Vor einigen Wochen hatte ich einen Probetag bei dem Tierschutzhof und es gefiel mir ganz gut. Eigentlich war ausgemacht, dass ich erst nach bzw. in den Sommerferien mit dem Praktikum starte, aber ich fragte noch an dem Tag, ob ich nicht schon direkt anfangen dürfte und das durfte ich. Ich stellte mich der Herausforderung, obwohl N. im Urlaub war und ich somit auf mich allein gestellt war und die ersten zwei Wochen ganz alleine meistern musste.

Ich habe nun mehrere Wochen Praktikum auf dem Tierschutzhof hinter mir und es war ein Mix aus Höhen und Tiefen. Die erste Woche war gut, danach ging die Motivation sehr runter und ich empfand die Arbeit als lästig und inzwischen ist es wieder okay. Ich denke, das hängt auch davon ab, wie es mir geht und ob ich gerade in einer schweren Phase bin oder nicht. Aber auch wenn es Tage/Wochen gab, wo ich kräftemäßig am Ende war, wo es mir gar nicht gut ging und ich keine Lust hatte, hab ich bis jetzt keinen einzigen Tag gefehlt. (Übrigens der Beweis, dass Schule schwänzen bei mir nicht an Faulheit lag.)

Allerdings ist der Beruf Tierpflegerin definitiv nichts für die Zukunft. Als Praktikantin darf ich fast den ganzen Tag Tierkot und sonstigen Dreck wegmachen, weil das eben auch der Hauptbestandteil der Arbeit ist. Es ist sehr eintönig, ein immer gleicher Ablauf.
Ich hätte mir gewünscht, mich mehr mit den Tieren beschäftigen zu dürfen und auch in andere Aufgabengebiete, wie z.B. die medizinische Versorgung, Erziehung oder Tiervermittlung mal reinschauen zu dürfen, was bisher leider nicht möglich war.... - aber das Praktikum ist ja noch nicht vorbei (ich entscheide selber, wann es vorbei ist).

Was gut klappt ist, dass ich gut mit den Menschen im Team klarkomme und da auch, bis auf eine Ausnahme, wenig scheu bin zu kommunizieren. Allerdings ist die Atmosphäre sehr anstrengend - zwei Seiten, die sich überhaupt gar nicht abkönnen, was immer wieder zu Eskalationen führt. Ich stehe sehr zwischen den Stühlen, weil ich mit allen gut klarkomme und es sehr schwierig ist, sich nicht auf eine der beiden Seiten ziehen zu lassen, aber ich bleibe da standhaft.

Sehr schwierig für mich ist der Kontakt mit Besuchern/Kunden. Ich neige dazu, mich zu verstecken, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Wenn nicht, dann bin ich massiv überfordert und unsicher und meine Soziale Phobie kommt extrem durch. Einmal hab ich jemanden einfach stehen gelassen, weil meine Angststörung so gekickt hat und ich bin ehrlich, ich hätte verstanden, wenn die mich dafür rausgeschmissen hätten. Ich glaube, das hat niemand mitbekommen, aber ich schäme mich sehr dafür.

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Zwischenfazit:
Tierpflege ist, denke ich, kein Beruf der mich erfüllt. Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Hauptteil der Arbeit unangenehme Aufgaben beinhaltet.
Ich möchte gefordert werden und mich weiterbilden… einen Beruf ergreifen, wo ich nicht nur körperlich arbeiten, sondern auch meinen Kopf anstrengen muss. Ich möchte einen Beruf finden, der vielfältig ist und nicht langweilig wird, weil es zu eintönig ist.
Dennoch ist der Kontakt mit Tieren schön. Der Kontakt mit Menschen dagegen ist schwer.
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Meine Oma hatte mir einen Zeitungsartikel in die Hand gedrückt. Hier werden Bewerber für Freiwilligendienst gesucht, also junge Menschen, die ein FSJ in verschiedenen Einrichtungen machen. Ich hatte mir das mal angeschaut und mir geht so das Herz auf, wenn ich Videos von der Arbeit mit alten Menschen und/oder Menschen mit Beeinträchtigung sehe. Wirklich, mein Herz macht voll die freudigen Hüpfer, wenn ich mir das angucke. Ich glaube, das ist auch ein Job, der einen echt erfüllen kann. Sich um hilfsbedürftige Menschen kümmern, das wäre voll meins… wäre da nicht meine Angststörung.

In meiner Vorstellung könnte ich das super, aber ich weiß, dass ich mich in meiner Vorstellung immer sehr überschätze – in meiner Vorstellung existieren meine Ängste nicht, aber wenn es dann wirklich auf mich zukommt und ich in diesen Situationen drin bin, dann kommen all die Symptome und ich pack es nicht.
Etliche Male schon versucht, z.B. als Teamerin (Mitarbeiterin/Leiterin) einer Konfigruppe in der Kirche. Ich hab mir das zugetraut und hab mich da auch echt lange Zeit durchgequält, ungefähr ein Jahr und mich aber in dieser Zeit dauerblamiert wegen meiner Angststörung. Jedes Mal, wenn ich dahin zurückdenke, schäme ich mich in Grund und Boden, weil ich mich immer wieder so lächerlich gemacht hab vor den Menschen, die auch noch fast in meinem Alter waren. Ich hatte jedes Mal Bauchschmerzen davor, hab geweint, weil sich alles in mir gesträubt hat dahin zu gehen, weil ich so Panik hatte und wusste, dass ich mich wieder blamieren werde und dort von den Menschen auch überhaupt gar nicht akzeptiert bin. Ich war überhaupt gar nicht geeignet für diesen Job und es war absolut grauenhaft – ICH war grauenhaft. Aber es war unfassbar stark und mutig, dass zu machen und durchzustehen, auch wenn es so schieflief und meine Angst nur noch verstärkt hat. Es war nicht immer bei mir so, dass ich von vornherein sage, dass ich etwas nicht kann, sondern es auch versuche. Aber die Erfahrungen haben mir gezeigt, dass ich viel zu oft scheitere und meine Angststörung mir enorm im Weg steht und der Wille allein einfach nicht ausreicht. Mir fällt es schwer das zu akzeptieren und mich nicht dafür zu verabscheuen, dass die Angst ein Teil meines Wesens ist und bleibt… mich nicht zu hassen für das was ich bin.
Und es nimmt mir so den Mut und die Motivation, weil es so tolle Berufe gibt, auf die ich voll Bock hätte, die aber einfach für mich nicht machbar sind. Es macht mich traurig, zwängt mich ein. Es geht so viel nicht, die Auswahl was gehen könnte ist sowieso schon so begrenzt und dadurch noch viel begrenzter.... Ich bin nicht frei.
 

Kampfmaus

Aktives Mitglied
Ich glaube nicht, dass sich das so schnell lösen lässt. Zwei Jahre (oder noch mehr?) Verhaltenstherapie haben mir doch kaum geholfen. Und die jetzige Therapie ist nicht vordergründig dafür da, um die Angststörung anzugehen.
 

Styx.85

Aktives Mitglied
@Kampfmaus

Dürfte ich bei dieser Gelegenheit nochmal deine Aufmerksamkeit auf meinen Beitrag Nr. 12 in diesem Faden lenken, speziell das folgende Zitat zu dem Beruf des Tierpflegers:

Tierpflege
(y)(n)

Deckt einige deiner Stärken ab und hat das Potential, dass du darin glücklich wirst. Der Kontakt mit Menschen ist begrenzt und du könntest viele deiner Stärken ausspielen.
ABER
Der Job ist relativ brotlos. Du wärst weiterhin lange von deinen Eltern (oder einen Partner) finanziell abhängig, zumindest in der Ausbildung.
UND
Der Job kann auch belastend sein, speziell wenn es dir mal nicht gut geht. Deine Schützlinge brauchen dich täglich, bedenke das. Rückzug in schwierigen Situationen könnte problematisch werden.
Ich denke, dass sich ein Großteil der Aspekte nun durch dein Praktikum bewahrheitet haben.

Ich habe dir darin auch zu zwei anderen Berufsbildern etwas geschrieben.

Wie Menschen mit einer sozialen Phobie umgehen, ob sie diese überwinden, damit lernen zu leben oder ewig durch diese gesteuert werden, ist hochgradig individuell.

Verallgemeinerungen oder das einfache von "sich selsbt auf andere schließen" verbieten sich per se, vor allem dann wenn man sich Empathie auf die Fahnen geschrieben hat.

Deine Selbsteinschätzung bezüglich deines Therapiefortschritts und etwaiger künftiger Fortschritte halte ich für sehr realistisch in diesem Kontext.

Romantisiere bitte in diesem Zusammenhang nicht Berufsfelder mit alten und eingeschränkten Menschen. Diese Arbeit sieht in Realität ganz anders aus, als auf den Vorzeigeprospekten und Broschüren. Sie ist geprägt von Druck, schweren körperlichen Arbeiten, Gereiztheit unter den Kollegen und extrem ungangenehmen Erlebnissen im Plfegebreicht (offene Wunden, Toilettengänge etc.).

Glücklicherweise gibt es Berufe in deiner Auswahl, die mitunter selbst mit einer stark ausgeprägten Sozialphobie funktionieren, da (direkte) soziale Kontakte darin weit weniger präsent sind. Man kann Menschen auch sehr gut helfen, ohne direkten Kontakt und die damit verbundenen Ängste zu ihnen. Das bekommst du doch bereits hier sehr gut hin.

Vielleicht hier mal etwas als Inspiration für dich:


Ich finde es übrigens gut, dass du den Schritt ohne unmittelbare therapeutische Unterstützung gewagt hast. Du siehst, es geht und ich bin sicher, dass deine Arbeit vor Ort auch geschätzt wird.

Auch wenn du das Berufsfeld für dich weitgehend ausgeschlossen hast, kann ich dir hier nur raten, versuche mal einen Schritt weiter zu gehen:

Wenn ein gutes Verhältnis zu deinem Chef / Betreuer besteht, erzähle ihm von deinen Wünschen mit der Arbeit mit Tieren und spreche unbedingt auch deine soziale Phobie an. Eventuell lässt sich ganz aktuell vor Ort auch noch das ein oder andere am Arbeitsumfeld in deinem Sinne verbessern.

Was man dazu allerdings braucht ist...... Mut.
Also versuche es.
 

Regis

Aktives Mitglied
Ich sehe diesen Thread erst jetzt, mein Beitrag richtet sich erst mal nur an #168:
Deine negativen Erfahrungen dort haben nicht nur etwas mit dem Berufsfeld selbst zu tun, sondern -und vor allem- mit den teilweise katastrophalen Zuständen in Ausbildungsberufen allgemein und auch der angespannten Situation bei dieser speziellen Stelle. Also lass Dich davon nicht so schnell demotivieren.
Zum Thema Berufe allgemein: ich hatte auch mal eine Zeit (gar nicht mal so lange her), in der ich völlig planlos war und nicht wusste, was ich beruflich machen soll. Viele Ideen wurden genau so schnell verworfen, wie sie kamen. Ich habe lange gebraucht um zu erkennen, dass meine Depression das größte Problem war, das es anzugehen galt. In diesem Zustand hätte mir kein Job der Welt geholfen oder mich gar erfüllt. Heute arbeite ich in einem ziemlich langweiligen Job, aber ich komme damit klar, weil ich hauptsächlich mit mir selbst klarkomme.
Ich hoffe, Du verstehst was ich meine. Ich wünsche Dir in jedem Fall viel Erfolg und alles Gute!
 
Zuletzt bearbeitet:

TonyR

Neues Mitglied
Zunächst solltest du unbedingt dein Abitur machen. Für viele Dinge, die dich beruflich interessieren benötigst du es, teilweise zusätzlich ein Studium. Das Abitur ist deine Eintrittskarte. Ob du letztlich studierst oder nicht: dein Abi, solltest du auf jeden Fall in der Tasche haben, weil sich deine Auswahl und deine Chancen deinen Wunschberuf zu bekommen dadurch vergrößern.

Ein FSJ o.ä. empfehle ich dir nicht. Mache in den Schulferien Praktika, um in verschiedene Bereiche hineinzuschnuppern.
 

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