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Wieder vertrauen lernen

M

Marla256

Gast
Danke für Deine Aufklärung.
Wenn Du von schwazen Löchern beginnst zu reden - und bitte, ich würde Dich nur gerne etwas da rausholen gerade - dann schalte doch mal ab und geh fliegen, ins Universum und schau Dir die wunderbaren Bilder an...
Vielleicht helfen sie Dir auch, Dich etwas mehr jetzt zu "stabilisieren".

Alles Gute, viel Kraft und gute Gedanken wünsche ich Dir.
Danke dir. Das ist lieb von dir.
Astronomie ist tatsächlich etwas, das ich früher als Kind sehr geliebt habe.
Insofern danke für die Bilder :).
 
G

GrayBear

Gast
Ich gehe auf die 60 zu. Das ging ganz von alleine, aber ich habe einen Vorteil des Alters realisieren dürfen: manche "Warum"-Fragen verlieren an Bedeutung, auch wenn man oder gerade weil man noch keine Antwort gefunden hat.

Ja, dieses Auf und Ab des eigenen Seelenlebens kann furchtbar anstrengend sein, bis in alle Knochen weh tun und viel zu sehr an den Kräften zehren. Und wofür soll das gut sein? Manches ist zu nichts gut. Man muss es nur hinter sich lassen.

Mit dieser Leere in mir lebe ich schon viele Jahre. Ich weiß nicht, ob sich mein Erleben mit Deinem vergleichen lässt. Das ist nicht meine Absicht und schmälern oder relativieren will ich Deinen Schmerz ganz bestimmt nicht. Zu benennen, was mich verletzt, auszusprechen, was mir Sorgen und Schmerzen bereitet, finde ich sehr erwachsen und gut. Wie soll man sonst von einander lernen?

Es hat Jahre gedauert, bis ich akzeptieren konnte, dass diese Leere, dass diese "blinden Flecken" ein Teil von mir sind und ich mich nicht immer und immer wieder in ihnen verlieren muss. Sie sind da und bleiben mir erhalten. Nichts hat geholfen. Es tut noch immer weh, aber damit kann ich inzwischen besser umgehen. Vielleicht ist das auch ein Weg für Dich? Das Problem wird umdeklariert in einen Zustand und muss nicht mehr "gelöst" werden? Therapeutische Profis haben sicher bessere Termini dafür.

Ich habe mit der Zeit gelernt, meine Sümpfe, Moore und Treibsandflächen besser zu umgehen. Es ist nur ein wenig leichter geworden, aber das reicht ja oft schon. Da sind sie noch immer.

PS: dass Du gerade zu niemandem eine Verbindung spüren kannst, halte ich für einen wichtigen Satz. Aber er sagt nicht aus, dass diese Verbindung nicht da ist, denn Dein Mann ist da und das nachweislich! Also IST da eine Verbindung, aber Du fühlst Sie gerade nicht. Manchmal muss und kann man auf etwas vertrauen, das man nicht sehen und spüren kann. Glaube beschränkt sich nicht nur auf die Religion. Vielleicht ist es für Dich ein kleiner Trost, nur ein kleiner, aber Dein Mann ist da. Das ist eine Tatsache. Sch...ß auf schwarze Löcher! Die irren sich vielleicht auch manchmal? Soweit war Einstein noch nicht, Du hast ihm da vielleicht etwas voraus?
 
Zuletzt bearbeitet:
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Marla256

Gast
Wozu dieses Auf und Ab gut ist?
Ich weiß es nicht. Es ist eben Teil meiner Erkrankung. Mal bin ich übermäßig fröhlich und dann wieder ziemlich betrübt.
Wenn man es von außen betrachtet, dann höre ich immer wieder, dass ich emotional gleichbleibend sei. Ich sei nach außen immer sachlich, geduldig und vernünftig.
Innerlich sieht das ganz anders aus. Da könnte ich vor Fröhlichkeit die Welt umarmen, umher tanzen, fühle mich schon fast wie highm muss mich aber immer irgendwie runter regulieren. Und wenn das Tief kommt, wenn ich morgens aufwache und diese Leere fühle oder sich wieder eine depressive Episode anschleicht, muss ich mich zusammenreißen nicht ständig in Tränen auszubrechen oder einfach nur an die Decke zu starren. Überhaupt die Kraft aufbringen meinen Alltag zu bestreiten.
Und wieder sieht man es von außen nicht. Wie oft ich da sitze und mich auf meinen Atem konzentriere, um diese Gefühlswelt zu regulieren.

Oder wenn Wut von mir Besitz ergreift. Früher konnte ich das überhaupt nicht fühlen. Und seit ich es doch fühlen kann, ist es manchmal so überwältigend, dass ich vor mir selbst zurück schrecke.
Einmal machte mich ein Kerl mitte 30 dumm an, ich hätte falsch eingeparkt. Gleich fing er damit an, dass Einparken wohl nicht meine Stärke sei und duzte mich die ganze Zeit. Obwohl ich ihn vier Mal bat mich mit Sie anzusprechen, machte er dennoch weiter mit seinem Du.
Ich rastete so aus, dass er vor mir die Flucht ergriff und sehr viele Kunden des Supermarktes, auf dessen Parkplatz sich das Szenario abspielte, stehen blieben und zuschauten. Hätte er weiter gemacht, wäre ich fast handgreiflich geworden.

Im Beruf (Krankenpflege) bin ich dann wieder diejenige, die andere anleitet, die Kollegen Ratschläge gibt, diejenige, die mit kühlem Kopf reagiert, wenn meine Kollegen hibbelig werden. Wenn ich arbeite, dann kann ich das, alles was in mir tost abstellen und Leistung bringen. Die Verantwortung für die Gesundheit anderer Menschen tragen.

Vor vier Jahren sagte mir eine Kollegin einmal, dass sie es zwar als angenehm empfindet, dass ich immer so emotional gleichbleibend sei, immer freundlich und dergleichen, dass sie aber lieber Menschen mag, die auch ihre Gefühle nach außen hin mal ausleben.
Es endete damit, dass ich Zuhause einen Heulkrampf bekam und mich verletzte. Weil ich durch ihre Aussage das Gefühl hatte so wie ich bin nicht in Ordnung zu sein. Dass ich versuche mich zu regulieren, das aber auch wieder falsch wäre. Aber auch, dass sie mich so wie ich bin nicht mögen würde, obwohl ich dachte, dass sie es würde.
Im Nachhinein betrachtet war ich da nicht liebevoll zu mir.

Insofern, dank Therapie, ist es nicht mehr so schlimm wie früher. Ich greife nicht mehr zu Alkohol, nehme keine Medikamente mehr, habe meine Essstörung überwunden und verletze mich nicht mehr selbst. Auch meine Traumata habe ich zum Teil aufarbeiten können.
Und dennoch, auch wenn ich diese Leere als Teil meiner Krankheit betrachte und dass dieses Gefühl wohl immer irgendwo da sein wird, das Schlimmste für mich ist, dieses nichts fühlen können. Weder die Verbindung zu anderen, noch zu mir selbst. Alles ist nur schwarz und taub und leblos.
Sicher ist mein Mann da. Das sage ich mir dann auch immer. Ich sehe es. Ich höre seine Worte, dass er mich liebt und mich nicht alleine lässt. Und dennoch ist da kein Gefühl in mir. Es ist nur mein Kopf, der das irgendwie realisiert.

Mein Mann weiß nach all den Jahren was ich in solchen Momenten brauche. Ich denke, manch anderer wäre damit überfordert. Das ist eben auch so ein Punkt, der Vertrauen schwer für mich macht. Auf die Distanz bekommen andere all das nicht so mit. Nur wenn man mir am nächsten steht.

Mein Mann und auch seine Familie haben mir da oft gezeigt, dass sie mich trotz alledem lieben. Dass sie keine Berührungsängste haben, wenn ich mich verletzt hatte zum Beispiel.
Ich sehe das alles. Dennoch nicht jeder Mensch kann mit sowas umgehen. Das ist für beide Seiten nicht leicht.
Doch spätestens, wenn eine Freundschaft einen tieferen Grund erlangt, so wird dies mitunter ein Aspekt meiner Person sein. Etwas, das ich dem anderen anvertrauen werden muss oder sollte.

Doch auch das ist nicht selten mit Vertrauensbrüchen einher gehend. Oder mit Vorurteilen.
Einmal hatte ich eine nette Bekanntschaft kennen gelernt und ihr nach einem halben Jahr von meiner Krankheit erzählt. Ich dachte, dass ich ihr vertrauen könnte.
Wir hatten zwei Wochen keinen Kontakt, da wollte ich sie via Handy anschreiben ob man sich mal wieder auf einen Kaffee treffen wollte. Long story short stellte ich fest, dass sie mich blockiert hatte. Es war nichts vorgefallen. Kein Streit, gar nichts.
Zuerst erzählte sie mir dann, als ich ihr per SMS schrieb was das soll, dass sie gedacht hätte dass ich sie blockiert hätte. Dann sie kenne sich angeblich mit der Technik nicht aus.
Und zu guter Letzt wollte sie mir einreden, weil ich den Kontakt nach der Aktion beenden wollte, dass ich das in Graustufen betrachten müsse. Als wäre ich aufgrund meiner Krankheit nicht in der Lage rational zu bewerten und zu entscheiden wie ich handle.

Vertrauen ist wohl eine gewisse Gradwanderung. Wenn man sich nicht öffnet, kann es sein, man tut so manchen Unrecht. Insofern beraubt man sich möglicher positiver Erfahrungen. Es kann aber auch sein, dass man weitere Negativerfahrungen machen wird. Und diese Angst ist in mir so präsent, weil es mich gerade auch zu sehr erschüttern würde. Und ich Angst habe meine Stabilität komplett zu verlieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
S

saminabi

Gast
Hallo Marla,

hier ist sehr viel gutes gesagt worden, auch du selbst erscheinst mir sehr reflektiert und kannst dein Erleben sehr gut beschreiben. Ich fühle mit dir, da ich vieles auch so erlebt habe bzw. manchmal noch erlebe.

Ich würde dir den Tip geben, dass du, wenn du anderen Menschen von dir erzählst, gar nicht den Begriff Borderline erwähnst. Sondern, dass du einfach beschreibst, wie es dir gefühlmäßig geht, soweit du es erzählen magst. Mit Borderline verbinden viele Menschen negative Verhaltensweisen, ohne überhaupt zu verstehen, warum diese Verhaltensweisen auftreten können. Und Borderline ist nicht gleich Borderline, es gibt da doch auch viele Unterschiede.
 
M

Marla256

Gast
Schön...Danke...
ich freu mich, wenn ich Dich etwas "ablenken und an schöne Zeiten erinnern, Dich ein bisschen anstupsen...auf andere Gedanken bringen konnte";)
<3
Ja, es hat mich auf alle Fälle auf andere Gedanken gebracht ;)
Es tut auch gut zu sehen, dass Menschen einander unterstützen und wieder aufbauen möchten. Einem zuhören und man in seinen Anliegen Ernst genommen wird ;). <3
 
M

Marla256

Gast
Was mich betrifft: Nie mehr. Ich bin nun schon sehr alt - aber vertrauen werde ich einem Menschen ganz sicher nie mehr. Und damit fahre ich entschieden besser als mit meiner bisherigen Naivität.
Ich weiß nun nicht wie alt du bist, doch ich merke selbst, dass mir diese Denkweise nie wieder nicht gut tut.
Es ist vielmehr so, dass ich diese Haltung in mir selbst als Belastung empfinde. Als würde ich mich selbst in Ketten legen.

Ich habe auch so einiges hinter mir. Und dennoch möchte ich diesen Teil in mir bewahren. Vielleicht kann man es als "naiven" Teil bezeichnen. Wobei ich es nicht als solchen betrachte. Sondern diesen Teil in mir, der daran glaubt, dass es echte Liebe und Zuneigung unter Menschen gibt. Dass es ehrliche Freundschaft gibt. Genauso wie Menschen, die einen nicht immer automatisch hintergehen.

Man muss ja nicht ganz vertrauen. Man sollte sich auch nie zu sehr von jemandem abhängig machen. Das wäre auch nicht gesund. Nur möchte ich wieder mehr vertrauen können. Wieder mehr Licht in meinem Inneren.
 
M

Marla256

Gast
Ich würde dir den Tip geben, dass du, wenn du anderen Menschen von dir erzählst, gar nicht den Begriff Borderline erwähnst. Sondern, dass du einfach beschreibst, wie es dir gefühlmäßig geht, soweit du es erzählen magst. Mit Borderline verbinden viele Menschen negative Verhaltensweisen, ohne überhaupt zu verstehen, warum diese Verhaltensweisen auftreten können. Und Borderline ist nicht gleich Borderline, es gibt da doch auch viele Unterschiede.
Ja, das ist denke ich tatsächlich manchmal besser. Wobei ich dann auch wieder denke, dass man sich für seine Diagnosen nicht schämen sollte. Jemand mit Depressionen oder einem Burnout sagt ja auch, dass er unter Depressionen leidet oder einen Burnout hatte.
Sicher kommt hierbei die Komponente hinzu, dass manches als gesellschaftlich anerkannt gilt und so manches komplexeres Störungsbild nicht.

Und du sagst es, es gibt Unterschiede. Borderline ist nicht gleich Borderline.
Meine Therapeutin meinte damals, dass ich high functioning und sowas wie ein stiller Borderliner bin.
Die Symptome sind dieselben, nur nach innen und nicht nach außen gekehrt.
Doch manche Menschen machen sich bei so manchen Dingen nicht die Mühe sich den Menschen dahinter genauer anzusehen oder etwas verstehen zu wollen.
Dabei müsste man mich einfach nur fragen, ich kann dann schon erklären wie ich so ticke und warum ;)
 
S

saminabi

Gast
Als ich in jungen Jahren mal in einem Krankenheim für chronisch psychisch Kranke gearbeitet habe, war ich zu einer internen Fortbildung. Obwohl die Fortbildung schon wohlwollend gegenüber Borderline-Patienten war, redete man doch viel von Manipulation, Team spalten, Idealisierung und Abwertung. Da ist ja auch was dran,

aber, wenig später bekam ich selbst diese Diagnose, vorher dachte ich, ich hätte lediglich Depressionen. Niemals hatte ich mich so gesehen. Allerdings passierte schon damals in der Fortbildung etwas seltsames mit mir. Einige Mitarbeiter hatten einige Situationen mit Borderline-Patienten als Rollenspiel vorgeführt. Diese Rollenspiele hatte ich so eindringlich erlebt, dass ich in einen Ausnahmezustand kam. Mir ist fast die Realität entglitten.
 
M

Marla256

Gast
Als ich in jungen Jahren mal in einem Krankenheim für chronisch psychisch Kranke gearbeitet habe, war ich zu einer internen Fortbildung. Obwohl die Fortbildung schon wohlwollend gegenüber Borderline-Patienten war, redete man doch viel von Manipulation, Team spalten, Idealisierung und Abwertung. Da ist ja auch was dran,

aber, wenig später bekam ich selbst diese Diagnose, vorher dachte ich, ich hätte lediglich Depressionen. Niemals hatte ich mich so gesehen. Allerdings passierte schon damals in der Fortbildung etwas seltsames mit mir. Einige Mitarbeiter hatten einige Situationen mit Borderline-Patienten als Rollenspiel vorgeführt. Diese Rollenspiele hatte ich so eindringlich erlebt, dass ich in einen Ausnahmezustand kam. Mir ist fast die Realität entglitten.
Das mit der Manipulation kenne ich auch. Dabei würde ich mich nicht als manipulativ ansehen. Und habe das von mir auch noch nie zu hören bekommen. Ich denke auch das kann individuell ausgeprägt sein.
Ein Arbeitskollege von mir hat ebenfalls Borderline. Er lügt manchmal. Auch mir gegenüber, wenn wir mal offen über unsere Krankheit reden.
Aber ich merke das ziemlich schnell, dass er manches anders darstellt als es tatsächlich ist. Und er entschuldigt sich dann auch, dass ihm das nicht so auffalle.
Bei meiner ex besten Freundin vermute ich ehrlich gesagt auch Borderline. Sie hat die Diagnose komplexe PTBS, was ja so ähnlich ist wie Borderlinr. Sie war wirklich manipulativ. So Sachen wie einem ein schlechtes Gewissen einreden, wo man keines haben müsste. und ging es nicht nach ihrem Willen, wurde man mit emotionaler Kälte bestraft. Extreme zwischen Intensität und dann wieder alles in Frage stellen. Die komplette Freundschaft. Drohungen es zu beenden, bei Verlustangst wieder sehr anhänglich sein und einem Geschenke machen und dergleichen.
Sie wsr auch eher dem klassischen extrovertierten Typus entsprechend.

So kann das schon anstrengend sein und so manches Vorurteil leider bestätigen.

Wie hatte sich der Realitätsverlust bei dir dann gezeigt, wenn ich fragen darf?
 

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