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Wie zwanghaften Perfektionismus überwinden?

Lovaniensia

Mitglied
Seit ich ein kleines Mädchen war tendiere ich zu zwanghaften Perfektionismus. Früher hat es hauptsächlich meine schulische Laufbahn negativ beeinflusst. Ich war mehr darauf bedacht alles perfekt zu machen als zu lernen und gute Noten zu erzielen. Immer war ich mit meinen eigenen Ansprüchen maßlos überfordert und habe letztendlich aufgegeben.

Mittlerweile hat dieser Perfektionismus meinen ganzen Alltag eingenommen. Ich möchte alles in meinem Zimmer desinfizieren und perfekte Sauberkeit beibehalten. Das scheitert allerdings schon alleine deswegen, weil ich gewisse Alltagsgegenstände konstant in Benutzung habe.
Ich habe nicht die Kraft meinen eigenen Ansprüchen zu genügen. Das wäre wohl für jeden Menschen unmöglich.

Ich bin einfach heillos überfordert und weiß nicht was ich zuerst tun soll. Deswegen tue ich im Prinzip gar nichts - den lieben, langen Tag.

Wie kann ich nur aus diesem Kreislauf ausbrechen? Ich freue mich über jegliche Anregungen und Ratschläge.
 
G

Gelöscht 48613

Gast
Wenn Du Deinen Perfektionismus versuchst zu bekämpfen, bekämpfst Du (vielleicht?) nur ein Symptom und nicht die eigentliche Ursache.

Irgendwer hat Dir möglicherweise eingeredet, dass Du niemals gut genug sein wirst. Deshalb willst Du nun "perfekt" sein.
Das geht aber gar nicht, denn niemand ist perfekt!

Auch ich nicht. :eek:

Und ich kann Dich da schon verstehen, denn mir geht es ähnlich. Wenn ich etwas nicht "aus meiner Sicht" perfekt machen kann, dann lass ich es und versuche es gar nicht erst. :eek::( Viel zu hohe Ansprüche an mich... die ich mir selber stelle...

Du schreibst, dass Du schon als kleines Mädchchen so warst. Ich glaube ja generell (und aus eigener Erfahrung), dass das anerzogen wurde.

Hatten Deine Eltern sehr hohe Ansprüche an Dich, die Du erfüllen solltest?

Wie Du aus Deinem Kreislauf ausbrechen kannst? Indem Du den Auslöser (die Ursache) findest. Es gibt ja einen Grund, warum Du bist wie Du bist.

Du leidest und zur Not musst Du Dir helfen lassen.
 

vienna

Mitglied
Ich kann Euch so gut verstehen, auch ich bin Perfektionist. Dadurch werden die Dinge zu einem Riesenmühlstein der um meinen Hals hängt, und irgendwann erschöpfe ich mich daran und kann gar nichts mehr machen.
Bei mir ist es ganz eindeutig Erzeihungssache gewesen, nichts was ich gemacht habe war gut genug. Ich wurde immer gefragt: Warum bist Du nicht so mutig wie die und die, so fleissig wie der und der, so schnell wie dieser und jener. Vielleicht ging Euch das genauso?
Ergebnis des Perfektionismus ist, dass ich nie mit einem Ergebnis zufrieden bin, sondern weit hinter meinen Ansprüchen hinterherhinke. Zu Beginn meines letzten Projektes habe ich sogar eine Blockade gehabt und es ging gar nichts mehr.
(Bin Filmemacher).

Da hat mir eine Freundin gesagt: "Weisst Du was, Du machst jetzt erstmal alles mit Absicht falsch, stellst die Kamera schief, machst ganz hässliches Licht und filmst was unmögliches. Und dann komme ich vorbei und wir stellen es bei youtube ein."

Das hat gesessen! Bei Youtube haben wir es nicht eingestellt, aber von da an konnte ich arbeiten. So habe ich meine Perfektionismus im Sinne der Blockade überwunden. :D

Daher würde ich Euch raten, auch einfach mal alles unmöglich zu machen (vielleicht erstmal dann wenn es keiner sieht), das ist ungemein befreiend. Ob man das auch auf einen Sauberkeitsfimmel anwenden kann, hm.... Fadeaway, Du könntest versuchen, zb mal EINE Sache eine zeitlang, zb einen Tag lang, nicht sauber zu machen, und Dich so langsam steigern, bis Du es etwas lockerer siehst. Oder mal eine Socke ein paar Stunden rumliegen lassen, die in die Wäsche gehört. Eine gesteigerte Übung wäre dann, einen guten Freund einzuladen, während die Socke da noch liegt.

Im umgekehrten Fall, wenn ich gelähmt bist und nicht weiss wo ich anfangen sollst, spiele ich zb, wenn ich aufräumen muss aber nicht weiss wo ich anfangen soll. " 10 pro Tag", dh ich muss 10 Dinge pro Tag wegwerfen, dann kann ich aufhören ( oder weitermachen, wenn ich Lust habe). die 10 Dinge können alles sein, auch Kaugummi-Papier, was rumliegt, es muss nichts Großes sein. Und schwups, habe ich mehr als Dinge fortgeworfen und mir fällt immer noch was ein. Wenn ich nicht mehr weiter weiss, höre ich auf und mache am nächsten Tag weiter. So habe ich mein Problem , nicht anfangen zu können weil ich nicht weiss wo und wie und was, gelöst.


mir hilft es auch manchmal zu sagen:
1) man den Leuten auch nur VOR den Kopf gucken und nicht rein, wer weiss was die alles nicht perfekt machen
2) der natürliche Zustand des Universum ist die Entropie, alles strebt nach einer Weile hin zum Chaos. Ordnung ist ein unnatürlicher Zustand ;)

LIebe Grüße,
Vienna
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöscht 48613

Gast
Öhm... :eek: und nur mal so als Anmerkung... @Vienna: Ich bin nicht diejenige, um die es hier geht. Die Socken und auch sonstigen "Müll" meines Partners herumliegen zu lassen, klappt bei mir perfekt. :D Ärgert mich, aber geht klar.

Mein Perfektionismus bezieht sich auf andere Dinge (Rechtschreibung und so).
 

vienna

Mitglied
Öhm... :eek: und nur mal so als Anmerkung... @Vienna: Ich bin nicht diejenige, um die es hier geht. Die Socken und auch sonstigen "Müll" meines Partners herumliegen zu lassen, klappt bei mir perfekt. :D Ärgert mich, aber geht klar.

Mein Perfektionismus bezieht sich auf andere Dinge (Rechtschreibung und so).
Ach Shit, tut mir leid :D
Ich meinte natürlich Lovaniensia.
Aber toll, dass das mit den Socken klappt! Ich bin stolz auf Dich! :D
 

Lovaniensia

Mitglied
Irgendwer hat Dir möglicherweise eingeredet, dass Du niemals gut genug sein wirst. Deshalb willst Du nun "perfekt" sein.
Im Prinzip ich nicht den Anspruch als Person perfekt zu sein. Ich möchte lediglich, dass mein Eigentum perfekt ist.


Hatten Deine Eltern sehr hohe Ansprüche an Dich, die Du erfüllen solltest?
Eigentlich nicht. Sie waren nur oft unzufrieden mit meinem Verhalten und meinen schlechten Schulleistungen. Ich war ein "Problemkind".


Wie Du aus Deinem Kreislauf ausbrechen kannst? Indem Du den Auslöser (die Ursache) findest. Es gibt ja einen Grund, warum Du bist wie Du bist.
Das hört sich an als würde es Jahre dauern.


Du leidest und zur Not musst Du Dir helfen lassen.
Egal wo ich mir Hilfe suche - am Ende bin ich trotzdem alleine mit meinen Problemen.

---

Dadurch werden die Dinge zu einem Riesenmühlstein der um meinen Hals hängt, und irgendwann erschöpfe ich mich daran und kann gar nichts mehr machen.
Genauso fühlt es sich an; wie ein riesiger Mühlstein der mich konstant nach unten zieht und jegliche Lebensfreude aus meinem Körper saugt.


Daher würde ich Euch raten, auch einfach mal alles unmöglich zu machen (vielleicht erstmal dann wenn es keiner sieht), das ist ungemein befreiend. Ob man das auch auf einen Sauberkeitsfimmel anwenden kann, hm.... Fadeaway, Du könntest versuchen, zb mal EINE Sache eine zeitlang, zb einen Tag lang, nicht sauber zu machen, und Dich so langsam steigern, bis Du es etwas lockerer siehst. Oder mal eine Socke ein paar Stunden rumliegen lassen, die in die Wäsche gehört. Eine gesteigerte Übung wäre dann, einen guten Freund einzuladen, während die Socke da noch liegt.
Im Prinzip ist es ja kein Sauberkeitsfimmel. Ich habe kein Problem damit wenn Socken auf dem Boden rumliegen. Ich habe einfach ein konstantes Bedürfnis nach einem perfekt aufgeräumten Zimmer.

Hilft dir diese Methode auch bei anderen Blockaden?


Im umgekehrten Fall, wenn ich gelähmt bist und nicht weiss wo ich anfangen sollst, spiele ich zb, wenn ich aufräumen muss aber nicht weiss wo ich anfangen soll. " 10 pro Tag", dh ich muss 10 Dinge pro Tag wegwerfen, dann kann ich aufhören ( oder weitermachen, wenn ich Lust habe). die 10 Dinge können alles sein, auch Kaugummi-Papier, was rumliegt, es muss nichts Großes sein. Und schwups, habe ich mehr als Dinge fortgeworfen und mir fällt immer noch was ein. Wenn ich nicht mehr weiter weiss, höre ich auf und mache am nächsten Tag weiter. So habe ich mein Problem , nicht anfangen zu können weil ich nicht weiss wo und wie und was, gelöst.
Hört sich nach einer guten Idee an.

---

Ist das Deinen Eltern früher nicht schon aufgefallen und was habt Ihr unternommen?
Früher war es noch nicht so schlimm bzw. haben sie es auch nie wirklich mitbekommen. Sie hielten mich eben für faul und chaotisch. Dabei bin ich gar nicht so faul. Der Perfektionismus lähmt mich.


Hast Du heute schon mal mit einem Arzt darüber gesprochen?
Ich bin schon länger in psychologischer Behandlung.


Für mich klingt das nicht nach - entschuldige "ein bisschen Perfektionismus" sondern eher nach einer Art Zwangsstörung.
Zwanghafter Perfektionismus. Ich hielt es bisher für einen Putzfimmel, aber eigentlich habe ich keine Angst vor Baktieren, Viren und Mikroorganismen. Es ist eher eine gewisse Art von Ekel - anderen und mir selbst gegenüber.


Soweit ich weiß sind die ganz gut behandelbar.
Lustigerweise weiß ich genau wie man Zwangsstörungen am effektivsten behandelt: Egal wie Stark der Drang ist, einfach nicht nachgeben.

Aber ich fühle mich so verloren und überfordert, dass ich nicht die Kraft habe mich meinen Dämonen zu stellen. Ich lenke mich lieber ab und verschwende kostbare Lebenszeit.
 
Zuletzt bearbeitet:

Baffy

Aktives Mitglied
Manchmal ist sowas anerzogen, manchmal aber auch Folge eines Erlebnisses.

Wenn einem kleinen Kind etwas widerfährt, was es nicht logisch verstehen kann, dieses emotional und/oder körperlich so gewaltig, erschreckend ist, dann empfindet solch ein Kind sowas immer als Strafe (Bestrafung), obwohl das kleine Hirn das "warum" (den logischen Schluss) überhaupt nicht verstehen kann.
Die Folge davon ist, das es von dem Zeitpunkt an immer perfekt sein möchte, jedem "genehm" ist, weil es diese "Strafe" nie wieder erleben möchte. Solche Dinge sind dazu noch oft verdrängt, so das man als Erwachsener dann erst recht nicht das "woher" und "warum" weis.
Du sagst "Ekel", dann könnte es mit diesem Begriff auch was zu tun haben....

Es hilft wenn man es weis, sich selbst dann versteht...... ein langer Weg..

LG
 
K

kasiopaja

Gast
Finde Dich einfach damit ab bzw. sieh es ein, dass nichts im Leben perfekt sein wird.

Nicht Du , nicht Dein Eigentum , nichts.

Trotzdem kann es gut sein und schön.
 

Lovaniensia

Mitglied
Manchmal ist sowas anerzogen, manchmal aber auch Folge eines Erlebnisses.

Wenn einem kleinen Kind etwas widerfährt, was es nicht logisch verstehen kann, dieses emotional und/oder körperlich so gewaltig, erschreckend ist, dann empfindet solch ein Kind sowas immer als Strafe (Bestrafung), obwohl das kleine Hirn das "warum" (den logischen Schluss) überhaupt nicht verstehen kann.
Die Folge davon ist, das es von dem Zeitpunkt an immer perfekt sein möchte, jedem "genehm" ist, weil es diese "Strafe" nie wieder erleben möchte. Solche Dinge sind dazu noch oft verdrängt, so das man als Erwachsener dann erst recht nicht das "woher" und "warum" weis.
Du sagst "Ekel", dann könnte es mit diesem Begriff auch was zu tun haben....

Es hilft wenn man es weis, sich selbst dann versteht...... ein langer Weg..
Ich kann mich kaum an meine Kindheit erinnern. So weit ich zurückdenken kann, war ich schon immer sehr "absonderlich". Insofern müsste es eine sehr frühe Kindheitserinnerung gewesen sein, die ich bisher äußerst erfolgreich verdrängt habe.

Der schwerwiegendste Missbrauch, den ich bisher am eigenen Leibe erfahren musste, fand im Alter zwischen 11 bis 15 Jahren statt. Alles was davon blieb ist die innere Gewissheit wertlos zu sein und die daraus resultierenden, sozialen Ängste. Der Zwang war schon vorher da.


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Finde Dich einfach damit ab bzw. sieh es ein, dass nichts im Leben perfekt sein wird.

Nicht Du , nicht Dein Eigentum , nichts.

Trotzdem kann es gut sein und schön.
Das gelingt mir mittlerweile sogar ein bisschen besser. Ich sage mir, dass es keinen Sinn hat alles perfekt zu machen und dabei kostbare Lebenszeit zu verschwenden. Letzten Endes ist alles vergänglich und Perfektion wird mich nicht glücklich machen.


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Dann würde ich mich damit auch nicht abfinden wollen, so wie es Dir hier geraten wird.
Hast Du eine IDee, wenn Du ja schon weißt wie man an die "Sache" rangeht was Dir fehlen oder / und helfen könnte diese "Dämonen" doch noch zu besiegen?

Alles Gute auf jedenFall für Dich.
Als ich meiner Psychologin von meinem "Putzfimmel" erzählte, meinte sie, dass es wohl um das Wohlfühlen ginge. Möglicherweise wäre es schon sehr hilfreich, wenn ich mir selbst eine nette Atmosphäre zaubere.

Meine Mutter war/ist ein 'Messi'. Mag sein, dass die Problematik darin ihren Ursprung hat.
 

Baffy

Aktives Mitglied
-----Ich kann mich kaum an meine Kindheit erinnern. So weit ich zurückdenken kann, war ich schon immer sehr "absonderlich". Insofern müsste es eine sehr frühe Kindheitserinnerung gewesen sein, die ich bisher äußerst erfolgreich verdrängt habe.----

Ja so sehe ich das auch... Je früher im Leben sowas passiert, desto einschneidender/prägender ist es. Nur das zu finden ist ein langer Weg. Missbrauch, auch wenn er "später" passiert, ist immer etwas, was einen für immer verändert, weil man sowas auch als (fast)-Erwachsener kaum verarbeiten kann.
Die Folgen die du beschreibst sind für mich, von der Hirnlogig gesehen, eigentlich schlüssig. Der Ekel den man empfindet wird nicht nur vom eigenen Körper (bei manchen Menschen) versucht abzuwaschen (ständiges Duschen), sondern projeziert sich auch auf die eigene Umgebung, die "steril" gehalten wird. Andere Menschen werden nicht mehr tolleriert, weil es ja Menschen waren, die einem das angetan haben (Sozialphobie).

Ich würde nach dieser ganz frühen Sache suchen wollen, schon um mich selbst besser zu verstehen. Was man dann davon "mitnehmen" kann, ist dann wieder eine andere Sache..........LG
 

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