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Wie werde ich mit dieser Trauer und den Schuldgefühlen fertig...?

U

UnknownUser09

Gast
Halll Zusammen,
Ich muss einfach mal Sichtweise von neutralen Personen hören.

Mein Vater verstarb vor 2 Wochen gant plötzlich ohne jegliche Vorwarnung im Schlaf.
Zeit seines Lebens hatten wir nie den besten Kontakt bzw endete unsere, damals noch, enge Beziehung in meinen Teeniejahren.
Meine mutter ließ sich von ihm scheiden, da war ich 4/5Jahre alt. Er rutschte daraufhin ziemlich ab und verfiel dem Alkohol und daraus resultierend langer Arbeitslosigkeit.
Da auch meine Mutter alkolabhängig war, frustrierte mich sein ständiges Betrunkensein und sein generelles Verhalten zunehmend je älter ich wurde. Zumal er sich auch oft nur völlig betrunken bei mir meldet und mir dann die schuld gab, dass meine Kindheit nur so verkorkst war, weil ich damals nicht zu ihm wollte....die Gerichtsverhandlung dazu fand statt als ich 6 war und eh total eingeschüchtert.
Lange rede, kurzer Sinn, ich entfernte mich also immer mehr von ihm. Immer wieder monatelang gar kein Kontakt, Anrufe zu Geburtstagen etc fanden eigentlich nur aus Pflichtgefühl statt.
Hätten wir uns im März zur Beerdigung meiner Oma nicht gesehen, wären zwischen unserem letzten Treffen und seinem Tod rund 5/6 Jahre gelegen.

Und jetzt ist er tot und mich plagen Schuldgefühle...
"Hätte ich doch damals besser gesagt, dass ich zu ihm will, wäre er vielleicht nicht so stark abgerutscht"
"Wäre ich über meinen Schatten gesprungen und hätte doch öfter den Kontakt gesucht, hätte er sich vielleicht wieder gefangen"
"Hätte ich ihm verziehen, würde er vielleicht noch leben" usw usf
Laut eigenen Aussagen hat er die letzten ~3 Jahre nicht mehr getrunken, ich hab es ihm aber nie geglaubt, zumal es für mich einfach zu spät war. Einen nichttrinkenden Vater hätte ich als Kind/Teenie gebraucht und nicht als Erwachsene Person.
Jedenfalls geh ich langsam an diesen Schuldgefühle kaputt. Ich fühle mich als wäre ich einfach nur eine besch****** Tochter gewesen und ihn trifft keine schuld.
Er war ein guter Mensch. Sehr lieb und hilfsbereit aber in meinen Augen kein guter Vater....
Anderseits kann ich als Tochter nicht wirklich für sein Lebensglück verantwortlich gewesen sein, oder doch?
 
G

Gelöscht 117789

Gast
Es nützt nichts sich zu plagen. Du hast gehandelt, wie Du musstest. Und das war gut so.
Du kannst nichts für die Umstände und es hätte auch nichts genützt sich für die Eltern aufzuopfern.
Sie sind und waren für sich verantwortlich.
Du hättest nichts retten können.
 

Knirsch

Aktives Mitglied
Nein. Kinder sind nicht für das Lebensglück der Eltern verantwortlich.
Außerdem, wenn er ein guter, liebevoller Vater war, trotz seiner Fehler, dann war sein Wunsch sicher, dass du dein Leben unbeschwert von seinem Tod und Schuldgefühlen lebst.
 

Binchy

Sehr aktives Mitglied
Herzliches Beileid. Es ist sehr schmerzlich, jemanden zu verlieren und sich dann auch noch mit Schuldgefühlen zu belasten. Viele denken, wenn jemand stirbt aus der Familie oder jemand Nahestehender, dass man nicht genug gemacht hat, man hätte mehrLiebe zeigen können, mehr Aufmerksamkeit.

Du warst ein Kind damals, Dein Vater war unfähig, ein guter Vater zu sein, vielleicht lag das Alkoholproblem in seiner Familie. Ich bin sicher, dass Du ihn nicht hättest halten können als Kind und abhalten können vom Alkohol. Sicher war er ein guter Mensch, aber er hätte auch mehr Kontakt zu Dir suchen können. Bitte gib Dir nicht die Schuld, es lag nicht in Deiner Macht, ihn zu retten.

Du könntest ihm einen Brief schreiben, ihm alles sagen, was Du fühlst, ihm Deine Gefühle schreiben und ihm den Brief ans Grab legen oder ihn in Andenken an ihn verbrennen. Solche Rituale können helfen, loszulassen.
 

OGKush

Mitglied
Schuldgefühle sind wahnsinnig destruktiv...
Du musst sie so schnell wie irgend möglich abbauen.
Dass man dir vorwirft, du wärst verantwortlich(???), warum deine Kindheit so schlecht war, ist halt kompletter quatsch. Du warst doch Kind und unter Obhut von Erwachsenen, demnach sind deine Eltern höchstens Schuld (kenne natürlich nicht deren Lebenslauf, haben höchstwahrscheinlich auch eine sehr schlechte Kindheit genossen und somit weitergegeben).
Du musst die Vergangenheit und die schlimme Beziehung zu deinem Vater aufarbeiten und dich ggfls. durch Therapeuten behandeln lassen!
Viel Glück
 

Jusehr

Sehr aktives Mitglied
Das finde ich aber sehr gewagt, jemandem für sein Verhalten als 6jähriger ein schuldhaftes Verhalten unterschieben zu wollen. Und moralisch korrekt kommt mir das auch nicht vor. Er scheint halt noch lange (vielleicht bis zu seinem Tod) ein sehr unzufriedener Mensch gewesen zu sein, der leichtfertig andere für Sachen verantwortlich macht. Vor diesem Hintergrund wundert mich auch nicht seine "Alkoholkarriere". Passt irgendwie dazu.

Die Frage ist nur, wie Du Deine wohl falschen Schuldgefühle los wirst. Das Beste ist vielleicht, wenn man sich um seine Mitmenschen bemüht. Das sollte man ja eigentlich auch ohne Schuldgefühle tun ;-). Es gibt genug Lebende, denen Du vielleicht noch helfen könntest.
 
G

Gelöscht 77808

Gast
(...) Und jetzt ist er tot und mich plagen Schuldgefühle... (...)
Schuldgefühle dürfen jemanden ruhig plagen, wenn man über Jahre vorsätzlich etwas falsch gemacht hat. Genau zu dem Zweck sitzen manche im Knast.

Es gibt aber auch das Gegenteil, nämlich die Verpflichtung sich selber (oder andere) zu schützen.
In solchen Situationen überlegt man zu einem gewissen Zeitpunkt, was gut und richtig ist.
Da die darauf folgende Entscheidung den Bedingungen der aktuellen Sachlage unterworfen wird, ist es falsch, jetzt und später neue Bedingungen dazu zu erfinden und sich eine neue Gesamtansicht der damaligen Sachlage auszudenken, die - natürlich - zu einem abweichenden Ergebnis führt.

Später ist man immer schlauer.
Beachte: die Betonung liegt nicht auf "schlauer" sondern auf "später"!

Ich habe an mich den Anspruch, stets richtig zu handeln oder dann falsch zu handeln, wenn ich das Risiko eingehe, dass es schief geht.
Ein reales Beispiel war die Entscheidung, Vaters Nussbaum umzupflanzen, der im Garten nicht mehr größer werden durfte. Die Jahreszeit war extrem ungünstig und Wurzeln verliefen unter einem Strauch der nicht weg durfte. Walnussbäume dieser Größe ließen sich ohnehin kaum umpflanzen, dennoch hat es geklappt.

Du bist übrigens wie mein Nussbaum, umgepflanzt hat Dich Deine Mutter, so dass Du wachsen konntest.

Im Ergebnis war - und bleibt! -alles gut und richtig.
 
Er hat selber entschieden, mit dem trinken anzufangen, dafür kannst du nichts. Und wenn du bei ihm wärst könnte es genauso mit deiner Mutter passieren, also meiner Meinung nach hast du echt nichts falsch gemacht.
ich wünsche dir sehr viel Kraft und alles gute
 

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