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Wie ein schwerfälliger Kahn auf Therapieabbruch zusteuernd

Ja, lieber Eranos, an Familienaufstellung habe ich auch schon mal gedacht. Ist das nicht so, daß fremde Leute, die Positionen der Familienmitglieder einnehmen und dann rückmelden, was sie fühlen?
Genau. Es hat mit Energien zu tun. Auch damit, dass wir energetisch alle miteinander verbunden sind. Und mit noch anderen Sachen... Auch Wissenschaftler haben festgestellt, dass Quanten, also die kleinsten Teile, die wir kennen, anscheinend miteinander in Kontakt stehen - warum also nicht auch wir Menschen als viel größere Einheiten? 🙂
Und es funktioniert, so unglaublich es klingt. Ich habe das selber schon oft erlebt, als Statthalter, dass ich mal ganz lustig war, oder mal rabiat - und es stimmte einfach, obwohl ich die Personen nicht kannte...
In welcher Gegend lebst du?
Ja, ich muß diese alte Geschichte anschauen. Ich weiß das. Es ist als ob das alles in mir drin verstopft und mein Leben schon ganz lange lähmt.
Mir kamen auch die Tränen, aber es war als ob die einfach so aus meinen Augen rauslaufen. Ich habe nichts gefühlt.
Ich denke, wenn wir so stark blockiert sind fühlen wir u.U. nichts - wir dürfen ja nichts fühlen. Sonst müssten wir schreien. Oder toben. Oder anderen weh tun. Aber deine Seele hat es gespürt und reagiert.
Und jede Träne löst ein kleines Stückchen von unserem (auch verdeckten) Schmerz, wirklich...
Du kannst es so sehen, dass wir nicht nur Eines sind, sondern wie mehrere "Personen": also ganz vorne das (kleine) Ego, das Angst hat, verloren zu gehen, oder was zu verlieren, oder nicht gesehn zu werden, - und dahinter die Seele, die sich etwas zurückhält, aber die du auch spüren/fühlen kannst.
Und ich fühle mich als Versagerin, weil ich so feige bin und das immer wieder nach hinten schiebe, immer wieder aufs Neue verdränge. Ich bin in der Hinsicht so ein Schwächling!
Ok, ich möchte dich nun etwas bitten, es ist ganz wichtig: sag dies nie mehr wieder, das mit Schwächling, Feigling und Versagerin, und so ähnliche Sachen. Nie mehr als "Ich Bin ..." Du kannst vielleicht sagen: "Ich fühle mich momentan als ..." - aber nie mehr "Ich Bin eine ...".
Ausser es ist etwas Gutes.
Ich möchte dir auch sagen, warum: schau, wir verstärken mit unserer Aussage alles, was wir sagen - egal ob gut oder schlecht. Wenn du z.B. sagst wie oben: "Ich bin in der Hinsicht so ein Schwächling!" dann verstärkst du dies negative Verhalten - es kann sein, als ob du in diese Falle noch weiter hineinsinkst. Noch einen Nagel deinem "Sarg" hinzufügst, etwas noch mehr festigst. Bitte fühl mal hinein, ob das nicht ein ganz klein wenig stimmt...
Nur: das hilft dir nicht weiter, nicht ein bisschen. Du hast das bestimmt schon oft gedacht.
Nun, bitte hör auf damit. Ich werde dir helfen, eine andere Sicht zu gewinnen, wenn du mitmachst. Es ist wie bei einem geschliffenen Diamanten: jede Facette zeigt ein anderes Licht, wenn man ihn in die Sonne hält.
Ich möchte dir andere Farben deines Diamanten zeigen, wenn du willst.
Ich stehe in meinem Leben immer wieder vor diesen Kontaktabbrüchen.
Schon als Grundschulkind haben meine Eltern den Kontakt zur Familie väterlicherseits abgebrochen. Ich habe meine Oma, Tante und Onkel wahnsinnig vermißt. Aber ich habe seitdem nie wieder mit ihnen geredet. Es war ein unausgesprochenes Verbot.
Auch bei meinem Vater spüre ich ein unausgesprochenes Verbot.
Ich fühle es wirklich als meine Schuld und mein Versagen, daß ich es immer wieder zu diesen Kotaktabbrüchen kommen lasse.
Ich bemerke, dass diese Kontaktabbrüche nicht von dir ausgegangen sind, sondern von deinen Eltern bzw. deiner Mutter, richtig?
Und dass du unter Druck gestanden bist und noch stehst.
Magst du es, dir selber die Schuld von Anderen aufzuhalsen? Schau, Kinder haben oft diese Tendenz, Schuld oder allgemein Lasten von den Eltern übernehmen zu wollen, im Glaube, sie könnten ihnen helfen.
Können sie nicht.
Geldschuld kann ein Kind vielleicht von den Eltern übernehmen - aber nicht Konflikte. Böse Worte, Hass oder Gewalt, und Schuld auch: geht nicht. In gesagten Familienaufstellungen trifft man so oft Töchter, die dies geglaubt haben und daran jahrelang leiden. Und dort wird dann wieder getrennt: was dein ist, dass soll deins sein, und was nicht zu dir gehört, das gibst du wieder ab. Jeder hat genug an seinem eigenen Schicksal zu tragen, wir brauchen nicht auch den Rucksack der Eltern aufzuhalsen - wir können ihn sowieso nicht auflösen. Nur daran verzweifeln.
Ging's dir auch so?
Ach, Eranos. Es tut mir leid. Ich weiß, Du willst es nicht hören, aber ich fühle mich schuldig und ich schäme mich. 🙁
Meine Liebe, du weisst noch nicht, was ich hören will oder nicht 😛. Aber wenn du willst, sag ich's dir, Schritt für Schritt. Das kann langsam wieder Freude machen.
Aber ich nehme es jetzt an, wie du's sagst - wie die katholische Kirche es ihren Gläubigern eintrichtert: mea culpa, mea culpa, mea culpa.
Also "meine Schuld"...
Ich möchte dir helfen, dies zu verändern. Wenn du es auch willst.
 
Mein Gott, Eranos, bitte hör auf so nette Sachen zu sagen. 😱 Ich bin ganz verlegen. Auch daß Du Dir so eine Mühe gibst. Ich fühle mich zu schwer. Trotzdem danke.

Mich hat gestern etwas sehr sehr nachdenklich gemacht, was Du gesagt hast. "Du hattest ja nur eine Nebenrolle in dem Scheidungsstück". Das stimmt. Aber ich bin da all die Jahre so gefangen gewesen in meiner Sicht, daß mir das noch nie wirklich bewußt geworden ist. Mir als Theaterfrau sagt dieses Bild mit der Nebenrolle im gegensatz zur Hauptrolle sehr viel. Aber als Kind neigt man ja sehr dazu seine Sicht als den Mittelpunkt zu sehen. Das hat sich so festgesetzt. Das habe ich nie hinterfragt. Vielen, vielen Dank für diese Anregung!

Manno, wie doof und eingeschränkt ist man bei sich selbst, was man bei anderen auf den ersten Blick sehen würde! Warum habe ich das nicht längst mit meinem Erwachsenenblick hinterfragt?!

Deiner Bitte, mich nicht weiterhin mit so einer Absolutheit selbst abzuwerten, will ich gerne versuchen, nachzukommen. Aber ich bin nicht sehr optimistisch, daß es gelingt. Die Überzeugung steckt so tief in mir drin. Bei anderen kann ich das sehr gut sehen und helfen, ihr schlechtes Selbstwertgefühl wieder gerade zu rücken. Da habe ich die notwendige Distanz. So wie Ihr alle zu mir. Nur bei mir selbst bin ich so gefangen. Da sperre ich mich selbst ein. Ich weiß, daß das wahr ist, was Du sagst. Aber leider bin ich bei mir selbst eine solche Versagerin! Da gerate ich immer wieder in diese Abwertung. Tut mir leid. Mea culpa.
 
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Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern es ist unsere Sicht der Dinge.

Vielleicht hilft es, wenn du daran denkst? Dass es im Hinblick auf Kontaktabbrüche nicht notwendig ist, sich allein und verrlassen zu fühlen, jedenfalls nicht gezwungenermaßen.
Dass man "allein" nicht als "einsam" empfinden muss.

Wenn du damals zu Kontaktabbrüchen gezwungen wurdest, kannst du die jetzt nicht rückgängig machen und dich wieder bei den Menschen, die du liebst melden? Falls sie noch leben?
Du könntest ihnen eklären, warum du damals gezwungen warst, den Kontakt abzubrechen.
 
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Vielleicht hilft es, wenn du daran denkst? Dass es im Hinblick auf Kontaktabbrüche nicht notwendig ist, sich allein und verrlassen zu fühlen, jedenfalls nicht gezwungenermaßen.
Dass man "allein" nicht als "einsam" empfinden muss.

Wenn du damals zu Kontaktabbrüchen gezwungen wurdest, kannst du die jetzt nicht rückgängig machen und dich wieder bei den Menschen, die du liebst melden? Falls sie noch leben?
Du könntest ihnen eklären, warum du damals gezwungen warst, den Kontakt abzubrechen.

Danke Bubba,

ich empfinde mich nicht unbedingt als einsam. Aber im Hinblick auf die Kontaktabbrüche als alleingelassen und traurig. Auch wenn es nicht unbedingt logisch ist.

Ja, ich habe schon einmal darüber nachgedacht, mich bei diesen Verwandten zumelden. Sie wissen, daß ich den Kontakt nicht freiwillig unterbrochen habe. Tante und Onkel leben noch. Ich weiß auch wo. Ich würde sie gerne wiedersehen und schauen, wie es ihnen geht und wie ihr Leben verlaufen ist. Aber das würde zwangsläufig auch den Kontakt zum Vater berühren. Denn mein Vater hat inzwischen wieder Kontakt zu seiner Familie. Deshalb muß ich erstmal klar bekommen, was ich in der Hinsicht will.

Aber zuallererst muß ich mal den Dreh zurück zum Therapeuten finden. Wenn ich das schon nicht schaffe, kann ich alles andere wohl vergessen.
 
Mein Gott, Eranos, bitte hör auf so nette Sachen zu sagen. 😱 Ich bin ganz verlegen.
Das ist für mich nicht "nett" - ich meine es genau so. Es ist ja so, wie du es auch erkennst: von draussen kann man die Dinge objektiver erkennen - vom Berg aus sieht man ja auch mehr als im Tal, oder? 😛
Und genau dies Spiel spielen wir, wenn du magst. Du sagst mir, was DU siehst, und ich sage dir, wie das von mir aus aussieht oder aussehen könnte. Und du bestimmst immer, wie du weiter sehen willst. Ist das'n Angebot? 🙂
Mich hat gestern etwas sehr sehr nachdenklich gemacht, was Du gesagt hast. "Du hattest ja nur eine Nebenrolle in dem Scheidungsstück".
Das ist halt der Unterschied zwischen subjektiv - objektiv. 😛
Und genau deswegen ist deine Selbstzerfleischung nicht stimmig - und du weisst es jetzt auch, ganz bewusst. Dies Bild der Versagerin fängt dann automatisch an, etwas zu wanken - weil du einfach ein Kind nicht gleichsetzen kannst mit der Erfahrung und Verantwortung eines Erwachsenen - stimmt's oder hab ich Recht? Das war die Aufgabe deines Vaters, dich nicht hineinzuziehen in seinen Verletzungskampf mit deiner Mutter - und ihre Aufgabe ebenfalls. Sie haben es beide nicht geschafft, dich da herauszuhalten. Manchmal sind wir wie taub und blind für unsere Umwelt, und können nur noch unseren eigenen Schmerz und die Angstgefühle und Rachegedanken sehen. Und verletzen die anderen Menschen um uns herum.
Kannst du diesen Konflikt aus dieser Perspektive sehen?

Und kannst du dir klar machen, dass du JETZT dir selber verantwortlich sein darfst? Auch, was deine jetzigen Kontakte oder Kontaktwünsche betrifft? Und dass du jetzt die weitere Manipulation - in diesem Falle deiner Mutter - nicht mehr akzeptieren musst? Denn schau, die Verantwortung für DEIN Leben hast du, nicht deine Mutter.
Und glaub mir, es kann so schön sein, diese Verantwortung für die eigene Freiheit der Entscheidung...
Freiheit, die ich meine...
Das ist keine Nebenrolle, birdie, das ist die Hauptrolle deines Lebens. Etwas wunderbares. Es ist das, worauf du dich lange Zeit, bevor du auf diese Erde kamst, vorbereitet hast...
Magst du dir diese Rolle anschauen? So, von weitem erstmal? 🙂
Deiner Bitte, mich nicht weiterhin mit so einer Absolutheit selbst abzuwerten, will ich gerne nachkommen. Die Überzeugung steckt noch in mir drin.
Nun, ich habe sie jetzt etwas herausgelockt, und du wirst sie immer klarer sehen - und ihr aus dem Weg gehen. Weisst du, warum? Weil sie dir nichts bringt. Nichts Wertvolles. Nur ein bisschen Versteckspielen hinter den eigenen Fingern. Aber das durchschauen auch die Kindchen sehr schnell, und spielen es nur, um Spass zu haben. Nicht im Ernsten.
Diesen Spass können wir auch haben - es kann ganz locker gehen - noch leichter als auf der Couch des Therapeuten, glaub es mir...
Aber leider bin ich bei mir selbst eine solche Versagerin!
Ach nee, da hast du dich schon davon distanziert, oder?
Tut mir leid. Mea culpa.
Ich sage dir jetzt etwas - auch wenn du es momentan nicht ganz verstehst: es gibt keine "Schuld", und auch nicht wirklich ein Versagen. Es gibt aber eines, und dies immer wieder: neue Erfahrung durch Fehler in der Einschätzung. Errare humanum est - Irren ist menschlich. That's it - das wussten schon die Römer. Und haben dabei nie von Versagen gesprochen.
Und Erfahrung ist gut. Wirklich. Du kennst doch den Witz: da fangen ein paar Menschenfresser einen Deutschen und stecken ihn in einen riesigen Kochtopf, und machen Feuer drunter. Und der beginnt zu lamentieren: "Aber ich bin doch nur Haut und Knochen, was wollt ihr mit mir?" Doch sie grinsen nur: "Du gut. Du made in Germany!"...
In diesem Sinne - bis zum nächsten Mal dann... 😛
 
Heute morgen hat mich plötzlich eine furchtbare Angst überfallen, daß mein Therapeut sich gar nicht erkundigen wollte, wie es mir geht, sondern er eigentlich klären wollte, ob die Therapie jetzt tatsächlich beendet ist und mir mitteilen wollte, daß er "meinen Platz" vergeben hat. Was ja auch nachvollziebar ist. Ich weiß, wie viele verzweifelte Menschen dringend einen Therapieplatz suchen und auf Wartelisten stehen. Mein Verhalten ist asozial.

Ich habe Angst, daß er ganz froh ist, mich auf diese Art losgeworden zu sein.

Verdammt, was für kranke Gedanken!!!
 
Und genau dies Spiel spielen wir, wenn du magst. Du sagst mir, was DU siehst, und ich sage dir, wie das von mir aus aussieht oder aussehen könnte. Und du bestimmst immer, wie du weiter sehen willst. Ist das'n Angebot? 🙂

Das ist ein sehr freundliches Angebot von Dir. Ich bin schon wieder verlegen und der Mühe nicht wert.


Kannst du diesen Konflikt aus dieser Perspektive sehen?

Ich versuchs. Aber es fällt mir schwer. Ich habe mich so lange verantwortlich gefühlt und meine Fehler gesehen. Ich meine immer noch, ich hätte damals nicht so hilflos und blauäugig sein dürfen. Und hätte die Eskalation zwischen meinen Eltern verhindern müssen. Obwohl ich natürlich weiß, daß ich das gar nicht konnte. Nur eine Nebenrolle hatte. Aber zwischen Verstand und Gefühl klafft nun mal ein Lücke.

Und kannst du dir klar machen, dass du JETZT dir selber verantwortlich sein darfst? Auch, was deine jetzigen Kontakte oder Kontaktwünsche betrifft? Und dass du jetzt die weitere Manipulation - in diesem Falle deiner Mutter - nicht mehr akzeptieren musst? Denn schau, die Verantwortung für DEIN Leben hast du, nicht deine Mutter. Und glaub mir, es kann so schön sein, diese Verantwortung für die eigene Freiheit der Entscheidung...
Freiheit, die ich meine...
Das ist keine Nebenrolle, birdie, das ist die Hauptrolle deines Lebens. Etwas wunderbares. Es ist das, worauf du dich lange Zeit, bevor du auf diese Erde kamst, vorbereitet hast...
Magst du dir diese Rolle anschauen? So, von weitem erstmal? 🙂

Sowas ähnliches hat mein Therapeut auch gesagt: "Als Sie aus dem Bannkreis der Mutter heraustreten konnten, haben Sie angefangen, sich selbst einzusperren". Mein Gott! Ist das denn wirklich so krass? Bin ich nicht selbständig handlungsfähig? So eingeschränkt? Beschränkt? Und das soll kein Versagen sein?
Ich bin eine erwachsene Frau. Ich bin reflektiert, nicht doof, stehe im Beruf meine Frau, bin kreativ, habe einen stabilen Freundeskreis, erfahre viel Wertschätzung, gelte als stark und souverän. Und gleichzeitig so ein hilfloses Bündel, das es nicht gebacken kriegt, richtig selbständig zu werden? Die es nicht schafft, die Verantwortung für die eigene Freiheit der Entscheidung zu tragen? Ich fühle mich nicht gut. Gar nicht gut.
 
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Ich habe mich so lange verantwortlich gefühlt und meine Fehler gesehen. Ich meine immer noch, ich hätte damals nicht so hilflos und blauäugig sein dürfen. Und hätte die Eskalation zwischen meinen Eltern verhindern müssen. Obwohl ich natürlich weiß, daß ich das gar nicht konnte. Nur eine Nebenrolle hatte. Aber zwischen Verstand und Gefühl klafft nun mal ein Lücke.
Birdie, in dem Konflikt deiner Eltern hattest du eigentlich keine wirkliche Rolle. Du warst eigentlich nur... Statistin.
Schau, dieser Konflikt hatte nicht mit dir zu tun - das war eine Sache zwischen Mutter und Vater. Du als Kind hattest da nichts zu tun - weder zu helfen noch zu vermitteln. Das war absolute Überforderung und Missbrauch IHRES eigenen Kindes! Kind hat Kind zu sein, nichts anderes. Und ein Kind hat keine Fehler - es lebt aus sich heraus und ist immer im Jetzt. Es hat keine Verantwortung im Zwist der Eltern! Du hast dir da ein paar Schuhe angezogen, die dir eindeutig viel zu groß waren!
Ich hoffe, du hast keine Kinder. Sonst würdest du vielleicht Soldaten großziehen wollen, deren erstes Wort nicht Mama oder Papa sondern "Verantwortung" heisst...
Wie alt warst du denn damals?
Ich möchte dich bitten, ein Blatt Papier zu nehmen, und darauf zu schreiben, was deiner Meinung nach ein Kind für Aufgaben hat.
Und sei so lieb... (ich möcht es gern auch wissen dürfen... 🙂)
Sowas ähnliches hat mein Therapeut auch gesagt: "Als Sie aus dem Bannkreis der Mutter heraustreten konnten, ...
"Bannkreis deiner Mutter" hat er gesagt, Mylady - und nicht "Bannkreis deines Vaters"!
Und nun erklär mir bitte, wieso du mit deinem Vater so in Konflikt bist, und nicht mit deiner Mutter...
Weißt du, "Bannkreis" ist eine Art Verschönerung von "Manipulation"... 😀
"... haben Sie angefangen, sich selbst einzusperren". Bin ich nicht selbständig handlungsfähig? So eingeschränkt? Beschränkt? Und das soll kein Versagen sein?
Meine Liebe, das hat nicht mit Versagen zu tun, nur mit Blockade. Auch wenn du sonst reflektiert bist: hier bist du blockiert. Das ist wie mit einem Schalter: wenn du diesen bestimmten Bereich betrittst, dann geht das rote Licht an, und du bist geblendet. Du siehst nicht mehr richtig, und deine Gefühle fahren Achterbahn und ein bestimmtes Gebiet ab, das mit Vorwürfen und Selbstvorwürfen besät ist. Das ist nicht beschränkt, nur eingeschränkt.
Sieh es als ein Überlebens-Programm, das du dir einst gegeben hast, um nicht durchzudrehen.
Also damals recht sinnvoll.
Wenn wir dies Programm herausschälen und du es wahrnimmst als das, was es ist bzw. war, dann kannst du es ablegen, und ein neues Programm stattdessen implementieren, das an die heutige Situation angepasst ist.
Ist das genial?
Und schau, aus dieser Perspektive ist das, was du schon die ganze Zeit über (an dir) kritisierst, weder gut noch schlecht: es ist wie es ist. Eher gut. Und später wirst du diese Zeit hoch einschätzen, denn du wirst daraus gelernt haben.
Es wird zu einer wertvollen Erfahrung.
Wenn du's willst.
 
Danke Eranos.

Ich habe ein paar Tage gebraucht, um antworten zu können. Du löst was in mir aus, dem ich erst nachspüren mußte.

An einer Stelle muß ich Dich enttäuschen: Wenn Du Deinen Sohn vor Dir siehst, in dem Alter als er war als Deine Frau und Du euch getrennt habt... So war das nicht. Ich war 18.

Ich war erwachsen. Oder nein: Ich dachte, ich war erwachsen. Und alle um mich herum signalisierten mir, daß ich froh sein kann, daß ich erwachsen bin und kein Kind mehr, denn dann ist es nicht mehr schlimm. Ich habe mir meine Gefühle nie eingestanden. Ich dachte immer die seien falsch. Ich sei falsch. Ich müßte ganz anders fühlen und mit der Trennung der Eltern umgehen. Ich habe dann quasi aufgehört zu fühlen. Also nicht wirklich, aber ich habe keinerlei Erinnerung mehr an meine damaligen Gefühle. Es war so auch für meine Eltern viel einfacher. Auf ein Kind hätten sie achten müssen. So wie Du und Deine Frau auf Euren Sohn. Aber ich war 18. Mein Vater hat mir damals geschrieben, ich hätte ihn zuhause gehalten, so lange ich Kind war und er für mich sorgen mußte. Deshalb hat er meine Mutter verlassen als ich 18 wurde.

Tatsächlich war ich nicht erwachsen. Ich weiß das heute. Mir fehlten viele Erfahrungen, die andere auf dem Weg ins Erwachsenenleben gemacht haben. Ich war noch immer und nur das Kind meiner Eltern. Meine Eltern hatten den Kontakt zu allen anderen Familienmitgliedern abgebrochen als ich noch klein war. Freunde hatten sie nicht. Aus bestimmten Gründen, die ich hier nicht ausführen möchte, durften auch nie Kinder zu uns zu Besuch kommen. Ich konnte keine Kontakte zu Gleichaltrigen knüpfen. Meine Eltern nahmen mich überall mit hin wie einen Hund. Sie waren freiberuflich tätig. Ich war ständig mit ihnen unterwegs. Mir war eingebleut worden, daß ich nie darüber reden darf. Es gab niemanden um uns herum. Ich habe uns immer als 3er-Insel gesehen.

Und in der Scheidungsphase geriet einerseits alles außer Kontrolle. Ich kannte mich gar nciht mehr aus. Und gleichzeitig mußte ich Abitur, Studium und Eintritt ins Berufsleben bewältigen. Ich kann mich nicht mehr an meine Gefühle aus der damaligen Zeit erinnern. Es ist als ob ich nichts gefühlt habe.

"Bannkreis deiner Mutter" hat er gesagt, Mylady - und nicht "Bannkreis deines Vaters"!
Und nun erklär mir bitte, wieso du mit deinem Vater so in Konflikt bist, und nicht mit deiner Mutter...

Ja, das hat mich mein Therapeut auch mehr als einmal gefragt. Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil sie das letzte Familienmitglied ist, das mir geblieben ist? Vielleicht weil ich zu viel Angst vor den Gefühlen habe, die ich dadurch unterdrücke, daß ich da gar nichts hochkommen lasse, nie wütend werde, wie betäubt bleibe.

Auch wenn du sonst reflektiert bist: hier bist du blockiert. Das ist wie mit einem Schalter: wenn du diesen bestimmten Bereich betrittst, dann geht das rote Licht an, und du bist geblendet. Du siehst nicht mehr richtig, und deine Gefühle fahren Achterbahn und ein bestimmtes Gebiet ab, das mit Vorwürfen und Selbstvorwürfen besät ist.

Ja, ich weiß, daß das stimmt.

Noch heute möchte ich weglaufen, wenn es auch nur in die Nähe dieses alten Themas kommt. Und tue das ja auch ganz konkret, indem ich den Therapieabbruch provoziere und mich zu meiner Schande noch immer nicht bei meinem Therapeuten gemeldet habe.

Ich bin nicht ganz blind. Ich erkenne einiges und weiß einiges zu deuten, aber ich will auch an einigen Stellen die Augen schließen und nicht sehen, weil es so schmerzhaft ist. Trotzdem lasse ich das jetzt hier stehen und gucke es an, was ich geschrieben habe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe ein paar Tage gebraucht, um antworten zu können. Du löst was in mir aus, dem ich erst nachspüren mußte.
Das ist ja der Grund, daß ich da bin. Wir haben Zeit dafür... 🙂.
An einer Stelle muß ich Dich enttäuschen: Ich war 18.
Oder nein: Ich dachte, ich war erwachsen. Und alle um mich herum signalisierten mir, daß ich froh sein kann, daß ich erwachsen bin und kein Kind mehr, denn dann ist es nicht mehr schlimm. Ich habe mir meine Gefühle nie eingestanden.
Mein Vater hat mir damals geschrieben, ich hätte ihn zuhause gehalten, so lange ich Kind war und er für mich sorgen mußte. Deshalb hat er meine Mutter verlassen als ich 18 wurde.
Ist das richtig, wenn ich sage: er hat deine Mutter verlassen, als du auf dem Papier großjährig warst? Das hiesse, dann hatte er ein gewisses Alibi, dass er nicht mehr auf dich als "Kind" achten musste.
Ok, das kann man auch positiv sehen: insgeheim fühlte er, dass du noch nicht selbständig sein konntest und hat es deinetwegen so lange "ausgehalten". Naja, es gibt da mehrere Möglichkeiten/Aspekte...
Tatsächlich war ich nicht erwachsen.
"Wohlbehütet".
Du siehst ja, wie groß diese Verquickungen sind, die dich nicht wirklich haben erwachsen werden lassen. So kannst du auch mit dir selbst barmherziger umgehen. Weisst du, es ist so, dass wir uns selbst am härtesten bestrafen, manchmal ganz unbarmherzig. Wir bereiten uns selber die Hölle - brauchen wir da noch'n Teufel mit Mistgabel? 😛
Und in der Scheidungsphase geriet einerseits alles außer Kontrolle. Und gleichzeitig mußte ich ... Ich kann mich nicht mehr an meine Gefühle aus der damaligen Zeit erinnern. Es ist als ob ich nichts gefühlt habe.
Das tun wir gerne, wenn wir mit Sachen nicht mehr umgehen können: wir spalten unsere Gefühle ab, werden zu einer Art Maschine. Da bist du kein Einzelfall. Es ist ein Selbstschutz. Sonst würden wir vielleicht die nächste hohe Brücke aussuchen...
Magst du JETZT in diese Situation hineinfühlen? Nicht bis auf den Grund, aber es wäre gut, wenn du jetzt die Gefühle kommen lässt, die ja da sind, nur verschüttet. Dir Zeit für dich selbst nimmst, um die Verzweiflung und Trauer des nicht erwachsenen Mädels anzuschauen.
Man kann da auch eine schöne Meditation dazu machen - wenn du magst, kann ich dich durch sie führen. Es geht hier um dein "Inneres Kind", das verletzt wurde und noch immer verletzt ist. Das erkannt, angeschaut und geliebt werden will von dir.
"Bannkreis deiner Mutter" hat er gesagt, Mylady - und nicht "Bannkreis deines Vaters"!
Und nun erklär mir bitte, wieso du mit deinem Vater so in Konflikt bist, und nicht mit deiner Mutter...
Vielleicht, weil sie das letzte Familienmitglied ist, das mir geblieben ist? Vielleicht weil ich zu viel Angst vor den Gefühlen habe, die ich dadurch unterdrücke, daß ich da gar nichts hochkommen lasse, nie wütend werde, wie betäubt bleibe.
Du merkst jetzt aber, dass du deinem Vater gegenüber nicht ganz fair gewesen bist, richtig? Vielleicht kannst du das im Hinterkopf behalten. Denn einen Vater haben ist auch ein Geschenk.
Ist es möglich, das du dich mit deiner Mutter solidarisiert hast? Ich nehme an, dein Vater wollte dich nicht zu sich nehmen, - Kinder bleiben meist bei der Mutter - insofern blieb dir nichts anders übrig. Und was steckt noch dahinter? War es Angst, ganz allein zu bleiben? Hast du ihr deswegen alles verziehen und bist unter ihrer Abhängigkeit geblieben? Denn "Bannkreise" ist ja eine Abhängigkeit, oder?
Bitte fühle hier nach... Schau, es ist ganz wichtig, dass du dir selber gegenüber ehrlich wirst. Heilsein bedeutet auch, mit seiner Umwelt, den nahestehenden Personen in die Harmonie zu kommen.
Und es ist ja nicht wirklich so, dass du nur deine Mutter hast: eigentlich sind dein Vater und deine Verwandten auch da, nur wurden sie künstlich abgetrennt...
Aber du hattest dich damals so entschieden. War für den Moment wohl hilfreich und hat dich nicht überfordert.
Noch heute möchte ich weglaufen, wenn es auch nur in die Nähe dieses alten Themas kommt.
Hast du deswegen Theater gemacht? Weisst du, wir lernen oft einen Beruf, der mit unserem Leben sehr viel zu tun hat... 😛
Ok, nun bist du hier in diesem Chat, und über Internet kann man vieles sagen, was man sonst unter 4 Augen vielleicht unterdrücken würde...
Ich erkenne einiges und weiß einiges zu deuten, aber ich will auch an einigen Stellen die Augen schließen und nicht sehen, weil es so schmerzhaft ist. Trotzdem lasse ich das jetzt hier stehen und gucke es an, was ich geschrieben habe.
Ich freue mich mit dir, dass du bereit bist, dich mit dem, was passiert ist, zu befassen. Es wird dir Freiheit bringen, Aussöhnung und Harmonie.
Was du dir schon seit langer Zeit gewünscht hast.
 

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