Hallo Gretchen Wieners,
Gewalt ist Gewalt, ob psychisch, verbal oder durch Schläge, Sexualität oder Freiheitsentzug.
Ich habe deine erste Einlassung als zynisch empfunden, weil du eine Ausnahme zur Realität erklärst.
Nachdem ich sie mehrmals las und du auch weiter ausführtest, denke ich zu erkennen, dass du dich eher hilflos siehst.
Natürlich kommen diese Sachen (zu oft) vor, doch es ist in meinen Augen eine Folge von sozialer Gewalt als Ursache, die zunehmend um sich greift.
Was mich manchmal hier ärgert, aber auch anderswo, ist eine Unterscheidung in der Abstufung von Mitgefühl und Werte.
Ich kann persönlich nicht unterscheiden warum gleiche Verbrechen nur deshalb mehr oder weniger schlimm sind, weil sie in einem unterschiedlichen Alter erlitten werden.
Also ein Automatismus wann man etwas verkraften sollte und wann nicht.
Ich denke, dass ich mit dieser Feststellung Unbehagen auslöse, doch das Gesetz ist da auf meiner Seite.
Man muss sich doch fragen, liebes Gretchen, warum sind die Zustände so und nicht anders, was hat sich verändert oder was muss man ernsthaft verbessern.
Da wäre erst einmal die Tatsache zu nennen, dass man gewisse Dinge niemals ändern kann, denn dann dürfte es den Menschen nicht geben.
Zweitens müssen wir uns davor bewahren, dass eine dauernde Wiederholung der Straftaten auch gleichzeitig bedeutet, dass deren Zahl ansteigend wäre.
So hat es in der DDR gewisse Straftaten nicht gegeben, die nicht dem staatlichen Darstellungsbild entsprach, obwohl sie real begangen wurden.
Wie kommt es daher, dass du für dich das so empfindest wie du schriebst?
Es hängt damit zusammen, dass Opfer nicht mehr so still leiden und sich äußern.
Das ist aber genau das Gegenteil von dem, was du als Ursache nennst.
Es wird niemals eine 100% Prävention geben können. Und auch die Dinge die du unterschwellig forderst, bedeuten Unfreiheit und Bespitzelung.
Darum von mir die Gegenfrage:
Heißt stilles leiden wenig Leid
und veröffentlichtes leiden mehr Leid?
Und sollten wir, wenn wir das Schicksal vieler Kinder so beklagen, nicht dafür sorgen, dass sie und ihre Eltern in einem sozialen Umfeld leben und aufwachsen können, was andere Werte vermittelt, als das Gesetz der Wirtschaft möglichst früh die Ellenbogen zu benutzen.
Und ist es wirklich ein Fortschritt, Kinder in diese Welt zu gebären, denen ich mich nicht zumindest in ihren ersten Lebensjahren voll widmen kann?
Wie kann ich einem Kind Werte des Respekts vor dem anderen beibringen, wenn ich beim ersten Lebensschrei dem Baby zuflüstere: „Du musst schön laut schreien, damit du als erster dein Fläschchen bekommst!
So wird dein Leben funktionieren!“
Deine Frage war, wer eine Verantwortung trägt.
Wir alle.
Wir alle, die wir uns nicht auf sozialen Fortschritt einigen können.
Wir alle, die wir es zulassen, dass wir nicht mehr demokratisch regiert werden.
LG
Rhenus