Die evolutionäre Rolle des Mannes bestand stets darin, seine eigenen Gene möglichst weit zu verbreiten. Er konnte es sich leisten, Sex auch mit solchen Frauen zu haben, die nicht über perfekte genetische Merkmale verfügten. Warum sollte er auch nicht? Schließlich werden Männer nicht schwanger. Ein Mann kann pro Jahr potentiell viele hundert Mal seinen Teil zur Schaffung neuen Lebens beitragen, eine Frau hingegen nur einmal.
Männer konnten es bei ihrem Paarungsverhalten halten wie Göttervater Zeus.
Mit so vielen Partnerinnen wie möglich so viele Nachkommen wie möglich zu zeugen. Frauen hingegen orientierten sich schon immer am Vorbild von Zeus' eifersüchtiger Gattin Hera. Sie mussten den Versuch unternehmen, das sexuelle Geschehen mit dem körperlich überlegenen anderen Geschlecht auf listenreiche Art einzuschränken, zu kontrollieren oder zu hemmen. Ihre Aufgabe bestand darin, mit dem aggressivsten, stärksten und erfolgreichsten Mann Sex zu haben, um ihn anschließend zum Zweck des Schutzes dauerhaft und verlässlich an sich und die eigenen Nachkommen zu binden. Der Wunsch, diesen Weg zu beschreiten und darin erfolgreich zu sein ist noch immer in jeder einzelnen Frau auf diesem Planeten als Teil des instinktiven
Unbewussten angelegt. (...)
Erster Hauptsatz der weiblichen Sexualität: Den Mann mit den besten Genen zu erkennen und mit ihm Sex zu haben. (Selektion)
Zweiter Hauptsatz der weiblichen Sexualität:
Den Mann mit den besten Genen an sich zu binden. (Betaisierung)
Frauen waren und sind noch immer die Schleusenwärter der Sexualität. Ihre evolutionsbiologische Programmierung lässt sie nach dem besten verfügbaren genetischen Material suchen und erzeugt den Wunsch, sich dem Träger dieser überragenden Eigenschaften („Alpha") sexuell hinzugeben. Doch gleichzeitig
muss die Frau zu jedem Zeitpunkt danach trachten, ihre eigene Sexualität und jene ihres Mannes in den Griff, unter ihre Kontrolle zu bekommen. Denn in unserer primitiven Vergangenheit war eine Schwangerschaft für eine Frau ohne den Beistand und den Schutz eines Mannes eine lebensgefährliche Angelegenheit - nicht nur für sie selbst. Auch die Überlebenschancen des Kindes waren unter diesen schlechten Voraussetzungen gering. Eine solche Schwangerschaft ist aus evolutionärer Sicht nichts als die Verschwendung von Ressourcen. Also muss es das Ziel der Frau sein, ihren Mann wenigstens für eine gewisse Zeit an sich zu binden. Frauen tun das auch heute noch, unabhängig von den elaborierten Methoden der Verhütung, zu denen uns die
Wissenschaft nach und nach verholten hat. Doch lebenslange Partnerschaften wären aus evolutionärer Sicht nicht sinnvoll gewesen. Deshalb hat Mutter Natur einen genialen zusätzlichen Faktor eingebaut: Sobald eine Frau sich eines Mannes vollkommen sicher sein kann, und sie ihn vollständig berechnen und kontrollieren kann, sinkt ihr sexuelles Interesse an diesem Mann auf Null und das Spiel kann mit der Suche nach dem bestmöglichen Vater ihrer nächsten Kinder von vorne beginnen. Daraus folgt der etwas schizophren anmutende elementare Konflikt, dem sich jede Frau in Bezug auf einen attraktiven Mann stellen muss: Eine Frau will einen attraktiven Mann unterwerfen, doch gleichzeitig hofft sie im Interesse ihrer Lust darauf, dass ihr dies niemals gelingen wird.
(...) Ob das während der Verführung oder innerhalb einer Beziehung passiert, ist nicht von Bedeutung. Die Folge wird immer die gleiche sein: Die Frau wird das instinktive Bedürfnis verspüren, sich auf die Suche nach einem anderen Mann zu machen.
Anziehung ist eine fragile Angelegenheit, die leicht entstehen und sterben kann! Eine Frau ist nicht dafür geschaffen worden, ihr ganzes Leben mit einem einzigen Mann zu verbringen, den sie irgendwann einmal als Alpha erkannt hat. Sobald sie diesen Mann kontrollieren und berechnen kann, wird ihr das instinktive Unbewusste ein hübsches kleines Telegramm mit einem einzigen Wort zukommen lassen: Beta. Plötzlich unterscheidet ihn nichts mehr von all den anderen Nichtsnutzen, die ihr tagein, tagaus den Hof zu machen pflegen.
In Gedanken wird sie von ihrem wahren Märchenprinz zu träumen beginnen, der irgendwann mit ihr zum Horizont galoppieren wird. Für ihren Mann aber verliert sie vollständig Respekt und sexuelles Interesse.