Meine Ansicht ist, dass der Macho zwar kein positives öffentliches Image besitzt, er jedoch - jedenfalls für manche Frauen - genau das verkörpert was in unserer heutigen durchregulierten Zeit verloren gegangen zu sein scheint: archaische Männlichkeitsmuster insb. Kraft, Durchsetzungsstärke und sicher ganz besonders auch Aspekte wie Abenteuer, Reiz am Ungewissen, die ja immer mit Männern irgendwie in Verbindung gebracht wurden.
Machos, so meine ich, sollte man nochmals unterteilen in diejenigen, die es auf liebenswerte Art sind, ein wenig schelmig daherkommen, immer ein Lächeln auf den Lippen und einen guten Spruch zur Hand (das würde auf manchen Italiener passen), aber niemals einer Frau weh tun würden, weil hinter allem eigentlich nur heiße Luft steckt und sie Frauen doch auch vergöttern. Ein großes Theater, über das Frau eigentlich schmunzeln sollte.
Und es gibt den anderen Typ Macho, der in seiner Beschränktheit und Hilflosigkeit zu Gewaltausbrüchen neigt, dies jedoch anfangs gut zu kaschieren weiß und oft erst später zeigt, wenn es zu spät ist...
Machos sind für viele Frauen auch deswegen erst einmal faszinierend, weil sie ihre Männlichkeit einem balzenden Pfau gleich zur Schau tragen und damit Selbstbewußtsein suggerieren. Das erzeugt Aufmerksamkeit und der sensible, zurückhaltende Mann hat gegen soviel Show keine Chance.....was natürlich bedauernswert ist, denn der zurückhaltende, sensible Mann muß nicht weniger männlich sein und ist obendrein oftmals der menschlich weitaus interessantere, weil tiefgründigere Typ.
In unserer Gesellschaft basiert viel auf Selbstdarstellung, auf dem Sehen und Gesehen werden. Das erklärt vielleicht den Erfolg, den Machos immer noch haben, obwohl es für sie eigentlich keine richtige Funktion mehr gibt: Muskeln zur Schau tragen, den Beschützer raushängen lassen......irgendwie brauchen das viele Frauen nicht mehr so wirklich.
Im Prinzip sind beide "Verlierer": dem sensibel-zurückhaltenden fehlt das, was der Macho verkörpert und umgekehrt dem Macho das, was der Sensible an Qualitäten besitzt. Und so muß der Mann immer eine schwierige Gratwanderung vollführen, er muß männlich, ein bischen wild und kühn sein, aber er muß auch weinen können, über seine Gefühle sprechen. So wollen es die modernen Frauen, die in bestimmten Situationen weitaus offener als noch ihre Mütter und Großmütter die Beschützerrolle oder die leitende Rolle innerhalb einer Beziehung übernehmen möchten. Das soll man ihr auch nicht übel nehmen, denn es steht ihr selbstverständlich zu, da eine Beziehung immer ein gegenseitiges Nehmen und Geben ist! Das war wohl schon immer so, wenn auch nicht so offensichtlich.
Der Mann ist sich über sein Rollenbild oftmals im Unklaren (auch weil es für viele keine richtigen Vorbilder gibt). Er hat Angst sich zu blamieren, etwas falsch zu machen.
Diese Gratwanderung kann er aber nur schaffen, wenn auch die Frauen mal aus dem Quark kommen und ihm helfen, indem sie auch ihrerseits sagen, was sie sich überhaupt wünschen. Es ist ja auch kein Geheimnis, dass in vielen Beziehungen nicht einmal über das Elementarste gesprochen wird und sich dadurch vollkommen falsche, fast schon unsichere Verhaltensweisen bemerkbar machen. Und das finde ich schlimm, wenn zu Beginn oder innerhalb einer Beziehung beide nur darauf bedacht sind, ja nichts falsch zu machen.....dann ist diese Beziehung schon am Ende.
vg
solace