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Wenn alles zuviel zu werden scheint

Evita76

Neues Mitglied
Hallo zusammen,
mein Leben bzw die Verantwortung wird mir manchmal einfach zuviel. So wie gerade.
Hatte bis vor einigen Jahren ein tolles Leben. Genug Geld, einen vermeintlich tollen Ehemann, tollen Job. Alles perfekt. Dann kam unser Wunschkind auf die Welt und nach ca 4 Monaten war klar, dass unser Kind schwerbehindert ist. Bis heute keine Diagnose, aber das ist auch nicht so wichtig. Kind ist ein fröhliches Kind, lacht viel, treibt Schabernack, so gut es es eben kann. Kann nicht laufen, nicht sitzen, nicht krabbeln, nicht alleine essen. Aber es kann lachen, und wie :)
1,5 Jahre nach der Erkenntnis, dass unser Stöpsel schwerbehindert ist, war Traummann weg. Andere Frau war wohl die bessere Wahl. Zurückgelassen hat er Schulden, für die ich mitzahle. Aber ok, ich habe ja vorher auch gut gelebt. Traumhaus war weg, ich musste mir wieder einen Job suchen (hatte ich wg Kind aufgegeben), zahle Schulden ab, unterstütze meine Eltern finanziell, kümmere mich um mein Kind. Exmann kümmert sich auch (jedes 2. WE und Teil der Ferien) um das Kind, dafür bin ich ihm dankbar. Bin auch wieder in neuer Beziehung und habe Unterstützung. Doch trotzdem weine ich meinem "ersten Leben " (das, was finanziell abgesichert und mit Exmann war) nach. Kann mich mit "Option B" nicht wirklich anfreunden, obwohl ich sie seit über 5 Jahren lebe. Habe das Gefühl, nicht genug für das Kind da zu sein, im Job nicht alles zu geben. Bin komplett verunsichert in meinem Leben und fühle mich von eigentlichen Kleinigkeiten direkt aus der Bahn geworfen. Wird das Kind mit Fieber krank, spielen sich in meinem Kopf Horrorszenarien ab, was alles passieren kann. Ich habe das Gefühl, alles kontrollieren zu müssen und wenn ich eine Sache nicht kontrollieren kann, gerät für mich alles aus den Fugen. Das ist doch nicht normal! Eigentlich bin ich eine gestandene Frau, mit beiden Beinen im Leben und hab schon viele Krisen gemeistert. Aber 8 Jahre kämpfen fordern ihren Preis und ich fühle mich innerlich kaputt und weine nur noch.
Sorry für den langen und sicherlich verwirrenden Post. So sieht es in mir derzeit aus...
Liebe Grüße
Evita
 

Zebaothling

Sehr aktives Mitglied
Na dann wird es wohl nur helfen, wenn Du mehr verdienst , bei weniger Zeitaufwand oder wenn Du wieder finanziell abgesichert bist, durch den Partner.

Ein schwerbehindertes Kind, hm - stellt es für Dich eine Belastung dar ? Wiegt das Lachen das nicht auf ?

Das man mal einen Tiefpunkt hat im Leben , das finde ich völlig normal, es wird auch wieder anders, denke ich, aber viele sehen sich nicht in der Lage, sich um ihr schwerbehindertes Kind zu kümmern, die geben die dann ab, was ich teilweise nachvollziehen kann, nicht jeder kann das oder hat die finanziellen Mittel , die notwendig sind, das Kind optimal zu versorgen.

Es nutzt Dir ja nicht viel dem nachzutrauern, was Du nicht hast, außer das Du Dir damit madig machst ,was Du hast.
Fokussiere Dich nicht so auf das was Du vermisst in Form des Jammerns, sondern versuche doch die Situation so zu ändern, das Du Dich dem gegenüber was Du in der Vergangenheit hattest , verbesserst.

Also finanzielle Absicherung...mehr Zeit fürs Kind ....vielleicht auch Familienglück etc. Hauskauf mit dem neuen Partner ....
Wird das Kind älter, wird der Aufwand größer. Das merkt man aber so garnicht , das kann auch überfordern, weil es etwas ist, was langsam jeden Tag ein wenig mehr wird.
 
G

GrayBear

Gast
Hallo Evita,

frau sollte dies, frau sollte das locker weg stecken, frau sollte dazu lächeln können, frau sollte hier und frau sollte da. Aber da gibt es eben noch Dich, Deine Ängste, Deine Sorgen, Deine Kraft, Deine Hoffnungen und Deine Wünsche und das passt leider manchmal nicht so aufeinander, wie es gut wäre.

Nach außen hin stark zu wirken ist manchmal einfach notwendig. Aber es ist auch wichtig, den eigenen Schmerz, die eigenen wunden Stellen, die Brüche und Risse im eigenen Inneren mit liebevollen Augen anzusehen. Und manchmal ist auch eine Trauerzeit angesagt, dass frau/man den Schmerz heraus schreit, das eigene Leid in seinem ganzen Ausmaß wahrnimmt und fühlt, damit es "verstaubar" wird, damit es seinen Platz finden kann und nicht immer im Weg steht.

Mir scheint, dass Du Dir für Deine Trauer und Deinen Schmerz noch nicht DEINE Zeit nehmen konntest. Zu viel war notwendiger und wichtiger und das ehrt Dich. Du hast offenbar viel bewirkt, hast viele Räder am Drehen gehalten, hast diese "Normalität" gestützt, die wir nun mal zum Funktionieren brauchen. Ist "Immer alles geben" wirklich sinnvoll? Wenn man immer alles gibt, was bleibt dann noch? Die Hoffnung, etwas zurückzubekommen? Und wenn das nicht kommt?

Dieses Schlagwort "work-life-balance" empfinde ich immer mehr als Schlag, denn mir wird immer stärker bewusst, dass diese Balance meistens nicht klappt und ich mir dann minderwertig, dumm und unfähig vorkomme. Kann denn das so schwer sein? Ja, es kann. Es sollte nicht, aber es ist so. Wenn meine Kraft einfach nicht für "easy going" ausreicht, dann kann es einem auch ein Kinderlachen vermiesen. Wenn sich die Entspannung nicht mehr auf Kommando einstellt und der "Spaß" zu einer Last wird, weil es leider immer wieder Wichtigeres gibt, wie soll einem da das Lachen nicht vergehen?

Ich kenne nur ein Wort, das helfen kann, diese Misere etwas erträglicher zu machen. Dieses Wort heißt "Nein". Das muss kein "Nein" zu allem und jedem sein, aber ein "Nein" zu "noch mehr" und "sofort" kann schon helfen. Es wäre schön, wenn Du dabei Unterstützung erfahren könntest. In Deinem Beitrag hast Du nichts davon geschrieben, dass Dein jetziger Partner Dir hilft. Was könnte er mehr tun?

Und dann ist da das eigene Wunschdenken. Ist nicht ein "weniger perfekt" eine bessere Möglichkeit? Wo könntest Du Abstriche machen? Was treibt Dich wirklich, alles unter Kontrolle haben zu wollen? Woher kommen Deine Messlatten, die Dir ständig vor Augen führen, dass noch "Luft nach oben" da sein müsste? Wer sollte darauf reagieren, dass Du Dich aufreibst?

Wenn man "oben" steht (wo immer das sein mag) ist diese "Einsamkeit der Macht" manchmal nur schwer zu ertragen. Musst Du "oben" stehen? Was ist mit Deinem "Netzwerk"? Gibt es das? Ab einem gewissen Punkt gibt es manchmal kein "höher, schneller, weiter" mehr. Auch das zu erkennen und zu akzeptieren ist nicht einfach. Aber es gibt vielleicht ein "anders", vielleicht ein "gemeinsam". Und es gibt ein "bitte helft mir". Du hast so lange die "Karre" gezogen. Warte nicht auf einen Zusammenbruch. Teile die Lasten auf, sage zu manchen Dingen "Nein". Ja, das kratzt womöglich ganz schmerzlich am eigenen Ego und auch an so mancher Beziehung, aber was ist an diesem Leben schon fair.

Pass auf Dich auf. Alles Gute.
 
A

Angua

Gast
Kann mich mit "Option B" nicht wirklich anfreunden, obwohl ich sie seit über 5 Jahren lebe. Habe das Gefühl, nicht genug für das Kind da zu sein, im Job nicht alles zu geben. Bin komplett verunsichert in meinem Leben und fühle mich von eigentlichen Kleinigkeiten direkt aus der Bahn geworfen. Wird das Kind mit Fieber krank, spielen sich in meinem Kopf Horrorszenarien ab, was alles passieren kann. Ich habe das Gefühl, alles kontrollieren zu müssen und wenn ich eine Sache nicht kontrollieren kann, gerät für mich alles aus den Fugen. Das ist doch nicht normal! Eigentlich bin ich eine gestandene Frau, mit beiden Beinen im Leben und hab schon viele Krisen gemeistert. Aber 8 Jahre kämpfen fordern ihren Preis und ich fühle mich innerlich kaputt und weine nur noch.
Sorry für den langen und sicherlich verwirrenden Post. So sieht es in mir derzeit aus...
Liebe Grüße
Evita
Hallo Evita,
Du bist auf einem guten Weg Richtung Burn Out.
Hast Du jemanden zum Reden im Alltag, eventuell eine Selbsthilfegruppe, Kontakt zu anderen Eltern mit behinderten Kindern? Ich fand die Seite von Reha-Kids ganz gut damals, dort wurde mir sehr geholfen. Der Austausch mit jemandem, der solche Probleme ebenfalls live kennt, hilft ungemein. Das unterschätzt man gerne.
Was für Dich auch eine Hilfe sein könnte, wäre eine Mutter-Kind-Kur (speziell mit behinderten Kindern). Es gibt dort auch psychologische Unterstützung, die Dir helfen kann, Dinge einzuordnen und zu verarbeiten.
 
E

einsame Katze

Gast
Gibt es bei dir die Möglichkeit eine Hilfe aus einer Famileneinrichtung zu erhalten?
Eine Arbeitskollegin war zeitweise nach der Trennung ihres Mannes mit sich, dem Job und den Kindern überfordert und da hat sie sich Hilfe geholt. Die gute Dame kam dann 2-mal die Woche und hat ihr unter die Arme gegriffen und ihr Tipps gegeben.

Du kannst nicht immer alles kontrollieren und du hast das Recht dazu auch mal die Seele baumeln zu lassen. Klar, das ist natürlich überhaupt nicht einfach, wenn man Job und Kind hat, aber versuche dies in der Zeit, die dir zur Verfügung steht. Wenn dein Exmann sich um das Kind kümmert, wenn das Kind schläft. Du musst dringend auch mal etwas für dich tun und abschalten können.

Ich kann verstehen, dass du dein "erstes" Leben besser gefunden hast als deine "Option B", aber es ist numal so, wie es ist. Versuch das Beste draus zu machen. Ermutige dich mit den postiven Dingen, die um dich herum geschehen.
 

Evita76

Neues Mitglied
Na dann wird es wohl nur helfen, wenn Du mehr verdienst , bei weniger Zeitaufwand oder wenn Du wieder finanziell abgesichert bist, durch den Partner.

Ein schwerbehindertes Kind, hm - stellt es für Dich eine Belastung dar ? Wiegt das Lachen das nicht auf ?

Das man mal einen Tiefpunkt hat im Leben , das finde ich völlig normal, es wird auch wieder anders, denke ich, aber viele sehen sich nicht in der Lage, sich um ihr schwerbehindertes Kind zu kümmern, die geben die dann ab, was ich teilweise nachvollziehen kann, nicht jeder kann das oder hat die finanziellen Mittel , die notwendig sind, das Kind optimal zu versorgen.

Es nutzt Dir ja nicht viel dem nachzutrauern, was Du nicht hast, außer das Du Dir damit madig machst ,was Du hast.
Fokussiere Dich nicht so auf das was Du vermisst in Form des Jammerns, sondern versuche doch die Situation so zu ändern, das Du Dich dem gegenüber was Du in der Vergangenheit hattest , verbesserst.

Also finanzielle Absicherung...mehr Zeit fürs Kind ....vielleicht auch Familienglück etc. Hauskauf mit dem neuen Partner ....
Wird das Kind älter, wird der Aufwand größer. Das merkt man aber so garnicht , das kann auch überfordern, weil es etwas ist, was langsam jeden Tag ein wenig mehr wird.
Danke für deine Antwort. Mehr Geld, weniger Arbeit. Hauskauf in der Großstadt mit geringen finanziellen Mitteln. Kind mit Pflegegrad 5, Eltern, die auch unterstützt werden müssen. So schön es wäre, da hilft auch kein Kinderlachen und kein neuer Job. Mein Kind empfinde ich nicht als Belastung. Aber die Pflegesituationen, die Arztbesuche, die Therapien, die Sorgen um Gesundheit und Leben des Kindes - das IST alles belastend und lässt sich auch nicht mit Jammern erklären. Sorry.
 

Evita76

Neues Mitglied
Hallo Gray Bear,
Danke für deine Anregungen, die mich sehr nachdenklich machen. Tatsächlich bin ich so groß geworden, dass man immer vorne/oben/Siegertreppchen dabei sein muss. Und wenn es einem schlecht geht, redet man da lieber nicht drüber. "Du hast jetzt die Verantwortung " hat meine Mutter gesagt, als ich mit dem Kind alleine dastand, weil (wohlhabender) Traummann weg war.... und so habe ich einfach versucht, alles zu stemmen, was ging. Jahrelang. Mit Banken, Ämtern, Anwälten geredet und gekämpft, um allen den Standard zu erhalten, den sie gewohnt waren.und um die Schulden zu bezahlen, die Ex-Traummann mir noch dagelassen hat. Alles getan, um die Privatinsolvenz zu vermeiden. Ich habe wirklich gedacht, ich habe das alles verarbeitet, aber dem ist wohl nicht so. Jetzt komme ich langsam zur Ruhe, was das Finanzielle angeht (zumindest sind alle Regelungen getroffen), aber die Sorgen um mein Kind hören ja nicht auf. Ich muss es schaffen, Nein zu sagen bei vielen Dingen, damit ich Zeit und Kraft habe für das, was wirklich wichtig ist... dass mein Kind das beste Leben hat, was es haben kann.
LG
Evita
 

Evita76

Neues Mitglied
Hallo Angua,
vielen Dank für die Antwort! Ich habe schon mal von der Seite Rehakids gehört, war aber da noch nicht aktiv. Kontakt habe ich zu ein paar anderen Müttern behinderter Kinder (Kita, Schule...). Mir fällt es nur sehr schwer, noch jemandem im Gespräch zu öffnen. Möchte ja auch keinem zur Last fallen und es gibt ja immer Menschen, denen es schlechter geht als mir. kur wäre eine wirkliche Idee, die ich mal verfolgen werde. Vielen lieben Dank und liebe Grüße
Evita
 

Evita76

Neues Mitglied
Hallo einsame Katze,
vielen Dank für deine Antwort. Und die Anregungen. Ich muss es tatsächlich erst lernen, dass ich mal was für mich mache. Bisher war ich arbeiten, wenn das Kind bei seinem Vater ist, mache den Haushalt, wenn das Kind schläft und bin schon froh, wenn ich abends im Bett 2 Seiten lese, bevor ich einschlafe. Und dann kommen im Traum die ganzen Sorgen zurück, ob ich alles schaffe, ob es dem Kind wirklich gut geht, was ich besser machen könnte etc.
Abschalten lernen, das wird wohl eine Herausforderung für mich.
Liebe Grüße
Evita
 

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