Ein objektiver Maßstab würde mir dafür nicht einfallen, deswegen heißt es wohl auch "Nach besten Wissen und Gewissen". Letztendlich muss man sich als Mensch irgendwann eingestehen dass es Grenzen des Möglichen gibt, sowohl für einen selbst als auch für die Menschheit als Ganzes.
Richten würde, wenn man religiös ist, dann Gott. Der Begriff der Sünde kommt ja nicht umsonst aus diesem Umfeld.
Was ich beobachte ist dass durchaus viele Leute das Gefühl haben dass etwas nicht stimmt, dies aber versuchen zu mildern in dem sie sich freikaufen. Seien es die Fairtrade-Produkte im Supermarkt, das Wählen der Partei mit dem laufend erhobenen moralischen Zeigefinger oder durch Spenden für "Die Gute Sache". Im Trend ist ja auch der Kampf gegen die einzige politische Opposition, quasi Win-Win.
Es hat sich ja ein ganzer Industriezweig, inklusive der Asylmafia, entwickelt, welcher nur darauf beruht dass sich Menschen von ihrem schlechten Gewissen freikaufen wollen.
Entsprechend lukrativ ist es dann eine ständige Schuld aufrecht zu erhalten, das Christentum geht mit dieser Nummer seit über 2000 Jahren auf Tournee.
"Zu den vielen Dingen die man sich mit Geld kaufen kann gehört eben auch ein gutes Gewissen" (Zitat aus einem lesenswerten Artikel von Hendrik Broder, publiziert auf Welt-Online).
Aus meiner persönlichen Sicht ist aber gerade dieses Freikaufen das genaue Gegenteil, nämlich die Beruhigung des Gewissens wenn man wieder in einer Situation ist, wo man eigentlich etwas hätte sagen oder tun müssen. Ich denke dass jede Veränderung hin zu einer besseren Welt im Kleinen und bei sich selbst beginnt. Ehrlich zu sich selbst sein, auch mal nicht den leichten Weg gehen und eben nicht mit dem Strom schwimmen oder Taschenträger sein.
Ich habe festgestellt dass es manchmal nur jemanden braucht der sich traut eine andere als die veröffentlichte Meinung zu vertreten, um die Schweigespirale z.B. im Bereich der politischen Korrektheit zu brechen. Andere die sich bisher nicht getraut haben folgen dann manchmal (nach vorsichtigen Blicken nach links und rechts) oder entdecken vielleicht erstmals die eigene Courage. Nicht selten stellt man dann plötzlich fest dass man gar nicht in der Minderheit war, es hat nur keiner gemerkt da sich ja auch niemand von den anderen getraut hat.
Oder eben noch kleiner: Der Mitschüler oder Bürokollege der ungerecht behandelt wird, dem Meinungsführer auch mal widersprechen usw. Wenn man schon selbst und im Kleinen nichts bewegt, wie sollen dann erst andere und im Großen etwas verändern?
Die Grenzen dessen was man zu tun vermag dürften dabei wie gesagt sehr individuell sein. Alleine die Selbstreflexion fällt den Leuten im Zeitalter des um sich greifenden Narzissmus ja offensichtlich schon sehr schwer. Ist ja auch logisch, Einsicht tut nun einmal weh und gerade wer sich in Selbstdarstellung flüchtet hat wahrscheinlich nicht besonders viel innere Stärke.
