Die ersten Jahre sind zwar prägend aber beherrschen nicht den Rest des Lebens. Falsche Glaubenssätze lassen sich ablegen, um so leichter, je mehr man erkennt wie falsch sie waren.
Ja, wenn man sie erkennen könnte. Aber "Glaubenssatz" ist bereits irreführend, weil es beim Kleinkind in Form sinnlicher Eindrücke verankert bleibt. Wir aber komplett umlernen, auf eine Denkweise die unserer später erlernten Sprache folgt. Wären es "Glaubens-Sätze" könnte man dazu erleichtert aufseufzen und die Kassen würden einige Milliarden an Therapieaufwand einsparen. Müsste man nur dumme Glaubenssätze entlarven.
Wir waren also höchst sensibel, liebesbedürftig, zur Gänze von unseren Eltern abhängig und werden nie draufkommen, wodurch wir in diesen ersten Jahren geprägt wurden. Weil auch die Eltern ihr Verhalten anpassen je nachdem, ob das Kind schon "merkfähig" ist oder noch nicht. Ich meine das nicht irgendwie negativ, sondern wertfrei. Mit einem Putzi macht man noch, was man will und dann erst später, wenn das Kind auf einmal eine Replik gibt zu deinem Verhalten, wird man vorsichtiger. Bis man in der Pubertät mit einigem Kopfzerbrechen an alles rangeht, um nichts Falsches zu sagen. Was schon alles für die Katz ist, weil man sich zum/zur Zweijährigen den Kopf zerbrechen sollte., statt sich auf ein "Ach, die Kleinen merken ja eh noch nichts" auszureden.
So ist es eben nicht. Die Fahnenstange an Fehlleistungen und tatsächlichen Bosheiten muss hier nicht ausgeführt werden. Da wird gebrüllt neben den Kleinen, Türen werden geschlagen, sie selber werden auch angebrüllt, geschüttelt, allein gelassen. Wie wir alle sind Eltern ja erstaunlich wandlungsfähig. Da kommt man nicht drauf, dass sie ihre Kinder im dunklen Zimmer schreien lassen, wenn es keine Zeugen gibt. Besonders schlimm: da werden Zweijährige durch eine Tür von Horrorfilmen und Horrorspielen getrennt. Wenn überhaupt. Als wären das keine fürchterlichen Sinneseindrücke für
sie mit bedrohlicher Musik usw. Wenn ich an solche Leute denke sage ich, wir brauchen leider
"Kinderbetreuungstädte", weil sie ALLESAMT diesen grottigen Eltern abzunehmen wären. Die für ein kleines Kind nicht auf ihren Horrorfilm verzichten. Dass da nebenan im Bettchen liegt und ich wage
mir nicht auszumalen, was diese Eindrücke und seien es nur die Geräusche mit ihnen anstellen.
All das bleibt dann im Menschen verschlossen, abgekapselt, unbewusst. Grundsätzlich das ganze Leben lang, weil diese ersten Eindrücke nicht "irgendwelche Erfahrungen unter vielen sind", sondern den unbewussten Kern unseres Betriebssystems bilden und damit die Quelle für namenloses Unglück. Um das "ganz normale Unglück" gehts hier ja nicht. Es wäre müssig darüber zu diskutieren, dass das Leben voller Unglücksquellen steckt. Sei es unerwiderte (Erwachsenen)Liebe oder dass man sich mit der Motorsäge in den Oberschenkel fährt. Dieses zuviel an Unglück in der Welt kommt aber von diesen ersten und prägenden drei Jahren, wenn man da kein Glück hatte.
Das könne man schon überwinden, folgt als "Frohe Botschaft" einem Machbarkeitswahn. Der nicht nur in dieser Hinsicht, sondern fast in jeder Hinsicht seine Beweisführung schuldig bleibt. Tatsächlich kann nur sehr wenig "gemacht" werden. Und eine verquere Prägung kann man nicht überwinden. Die Betroffenen kommen da nie mehr raus. Man kann es durch aufwendige Therapien in den Griff bekommen. Meinetwegen sogar sehr gut in den Griff bekommen, aber los wird man es nicht mehr. Man kann leider nicht alles machen und reparieren, weil so ein Grad an Flexibilität zupass käme.
Eben darum ist es so symptomatisch für die Rückständigkeit unserer Gesellschaft und Politik, die sich aus diesen drei Jahren bewusst und unbewusst raushält, als würde es einen Giftschrank öffnen. Die Geburt ist Gegenstand öffentlichen Interesses und dann wieder der Kindergarten. Die drei Jahre dazwischen bleiben das Privatvergnügen diversester "Expertinnen". Obwohl alle Fachleute darauf aufmerksam machen, dass es sich um die heikelste Lebensphase überhaupt handelt. Mit deren Gelingen oder Misslingen wie gesagt Milliarden an Kassenleistungen verbunden sind. Ganz zu schweigen von den unabschätzbaren Folgen vernichteter Potentiale, etwa für die Wirtschaft. Trotzdem gibt es da keine Einmischung, Scheinbar bleibt es eine heilige Kuh, wie man sein Kind verdreht. Da hat man einfach ein Recht drauf....
Meine sind zwar schon groß aber ich bestehe nicht auf solche Rechte. Bin zu Behörden grundsätzlich
positiv eingestellt und ließe mich von Jugendämtern zu meinem Verhalten belehren. Wofür es
Gründe gäbe, wenn sie das tun. Stattdessen werden nicht einmal Erziehungsratgeber gelesen. Das haben Frau Hinz und Herr Kunz nicht nötig. Also her mit dem verpflichtenden Kinder-Führerschein für "das haben wir nicht nötig" Idioten.
Es ist ganz fatal und wenn sich zum "namenlosen Unglück", den explodierenden Gesundheitskosten und der wildwütigen Potentialvernichtung etwas ändern soll, muss das Gegenteil passieren. Ein bis Dreijährige brauchen unsere allergrößte, öffentliche Aufmerksamkeit. Nicht die 12jährigen.
Denn mit drei Jahren ist der Mensch fertig. So oder so. Das Resultat dieser drei Jahre gilt fürs ganze Leben. Das steht für die Fachleute ganz außer Zweifel, wovon man sich in der Elternliteratur überzeugen könnte, die nicht gelesen wird.
@Johnny_B
Dass man einen 12jährigen nicht für schlechte Noten durch Faulheit über den Busch loben oder sonst falsch reflektieren soll, ist ein ganz anderer Kaffee und der zweite Schritt ohne den Ersten gemacht zu haben. Weil der schwammige Begriff "Faulheit" schon eher ein Symptom beschreibt, dass mit diesen Prägungsjahren in Zusammenhang steht.