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Warum reißt man sich nicht los aus ungesunden Beziehungen?

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Calliah

Aktives Mitglied
Hey..

Eine Frage die mich sehr beschäftigt. Ich merke, dass ich einige zwischenmenschlichen Beziehungen habe die mir nicht gut tun. Ich hatte gestern eine ellenlange Diskussion, wollte diesem Menschen eigentlich nur helfen und bin bis heute nach drei Gesprächen fertig. Ich weiß, es tut mir nicht gut. Ich kann in diesem Kontext den Kontakt nicht beenden, aber ich könnte mich sehr distanzieren.
Ich verstehe nicht, warum ich das nicht einfach mache? Ich habe nichts "zu verlieren", ich muss so viele gestörte Kontakte nicht aufrecht halten, tue es, es raubt mir Kraft und bin ratlos, was so schwierig daran ist? Es geht dabei nicht darum, wo die "Störung" liegt, sondern wie ich fühle und empfinde.
Vielleicht ist es egoistisch, oder doch gesunde Selbstfürsorge? Ich kann/will keinem den schwarzen Peter zuschieben und doch habe ich Angst vor meinen blinden Flecken?

Was weiß ich nicht, was mich/Menschen davon abhält aus ungesunden Konstrukten auszusteigen? Hier im Forum ist ja auch oft davon zu lesen ....
Was und wie geht der Wandel?
 
G

Gelöscht 126584

Gast
Hey..

Eine Frage die mich sehr beschäftigt. Ich merke, dass ich einige zwischenmenschlichen Beziehungen habe die mir nicht gut tun. Ich hatte gestern eine ellenlange Diskussion, wollte diesem Menschen eigentlich nur helfen und bin bis heute nach drei Gesprächen fertig. Ich weiß, es tut mir nicht gut. Ich kann in diesem Kontext den Kontakt nicht beenden, aber ich könnte mich sehr distanzieren.
Ich verstehe nicht, warum ich das nicht einfach mache? Ich habe nichts "zu verlieren", ich muss so viele gestörte Kontakte nicht aufrecht halten, tue es, es raubt mir Kraft und bin ratlos, was so schwierig daran ist? Es geht dabei nicht darum, wo die "Störung" liegt, sondern wie ich fühle und empfinde.
Vielleicht ist es egoistisch, oder doch gesunde Selbstfürsorge? Ich kann/will keinem den schwarzen Peter zuschieben und doch habe ich Angst vor meinen blinden Flecken?

Was weiß ich nicht, was mich/Menschen davon abhält aus ungesunden Konstrukten auszusteigen? Hier im Forum ist ja auch oft davon zu lesen ....
Was und wie geht der Wandel?
Nun ja, irgendetwas wirst du "zu verlieren" haben...
Frag mich gerade nicht, in welchem Psychologie-Buch oder -Podcast - vielleicht eh bei Stefanie Stahl? Die hab ich letzten Sommer sehr viel gehört. Könnte vielleicht auch dir helfen und dich auf ein paar Ideen bringen? - habe ich mal den Satz aufgeschnappt, dass man sich überlegen soll, was man für sich aus einer solchen Situation zieht.
Wenn man eigentlich weiß, dass sie einem nicht guttut und dennoch bleibt, dann muss es etwas geben, was sie einem "gibt". Das kann etwas total "verkorkstes" sein, wie dass man eine Situation von früher wiederholt, weil man so immer noch die Hoffnung hat, dass sie DIESMAL gut ausgehen wird.
oder man hat das Gefühl, gebraucht zu werden. Oder es gibt einem das Gefühl, immer noch besser dran zu sein als Person X oder oder oder

ich persönlich glaube, der Wandel gelingt dann, wenn einem das klar geworden ist.
Ich hab eine Weile lang Menschen angezogen, die wirklich ein völlig gestörtes Selbstwertgefühl hatten. Mehrfach hintereinander hatte ich gute, enge Freunde, die von Selbsthass und Selbstablehnung völlig zerfressen waren. Das war anstrengend, weil ich für sie die "starke Frau" in ihrem Leben war, bei der sie - wie ich irgendwann kapierte - eine Art Therapieersatz hatten, die sie um Rat fragen konnten - ohne jemals einen meiner Ratschläge auch nur ernsthaft umzusetzen. Stattdessen immer weiter wie vorher und wieder ankommen und sich ausheulen... Bei jedem der drei Personen musste ich den Kontakt irgendwann beenden. Ich hab in der Phase damals "Miteinander reden" von Schulz-von Thun gelesen (Band 2 hat mir da die Augen geöffnet). Und da wurde mir klar, was ICH daraus zog, mich mit solchen Leuten zu umgeben. Ich fühlte mich gebraucht. Sie sahen mich als die starke, selbstsichere Ratgeberin und so konnte ich mich dann auch fühlen... zu allen drei habe ich den Kontakt, wie gesagt, abbrechen müssen, weil es zu anstrengend war.. dafür war bereits der nächste in mein Leben getreten.
Erst als mir das klar wurde, wie leicht ich dieses Spiel mitgespielt hatte, weil ich mein Ego damit polieren konnte, hatte sich das gelöst...
 

NezukoChan

Sehr aktives Mitglied
Hey..

Eine Frage die mich sehr beschäftigt. Ich merke, dass ich einige zwischenmenschlichen Beziehungen habe die mir nicht gut tun. Ich hatte gestern eine ellenlange Diskussion, wollte diesem Menschen eigentlich nur helfen und bin bis heute nach drei Gesprächen fertig. Ich weiß, es tut mir nicht gut. Ich kann in diesem Kontext den Kontakt nicht beenden, aber ich könnte mich sehr distanzieren.
Ich verstehe nicht, warum ich das nicht einfach mache? Ich habe nichts "zu verlieren", ich muss so viele gestörte Kontakte nicht aufrecht halten, tue es, es raubt mir Kraft und bin ratlos, was so schwierig daran ist? Es geht dabei nicht darum, wo die "Störung" liegt, sondern wie ich fühle und empfinde.
Vielleicht ist es egoistisch, oder doch gesunde Selbstfürsorge? Ich kann/will keinem den schwarzen Peter zuschieben und doch habe ich Angst vor meinen blinden Flecken?

Was weiß ich nicht, was mich/Menschen davon abhält aus ungesunden Konstrukten auszusteigen? Hier im Forum ist ja auch oft davon zu lesen ....
Was und wie geht der Wandel?
Ich hab mich früher auch viel zu lange mit Kontakten geplagt, die mir nicht gut taten. Ich hatte Angst vor dem Alleinsein und habe die Bedürfnisse anderer immer über meine gestellt (niedriges Selbstwertgefühl). Irgendwann ist einfach der Punkt erreicht, wo man die Reißleine ziehen muss und wo man es satt hat, sich wegen solchen Menschen schlecht zu fühlen. Mittlerweile können die gar nicht so schnell gucken, wie ich diesen die rote Karte zeige. Natürlich habe ich Phasen, wo ich mich einsam fühle...Aber alles ist besser, als seine wertvolle Zeit an die falschen Menschen zu verschwenden.
 

Knirsch

Aktives Mitglied
Ich glaube, das kann sehr verschiedene Gründe haben. Viele Menschen beenden Beziehungen nicht, die ihnen ganz offensichtlich nicht gut tun. Aus wirtschaftlichen Gründen, aus anderen Abhängigkeiten heraus, weil sie schon mal die Erfahrung gemacht haben, es zu bereuen oder später das Gegenüber besser zu verstehen oder weil sie nicht allein sein wollen, schon so viel investiert haben, dass sie nicht loslassen können, was auch immer. Die Liste könnte man endlos fortsetzen.

Ich glaube, dass es aber auch einen Ursprungskonflikt gibt. Unsere erste Beziehung ist die zu unserer Mutter oder unseren Eltern. Und die können wir uns nicht aussuchen. Wir hängen mit unserem Leben von ihrem Wohlwollen ab. Deswegen steckt es in uns, erst einmal an einer Beziehung festzuhalten und diese kitten zu wollen. Die Tatsache, dass wir nun erwachsen sind und jederzeit jedem den Rücken kehren können, hat sich in unserem Unterbewusstsein vielleicht einfach noch nicht so rumgesprochen.
 

Binchy

Sehr aktives Mitglied
Ich verstehe nicht, warum ich das nicht einfach mache? Ich habe nichts "zu verlieren", ich muss so viele gestörte Kontakte nicht aufrecht halten, tue es, es raubt mir Kraft und bin ratlos, was so schwierig daran ist? Es geht dabei nicht darum, wo die "Störung" liegt, sondern wie ich fühle und empfinde.
Vielleicht ist es egoistisch, oder doch gesunde Selbstfürsorge? Ich kann/will keinem den schwarzen Peter zuschieben und doch habe ich Angst vor meinen blinden Flecken?
Es gibt einen gesunden Egoismus, der Selbstfürsorge ist. Der besagt in meinen Augen, dass man gut für sich sorgt, dass man in sich spürt, um zu erkennen, wo einen etwas stört, unglücklich macht und auslaugt.
Und aus dieser Erkenntnis sollte dann das Handeln erfolgen: Grenzen setzen z.B. Dem anderen sagen, dass man die Beziehung auf diese Art nicht möchte. In einem Gespräch sagen, dass es einem zuviel ist. Ein Gespräch abbrechen bzw. dem anderen signalisieren, dass man genug hat.

Dazu gehört vor allem ein gutes Selbstbewusstsein. Für sich einstehen können, sich selbst genauso wichtig nehmen wie andere. Damit leben können, dass man auch mal Menschen verletzt, wenn man Beziehungen beendet, weil nämlich ansonsten die Konsequenz wäre, dass man sich selbst verletzen und auslaugen lässt. Zu sich stehen lernen.

Menschen kommen oft in unser Leben, um uns etwas zu lehren: bestimmte Dinge, die wir noch nicht können, Lektionen, die wir zu lernen haben. Wenn es sich wiederholt, wenn man ständig einen ähnlichen Menschentyp hat in seinem Leben, dann zeigt das, dass man was lernen muss. Vielleicht Grenzen setzen, vielleicht mehr an sich denken. Sich nicht aufopfern, lernen auch an sich zu denken etc. etc.

Wenn man das einmal gelernt hat, wenn man anfängt, anderes zu reagieren, freundlich und klar zu sagen: dieses Thema möchte ich jetzt nicht mehr diskutieren. Oder z.B. anderen sagen: weißt Du, dass Du die ganze Zeit nur von Dir redest? - etc. etc.

Wenn man so zu sich stehen kann, dann verschwinden Menschen, die einem schaden, oft von selbst aus unserem Leben.
 
G

Gelöscht 127631

Gast
Nun ja, irgendetwas wirst du "zu verlieren" haben...
Frag mich gerade nicht, in welchem Psychologie-Buch oder -Podcast - vielleicht eh bei Stefanie Stahl? Die hab ich letzten Sommer sehr viel gehört. Könnte vielleicht auch dir helfen und dich auf ein paar Ideen bringen? - habe ich mal den Satz aufgeschnappt, dass man sich überlegen soll, was man für sich aus einer solchen Situation zieht.
Wenn man eigentlich weiß, dass sie einem nicht guttut und dennoch bleibt, dann muss es etwas geben, was sie einem "gibt". Das kann etwas total "verkorkstes" sein, wie dass man eine Situation von früher wiederholt, weil man so immer noch die Hoffnung hat, dass sie DIESMAL gut ausgehen wird.
oder man hat das Gefühl, gebraucht zu werden. Oder es gibt einem das Gefühl, immer noch besser dran zu sein als Person X oder oder oder

ich persönlich glaube, der Wandel gelingt dann, wenn einem das klar geworden ist.
Ich hab eine Weile lang Menschen angezogen, die wirklich ein völlig gestörtes Selbstwertgefühl hatten. Mehrfach hintereinander hatte ich gute, enge Freunde, die von Selbsthass und Selbstablehnung völlig zerfressen waren. Das war anstrengend, weil ich für sie die "starke Frau" in ihrem Leben war, bei der sie - wie ich irgendwann kapierte - eine Art Therapieersatz hatten, die sie um Rat fragen konnten - ohne jemals einen meiner Ratschläge auch nur ernsthaft umzusetzen. Stattdessen immer weiter wie vorher und wieder ankommen und sich ausheulen... Bei jedem der drei Personen musste ich den Kontakt irgendwann beenden. Ich hab in der Phase damals "Miteinander reden" von Schulz-von Thun gelesen (Band 2 hat mir da die Augen geöffnet). Und da wurde mir klar, was ICH daraus zog, mich mit solchen Leuten zu umgeben. Ich fühlte mich gebraucht. Sie sahen mich als die starke, selbstsichere Ratgeberin und so konnte ich mich dann auch fühlen... zu allen drei habe ich den Kontakt, wie gesagt, abbrechen müssen, weil es zu anstrengend war.. dafür war bereits der nächste in mein Leben getreten.
Erst als mir das klar wurde, wie leicht ich dieses Spiel mitgespielt hatte, weil ich mein Ego damit polieren konnte, hatte sich das gelöst...
Sehr ehrliche Worte, voller Selbsterkenntnis. Es liegt ja oft an einem selbst, das ehrlich zu kommunizieren erspart auf beiden Seiten viel Leid. Dafür braucht es Mut und die Fähigkeit authentisch zu sein. Leider sind das die wenigsten heutzutage, selbst wenn sie es anderen wie ein Mantra vorbeten.
Respekt für deinen Mut, das so offen zu schreiben. Du schützt mit dieser Erkenntnis auch Menschen, die wirklich ehrliche Hilfe brauchen.
 

Calliah

Aktives Mitglied
Indem man einen gesunden Egoismus entwickelt und seine unguten Gefühle ernst nimmt.
Es mag für dich vielleicht lächerlich klingen, aber was ist gesunder Egoismus? Ich weiß es nicht.
Wenn man eigentlich weiß, dass sie einem nicht guttut und dennoch bleibt, dann muss es etwas geben, was sie einem "gibt".
Danke, ein sehr guter Einwand.


Das war anstrengend, weil ich für sie die "starke Frau" in ihrem Leben war, bei der sie - wie ich irgendwann kapierte - eine Art Therapieersatz hatten, die sie um Rat fragen konnten - ohne jemals einen meiner Ratschläge auch nur ernsthaft umzusetzen. Stattdessen immer weiter wie vorher und wieder ankommen und sich ausheulen...
So empfinde ich es auch und gleichzeitig Frage ich mich, ob ich auch so bin? Ja gestern und heute bin ich so, weil mich diese Gespräche aufgefressen haben und ich nach all den Gesprächen gestern dachte: Es reicht jetzt, ich kann das nicht mehr. Ich halte aus und trage es weiter.


Mittlerweile können die gar nicht so schnell gucken, wie ich diesen die rote Karte zeige.
Wie machst du das?

Knirsch, dass ist der Punkt an dem ich immer wieder versuche den Schlüssel zu finden, in den ersten "Bindungserfahrungen". Ich weiß was war, kann das aber mit heute nicht in Beziehung bringen.

Ich spüre nur, ich habe Angst zu begrenzen. Ich habe Angst undankbar zu sein, vielleicht auch Angst, den anderen alleine zu lassen, weil ich weiß wie grausam es sein kann, mit allem alleine zu sein. Ich habe Angst, Menschen könnten sich benutzt fühlen. Okay, ich verstehe das sind alles meine Gefühle, vielleicht gibt es auch dazwischen Menschen die das gar nicht interessiert?
Also übertrage ich meine Gefühle/Ängste in diese "Beziehung". Eigentlich bin ich doch nicht verantwortlich für den anderen?

Ich bin genervt, so kein Gespür zu haben, von dem was ich "darf", richtig wäre?

Jedes Mal denke ich, jetzt.... Und dann werde ich wieder "schwach". Wenn es nur eine solcher Konstellation wäre, aber das ist es nicht.
 

NezukoChan

Sehr aktives Mitglied
@Calliah: Glaub mir, das war ein schwieriger, langer Prozess, der über mehrere Jahre ging. Das geht bestimmt nicht von gestern auf heute. Mein ganzes Leben war schon immer eine einzige Baustelle und ich hatte einfach irgendwann die Schnauze voll von Menschen, die diese Baustellen verschlimmern. Und wenn du kontinuierlich für dich selber einstehst, wird es mit der Zeit leichter und man erhält mehr Selbstvertrauen. Sei mutig und setze dich und dein Wohlbefinden immer an erster Stelle.
 

kasiopaja

Urgestein
Es mag für dich vielleicht lächerlich klingen, aber was ist gesunder Egoismus? Ich weiß es nicht.

 
Status
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