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SilentShadow
Gast
Hierzu:
....möchte ich dann doch etwas sagen, Shadow. DAS (Dein Zitat) ist das innerste Wesen der Borderline. Ich habe vor einigen Jahren mal das Folgende darüber geschrieben:
---Zitat---
Was ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung (die DramaSUCHT)? Sie ist der innere Feind. Der Teil in einer Persönlichkeit, der es nicht ertragen kann berührt zu werden und daraus Auswege sucht. Ihre List ist es, sich so zu tarnen, dass sie als Ideal erscheint, als die ‚bessere Person’ die man sein könnte und, dass man der Annahme unterliegt, dass, gäbe man dieses Ideal auf, man sich in ein Nichts auflösen würde. Man ist (drama- und zuneigungs-)süchtig, also abhängig - und wünscht sich doch autark zu sein. Man brennt in verzweifelten, hilflosen Emotionen und im Kern des Selbst befindet sich der Südpol, der –unberührbar- das innere Kind erfrieren lässt. Sie ist keine eigentliche Krankheit sondern Identitätsstifter und das ist ihre eigentliche Macht und gleichzeitig ihre Ohnmacht. Sie ist ein Teil des eigenen Selbst, der sich zum despotischen Herrscher aufschwang, der alles andere in der inneren Welt in Sklaverei und Knechtschaft unterwirft.
---Zitat---
Das Zitat stammt aus einem sehr langen Fließtext. Vielleicht werde ich ihn mal zur Gänze in mein Tagebuch posten. Ich denke, damit könnten vielleicht ein paar Leute etwas anfangen. Aber, wie auch immer es sei, Shadow, diesen Teil Deines inneren Kampfes, respektive die Zweifel an Deiner eigenen Identität, wenn Du Dich von der Krankheit trennen, sie loswerden/-lassen könntest, der gehört zur Borderline - ist also Teil Deiner Erkrankung (alias Tunnelblick).
Insofern musst Du Dir keine Sorgen machen, dass von Dir nichts übrigbleibt, denn Du bist was Du bist, das hat mit Deiner Krankheit nichts zu tun. Dein Charakter existiert getrennt von der Krankheit, auch wenn Persönlichkeitsgestörte das nicht so wahrnehmen können. Mir ging es genauso, ich hatte Todesangst, mich in ein Nichts zu transformieren, wenn ich die Dramaqueen in mir ermorde. Und dann habe ich es doch getan und alles war wie vorher. Nur mit dem Unterschied, dass ich auf einmal das Leben wieder spüren konnte in mir.
Du gehst voran. Stück für Stück, Tag für Tag, kommst Du dem näher, was ich den "Point of no return" nenne. Dein Leidensdruck wächst, er wächst täglich und er wird ins Unermessliche wachsen. Und leider, das muss ich Dir sagen, scheinst Du sehr stark und tragfähig zu sein, denn noch immer, trotz all Deines Leidens, geben die Schutzwälle in Deinem tiefsten Inneren nicht nach. Noch immer verbarrikadiert sich da etwas tief in Dir, in der felsenfesten Annahme, das tun zu müssen, um sich zu schützen vor weiterer Ablehnung und damit Verletzung - wobei es, um diese Bollwerke aufrecht zu erhalten, alles was Dir so geschieht in diesem (negativen) Sinne interpretiert (aka: "Ich bin eh nichts wert!" etc.) und sich so seine Daseinsberechtigung immer wieder neu erschafft.
Der Feind ist mitten in Dir. Erst wenn die Mauern fallen, kann er in die Knie gehen und Du kannst ihn Dir zum Freund machen, der er ursprünglich einmal war - Dein innerstes Selbst. Der kleine Junge, der meinte sich einmauern zu müssen, um überleben zu können.
Dass Du noch immer kämpfst, zeigt wie stark Deine inneren Mauern sind. Und das widerum zeigt, wie zäh und stark Du wirklich bist - so paradox das klingt.
....
Wenn Du magst, lass das mal in Dir wirken.
Bis hierher erst einmal.
Grüßle
MM
Wow. Ich würde jetzt wirklich verdammt gern etwas dazu sagen. Aber ich bin baff und finde keine Worte. Wahnsinn. Danke!
Eines bringe ich aber doch zustande: Du sagtest, wenn ich das richtig verstanden habe, du bist wieder der Mensch geworden, der du vorher warst. Ergo musst du dich an dieses ICH erinnern können. Ich kann das nicht. Meine Erinerung setzt ein, als ich 8 Jahre alt bin und mein Vater urplötzlich auszieht. Was ich von vorher weiß, sind nur Klitzekleinigkeiten und das meiste ist auch nur, dank Erzählungen noch da. Ebenso die Jahre danach. Mein ganzes Leben ist in meiner Erinnerung sehr Bruchstückhaft. Nur die schlimmen "Eckpunkte" sind wirklich da, wie kleine Laternen, die selbst in strahlendem Licht erscheinen, doch um sich herum kaum etwas sichtbar machen.
Dieses kleine Kind, der 8-jährige in mir, den kenne ich nicht. Ich sah ihn schon auf Fotos, aber er ist im Prinzip ein Fremder. Genauso wenig, kann ich nachempfinden, was mein früheres Ich, gefühlt hat. Nichteinmal, die Gefühle als ich meine Ex zum ersten mal sah, kann ich nicht spühren, wenn ich versuche, mich zu erinnern 🙁 So ist es mit allem Guten...