Lieber Gast,
Verlustängste haben oft ihre Ursache in der Kindheit. Dem Kind wurde nicht ausreichend Geborgenheit und Sicherheit vermittelt. Evt. starb eine liebe Bezugsperson was zu einem Traumata führte. Die Folgen sind Probleme im Aufbau von Vertrauen.
Solche frühen Erlebnisse haben ihre Folgen bis weit in das Leben des Erwachsenen. Man kann dies nicht mit ein paar netten Worten erledigen. Jedoch kann man Übungen machen, die dem angstvollen Menschen neu zeigen, dass er in bestimmten Situationen keine Angst haben muß. Vertrauensbildung durch neue Erfahrungen. So eine Übung könnte sein:
Darüber reden "ich gehe jetzt für 2 Stunden weg" und bin um 15 Uhr wieder zuhause". Sich dieses Bewusstmachen, dass die aktuelle Gegenwart richtig ist und die Erfahrung der Kindheit hier nicht zutrifft, ist das Wichtige dabei. Und solche Übungen lassen sich wiederholen und erweitern. Es geht um das Lernen.... durch Sich-Bewusstmachen, durch bewusstes Erleben.
Trotzdem können irrationale Verlustängste übrig bleiben. Hier kann helfen, dass sich die Gedanken Deiner Freundin "ich habe keinen Grund für Angst" über die Angstgefühle hinwegsetzen. Wenn Du sie dabei unterstützen könntest, wäre das ganz wunderbar.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Du Dich unter Druck gesetzt fühlst. Das wäre bei mir auch so. Ich würde sie gerne mit den Worten beruhigen wollen, die sie hören will. Aber das wäre eine Zusage, von der ich heute doch nicht weiß, ob ich sie einhalten kann. Auch ich kann nicht wissen, was in nur einem Jahr, geschweige denn in 10 Jahren sein wird. Deine Freundin ist nicht doof. Das weiß sie alles auch. Unterschwellig würde sie "fühlen", dass ich mich zu weit aus dem Fenster lehne. Und das wäre wieder für den Aufbau von Vertrauen kontraproduktiv.
Daher würde ich antworten: "So Gott will - bin ich auch in 10 Jahren und danach bei Dir." Das ist aus meiner Sicht ehrlich. Ich lüge nicht - und sage nur das, von dem ich überzeugt bin. Die Freundin soll sich auf mich verlassen können und wissen, dass bei mir ein "ja" ein "ja" ist und ein "nein" ein "nein". Und wenn ich selbst unsicher bin, dann darf ich das auch sagen. Das verstehe ich unter Verlässlichkeit, die den Aufbau von Vertrauen fördert.
LG, Nordrheiner