Liebe Seele,
als ich über deine schlimme Not las, kamen mir einige Eindrücke und Gedanken dazu ..,die ich dir mitteilen möchte, die aber eher allgemeiner Art sind, weil generell auf Probleme mit der Wahrnehmung eigener Lebendigkeit bezogen. Zum teil erlebte ich es auch selbst und bin noch nicht ganz frei davon.
Für mich sieht es danach aus, als ob unsere Lebendigkeit nur dann spürbar für uns sein kann, wenn wir uns zugehörig, das heißt verbunden mit der Ganzheit des Daseins (der Welt, des Lebens,der Menschheit) empfinden, dass wir als ein Teil davon darin eingeschlossen (geborgen) sind.
Wenn es uns aber, meist schon in der Kindheit, vermittelt wird, dass wir auf positive oder negative Weise etwas besonders sind, "sondert" oder spaltet es uns innerlich immer mehr von dieser Ganzheit aus. Und ohne den lebendigen Bezug zu ihr, fühlen wir unser eigenes da-sein nicht wirklich.
Wir identifizieren uns leider mit der besonderen Stellung, doch gleichzeitig sehnen wir uns unbewusst nach dem Mittelmaß, nach dem Gefühl so (lebendig) zu sein wie die andern. So kann ich es mir vorstellen, das die Selbstverletzung, der Anblick von eigenem aus dem Körper heraus fliessenden Blut uns für kurze Zeit dieses Gefühl wieder gibt - so zu sein, wie alle anderen und damit lebendig.
Mir hilft aus dieser "Sonderstellung" die bewusste Demut und die Einfachheit, mit der ich mich selbst wahrnehme, fast eine Bescheidenheit in der Bewertung meiner Person - sowohl in dem negativen wie auch positiven Sinne. Ich bin so für mich nie besonders schlimm und auch nie besonders toll. Einfach "nur" lebendig.
Ich wünsche dir Zuversicht, dass es auch dir immer mehr gelingen kann.
Liebe Grüße,
Lenja