@ gast
ich bin beim wort freundschaft vorsichtiger geworden, weil ich wohl früher ein paar dinge miteinander vermischt habe. für mich ist freundschaft ein geben und nehmen.
da hast du vollkommen recht! Wenn beide nicht insgesamt gleich viel geben, hat eine Freundschaft keinen Sinn. Es gibt sicher Zeiten in denen braucht einer mehr als der andere, aber es wird sicher auch einmal umgekehrt. Man sollte nie aufrechnen!
es ging immer nur so weit, dass sie sich nicht zu weit aus dem fenster rauslehnen musste. ich mach ihr aber deswegen keinen vorwurf mehr. vermutlich hätte ich ähnlich gehandelt, denn für sie hätte in jeder hinsicht mehr auf dem spiel gestanden.
naja, es ist auch schon ein Rollenkonflikt mit Schülern befreundet zu sein. Trotzdem erwarte ich von einem Lehrer (ich meine damit auch immer die weibliche Form), dass sie vorab klar macht, was geht und was nicht. Ist es so schwer jemandem zu sagen: Hör mal, hier können wir uns dutzen, aber dort müssen wir das lassen. Hier geht das aber dort nicht. Für den Schüler, sofern er noch einer ist, ist das wesentlich schwerer! Bei ehemaligen Schülern halte ich es für noch einfacher, weil das intensive dienstliche Verhältnis fehlt.
das war seltsam, denn es waren genau diese tiefgreifenden dinge, von denen ich erwartete, dass sie sie mit mir teilen würde. das tat sie auch, etwas zögerlich (und eben, wie ich später mitbekam, nicht nur mit mir). trotzdem, ich habe seeeehr viel von mir preisgegeben, aber wirklich "akute" probleme waren nie ein thema.
Das zeigt schon, dass irgendwas an dieser Freundschaft nicht stimmte. Man muss zwar nicht alles mit sehr guten Freunden teilen, aber das Gefühl, dass man die potenziell könnte und dabei auf Interesse / Mitgefühl / ...stößt, wäre wichtig zu spüren. Finde ich.
dieses "geständnis" hat dann das ende bedeutet. ich ahnte das, dachte aber, dass das, was wir doch mühsam über fast 8 jahre aufgebaut hatten, dieses geständnis auffangen würde.
das genau ist die Gefahr. Wenn aus Freundschaft Liebe wird, egal bei welchem Geschlecht, kann dass das Ende einer intakten und wichtigen Freundschaft sein. Bei euch war in puncto Vertrauen schon irgendwie ein Knacks drin, aber das Geständnis hat die Freundschaft lahm gelegt. Das Problem ist, dass man Angst hat, wie der Gegenüber nun schaut. Stell dir vor, die freundschaftliche Beziehung wird weiter geführt. Sie hätte vielleicht immer hinter bestimmten Gestiken Liebe gesehen. Freunde genießen durchaus auch mal die Nähe des anderen (Arm umlegen, Anlehnen). Nach dem Geständnis hätte man vielleicht sorge, dasss diese Gesten was anderes bedeuten.
wenn sie über mein studienfachgebiet etwas zu erzählen begann und ich merkte, dass sie keine ahnung hatte, konnte sie das nicht eingestehen, das hat mich gestört. ich bin nicht mehr ihre schülerin und weiss nun mal andere dinge als sie. aus meiner sicht konnte sie das nicht akzeptieren, aber da kann ich mich auch täuschen. es blieb immer ein bisschen dieser "alt-jung" gegensatz, was ich sehr schade fand.
das finde ich allerdings ganz übel! Ich freue mich immer, wenn ich sehe, was aus meinen Ehemaligen wird. Ich treffe sie sporadisch in der Stadt oder an ihrem Arbeitsplatz und bin immer stolz, dass sie soviel dazu gelernt haben und dass was aus ihnen geworden ist. Egal was. Ich gestehe ihnen dieses Wissen ein und finde es toll, dass mir jemand das Auto reparieren kann, was ich nicht könnte! Nein, dieses ewig Schülerin bleiben geht garnicht. Natürlich kann man sich an alte Zeiten erinnern und lachen. Das ist ja das was verbindet, aber die Entwicklung muss man auch mit betrachten! Jeder Mensch braucht Anerkennung und so freuen sich gerade junge Menschen darüber, dass sie aus ihrem Leben etwas gemacht haben. Ich geh, wenn sich die Möglichkeit bietet, auch mit meinen Ehemaligen an die Uni, wenn sie das wünschen. Dann machen wir Übungen oder Vorlesungen zusammen und manchmal verstehe ich kaum was und kann aber darüber lachen.
manchmal dachte ich, dass ich sie sehr gut kannte. andere male stellte ich fest, dass ich von dieser frau gar nichts weiss. und je länger ich darüber schreibe und nachdenke, umso mehr negative dinge fallen mir ein und das möchte ich nicht.
manchmal täuscht man sich in Menschen. Man sieht Dinge, die da nicht sind. Glückliche Gefühle können auch manchmal blenden. So ist es mir in anderer Hinsicht jedenfalls mal ergangen. Trotzdem solltest du die schönen Momente mit ihr auch im Herzen behalten. Es war ja nicht nur alles schlimm.
das leben geht eben weiter, auch ohne sie.
ja, das ist wahr. Schade nur, dass man manchmal eben traurig ist, dass man so viele Jahre nicht so wirtschaftlich verbracht hat. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass in den 8 Jahren auch etwas Positives für dich dabei rausgekommen ist. Vielleicht gibt dir das Kraft, diesen Abschnitt des Lebens als nicht verschwändet anzusehen.
hast du noch kontakte zu ehemaligen schülern von dir?
ja, sporadisch. Man trifft sich hier und da. Ich nehmen mir dann auch die Zeit, wenn vom Gegenüber gewünscht, sich zu unterhalten. Freundschaften gibt es da bisher nicht, nein.
würdest du behaupten, dass sie dir jetzt, nach der schule, ebenbürtig sind?
Wie oben schon beschrieben: Sie sind eben auch Erwachsene geworden und dürfen sehr wohl eine Wertschätzung von mir verlangen, die ich aber eigentlich aus Hochachtung vpr dem was sie machen auch automatisch mitbringe. Ob nun jemand ungelernt am Fließband steht oder Ingenieur geworden ist, stört mich dabei nicht. Mir wäre wichtig zu sehen, dass jemand durch die von uns Lehrern geleistete Ausbildung in der Schule einen guten Start ins Berufsleben erhalten hat. Daran arbeite ich ja schon zu Schulzeiten. Wenn ich das Gefühl habe, der andere ist glücklich und stolz, dann bin ich das auch. Ich bin Lehrerin und kein KFZ Mechaniker oder Schuster. Ich kann mir zwar Arbeitsabläufe vorstellen und hätte sicherlich auch einen Plan davon, aber ich bin froh, dass es eben auch andere Spezialisten gibt. Ich will nicht so denken wie viele denken, nämlich Lehrer sein das könnte ja jeder, der mal in der Schule gewesen ist und da kann man so einfach mitreden. Und wenn ich diese Wertschätzung für meinen Beruf haben will, muss ich das anderen auch zugestehen.
LG
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