Vergewaltigung - ja oder nein

Guten Morgen,

Ich war am Wochenende mit einer Freundin weg. Wir waren sehr betrunken. An uns hingen sich zwei Typen, die wir nicht mehr losgeworden sind. Egal, wo wir hingingen, sie sind uns gefolgt. Wir haben die Situation leider nicht mehr überblickt, da wir sehr betrunken waren. Sie fragten, ob wir noch kurz mit gehen würden. Meine Freundin meinte, ok, damit sie Ruhe geben.
Wir gingen in ein Gebäude mit mehreren Wohnungen.
Plötzlich saß ich mit einem der Typen in einem Zimmer. Er zog mir die Hose runter und fummelte. Ich stieß ihn weg, sagte, dass ich das nicht wollte und zog mich an.
Er packte mich, stieß mich auf den Flur und manövrierte mich in eine fremde, dunkle Wohnung. Vor mir stand ein Typ, den ich schon einmal einen Korb gegeben habe. Ich habe ihn gleich erkannt. Ich war wie versteinert in dem Moment, habe irgendwo gar nichts gemacht.
Ob er wusste, dass ich stark betrunken war, kann ich nicht sagen.
Er schubste mich aufs Bett, zog mir die Hose aus und drang in mich ein. Als ich verstand, was da passierte, schubste ich ihn runter und sagte, ich wolle das nicht.
Er drang darauf hin mit dem Finger in mich ein. Ich schubste ihn wieder weg, zog mich an und ging. Am Gehen hinderte er mich nicht.
Ich habe einige blaue Flecken an den Oberschenkeln.
Wie würdet ihr die Situation beurteilen?

Jula meinte:

Wie würdet ihr die Situation beurteilen?

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Als sehr schlimm, übergriffig, grenzüberschreitend und gewaltsam. Es tut mir so leid, dass dir das passiert ist.

Kannst/Willst du dich jemandem aus deinem Umfeld anvertrauen oder hast du vielleicht schon?

Ich würde die Situation als das beurteilen, was sie war: eine Vergewaltigung.

Es tut mir sehr leid, dass du das erleben musstest und ich denke, dass es zur Bewältigung wichtig sein kann, darüber mit jemandem Vertrautes zu sprechen.

Bekommst du noch genug von der Sache zusammen, dass du Anzeige erstatten könntest?

Auf jeden Fall wünsche ich dir, dass du für dich einen Weg findest, damit leben zu lernen. Gib dir ein bisschen Zeit dafür.

Splitterbunt meinte:

Als sehr schlimm, übergriffig, grenzüberschreitend und gewaltsam. Es tut mir so leid, dass dir das passiert ist.

Kannst/Willst du dich jemandem aus deinem Umfeld anvertrauen oder hast du vielleicht schon?

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Nein, ich schäme mich ja auch.
Ich war betrunken, wir sind freiwillig mitgegangen..
Anzeige würde da nichts bringen, da keine Spermaspuren vorhanden waren.
Jetzt ist es sowieso zu spät

Jula meinte:

Nein, ich schäme mich ja auch.
Ich war betrunken, wir sind freiwillig mitgegangen..
Anzeige würde da nichts bringen, da keine Spermaspuren vorhanden waren.
Jetzt ist es sowieso zu spät

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Hallo liebe Jula,

Das tut schon beim Lesen weh, wie schrecklich, dass dir sowas passiert ist.

Auch aus meiner Perspektive würde ich es sehr klar Vergewaltigung nennen, juristisch betrachtet meiner Ansicht nach auch ein klarer Fall. Ob du mitgegangen bist spielt keine Rolle, du hast mehr als klar gesagt, dass du das nicht willst (und selbst wenn du es nicht gesagt hättest, wäre es mehr als falsch gewesen). Von außen betrachtet empfinde ich es sogar als besonders schlimm, fremde Wohnung, stark betrunken, mehrere Männer.

Es kommt leider oft vor, dass sich Menschen nach so einem Erlebnis schämen und Schuld bei sich suchen, aber du hast keine Schuld! Das war schlimme Gewalt, massive Grenzüberschreitungen und die Verantwortung liegt alleine bei den Tätern.

Wie geht es deiner Freundin, die dabei war? Kannst du mit ihr reden?

Jula meinte:

Nein, ich schäme mich ja auch.

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So geht es vielen Menschen, die so einen ungewollten und gewaltsamen Übergriff erleben mussten. Einerseits finde ich das traurig, denn du hast NICHTS falsch gemacht und eigentlich solltest du dich nicht schämen müssen, sondern einzig und allein die Männer, die diese Grenzen ohne deine Zustimmung und trotz deiner Abwehr überschritten haben. Dass du betrunken warst, ist irrelevant. Egal, wie betrunken du bist, niemand hat dir zu nahezukommen, wenn du das nicht explizit möchtest und auch dementsprechend klar ausdrückst.

Alles, was du jetzt fühlst, ist okay (- auch Scham) und hat Berechtigung. Jedes Gefühl darf sein. Du bist nicht falsch oder verrückt, weil du fühlst wie du fühlst. Nur, dass du alleine damit bist, ist schlimm. Gibt es in deinem Leben denn eine Vertrauensperson, bei der du dich sicher und gut aufgehoben fühlst und bei der du dir vorstellen kannst, dass sie liebevoll und voller Verständnis mit dir umgeht?

Es gibt auch die Möglichkeit eine Beratungsstelle in deiner Nähe aufzusuchen, ich habe damit gute Erfahrungen gemacht. Dort musst du deinen Namen nicht nennen, es ist anonym und kostenlos. Die Mitarbeiterinnen können dir auch eine recht realistische Einschätzung bez. einer Anzeige geben. Am Ende ist es aber allein deine Entscheidung, da darf dir niemand reinreden. Du kannst eine Anzeige machen, wenn das für dich gut und wichtig ist, aber du musst nicht, wenn du das nicht willst.

Du brauchst dich nicht zu schämen, weil du betrunken warst. Es ist dein gutes Recht, betrunken zu sein.

Du brauchst dich nicht zu schämen, weil du freiwillig mitgegangen bist. Es ist dein gutes Recht, so weit mitzugehen, wie du willst, und dann "Nein!" zu sagen und das hat dann akzeptiert zu werden.

Wenn du dich aber nun schämst, dann ist auch das etwas, was du tun darfst. Aber sei auch offen für andere Gefühle, sei wütend, sei verletzt, sei würdevoll, sei schwach, sei stark, sei alles, was dir hilft.

Du bist du, du bist die Frau, die du immer warst. Jemand anders hat etwas Schlimmes mit dir getan, du hattest keine Chance, das zu verhindern, sonst hättest du es verhindert.

Danke für eure lieben Antworten.
Mein Problem ist eben auch, dass ich anfangs gar nicht reagiert habe, also mich nicht gewehrt und auch nicht "Nein" gesagt habe.
Erst als der 2. Typ in mich eindrang habe ich ihn weggeschubst und "nein" gesagt. Er hats dann ja nochmal probiert, aber ich habe ihn weggeschubst und bin dann einfach gegangen.
War das vielleicht zu spät?

Leider durchlebst du das, was viele Opfer von Gewalttaten erleben: Du suchst die Schuld bei dir.

Für mich als Mann ist das ein ziemlicher Balanceakt, hier zu schreiben.

Ich finde, ein "zu spät" gibt es nicht. Du hast gesagt, was du nicht willst, und es wurde dir trotzdem angetan. Da gibt es keine Schuld bei dir. Die Schuld liegt bei den Tätern.

Du wirst aber auch andere Meinungen hören und lesen, mehr oder minder subtile Versionen von "selbst schuld". All das sind Unverschämtheiten. Natürlich kann man als Frau das Risiko, dass einem so etwas geschieht, gering halten: nicht zu viel trinken, nicht mit Fremden irgendwohin mitgehen. Das ändert aber nichts daran, dass es dich nicht schuldig und auch nicht mitschuldig macht an dem, was dir angetan wurde. Du darfst trinken, du darfst dich betrinken, du darfst mitgehen mit wem und wohin du willst und du darfst mitmachen, so lange du willst und dann Nein sagen, wann du willst.

Jeder Mann mit einem bisschen Anstand wird merken, dass du betrunken bist, wird das nicht auszunutzen versuchen und wird spätestens, aber allerspätestens beim Nein aufhören.

Du hattest einfach Pech, dass du an Verbrecher geraten bist.

Ich kann verstehen, dass Du keine Anzeige stellen willst, es ist ja auch eine schreckliche Tortur, so eine Anzeige 😢.

Aber bitte bedenke, dass die Typen dann mit ihrem miesen Verhalten davonkommen und dies vielleicht noch weiteren Frauen antun.

Vielleicht kannst Du Dich ja von einer Beratungsstelle diesbezüglich noch mal beraten lassen?

Sonst würde ich Dir ohnehin empfehlen, Dir eine Frauenberatungsstelle zu suchen, wo Du Gespräche mit Profis führen kannst.

Ich wünsche Dir alles Gute und Du hast nichts falsch gemacht!!!