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Verantwortlich für Tod des Vaters

G

Gelöscht 127261

Gast
Hallo zusammen,
ich habe meinen Benutzernamen geändert, dazu musste ich meinen Account löschen. Deshalb hier nochmal mein "Problem" unter neuem Namen. Vielen Dank an alle, die mir bereits geantwortet haben.

Mein Vater ist vor einem Monat gestorben und seitdem quälen mich große Schuldgefühle.
Mein Vater wohnte zusammen mit meiner Mutter im gleichen Haushalt, er war bis vor 2 Monaten noch gut bei Kräften und die beiden haben sich selber versorgt. Da mein Vater schwerhörig war, habe ich nicht so viel mit ihm geredet, da es unglaublich anstrengend war und er meist keine ganzen Sätze verstanden hat. Da habe ich irgendwann resigniert. Er ging nie zum Arzt, das mochte er nicht, er nahm wohl Blutdrucktabletten, die ließ er sich immer verschreiben vom Arzt, ohne die Praxis aufzusuchen.
Vor ein paar Monaten hat es schon angefangen, dass meine Mutter immer wieder zu mir sagte, mein Vater habe so wenig Antrieb und mache nichts mehr, kleine Reparaturen oder so. Er hat auch tagsüber geschlafen, er sagte immer das komme auch daher, dass er nachts nicht schlafen könne. Ich habe das auf seine Depression geschoben, die nie behandelt wurde. Habe ihn aber darauf hingewiesen, dass er doch mal beim Arzt sein Blut untersuchen lassen soll.
Mitte Mai stolperte er beim Spaziergang über die Laufstecken meiner Mutter, da hat er sich wohl nicht sehr verletzt, jedenfalls haben die beiden mir nichts davon erzählt und sie sind auch nicht zum Arzt. Gegen Ende Mai ist er dann in der Dusche ausgerutscht, auch da waren sie nicht beim Arzt und es wurde mir erst Tage später davon erzählt.
Ab da ging es abwärts mit ihm und ich habe das nicht wirklich realisiert. (Bei uns war ein Trauerfall, der beste Freund meines Sohnes ist tödlich verunglückt und das hat mich sehr getroffen, ich war richtig in Trauer. )
Meine Mutter hat mir dann berichtet, mein Vater müsse nachts oft raus auf die Toilette, es rieche nicht gut. Dann berichtete sie auch mal von einem Zittern, das er am ganzen Körper bekam. Ich dachte an Prostata (mit 81 war er bisher nie bei Urologen gewesen) und an eine neurologische Erkrankung.
Nachdem ich ein paar Tage weg war, sah ich ihn wieder und bemerkte, dass es ihm nicht gut geht, er schlecht läuft. Da es Wochenende war, sagte ich sie sollen am Montag zum Arzt gehen. Das taten sie jedoch nicht und Montag Abend ging es ihm schlecht mit Schwindel und Zitteranfall. Ich habe den Bereitschaftsarzt gerufen und dieser meinte, er habe einen hohen Blutdruck und er solle am nächsten Tag zum Arzt. Das haben die beiden dann gemacht, Dienstag sind die beiden zum Hausarzt. Der Hausarzt hat wohl nicht viel gemacht, gemeint, er sei alt, Blut abgenommen. Erst am Freitag bekam meine Mutter auf Anfrage die Blutergebnisse mit der Diagnose Harnwegsinfekt und Antibiotika. Sein Zustand verbesserte sich jedoch nicht und ich bin Montag mit ihm wieder zum Arzt, inzwischen hatte er meiner Meinung nach auch Wasser eingelagert. Jedenfalls wurde da auch nicht viel gemacht, nochmal Blut abgenommen und nach Hause geschickt. Dienstag wurde er dann ins Krankenhaus eingeliefert da die Blutwerte wohl schlecht waren und es ihm auch schlechter ging.
Am Mittwoch haben wir ihn dann im KH besucht, da wurde bisher auch nicht viel gemacht und ich bemerkte dass er schlecht Luft bekommt und habe darauf hingewiesen. Am Abend kam er dann auf die Intensivstation, Zustand kritisch. Die Ärztin meinte zu mir, wie er denn erst in so einem schlechten Zustand kommen könne. Dann folgte ein dreiwöchiger Aufenthalt auf der Intensivstation mit der Diagnose Morbus Wegener, schließlich ging ihm dann die Kraft aus.

Nun mache ich mir ständig Vorwürfe, dass ich früher hätte eingreifen müssen und auch bei den Ärzten, vor allem beim Hausarzt hätte mehr Druck machen müssen. Ich komme damit einfach nicht klar, weiß nicht, wie ich damit weiterleben soll.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen mit Versäumnissen und Schuldgefühlen und kann mir weiterhelfen?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Daoga

Urgestein
Ein alter Hund läßt sich nicht mehr gern zur Jagd bewegen und ein alter Mann noch viel weniger gern zum Arzt, wenn er den sein ganzes Leben lang nie gebraucht hat.
Es wäre Aufgabe der Mutter gewesen, dafür zu sorgen, aber da hätte sie vermutlich gegen eine Wand geredet, und Du genauso, solange er die Symptome als mehr oder weniger harmlos empfunden hat, Schlaflosigkeit, Stolpern, Schwindel, kann doch alles mal passieren, wofür braucht er da einen Arzt, hätte er vermutlich gesagt, ein Indianer kennt keinen Schmerz, und mit 81 hat er eh den Jagdschein, wenn es dahingeht, geht es dahin.
Du brauchst Dir dazu absolut keine Schuldgefühle machen. Viele alte Menschen würden ein schnelles Dahinsterben, solange das Hirn noch in Ordnung und die Würde intakt ist, bevorzugen, als im Krankenhaus ewig dahinzuvegetieren, weil die Angehörigen sie nicht gehen lassen wollen.
Es war seine Entscheidung, nicht Deine. Das ist zu akzeptieren, auch wenn jemand keine Untersuchungen nur zur Sicherheit haben will.
 
G

Gelöscht 122945

Gast
Hört sich für mich nicht so an als wäre es deine Schuld.
Meine Großeltern waren auch so, wollten nie zum Arzt, haben Stürtze verschwiegen, damit wir sie nicht zu Ärzten bringen und sie dann evtl. ins Altersheim mussten etc. Zwischendurch riefen uns Nachbarn an, sie wären wieder gefallen oder das man nichts mehr hören würde. Manchmal werden Leute einfach alt und wollen nicht mehr zum Arzt. So hört sich das für mich auch bei dir an. Mach dir keine Vorwürfe, ich denke es war seine Zeit zu gehen. Viele haben keine Lust auf Krankenhaus, Ärtzte und gesünder wird man mit dem Alter ja auch nicht mehr.
Ich bin auch kein Fan von den lebenserhaltenden Maßnahmen. Man kann ja kaum noch sterben, dauernd soll man noch Medikamente nehmen und weiter dahin vegetieren. Mein Opa ist ähnlich wie dein Vater gegangen, war nur eine Woche im Krankenhaus, es wurde gefragt, ob man ihn noch künstlich ernähren soll, aber zum Glück durfte er gehen, war auch sehr krank und depressiv gewesen. Meine Oma musste noch jahrelang ins Altersheim. Im letzten Jahr lag sie nur noch dement da und machte gar nichts mehr. Bekam nur noch ab und zu das Essen reingeschoben. Das war echt unschön, wie oft habe ich gedacht "wo ist hier der Ausknopf - lasst sie doch bitte gehen". Ich hoffe ich darf später schneller gehen.

Ich denke wichtiger ist es jetzt sich um deine Mutter zu kümmern oder? Wie macht die sich so, sie ist ja jetzt alleine?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Bingenervt

Aktives Mitglied
Ich hab es bei meinem Schwiegervater erlebt. Der hasste Arztbesuche. Und er hatte auch irgendwie keine Lust mehr. Ihm reichte es. Es ging ähnlich schnell wie bei deinem Vater.
Versuch dir keine Vorwürfe zu machen. Auch wenn die Eltern alt sind, so haben sie auch immer eine Eigenverantwortung. Es sei denn sie sind dement.
 

Kolya

Aktives Mitglied
Hallo mein Beileid

Ich habe vor 1,5 Jahren meinen Vater verloren und bin immer noch traurig

Meine Freundin hat ihre Mutter 1 Jahr vorm Tod meines Vaters verloren. Sie sagte: Weisst Du meine Mutter war alt und im Grunde genommen normal dass sie geht. Ich habe sie über Jahre gepflegt und trotzdem bleibt ein quälenden Gefühl von Schuld

Bei mir ist es heute noch so, dass ich denke, was och hätte anders machen können und mehr.

Wir hätten nicht mehr tun können. Dein Vater hat sich so entschieden und es war gut so, ganz bestimmt

Kolya
 

Salome64

Aktives Mitglied
Bei meiner Mutter war es ähnlich (gibt hier auch einen Thread dazu). Man kann leider nichts machen, wenn die Eltern so uneinsichtig sind. Und am allerwenigsten darf man sich die Schuld geben. Ich weiß aber, dass das leichter gesagt als getan ist.
 

grauer Kater

Aktives Mitglied
Hallo Stiegi,

mein herzliches Beileid zum Tod Deines Papas.
Dann folgte ein dreiwöchiger Aufenthalt auf der Intensivstation mit der Diagnose Morbus Wegener
Nun mache ich mir ständig Vorwürfe, dass ich früher hätte eingreifen müssen und auch bei den Ärzten, vor allem beim Hausarzt hätte mehr Druck machen müssen.
Du musst Dir keine Vorwürfe machen, denn niemand hat Schuld daran. Du nicht, Deine Mama nicht, die Ärzte eigentlich auch nicht, nicht einmal Dein Vater, weil er offensichtliche Symptome wahrscheinlich altersbedingten Beschwerden zugeordnet hat.
Morbus Wegener gehört zu den Vaskulitiden (ich habe selbst eine, daher kenne ich mich ein bisserl aus damit). Das sind recht seltene Erkrankungen mit einer Inzidenz von 1-7/100.000, also hat man die nicht immer gleich auf dem Schirm als Arzt. Manche Betroffene sind auch seronegativ (nicht im Blutbild sichtbar), das erschwert die Diagnostik zusätzlich.
Die starke Schwerhörigkeit zum Beispiel konnte durchaus vom Wegener kommen bzw. davon deutlich beeinflusst worden sein. Granulomatose mit Polyangiitis - DocCheck Flexikon
Wenn Du das durchliest, können die Symptome auch von tausend anderen Krankheiten kommen. Die Krankheit verläuft schleichend, oft in Schüben.
Eine sehr gefürchtete Komplikation bei diesen Krankheitsbildern sind die Organbeteiligungen und meistens halt Nierenversagen. Nieren sind sehr oft betroffen. Auch das ist bei Deinem Papa so gewesen (Harn riecht, schlechte Blutwerte).
Ich garantiere Dir, man hätte nichts mehr für ihn tun können. Selbst wenn ihr vor vier Wochen schon zum Arzt gegangen wärt und der zufällig begnadeter Diagnostiker gewesen wäre, wäre es da schon zu spät gewesen. Schon lange.
Du hast keinerlei Schuld. Absolut keine.
 

LaBlue

Neues Mitglied
Hallo zusammen,
ich habe meinen Benutzernamen geändert, dazu musste ich den Account löschen und einen neune erstellen. Deshalb erst jetzt meine Antwort.
Ich danke allen, die auf meinen Bericht geantwortet haben, von Herzen. Ihr habt mir alle damit sehr geholfen.
an "grauer Kater" hätte ich eine Frage: Woher weißt du, dass man meinem Vater nicht mehr hätte helfen können? Ich finde nicht wirklich hilfreiche Informationen im Internet, die Krankheit schein zu selten zu sein, um wirklich aussagekräftige Informationen zu erhalten.
 

Piepel

Aktives Mitglied
Das Leben älterer Menschen war früher etwas einfacher zu beschreiben.

Es war eine Party; mit jedem hatte man sich ausgiebig unterhalten, die Tonbandkassette fing später an sich zu wiederholen, alle Getränke waren probiert und schmeckten letztlich gleich, so dass man Wasser trank.
Es wurde Zeit, nach hause zu gehen.

Wer später erst dazu kam, fand es spannend, und blieb gerne länger. Auch der DJ hatte gewechselt, alles war wie neu.

Am nächsten Tag unterhielt man sich.
Dabei kam zur Sprache, dass die Älteren das Ende verpasst haben dürften. "Später wird es erst richtig schön", so die Ansicht.

Jedoch wussten die Alten zu entgegnen, dass die anderen den Anfang verpasst haben.
Also die Zeit, in der "wirklich" alles noch neu war.

Wirklich?
 

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