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Weihnachten für trauernde Alleinstehende

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Sarnade

Aktives Mitglied
Eigentlich weiß jedes Kind, dass das erste Weihnachtsfest ohne den verstorbenen Partner für die hinterbliebene Partnerin besonders schwierig ist (dasselbe gilt natürlich auch für einen Mann, wenn die Frau zuerst stirbt, oder für den hinterbliebenen Partner/die Partnerin in homosexuellen Lebensgemeinschaften/Ehen).

Wie ich letztes Jahr erfahren musste, sind aber nicht alle Menschen bereit und in der Lage, dies nachzuvollziehen und darauf entsprechende Rücksicht zu nehmen. Mein Partner ist im Mai letzten Jahres verstorben, plötzlich und unerwartet, zwei Monate vor seinem 61. Geburtstag. Durch eine Embolie/Herzversagen regelrecht aus dem Leben gerissen; ich hatte dies auch noch mit Polizei und Notarzt aufgedeckt (er wohnte eine halbe Autostunde von mir entfernt, wie führten seit elf Jahren eine Wochenendbeziehung). Es war ein großer Schock für mich. Ich lebe allein, habe in Deutschland kaum noch Verwandte bis auf eine Schwester, zu der wegen ihrer schweren psychischen Krankheit und nicht ansatzweise vorhandener Krankheitseinsicht kein Kontakt mehr besteht. Auch Weihnachten 2022 musste ich daher ganz allein verbringen.

Eine Cousine in meinem Alter wusste dies alles auch. Sie hatte eine Weihnachtskarte geschrieben und angekündigt, sie würde sich an Weihnachten bei mir melden. Der Anruf kam dann auch, allerdings erst am Abend des 2. Feiertags. Im Laufe dieses Anrufs verkündete sie mir die sensationelle Neuigkeit, dass ihr Lebensgefährte, damals 61 und ganze sechs Tage jünger als mein Partner, ihr einen Heiratsantrag gemacht habe und dabei auf die Knie gegangen sei. Das war offenbar der Hauptzweck ihres Anrufs. Beide haben bereits eine gescheiterte Ehe mit anderen Partnern hinter sich und beide einen Sohn aus ihren früheren Beziehungen. Schief gehen könne aber dieses Mal wohl nichts mehr, sie seien schließlich seit 27 Jahren zusammen.

Ich habe diese Nachricht zu diesem Zeitpunkt nicht nur als unpassend, sondern wie einen Schlag ins Gesicht empfunden. Ich war froh, dass ich das erste Weihnachtsfest ohne meinen Partner einigermaßen überstanden hatte, und die blöde Kuh hatte nichts Besseres zu tun, als mir ausgerechnet dann vorzuprahlen, wie lange sie mit ihrem Partner zusammen ist und dass ihre Beziehung durch eine Heirat sogar weiter gefestigt wird, während mir vom Schicksal nicht mal eine Wochenendbeziehung länger als elf Jahre vergönnt war. Sie kommt sich mit ihrer Heirat (der Termin stand Weihnachten 2022 noch gar nicht fest, fand aber dann im Juni 2023 statt) immer noch so großartig und überlegen vor, dass ein Foto davon bis heute ihren WhatsApp-Avatar schmückt.

Ich habe nach wie vor eine Stinkwut auf sie. Ihr selbstgefälliges Grinsen auf dem Foto widert mich regelrecht an. Ich empfinde ihr Verhalten an Weihnachten als taktlos und schäbig und nehme ihr das nachhaltig übel. Diese Neuigkeit hätte sie mir auch noch im Laufe des Januars mitteilen können, als nach dem Ende der Weihnachtszeit der Alltag wieder eingekehrt und ich durch meinen Beruf von meiner Trauer abgelenkt war. Und sie hätte es dann auch etwas nüchterner ("Wir haben beschlossen, im Laufe des Jahres doch noch zu heiraten") und ohne romantische Details über Heiratsanträge und Kniefälle mitteilen können, die mich als Außenstehende weder interessieren noch etwas angehen, sondern mir nach dem tragischen Verlust meines Partners sogar besonders weh tun. Die verwandtschaftliche Beziehung hat dadurch einen Knacks bekommen, und ich lasse bei ihr kaum noch was von mir hören. Umgekehrt ist es ebenso. Ich habe auch nicht an der Hochzeit teilgenommen, sondern ihr Anfang dieses Jahres mitgeteilt, dass meine Trauerarbeit noch nicht abgeschlossen sei und ich bis auf Weiteres nicht an Hochzeiten und ähnlichen Familienfeiern teilnehmen möchte. Ein großzügiges Geldgeschenk hat sie von mir bekommen, damit sie nicht noch behaupten kann, ich wäre aus Geiz ferngeblieben.

Mit mir braucht sie nach diesem fiesen und unsensiblen Verhalten bei vergleichbaren Schicksalsschlägen nicht mehr zu rechnen (auch wenn ich das natürlich nicht explizit geschrieben habe).

Um mich vor weiteren entsprechenden Sensationsnachrichten am diesjährigen Weihnachtsfest zu schützen, habe ich einen mehrtägigen Aufenthalt im Gästehaus eines Klosters gebucht. So kann ich wenigstens mit Gleichgesinnten Weihnachten im christlichen Sinne und nicht als pervertiertes, verkitschtes Fest der Liebe, der Familie und der kernfamiliären, aber Alleinstehende ausgrenzenden Selbstbeweihräucherung feiern.

Gibt es hier auch andere trauernde Alleinstehende? Wie verbringt ihr Weihnachten, seitdem euer Partner, eure Partnerin verstorben ist?
 
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Sarnade

Aktives Mitglied
Eine Bekannte von mir, Anfang 70, geschieden, kein neuer Partner, wird Weihnachten auch im Kloster verbringen, aber in einem anderen. Sie schreibt gern und besucht dort eine Schreibwerkstatt. Auch eine gute Idee für alleinstehende Trauernde, die eine Affinität zum Schreiben haben. Meine Bekannte hat zwar sogar Tochter, Schwiegersohn und Enkel hier am Ort wohnen. Ich vermute aber, dass sie nicht jedes Weihnachtsfest oder auch Osterfest mit ihnen verbringen will, um ihnen nicht zur Last zu fallen. Vielleicht hat die junge Familie ja auch noch was anderes vor oder ist selber bei anderen Verwandten eingeladen.
 
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I

Irgendeinname

Gast
Trotz deines Schmerzes finde ich es sehr schade wie bösartig und missgünstig du dich verhältst. Es gibt nie ein gutes Timing um jemandem nach dem Verlust eines Partners so eine Mitteilung zu machen, aber sie wollte ihre Freude mit dir teilen, weil du ihr offensichtlich sehr wichtig bist.

Man spürt in deinen Zeilen, wie tief der Schmerz über den Verlust deines Partners sitzt, aber deine Cousine kann nichts dafür das du ihn verloren hast. Es ist immer leicht, seinen Schmerz und seine Trauer in Wut umzuwandeln und ihn an anderen auszulassen anstatt sich damit auseinander zu setzen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung nur zu gut. Diese Menschen haben das aber nicht verdient und ich glaube eigentlich weißt du das auch. Warst du mal bei einer Therapie um über deinen Verlust zu sprechen und ihn zu verarbeiten?

Weihnachten im christlichen Sinne ist ein Fest der Liebe, der Familie und des Zusammenkommens trotz aller Hindernisse. Kein Fest des Rückzugs und der Abschottung. Joseph war garantiert auch nicht glücklich darüber, nicht Jesus leiblicher Vater zu sein. Er ist aber geblieben und seiner Frau nicht von der Seite gewichen. Versuch vielleicht Weihnachten auf deine Familie zu zu gehen, so lange du sie noch hast. Ich hoffe du kannst den Verlust deines Partners irgendwann verarbeiten, aber dafür musst du dich ihm stellen. Das wird hart, aber ich denke du wirst das schaffen.

Alles Liebe dir.
 

cafard

Sehr aktives Mitglied
Zusammenkommen, ob zu Weihnachten oder wann auch immer, sollte man, wenn möglich, nur mit Menschen, die einem wirklich guttun.

Manche Beziehungen im Leben sind durch diverse Vorkommnisse unwiderruflich zerbrochen. Die Gefühle sind tot, die Liebe erloschen. Man kann nichts mehr retten. Man muss sowas akzeptieren und seinen Weg weitergehen.

Die Entscheidung mit dem Kloster ist genau richtig. Es wird dort sinnstiftende Inhalte und Neuorientierung für @Sarnade geben. Es wird ihr Abstand bringen. Sie wird neue Eindrücke sammeln und neuen Menschen mit ähnlichen Erfahrungen begegnen.

Auch familiäre Beziehung können, wie alle anderen, zerbrechen. Wenn es in der Seele tot ist, muss man sich neu orientieren. Das gehört den Herausforderungen des Lebens und lässt uns wachsen.
 
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Sarnade

Aktives Mitglied
Weihnachten im christlichen Sinne ist ein Fest der Liebe, der Familie und des Zusammenkommens trotz aller Hindernisse. ... Versuch vielleicht Weihnachten auf deine Familie zu zu gehen, so lange du sie noch hast.
Weihnachten ist das Fest der Geburt Christi und nichts anderes. Jesus ist auch nicht nur für Leute auf die Welt gekommen, die einen Partner und eine Familie haben. Mit Familien, die sich an diesen Tagen von Alleinstehenden bzw. Trauernden abschotten und nur sich selbst zelebrieren, hat Weihnachten überhaupt nichts zu tun. Ich weiß gar nicht, wie die breite Masse jemals auf diese absurde Idee gekommen ist.

Auf eine Familie, die ich nicht habe, kann ich auch nicht zugehen. Überhaupt muss ich niemandem in den A**** kriechen, nur weil er im Gegensatz zu mir Partner und Familie hat. Bevor ich mich derart selbst erniedrige, suche ich lieber nach Alternativen.

Bösartig hat sich hier wohl eher meine Cousine verhalten. Im umgekehrten Fall hätte ich es nämlich niemals fertiggebracht, sie ausgerechnet am ersten Weihnachtsfest, das sie ohne ihren verstorbenen Partner verbringen musste, mit meinen Heiratsabsichten zu konfrontieren.
Menschen, deren Partner verstorben ist und die an Weihnachten allein sind, ruft man dann auch früher an, z.B. am ersten Weihnachtstag, und nicht erst, wenn das Fest schon fast vorbei ist. Das allein zeigt doch schon, wie überaus "wichtig" ich ihr bin.
Und dann interessiert man sich in erster Linie dafür, wie es DIESEM Menschen geht, und würgt ihm nicht ausgerechnet zu diesem emotional besetzten Fest triumphierend den Heiratsantrag nebst Kniefall rein, den man bekommen hat. Das war doch der einzige Zweck der Übung.
 
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Insta

Sehr aktives Mitglied
Weihnachten im christlichen Sinne ist ein Fest der Liebe, der Familie und des Zusammenkommens trotz aller Hindernisse.
Wer statt Liebe nur Verbitterung ausstrahlt und sich ständig beklagt, die Schuld nur bei Anderen sieht, ist bei einem friedvollen, liebevollen Weihnachten nicht gern gesehen.

Von daher finde ich das mit dem Kloster schon eine gute Idee.
 

cafard

Sehr aktives Mitglied
"Auf eine Familie, die ich nicht habe, kann ich auch nicht zugehen." Es bringt nichts, auf jemanden zuzugehen, der einem nichts mehr bedeutet, nach dem man sich nicht mehr sehnt.

Es bringt beiden Seiten nichts. Solche leidvollen Erfahrungen der Enttäuschung machen wir alle, die einen mehr, die anderen weniger.

Jene, welche wir nicht mehr lieben, denen wir nicht mehr zugetan sind, müssen wir loslassen. Man kann nicht mit eingetrockneter Tinte schreiben, man kann keinen Schneemann aus dem Schnee von gestern bauen.

Es geht hier nicht darum, die Gefühle von @Sarnade zu bewerten, denn Gefühle lassen sich nicht bewerten. Es geht darum, ihr konstruktiv zur Seite zu stehen und gemeinsam mit ihr neue Wege für sie zu finden.
 

Sarnade

Aktives Mitglied
"Auf eine Familie, die ich nicht habe, kann ich auch nicht zugehen." Es bringt nichts, auf jemanden zuzugehen, der einem nichts mehr bedeutet, nach dem man sich nicht mehr sehnt.
Schon gar nicht, wenn man in der Vergangenheit, auch schon zu Lebzeiten des Partners, des öfteren Signale des Interesses an einem Austausch bzw. einer Kontaktpflege gezeigt hat, aber keine entsprechende Resonanz kam. Gewisse Leute sind eben immer "ausgebucht", außer, wenn sie einem zum unpassendsten Zeitpunkt ihre Heiratsanträge reinwürgen können. 😎
 

cafard

Sehr aktives Mitglied
Die Situation, in der du dich befindest, ist nicht zu ändern. Es ist immens wichtig für dich, emotionalen Abstand zu der Cousine zu gewinnen. Sie wird dir nicht die Stütze sein, nach der du dich sehnst und die du bräuchtest. Sie ist, wie die meisten Menschen, mit sich selbst beschäftigt.

Das ist in deinem Fall schwer, diesen emotionalen Abstand zu gewinnen. Er ist aber, meiner Ansicht nach, neben anderen Kontakten und Ablenkung, das einzige, was dir wirklich helfen kann.

Wir können andere Menschen nicht nach unseren Wünschen formen oder programmieren, ob sie nun zur Familie gehören oder nicht. Sich von einem anderen Menschen, mit dem man viel Zeit verbracht und viel gemeinsam erlebt hat, loszusagen, ist schwer. Das braucht seine Zeit und geht nicht von heute auf morgen.

Du hast so viel gepackt in deinem Leben, du wirst auch das packen, aber es wird dauern. Noch ist es nicht soweit.
 
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