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Vater plötzlich verstorben

Rascas

Aktives Mitglied
Hallo zusammen,
ich war schon länger nicht mehr hier.. aber ich muss mir was von der Seele schreiben.
Ich möchte auch gerne von Euch wissen welches Kozept des Todes ihr habt.

Es geht um meinen Vater. Vor etwas mehr als zwei Monaten war die ganze Familie Sonntags bei meinen Eltern. Geburtstag. Alles war fein, alles war toll.

Am nächsten Tag wollte ich nochmal mit meiner Frau hin, da sie Sonntags arbeiten musste.
Mein Vater war beim Sport und wollte gegen vier zu Hause sein.

Um zwei klingelt das Telefon, meine Mutter war dran.
Mein Vater wäre beim Sport zusammengebrochen. Er würde mit dem Krankenwagen ins KH x gefahren.
Ich bin losgerast, im wahrsten Sinne des Wortes, und habe meine Mutter abgeholt. Sie hätte nicht fahren können...

Im Auto sprachen wir noch darüber das Papa sicher nur einen Kreislaufzusammenbruch hatte, es war warm an dem Tag. Und er mit einer Infusion da sitzen wird und meckern wird wieso wir so aufgescheucht aussehen.

Im KH hat man uns von der Notfallambulaz in die Kardiologie verwiesen.
Dort trafen wir auf die Notärzte die ihn gerade eingeliefert hatten.

Sie sagten: HerzKreislaufstillstand, 12 Minuten Gehirn ohne Sauerstoff, zweimal wiederbelebt.
Und ich habe geweint. So geweint. Meine Mutter hatte noch gar nicht verstanden was er uns da gerade gesagt hatte.

Wir haben zusammen gewartet bis er von der Notfallkardiologie (woe sie 2 Stents gelegt haben) auf die Intensivstation verlegt haben.
Auf dem Gang bin ich zum Bett geeilt und habe die Hand auf seinen Arm gelegt und gesagt : Papa ich bin hier... wir sind hier.. und er hat mich angesehen. Und meine Mutter danach auch.

Ich bin zu 100% sicher das er mich registriert hat. Das konnte ich spüren. Dann wurde er auf Intensiv gefahren und dort tief ins Koma gelegt und auf 34 Grand abgekühlt...

und jetzt kann ich nicht mehr schreiben, ich schreibe den zweiten Teil später...
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Lieber Rascas,

beim Lesen Deines Berichtes kamen mir Tränen in die Augen. In Gedanken bin ich bei Dir.
Nordrheiner

Über Deine Frage, mein Konzept des Todes, schreibe ich später... aus meiner christlichen Sicht, wenn Du möchtest.
 
P

Phelia

Gast
Aufrichtiges Beileid. Mein Vater ist 2011 auch sehr plötzlich verstorben. Ich fühle mit Dir. Mein Konzept des Todes: Ich weiß, dass es danach weiter geht. Dass meine Eltern stets bei mir sind. An Himmel/Hölle glaube ich nicht, sondern daran dass GOTT kein Buchhalter ist, sondern wesentlich größer als wir es uns in unserem begrenzten Denken vorstellen können. Alles Liebe, sei umarmt, alter Freund!
 

Rascas

Aktives Mitglied
zweiter Teil:



sie haben ihn also noch am selben Tag runtergekühlt um das Gehirn zu schonen.
Und dazu muss man im Koma liegen, sonst würde man das nicht aushalten.

2 Tage lang haben sie ihn gekühlt und dann langsam wieder aufgewärmt.
nach 2 Tagen wurde ein CT gemacht. Da konnte man sehen das das genze Grosshirn kaputt war.
Durch den massiven Sauerstoffmangel.

Meine Familie und ich wir waren jeden Tag auf der Intensivstation. Ich manchmal mehrmals. Mit meiner Mutter weil sie es alleine nicht konnte und dann nochmal abends. Meist bis 23 Uhr.
Ich hätte auch die ganze Nacht dableiben können, aber die Ärzte sagten wir sollten uns besser ausruhen, denn wenn er wach würde, dann würde er und Nacht brauchen.

Nach dem CT allerdings sagten sie uns das er niemals wieder wach werden wird.


Trotzdem bin ich der Meinung er hat mich wahrgenommen.
Wenn ich bei ihm sass ist sein Puls immer um 10 Schläge nach unten gegangen.

Alle Medikamente wurden rausgenommen, eigentlich hätte er aufwachen sollen, aber bei dem Gehirnschaden ging das nicht.
zu der Zeit war er noch künstlich beatmet. Und wir sprachen darüber die künstliche Beatmung zu entfernen. Denn einen eigenen Atemreflex hatte er.

Einen weiteren Tag später gingen die Zuckungen los. Unwillkürliche Krämpfe. Im Fernsehen sieht Koma immer so friedlich aus. Das war es aber nicht.

Seine ganze linke Körperhäfte hat gezuckt, also gekrampft. Dauerkrampf. Dabei hat er so geschwitzt und so geschnauft. Beatmet und im Koma.
Ich bin fast ausgeflippt. Ich habe mich auf ihn drauf gelegt in der Hoffnung etwas Ruhe in diesen Körper bringen zu können.

Die Ärzte sagen zwar er merkt das nicht, aber da ist doch auch seine Seele, wie soll sie in einem zuckenden Körper Ruhe finden?
Die Neurologen haben sämtliche Medikamente durchprobiert und nichts half.
Dann haben wir entschieden meinen Vater erneut die Morphindosis zu erhöhen und einen guten Schwung Dormicum zu geben.
Damit diese Krämpfe aufhören.
Auch wenn er dadurch zwei Tage länger künstlich beatmet wurde.

Die ganze Zeit sagten die Ärzte: wenn er nach dem Ziehen der Beatmung nicht stirbt dann machen wir es über die Nahrung.

Das hat in der Familie fast zu handfestem Streit geführt. Ich lasse meinen Vater nicht verhungern habe ich gesagt, aber es kam nicht mehr dazu das wir diese Entscheidung treffen mussten.

Mit den Medikamenten haben die Krämpfe aufgehört.
Genau nach 8 Tagen haben sie morgens die Beatmung gezogen. Wir sind ins Krankenhaus und da sagten die Ärtze schon das er stirbt, auf uns wartet.
Wir sind zu ihm ins Zimmer und er lag im Sterben. Dieses Atmen.
Ich bin nach einiger Zeit raus um zu beten und dann zurück und er hat abgewartet bis ich wieder da war und ist dann verstorben. Während wir ihm die Hand gehalten haben, ich davor sein Gesicht geküsst hatte. Zu der Zeit hatte ich meine Hand auf seinem Bein, denn seine Hände waren in Mamas Hand und in der Hand meines Bruders.

Ich habe sehen können wie die Seele den Körper verlassen hat. Und nur eine Hülle überblieb.

Es war ein Raum voller Liebe. Wenn ich die Fotos der Intensivstation ansehe spüre ich diese Liebe.
Ich glaube ich habe noch nie so viel Liebe gespürt wie wir in diesen Tagen in diesem Raum hatten...

Sry jetzt geht es nicht mehr.. Teil drei dann später..
 

Ondina

Sehr aktives Mitglied
Mein Vater ist 2008 verstorben, meine Mutter schon eher, was den lieben Gott angeht so sehe ich das genau so wie Phelia, auch von mir mein aufrichtiges Beileid.:blume:
 

bird on the wire

Aktives Mitglied
Lieber Rascas,

ich habe Dich schon vermißt hier.

Es tut mir leid, von Deinem Schmerz zu lesen.

Ich glaube an genau das, was Du wahrgenommen hast.

Ich glaube auch, daß Dein Vater Euch wahrnehmen konnte.

Sterben ist ein Prozeß. Da passiert mehr als das was uns die Ärzte erzählen, daß Körperfunktionen aufhören.
Es ist gut, den Sterbenden zu begleiten, wie Ihr es getan habt.


Sogyal Rinpoche "Das tibetische buch vom leben und vom sterben".
Vielleicht hilft Dir das Buch bei Deiner Frage nach dem Konzept des Todes. Mir hat es sehr geholfen.


Alles Liebe


Bird
 

Rascas

Aktives Mitglied
Ich möchte nochmal sagen was mir eigentlich die Probleme macht.
Ich trauere, das ist klar, aber nicht der Hauptpunkt.

Es ist das was ich gesehen habe an dem ich knabbere,

ich habe meinen Vater sterben sehen. Es war der erste Mensch den ich habe sterben sehen. Ich konnte wahrnehmen das die Seele den Körper verlässt, es war sehr seltsam

diese Hilflosigkeit, als die Zuckungen/Krämfe eintraten. Ich konnte nichts machen. Nichts. Nur total holfos daneben stehen..drauflegen half nicht, nichts half, es war so grausam und ein Ende machen auf humane Weise ist nicht erlaubt.

Und die Ärzte haben behauptet sie tun schon alles aber es hilft nicht. Bis der Chef auf die grandiose Idee kam die KOMA Medikamente wieder anzudosieren.
Was nicht üblich ist, denn die Ärzte haben dann ein Problem. Diese Medis führen zur Atemlähmung und machen eine Beatmung nötig. Wenn du dann den Beatmungsschlauch ziehst ist es fast aktive Serbehilfe wenn du vorher diese Medis gibst.
(da mein Vater beim Zug des Schlauches aber noch einen Atemreflex hatte, die Medis waren nicht hoch genug dosiert) war es KEINE aktive Sterbehilfe..

Diese Anspielungen der Ärzte das wir das dann über das Essen machen falls er nicht stirbt.
Ich habe zu dem Arzt gesagt: Ah die Fall Back Strategie ist Verhungern falls er nicht so stirbt. Denn alles andere ist ja verboten..

Es wäre damit zu rechnen gewesen das mein Vater selbst weiteratmet. Wenn er das getan hätte dann hätte er gelebt. Im Koma, aber gelebt.
Ich musste in den sieben Tagen bereits überlegen was ich dann tun könnte.
Ich habe ihm gesagt er müsse sich da keine Sorgen machen. Er dürfe sich auf sich konzentrieren. Gesund zu werden. Und wenn es nichts wird helfe ich ihm, er muss keine Angst haben dahinzuvegetieren.
(das hatte er vorher klar festegelegt, niemals an Maschinen dahinsiechen)

In diesen sieben Tagen habe ich versucht herauszufinden wie ich als Kind verhindern kann, das mein Vater keine Nahrung mehr bekommt mit dem Ziel ihn auf erlaubte Weise tot zu kriegen..
Ich hatte sogar mit einem Anwalt gesprochen ob ich eine einstweilige Verfügung beantragen kann, die verhungern lassen untersagt..

Aktive Sterbehilfe verboten, passive unzumutbar und zwischendrin meinen eigenen Vater den ich liebe, den ich leiden sehe...

Zum kotzen war das .. so zum kotzen.
Er hat mir die Entscheidung zum Handeln abgenommen, indem er gestorben ist, indem die Ärzte die Krämpfe doch noch beseitigt haben, aber es war alles so krass..
 
Zuletzt bearbeitet:

Rascas

Aktives Mitglied
und natürlich das es so plötzlich war, das ich nicht mehr mit ihm reden konnte. Kein Wort des Abschieds-nichts-
ich habe natürlich noch was zu ihm gesagt, habe ich hätte mir so sehr gewünscht nur eine Minute reden zu können .

Es war ja mitten aus dem Leben raus, er war nicht so krank. Das er stirbt beim Sport, damit hätte niemand gerechnet. Er galt als gesund im Moment, so gesund wie man mit 73 eben ist.
 

Rascas

Aktives Mitglied
Das es sich angedeutet hat das es unsere Familie sprengt wenn wir über Sterbehilfe entscheiden müssen.
Er der die Verfügung hat in der steht das er nicht an Maschinen dahinvegetieren will, meine Mutter die diese Vefügung umgesetzt haben will aber ausrastet wenn ich ihr sage das Einstellen der Nahrung Tod durch Verhungern bedeutet.
Und das das auch dauert. Und ich das nicht will....einfach krass eben.

Und das Krankenhaus nimmt dir das ja auch nicht ewig ab. Er war eine Woche auf Intensiv, wäre dann auf die Normalstation gekommen im Koma. Und dann?
Aber auch nur für fünf Tage. Ich habe gesagt wir holen ihn nach Hause, meine Mutter sagt nein sie kann das nicht.

Das alles hatte so ein Konfliktpotential.
Und hat so unterschiedliche Haltungen aufgedeckt. Und keine Zeit da es einen Menschen betrifft
 
Zuletzt bearbeitet:

B.Bee

Aktives Mitglied
Ich sehe meinen Vater wieder vor mir, wie er mich mit großen, ängstlichen, nach Hilfe schreienden Augen ansieht, unmöglich, sich selbst zu bewegen, beatmet, Dialysemaschine dran usw.... und das alles nur, weil er sofort nach einem Eingriff (Herzschrittmacher), eine Lungenentzündung bekam.... Der Rest klingt bei Deiner Geschichte fast so, wie bei meinem Vater.... NAch Hause hätten wir ihn nicht holen können, bei den vielen Maschinen, an denen er lag....
Meine Mutter verstand auch nicht, dass er plötzlich einen tiefen Atemzug machte und dann nie wieder... Ich weiß nicht, wie wir mit dem Auto noch die 30 km nach Hause fuhren... Wie sehr wir geweint haben, Vaters Tasche auf der Rückbank des Autos..... Wie ich 3 Mal täglich meine Mutter aufsuchte, aus Angst, sie könnte vor Schmerz ihm nachgehen.... Nur noch Angst, das monatelang... Und: ich bin nach wie vor sehr weinerlich veranlagt, wenn ich an die Zeit im KH denke - meine schrecklichste Zeit, und die schrecklichste vor allem für meinen Vater. Er hatte gesagt, er will nicht ins KH - sind wir nun Schuld an seinem Tod????
Ich fühle mit Dir und umarme Dich doll. Hab Kraft und Zuversicht, damit Dein Leben gesund weitergehen kann!
 

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