Das Kind in mir erhofft sich wahrscheinlich einfach nur, dass mein Vater das ein für alle Mal beendet. ( In der Vergangenheit ist er ja einfach so "davongekommen". Es gab keine Konsequenzen. Dementsprechend konnte er ja einfach weitermachen. Dabei hat meine Mutter ihm ja klargemacht, dass sie keine offene Beziehung möchte. Aber er hat ihr ja jegliche Bedenken ausgeredet. Und: Nebenher mit anderen Sex zu haben, ist vielleicht das eine. Den Ehering zu verlieren/abzulegen das andere.)
Ich stelle es mir zudem unglaublich qualvoll für meinen Vater vor mit einer Frau zusammenzuleben, die er nicht liebt. Ich möchte wissen, ob ich da mit meiner Vermutung richtig liege. Und warum er dann nicht zu Sonja geht. (Geld, Ansehen, Feigheit, Pflichtgefühl...)
Ich habe so viel Schmerz aus der Stimme meiner Mutter rausgehört. Warum sie das nach 10 Jahren an Weihnachten vor ihren Kindern zur Sprache bringt? Vielleicht, weil sie sich Rückhalt von uns wünscht?
Ich habe sie als Kind mal dabei überrascht, wie sie das Handy meines Vaters durchsuchen wollte. Er hatte es ausnahmsweise an diesem einen Tag vergessen. Wäre ich nicht reingekommen, hätte sie vielleicht SMS gefunden. Mach mir Vorwürfe deswegen.
Ich erhoffe mir wahrscheinlich auch selbst eine Antwort darauf, ob ich das Schuld bin. Weil mir mal gesagt wurde, dass ich die Ehe meiner Eltern zerstöre.
Ich traue mich selbst nicht zu heiraten und Kinder zu bekommen. Aus Angst, dass mir das auch passiert. Auch hier erhoffe ich mir Antworten.
Also vielleicht würde ein Gespräch drei Personen die Antworten liefern, die sie sich vielleicht nicht trauen einzugestehen. Vielleicht kann meine Mutter noch 30 Jahre oder mehr ihr Leben genießen mit einem Mann, der sie (tatsächlich) liebt und nicht hintergeht?
Dass mich ihr Intimleben nichts angeht, ist richtig. Es wäre mir weiß Gott egal, wenn sie zusammen in einen Swingerclub gingen oder ich nen Paddle in ihrem Kleiderschrank gefunden hätte. Aber wenn ich mitbekommen würde, dass mein Vater meine Mutter schlägt, würde ich die Tür eintreten und nen Scheiß auf ihre Privatsphäre geben. Und momentan fügt er ihr scheinbar seelische Schmerzen hinzu? Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man an seinen eigenen Gefühlen zweifelt, sich einlullen lässt und sich sagt: "Wenn da tatsächlich was wäre, dann hätte das jemand mitbekommen und die würden mir das ja sagen. Die mögen mich ja."