Hallo!
Ich bin jetzt 23. Mein Vater ist gestorben als ich 16 war.
Ich bin mir sicher, dass es bei dir ähnlich ablaufen wird, wie bei mir:
Du wirst dich die ersten Wochen darüber wundern, wie "leicht" man die ganze Sache verarbeitet. Vor allem wird der Schock und die Trauer durch ein Gefühl der Erleichterung kaschiert, da du dir jetzt keine Sorgen mehr machen musst... So hart es klingt aber das hilft einem über die ersten Wochen weg.
Danach gewöhnt man sich langsam an den Alltag und man fühlt sich wieder etwas besser.
Der richtige Einschlag ist in dem Sinne kein bestimmter Zeitpunkt. Man wird über Jahre hinweg von völlig abstrakten Gefühlen gequält die man weder erklären, noch beschreiben kann. Man wird zu einem anderen Menschen, der nicht "normal" ist und man merkt es im Alltag immer mehr.
Man fängt an anders zu denken und sucht in allem und jedem eine Vaterfigur.
Mit 18-20 kriegt man dann extreme Verlustängste. Das wirkt sich vor alle auf die Beziehungen aus und man wird zu schnell eifersüchtig, da man in der ständigen Angst lebt seinen Partner verlieren zu können.
Man fängt an Suizidgedanken zu entwickeln, da man durch das "andere" Aufwachsen einfach kein normaler Mensch mehr ist und sich in der Gesellschaft wie ein Außerirdischer fühlt.
Du wirst viele Dinge tun, die sogar für dich unlogisch erscheinen und sie dann ein paar Jahre später plötzlich selbst verstehen.
Du stehst am Anfang einer langen und komplizierten Reise. Niemand wird dir hier in diesem Thread etwas sagen können, was dir wirklich nachhaltig hilft. Ich persönlich habe auch mit der allumworbenen "professionellen Hilfe" keine guten Erfahrungen gemacht, da dieses Gedankenkonstrukt, das man sich aufbaut viel zu komplex ist und die Gefühlswelt ist ohnehin unbeschreiblich, da man die aufkommenden Gefühle einfach nicht mehr in Worte fassen kann.
Ich kann mit Stolz behaupten, dass Leute wie wir nicht wie der Rest der Gesellschaft sind. Letztendlich kann man nicht leugnen, dass ich (und du auf Dauer wahrscheinlich auch) anders als "normale" Menschen geworden bin. Das heißt aber nicht unbedingt, dass man ein schlechterer Mensch ist.
Im Gegenteil...
Ich wünsche dir ganz viel Kraft auf deiner langem Reise, die du jetzt vor dir hast. Kümmer dich so gut es geht um den Rest deiner Familie und mache nicht den gleichen Fehler wie ich und verdränge Trauer. Alles was du jetzt versuchst zu ignorieren begegnet dir in ein paar Jahren in hundertfacher Stärke wieder. Du wirst jetzt wahrscheinlich in einen tiefen Abgrund deiner eigenen Seele Blicken und unaussprechliches Fühlen.
Belohnt wirst du dadurch, dass du an der Situation wächst und dadurch selbst ein besserer Mensch wirst.
Wann immer du Hilfe brauchst, kannst du dich bei mir melden! Ich kenne dich nicht, aber ich werde immer für dich da sein, wenn du Hilfe brauchst! Dr. Rock hier aus dem Forum hat mir auch ganz viel geholfen. Den kannst du sicher auf anschreiben, wenn du Hilfe brauchst.
Du bist nicht alleine und hast dieses Forum immer, sobald du Fragen usw. hast.
Wenn du meinst, dass du es brauchst gebe ich dir gerne meine Handynummer -> Wenn du mal gar nicht weiter weißt, ruf einfach durch und wir quatschen!