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Überforderung als pflegende Angehörige

k4putt

Neues Mitglied
Guten Tag,
ich wende mich heute an dieses Forum, weil ich einfach neuen Input suche.
So kurz wie möglich: Meine Mutter (53) benötigt dringend Entlastung bei der Pflege meiner Großmutter (92), die sich derzeit in einer Tagespflegeeinrichtung befindet, nachdem wir sie dazu überredet haben, um aus ihrer Einsamkeit nach dem Tod meines Opas wieder unter Leute zu kommen.
Es geht vorrangig um Entlastung im Haushalt meiner Großmutter, die nach zwei Stürzen und folgenden Oberschenkelhalsbrüchen in ihrer Mobilität weiter eingeschränkt wurde und ihren Haushalt nicht mehr alleine führen kann.

Oma nimmt morgens und abends ambulante Pflege in Anspruch und leider ist kein Geld aus ihren Beiträgen der Pflegekasse mehr übrig, um noch eine Haushaltshilfe zu engagieren. Fremde Privatpersonen - und teilweise noch nicht mal ihre eigenen Kinder - möchte Oma nicht in die Wohnung lassen.
Meine Mutter ist das jüngste von 9 Kindern und steht mit der Pflege völlig alleine da, weil sich niemand von ihren Geschwistern kümmert, da sie entweder weit weg wohnen oder sich nicht zuständig fühlen, auch aufgrund schwieriger zwischenmenschlicher Verhältnisse innerhalb der Familie. Ich selbst bin gesundheitlich eingeschränkt und kann meiner Mutter nur hin und wieder unter die Arme greifen, indem ich bei Oma zum Beispiel mal die Fenster putze, den Boden wische oder das Bad und Toilette mit Toilettensitz reinige.
Ich merke einfach, wie meine Mutter zunehmend mental und körperlich unter der ganzen Situation leidet. Oma hat auch beginnende Demenz, wodurch sie teilweise bösartig wird und generell hat sie kein Wort des Dankes übrig, für all die Hilfe, die meine Mutter leistet. Sie sieht das als Selbstverständlichkeit an.

Welche Möglichkeiten haben wir, eine Haushaltshilfe zu bekommen, wenn private Mittel nicht ausreichen, fremde Privatpersonen als Haushaltshilfe nicht in der Wohnung erwünscht sind und die eingezahlten Beiträge der Pflegekasse ebenfalls nicht ausreichen?

Ich wäre für Ideen dankbar.
Grüße
PS: Eine Unterbringung im Heim steht zumindest aktuell noch nicht im Vordergrund, wird aber nicht ausgeschlossen, sollte es so weitergehen.
 

GrayBear

Aktives Mitglied
Hallo k4putt,

da stehen viele schmerzvolle und folgenreiche Entscheidungen an. Auch in meiner Familie ist dies gerade DAS Thema. Schaut, wie ihr den Pflegegrad überprüfen lassen könnt, damit der finanzielle Spielraum vielleicht etwas größer wird. Erkundigt euch rechtzeitig nach einem Platz im Pflegeheim, denn der Vorlauf beträgt womöglich mehr als 6 Monate. Die Pflegekräfte meiner Mutter helfen beim Putzen und sogar Einkaufen. Einfach mal danach fragen

Auch bei uns passieren diese Verletzungen, denn das mit der Dankbarkeit reicht selten aus. Wie dankbar muss wer wem sein und was verändert sich dadurch wirklich? Zumeist nicht so viel für die Betroffenen.

Wenn Deine Mutter quasi alles stemmen muss, bei so vielen Geschwistern, dann müssen wohl klare Worte her oder eben leider eine Entscheidung für das Pflegeheim. Seit es diese Einkommensgrenze von 100.000,-€ gibt, worunter die Kinder nicht für die Pflegeleistungen herangezogen werden, ist zumindest der finanzielle Aspekt leichter zu entscheiden. Wir versuchen, unsere Mutter so lange wie möglich zuhause zu lassen, auch mit dem Risiko, dass sie einen Unfall erleidet, der in einem Heim womöglich vermeidbar gewesen wäre. Aber was habe ich gestern gehört: "Wir sollten uns weniger darum kümmern, unser Leben zu verlängern und es lieber besser leben."

Wenn Deine Mutter nicht mehr Hilfe bekommt, dann MUSS sie auch für sich selbst eintreten und VOR einem Zusammenbruch klar kommunizieren, was Sache ist. Das kann eine Familie derb aufmischen.

Ich kenne leider keinen einfachen Weg. Egal wie, jemanden bei seinen letzten Schritten zu begleiten kann viel bewegen und nicht nur zum Guten. Aber es birgt auch Chancen auf gute Momente und die sind wichtig.
 

Geißblatt67

Sehr aktives Mitglied
Ich kenne das Thema. Noch dazu bin ich Einzelkind.

Manchmal muss man sich durchsetzen, auch gegen den Willen des alten Menschen, wenn es zu seinem Wohl ist.

Deine Mutter soll jede Hilfe annehmen, die sie bekommen kann. "Fremde Personen sollen nicht in die Wohnung" kenne ich. Einfach machen, nicht diskutieren. Nach einer Weile wird es ganz selbstverständlich akzeptiert.

Ich würde die Unterbringung im Heim anstreben.

Die Angehörigen müssen nicht vollständig ihr eigenes Leben aufgeben und sich opfern. Damit ist niemandem geholfen.
 

lilli40

Mitglied
Welchen Pflegegrad hat die Oma,eventuell müsste der erhöht werden. Ich würde mal mit dem zuständigen Pflegestützpukt sprechen.Es gibt auch Organisationen die Pflege und Haushaltshilfen anbieten . Wenn deine Mutter 8 Geschwister hat die nichts machen, müssten sie wenigsten finanziell an der Pflege beteiligen.
 

kasiopaja

Urgestein
Ich würde auch dazu raten, den Pflegegrad überprüfen zu lassen.
Ob dann die Oma fremde Personen in der Wohnung will oder nicht ist sekundär.
Wenn sie will, dass überhaupt was getan wird, ohne dass Deine Mutter zugrunde geht, wird sie sich damit abfinden müssen.
Möglicherweise findet sie es, nach der Eingewöhnungszeit, auch gar nicht so schlecht.
Falls Medikament dosiert werden müssen, kann das eine Pflegeorganisation auf Rezept des Hausarztes erledigen.
 

tonytomate

Sehr aktives Mitglied
Natürlich muß sie in ein Pflegeheim, wohin auch sonst? Ihr könnt nicht mehr, fertig. Soll der Staat sich um den Rest kümmern. Das Vermögen geht drauf, sofern vorhanden, das wars. Ist doch egal welche Pflegestufe, bis die mal erhöht wird, liegt die Frau eh unter der Erde. Bei meiner Mutter kam die Bewilligung zu spät. Ruft bei der Krankenkasse an, daß ihr fix und fertig seit, es nicht mehr geht, die sollen mit den Pflegeheimen telefonieren und für einen Platz sorgen. Anschließend wird sie abgeholt und dort geht ihr sie dann besuchen.
 

beihempelsuntermsofa

Sehr aktives Mitglied
Versteh ich nicht.
Zur Pflege kommen ja auch fremde Personen in die Wohnung. Warum ist das dann für‘s putzen und den Haushalt ein Problem?
Putzfrau/Haushaltshilfe engagieren und die Kosten den 8 Geschwistern in Rechnung stellen. Wenn sich einer dsvon beschwert darf er die Arbeit gern selber übernehmen.
 
Ich merke einfach, wie meine Mutter zunehmend mental und körperlich unter der ganzen Situation leidet. Oma hat auch beginnende Demenz, wodurch sie teilweise bösartig wird
Schon deshalb weil sie teilweise sogar bösartig ist, müsste sie in ein Pflegeheim. Das ist ja teilweise psychische Gewalt gegenüber deiner Mutter und leider eine zusätzliche Belastung für deine Mutter.

Die Oma ist mit sich selbst und ihrem Leben im Alter nicht mehr zufrieden und lässt ihre Wut darüber leider an anderen aus. Und das wird leider wahrscheinlich mit zunehmendem Alter nicht besser werden sondern eher noch schlimmer.
 

k4putt

Neues Mitglied
Hallo,
ich bedanke mich bei euch für eure Antworten, die Organisationen sind eine gute Idee, ich werde da mal für meine Mutter nachfragen.

Oma hat Pflegegrad 4 und es wurden ihr eine Reihe Hilfsmittel bewilligt, die sie auch wirklich braucht, darunter ein Rollator, ein Toilettenstuhl, ein Toilettensitz, ein Badewannenlift, für die meine Mutter teilweise richtig kämpfen musste.

Tagsüber ist Oma in der Tagespflege der Diakonie, eine Haushaltshilfe wäre dann perfekt, die "unbemannte" Wohnung in der Zeit zu reinigen. Am günstigsten wäre eben eine Privatperson, die für 15-20 Euro die Stunde was macht, über 1-2 Stunden vielleicht, wir lassen ja nichts verdrecken, aber Oma will keine Fremden einlassen, was ich auch verstehen kann und wir müssten sie dann übergehen.

Es ist auch so, dass Oma versucht, Ausflüchte zu finden, warum sie heute nicht in die Tagespflege gehen könnte, ist sie aber dort, dann gefällt es ihr gut. Seit sie dort ist, blühte sie auch wieder mehr auf, da es was zu erzählen gibt und sie viel mit den alten Menschen basteln, malen usw., was sie früher Zuhause nicht machen wollte. Es entlastet definitiv schon mal, trotzdem bleibt dann noch der Haushalt und Geschäftsangelegenheiten, die meine Mutter oder manchmal auch ich, mit Vollmacht, auch noch übernimmt.

Eine Unterbringung im Heim ist die absolute Härte, womit meine Mutter sich schon befasst hat und extrem hadert. Auch ihre Geschwister würden dann Terror machen, obwohl sie sich nicht kümmern. Meine Mutter müsste diese Entscheidung dann letztlich für alle sozusagen alleine treffen, dass die Oma ins Heim geht.

Der Hausarzt meinte, dass die Boshaftigkeit, die verbaler Natur ist, mit der Persönlichkeitsveränderung durch die beginnende Demenz zusammenhängt, die leider nicht besser werden wird.

Ich sagte es meiner Mutter bereits selbst, dass es keine Schande ist, wenn eine unausgebildete Person bei der Pflege an ihre Grenzen kommt und sich auch "endgültige" Hilfe sucht. Beispielsweise hat meine Mutter Probleme damit, Oma zu waschen und mit ihr zur Toilette zu gehen, deswegen auch der Pflegedienst.

Die Pflegekräfte von der Diakonie kommen morgens und abends und meckern dann herum, dass sie keine Leute hätten und Oma meckert wiederum herum, dass die Pfleger schon 17 oder 18 Uhr kommen würden und sie dann bis 21 oder 22 Uhr im Nachthemd dasitzen muss. Es kam auch schon vor, dass Oma die, ihrer Meinung nach, zu frühe Abendtoilette verweigert hat, wodurch die Pfleger anriefen, bevor sie wieder abgezogen sind, aber trotzdem die Leistungen abgerechnet haben, die sie nicht erbracht hatten.

Und was die feine Verwandtschaft angeht, da beißt man auf Granit, da sie wissen, dass meine Mutter sich um alles kümmert. Eine sagte ganz direkt, dass wir von ihr nichts zu erwarten hätten, wegen Problemen in der Kindheit mit meiner Oma. Eine andere druckst nur herum, dass sie ja keinen Führerschein hätte und warum es ihr nicht möglich ist, dass ihr Mann sie fahren könnte oder mit dem Bus anzureisen oder sich ein Taxi zu nehmen. Die restlichen Geschwister wohnen zu weit weg und leisten keine finanzielle Unterstützung, wozu sie definitiv in der Lage wären, da sie gut verdienen oder gute Rente erhalten.

Ein weiteres Problem ist auch noch, dass die Oma nur von meiner Mutter betreut werden will, sie selbst hat noch nie ihre anderen Kinder gebeten, sich um sie zu kümmern.
 

GrayBear

Aktives Mitglied
Als sehr schwierig habe ich empfunden, dass man jede Information, egal von wem, immer erst verifizieren muss. Die Laune und die Verfassung der Mutter sollte und will man ja berücksichtigen, aber das ist nicht immer klug. Die Familie entscheidet ebenfalls oft nach Laune und wer wem gerade was einflüstert und auch beim Pflegepersonal "menschelt" es zuweilen heftig. Und dann ist da noch die Angst, jemandem auf die Füße zu treten (miese Laune, falsch abgerechnete Leistungen, etc.) und dieses fragile System noch mehr zu belasten. Und so wird das alles auch zu einer nervlichen Belastung, die einem immer dann vor die Füße fällt, wenn es gerade garnicht passt.

Deshalb darf ein "sollte" oder "müsste" nicht entscheidend sein, sondern nur "kann" und "will", so hart und schmerzlich das dann auch werden kann. Wenn man keine Wahl mehr zu haben glaubt, fallen erst die richtig schmerzhaften Entscheidungen, die man dann bereut. Leider gibt es dann unweigerlich so manches, das man vor allem auch sich selbst vergeben muss.
 

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