Vielen Dank für eure Antworten, das hilft mir sehr.
Da stecken viele Anregungen drin, die ich hoffentlich für mich umsetzen kann. Ich habe mir einiges auf Zettel geschrieben und an die Wand hinter meinem Schreibtisch gepinnt, damit ich es mir immer wieder durchlesen kann.
Was du, grisou, beschreibst, hat mich sehr getröstet und mir auch Mut gemacht. Es ist wirklich so, dass plötzlich nur Watte in meinem Kopf ist, sobald jemand Forderungen an mich stellt. Ich habe dann gar keinen Zugriff auf meine Grenzen und Bedürfnisse, weil mein Gegenüber den Platz in meinem Denken dafür einnimmt.
Deshalb denke ich, dass ich dem Thema Sex erstmal für lange Zeit aus dem Weg gehen werde, bis ich das im Alltag ausreichend trainiert habe. Ich habe einen sehr netten Mann kennengelernt, der auch Interesse anmeldet und Verständnis für meine Situation als Alleinerziehende hat, aber mir wird fast schlecht bei dem Gedanken, mit ihm auf irdendeine Weise intim zu werden. Am Ende würde ich sicher in den gleichen Trott verfallen und ihn damit irgendwie zum Täter machen, was er überhaupt nicht verdient hat.
ScaryCindy, was du schreibst, berührt mich sehr. Es ist nicht so, dass mein Ex-Mann gewalttätig war oder so. Er konnte sich einfach nicht in mich hinein versetzen und hat es persönlich genommen, wenn ich etwas anderes wollte als er. Deshalb wurde dann so lange diskutiert und die Worte im Mund verdreht, bis ich mich angepasst oder entschuldigt habe. Im Laufe der Beziehung habe ich mehr und mehr das Gefühl entwickelt, psychisch krank zu sein und ihm zu schaden, deshalb war da immer sehr viel Schuld. Er hat mir immer wieder gesagt, dass ich der Grund bin, dass es ihm schlecht geht, weil ich überzogene Forderungen stelle und nie zufrieden bin, außerdem würde ich ihn finanziell ausbeuten (weil ich in Elternzeit war) und undankbar sein. Er hat auch mit Suizid gedroht, sollte ich mich von ihm trennen. Er meinte, dass ich sein Leben zerstören würde, wenn ich ihn verlasse und er dann keine Motivation mehr hätte, weiterzuleben. Es war sehr schwer, trotzdem zu gehen.
Ein Punkt, an dem ich nicht mehr konnte, war tatsächlich das letzte Mal, als wir miteinander geschlafen haben.
Wir hatten nie ein Vorspiel, denn das war ihm zu mühsam (weil mit mir ja etwas nicht in Ordnung war und ich viel länger brauchte als der Durchschnitt nach seiner Aussage), deshalb ging es direkt mit Penetration los. Das war immer recht schmerzhaft und ich hab immer gehofft, dass es schnell vorbeigeht. Daher hab ich mitgemacht, war laut und hab Dinge gesagt, von denen ich wusste, dass er sie gerne hört. An einer Stelle tat es so weh, dass ich dabei weinen musste, aber er hat es nicht gemerkt. Als er fertig war, wollte er, dass ich mich in seinen Arm lege, aber ich hab mich unter einem Vorwand zu den Kindern geschlichen und bin nicht mehr zurück. Ich musste mich sehr zusammenreißen, um nicht zu rennen. Da war plötzlich so viel in mir kaputt und ich habe kaum Luft bekommen.
Ich glaube, dass der emotionale Puffer nach all den Konflikten und der ständigen Kritik (er hat einige Zwänge und wird ungeduldig, wenn etwas nicht nach seinen Vorstellungen geschieht, sei es Geschirrspüler einräumen, Wäsche aufhängen etc) nicht mehr vorhanden war und ich nicht mehr wegsehen konnte, dass zwischen uns ganz arg etwas nicht stimmt. Ich habe dann eine Paartherapie angeleiert, die letztendlich zu einer Trennungsberatung wurde, weil mir in diesen Gesprächen die Therapeutin als objektive Partei widerspiegelte, dass er überhaupt nicht auf mich eingehen konnte und ausschließlich angriff und emotional erpresste.
Da war der Knoten für mich geplatzt und ich hab das erste Mal gedacht, dass mit mir vielleicht alles in Ordnung ist. Daran arbeite ich jetzt und habe mich die letzten Tage auch um eine Therapie gekümmert.
Aber Sex ist für mich einfach schwierig. Der Gedanke, wieder mit jemandem intim zu werden, macht mir Angst. Vielleicht kommt das mit der Zeit.
Nochmals vielen Dank für eure lieben Worte und die Zeit, die ihr in die Texte investiert habt.
Alles Liebe,
Anna