Liebe TE,
Zuerst einmal: Es ist absolut nicht ungewöhnlich, so zu fühlen, wie Du fühlst. Viele werdende Eltern (Männer und Frauen) durchlaufen so eine Phase.
Das ist weder ungewöhnlich noch verwerflich.
Du bist sowohl seelisch, als auch körperlich und vor allem hormonell im Ausnahmezustand: da ist es überhaupt nicht ungewöhnlich, dass man Gedanken hat, die von außen vielleicht schwer nachzuvollziehen sind.
Bitte fühle Dich deswegen nicht schuldig: Ganz vielen Menschen geht es so, aber es traut sich kaum einer darüber zu reden.
Und natürlich haben sehr viele Menschen ein Wunschgeschlecht beim Kind. Sie stellen sich vor, was sie alles mit dem Kind erleben wollen und knüpfen Hoffnungen dran: Sei es der Vater, der sich wünscht, mit seinem Sohn Fußball zu spielen und ihm seinen Betrieb zu vererben oder die Mutter, die sich ein freunschaftliches Mutter-Tochter-Verhältnis wünscht und sich aufs gemeinsame Backen freut. Oder auch umgekehrt: Es gibt ja auch sehr viele Männer, die unbedingt eine Tochter wollen und Frauen, die Söhne wollen. Und dann kommt es doch anders. Wir denken nunmal alle in Klischees: Ja, das ist nicht zeitgemäß und auch nicht politisch korrekt, aber das ist der Seele in so einer Situation halt total sch----egal.
Aber bitte vertraue darauf, dass du das Kind lieben wirst: Wenn es da ist, wirst Du es lieben. Die weitaus meisten Menschen, die solche Gedanken haben, verlieren diese Gedanken spätestens, wenn das baby da ist- vermutlich lang vorher: Wenn Du das Würmchen in Deinem Bauch spüren kannst.
Es ist kein Junge und kein Mädchen: Es ist dein Baby: Du wirst es lieben.
Versuche erstmal garnicht dran zu denken, was es wird. Vermutlich denkst Du gerade darüber nach, wie Dir ein erwachsener Mann oder ein Teenager gerenüber sitzt oder ein wilder kleiner Grundschüler: Ich glaube, es wäre besser, wenn Du einfach mal dran denkst, dass in Deinem Bauch gerade Leben entsteht: Dein Fleisch und Blut.
Vielleicht fühlt es soch dann nicht so fremd und abstrakt an.
Du wirst Deinen Sohn irgendwann mit ganz anderen Augen sehen.
Vielleicht wäre es gut, wenn Du Dir Unterstützung holst: Die gibt es bei den meisten Beratungsstellen für Schwangerschaftsfragen: Also ProFamilia, Caritas, Diakonie usw.
Das solltest Du unbedingt in Anspruch nehmen: Es wird Dir gut tun.
Abtreiben kannst Du das Kind natürlich nicht mehr: Dazu ist es jetzt zu spät und es wäre auch nicht richtig: Sobald der kleine Kerl da ist, ist dieser Gedanke eh vergessen.
Da bin ich sicher.
Alles Gute wünsche ich Dir!
PS: Lass Dir was gegen Schwangerschaftsübelkeit verschreiben: Es gibt heute gute und verträgliche Medikamente dagegen, die auch dem baby nicht schaden: Ist ja auch nicht gut für die Seele, wenn es einem dreckig geht.
Diese Übelkeit muss man nicht einfach so hinnehmen!