Trauerbewältigung ohne soziales Netz

Hallo,
ich (m/49) habe dieses Forum gerade beim Googeln gefunden und in Ermangelung einer anderen Möglichkeit schreibe ich hier mal auf, was mir auf dem Herzen liegt.
Mein Vater ist kürzlich gestorben. Er war schon recht alt, aber noch sehr mobil und geistig fit. Bis er innerhalb von wenigen Tagen sehr krank wurde und ins Krankenhaus musste, aber es hat nicht mehr geholfen. Nun ist es natürlich der Lauf der Dinge, dass alte Menschen sterben, aber mein Vater und ich standen uns sehr nahe und haben auch zusammen gewohnt. Mir geht es jetzt so, dass ich wie paralysiert bin und mir nicht recht vorstellen kann, wie es jetzt mit mir weitergeht. Ich habe weder sonstige Familie noch irgendwelche Freunde. Also niemand mit dem ich mich da austauschen kann. Ich habe auch sonst nichts im Leben, was mir irgendwas bedeuten würde. Zu anderen Menschen fiel es mir immer schwer in Kontakt zu kommen und wenn doch, war das nie nicht von langer Dauer. Bei Firmenfeiern oder so sitze oder stehe ich allein. Alles was ich zu Trauerbewältigung bei Google gefunden habe schloss irgendwie ein, dass man sich auf seinen Freundeskreis und/oder Familie stützen soll, aber das fällt bei mir komplett weg.
Ich bin mir selbst nicht sicher, welche Erwartungen ich mit diesem Post habe.
Aber trotzdem, Danke für's Lesen.

In manchen Orten gibt es "Trauercafes".
Vielleicht ist es eine Möglichkeit für dich neue Kontakte mit Menschen zu knüpfen, die etwas miteinander, vom Thema her, verbindet.

Dies könnte dir Unterstützung bringen, wie du dein Leben weiter bestreiten kannst.

Hallo!

Erst einmal tut es mir leid ,dass dein Vater plötzlich gestorben ist.
Es ist egal,wie alt die Menschen sind,wenn sie sterben,für die ,die sie lieben.Und es besonders schwer ,wenn man mit der Trauer alleine steht.
Das mit dem Trauercafé,finde ich gut,wenn es so etwas bei dir in der Nähe gibt.
Hier kannst du auch jederzeit schreiben,wenn dir das Schreiben hilft.
Allgemein finde ich es wichtig,wenn man Freunde hat. Schade,dass du da niemanden hast.
Vielleicht tut dir auch ein bisschen Ablenkung gut.
Ein neues Hobby vielleicht.
Wäre auch eine Chance mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen.
Ich wünsche dir alles Gute!

Ein Pastor/Pfarrer könnte auch eine Anlaufstelle sein.

Herzliches Beileid.

Du könntest mal bei kirchlichen Einrichtungen fragen, ob es Trauergruppen gibt bzw. mal danach googeln, ob es sowas in Deiner Stadt gibt.

Und wenn Du längerfristig gerne nach Kontakten und Freunden gucken möchtest, guck gerne mal irgendwann in die Threads in meiner Signatur, da findest Du Anregungen.

Es ist besonders schwer, wenn man keinen Menschen hat im Leben. Wenn es Dir sehr schlecht geht, kannst Du Dir auch für eine Übergangszeit von Deinem Arzt was verschreiben lassen zur Stimmungsaufhellung. Trauer ist natürlich etwas, was zum Leben gehört und es ist auch wichtig zu trauern, wenn man die Kraft hat dazu. Aber wenn es zuviel wird, finde ich immer gut, wenn man sich dann was geben lässt, um wenigstens etwas Beruhigung zu finden.

Erstmal spreche ich dir mein Beileid aus. Du hast Recht: Alte Menschen sterben irgendwann, und trotzdem tut es sehr weh, wenn wir diese Menschen geliebt haben und sie auch weiterlieben, sie aber nicht mehr bei uns sind. Das musst du aushalten, und du klingst, als könntest du das aushalten.

Die Idee mit den Trauercafés finde ich gut, das würde ich an deiner Stelle mal ausprobieren.

Und ich würde vielleicht mal schauen, ob du nicht die Stärken, die du hast, mittelfristig auch nutzen kannst, um dir doch den einen oder anderen Kontakt aufzubauen. Welche Stärken ich meine? Du wirkst auf mich beim Schreiben sehr angenehm. Das ist etwas, das können schon mal nicht alle von sich behaupten.

Vielleicht kannst du mal mutig den Menschen noch mal eine Chance geben, an dich heranzukommen. Manchmal kann man aus etwas Traurigem etwas Schönes machen.

Ich wünsche dir alles Gute.

Erst einmal herzliches Beileid zum Tod deines Vaters, unbekannterweise.
Neben Trauercafes gibt es auch Trauerbegleiter.

Mein Beileid zu deinem Verlust.
Die Idee sich einem Pfarrer anzuvertrauen finde ich gut, auch das mit dem Trauercafe, wenn das was für dich ist. Vielleicht hilft dir auch das Aufschreiben deiner Trauer? Mir hatte das geholfen.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft!

Erstmal vielen Dank für eure Antworten. So ein Trauercafé gibt es bei uns tatsächlich. Ich hatte von so etwas noch nie zuvor gehört. Ich weiß nicht, ob das was für mich ist. Ich nehme mal an, dass abgesehen vom Verlust eines nahen Menschen, die Besucher dort eher "normale" Lebensläufe haben und ich mir da eher wie ein Fremdkörper vorkäme. Aber ich habe noch Zeit, es mir zu überlegen. Der nächste Termin ist am kommenden Samstag. Zu verlieren habe ich auch nichts.
Etwas unwohl fühle ich mich aber dabei, dass es ein Angebot der ev. Kirche ist. Ich bin überhaupt nicht religiös, mein Vater war es auch nicht. Unwohl fühle ich mich nicht wegen Berührungsängsten mit der Kirche, sondern weil ich es ein wenig dreist meinerseits fände Jahrzehnte keine Kirchensteuer gezahlt zu haben und dann doch Leistungen von der Kirche in Anspruch zu nehmen. Falls das jemand nachvollziehen kann.

Ansonsten ist die Leere, die ich fühle, wenn ich allein bin nahezu übermächtig. Heute morgen war ich beim Bestatter, danach hatte ich keine Lust in unsere Wohnung zurück zu gehen, in der mich alles an ihn erinnert. Z.b. hatte er so eine Trolley zum Einkaufen, da habe ich gestern abend gemerkt, dass da noch ein Joghurt drin lag, den er wohl bei seinem letzten Rewe-Einkauf geholt hat. Der war lt. Datum noch bis Übermorgen haltbar. Mein Vater ist tot, aber der dämliche Joghurt ist noch nicht mal abgelaufen. Da hab ich erst mal einen Weinkrampf bekommen.

Nach dem Bestatter bin ich ich dann in ein großes 20km entferntes Einkaufszentrum inkl. Weihnachtsmarkt gefahren, wo ich stundenlang hin und hergelaufen bin. Da bin ich jetzt heimgekommen und mir tun die Beine weh und ich bin müde. Vielleicht kann ich wenigstens etwas besser schlafen als gestern.

solitair meinte:

Mein Vater ist tot, aber der dämliche Joghurt ist noch nicht mal abgelaufen. Da hab ich erst mal einen Weinkrampf bekommen.

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Das Gefühl kenne ich .
Zwei,drei Wochen nach dem Tod von meinem Mann,kam noch ein bestelltes Paket für ihn an...
Da wurde mir auch ganz anders....
Irgendwie läuft alles weiter,obwohl für einen selbst,gerade die Welt untergegangen ist....