Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Toxisches Arbeitsumfeld macht mich krank

hannaWu

Neues Mitglied
Hallo,
ich arbeite seit 11 Jahren in der IT. Wir sind im Team aktuell 8 Personen plus einem Teamleiter. Oft arbeiten wir im Home Office, sehen und hören uns aber dennoch mehrfach täglich über Videokonferenzen. Die Firma insgesamt hat mehrere hundert Mitarbeitende.
Die Arbeit in diesem Team macht mich völlig wahnsinnig. Die Stimmung ist sehr aggressiv, es wird immer gebrüllt und die Leute beleidigen sich gegenseitig (dumm, unfähig, habs schon tausend mal erklärt, du checkst es nicht,...) allerdings nie MICH direkt. Ich bin da außen vor, denn ich rede seit fast 2 Jahren kaum noch etwas, außer ich werde explizit angesprochen. Aber ich bin gezwungen es mir anzuhören, wenn sich gestritten wird. Die Lage ist aussichtslos, ich habe es beim Chef direkt angesprochen, aber er kann einfach keine Lösung finden, wirkt auf mich überfordert.
Man muss es sich so vorstellen, wenn ab 9 Uhr Termin ist, ich wähle mich um 8:59 ein, ab dann wird gestritten, sodass es nicht mal eine ordentliche Begrüßung gibt oder unser Chef moderiert oder die Lage kontrollieren kann. Es prasselt direkt das Genörgel und laute Gerede mehrere Menschen auf mich ein am Montagmorgen, sodass ein einfaches "Guten Morgen" oder eine respektvolle Begrüßung nicht möglich ist.
Es wurde in den 11 Jahren nicht einmal zum Geburtstag gratuliert, gefragt wie Urlaub war, nen schönen Urlaub gewünscht oder sonst irgendwas. Der Krankenstand ist zudem sehr hoch. Wir haben einen Kollegen im Team, der dauernd über mehrere Tage unauffindnbar ist, sich aber nicht krank meldet und den wir dann "suchen". MMn macht er einfach blau, später berichtet er immer von angeblichen Internetprobleme über Tage, weshalb er weder telefonisch noch per E-Mail erreichbar war. Woanders gäbe sowas ne Abmahnung. Der macht das mindestens 3x pro Jahr ohne Konsequenzen und veräppelt uns nur. Mein Chef merkt es nicht oder will es nicht merken. Die Arbeitslast ist zudem sehr hoch und ungerechet verteilt. Aber das könnte ich kompensieren. Was ich nicht mehr handlen kann ist die Stimmung im Team.

Klassisches Beispiel aus dieser Woche. Kollegin sagt: "Heute ist der Einzigste Tag, an dem ich mein Auto freikratzen musste."
Kollege brüllt rein: "Das heißt EINZIGE. Wie dumm bist du eigentlich?"

Und so geht es dir ganze Zeit. Wie gesagt, mir wurde ja einfach gesagt, nun, dich beleidigt ja niemand, also wieso beschwerst du dich? Aber ich muss mit dieser "Miteinander" permanent anhören wie Menschen sich gegenseitig wie Dreck behandeln.

Nun suche ich einen neuen Job, seit einer Weile schon, aebr erfolglos bislang. Weniger verdienen kann ich mir nicht leisten, deshalb passt da auch nicht jede Stelle. Ich habe noch Kinder und kann zB auch nicht einfach umziehen und alles annehmen, es muss schon vergleichbar sein. Im letzten Jahr hatte ich 1 Bwerbungsgespräch, die hätten mich genommen, aber die Rahmenbedingungen passten leider nicht, sodass ich absagen musste. Nun habe ich wieder ne offene Bewerbung und hänge da natürlich jedes Mal irre viel Hoffnung rein. Einfach weil es aktuell so furchtbar für mich ist ist jede Bewerbung oder potentielle Stelle für mich ein kleiner Anker, mit dem ich mich wieder über ein paar Wochen retten kann.
Ich selbst melde mich selten krank. Kriege es einfach nicht hin zum Arzt zu gehen und dort zu erklären, wie es mir geht. Nun habe ich im Oktober sogar eine Prämie erhalten, weil ich so selten krank war und so gut gearbeitet habe. Nur, mir bedeuten diese 500 Euro nichts, weil das für mich Schmerzensgeld ist und zu wenig noch dazu.

Für mich ist es inzwischen so, dass ich Bauchschmerzen bekomme, wenn ich an dieses "Team" denke. Ich muss da unbedingt raus, aber weiß aktuell nicht wie. Wenn ich es noch weiter oben anspreche, wird mir sicherlich unterstellt, ich sei nicht resilient und müsse an mir arbeiten (triggert mich hart). Bin gerade echt frustriert 🙁
 
Zuletzt bearbeitet:
Puh, wenn das seit 11 Jahren so ist, dann hast du es aber lange ausgehalten.

Klar, ein neuer Job muss passen. Trotzdem frage ich mich, warum du nicht schon früher reagiert hast.

Habt ihr keine individuellen Mitarbeitergespräche? Da ist doch in 11 Jahren bestimmt mal das Thema auf das Klima im Team gekommen, oder nicht?

Raus kommst du jedenfalls nur, indem du selbst was tust. Sei es, dich weiter zu bewerben oder aber dich vorübergehend krankschreiben zu lassen.
 
Geißblatt, ich hatte vor zwei Jahren erstmalig ein Entwicklungsgespräch zum Jahresbeginn, in dem auch individuelle Ziele vereinbart wurden.
Da habe ich das angesprochen. Es wurde dann explizit aber nicht schriftlich festgehalten, weil der Teamleiter meinte, das wirke sich schlecht auf ihn aus, wenn er sowas abgibt, dass er eine schlechte Führungskraft wäre und sowas trägt er da nicht ein, wir könnten es aber unter uns lösen und er möchte sich besser. Er besuchte dann auch ein, zwei Schulungen und Seminare und wollte besser werden.
Nur, gebracht hat es nichts.
 
Moin,

ich war über 40 Jahre Systemadministrator. Jetzt bin ich Rentner.
Das klingt nach einem Systemhaus oder öffentlicher Dienst.

Leider ist ja Outsourcing mit vielen Versprechungen in.
Aber wenn deine Gesundheit in Gefahr ist, dann solltest du reagieren. Also am Arbeitsmarkt weitersuchen.
 
Geißblatt, ich hatte vor zwei Jahren erstmalig ein Entwicklungsgespräch zum Jahresbeginn, in dem auch individuelle Ziele vereinbart wurden.
Da habe ich das angesprochen. Es wurde dann explizit aber nicht schriftlich festgehalten, weil der Teamleiter meinte, das wirke sich schlecht auf ihn aus, wenn er sowas abgibt, dass er eine schlechte Führungskraft wäre und sowas trägt er da nicht ein, wir könnten es aber unter uns lösen und er möchte sich besser. Er besuchte dann auch ein, zwei Schulungen und Seminare und wollte besser werden.
Nur, gebracht hat es nichts.

Und all die Jahre vorher gab es keinerlei Gespräche? Wow. Ist das deine erste Stelle? Irgendwann musste es ja auch Gehaltsverhandlungen geben, oder ist es öffentlicher Dienst?

Ich kann mich nur wiederholen - rauskommen musst du da selbst.
 
Es ist schon immer schlecht, wenn der Chef a) nicht mitzieht und b) sich nicht durchsetzen kann. Und klar ist er eine schlechte Führungskraft, wenn er zulässt, dass es in eurem Laden so zugeht.
Ich finde die Zustände unhaltbar und es ist völlig normal, dass du darunter krank wirst, sofern du es nicht schon bist. Wenn du das schon 11 Jahre mitmachst würde ich dir sogar eine gewisse Resilienz unterstellen. Andere hätten viel früher die Segel gestrichen und womöglich ist das auch genau das, was dieser eine Kollege macht, dem ihr blauzumachen unterstellt. Wer wollte es ihm eigentlich verdenken?!

Eigentlich wäre hier wirklich dein Chef gefordert. Wenn er deinen Punkt grundsätzlich teilt könnte man das Problem auch thematisiert und sich dann fremdbegleiten lassen. Es gibt zahlreiche Dienstleister, die zu diesem Thema Support anbieten. M. E. wäre hier ein Workshop fällig. Jeder müsste Gelegenheit erhalten, mal seine Sicht auf die Dinge zu äußern. Vielleicht anonym, denn es gibt gruppendynamische Prozesse, bei denen man schon Eier haben muss, um sich daraus zu befreien und die Klappe aufzumachen. Nicht selten gibt es auch Rädelsführer - für die ist es mit Machtverlust verbunden, wenn an den alten Strukturen und Verhältnissen gerüttelt wird. Und denen müsste dann jemand vermitteln, dass sie nicht im Unternehmensinteresse handeln, so wie sie sich verhalten.

Tatsächlich ist dies alles aber wirklich ein Führungsproblem. Nicht das Verhalten der Proleten ist das Problem, sondern ein unfähiger Vorgesetzter, der es nicht auf die Kette bekommt, hier mal mit der Faust auf den Tisch zu hauen und dem Ganzen Einhalt zu gebieten.

Jetzt kannst du dir überlegen, ob du nochmal einen Anlauf nimmst, vielleicht dem Chef anbietest, ihn zu unterstützen - habt ihr z. B. ein Betriebliches Gesundheitsmanagement im Unternehmen? Für die ist das auch Standardprogramm und wenn sie gut sind, sollten sie mit euch über Feinanalyseworkshops Maßnahmen erarbeiten können.

Wenn er sich mit Händen und Füßen sträubt gibt es wiederum mehrere Möglichkeiten: Du machst so weiter und wirst ganz sicher irgendwann krank. Du hältst so lange durch bis du einen neuen Job findest und entrinnst so dem Dilemma. Oder aber du lässt dich von einem Arzt krankschreiben aufgrund einer psychischen Erschöpfung. Denn genau das bewirkt so ein destruktives Umfeld. Ein schlechtes Gewissen musst du da nicht haben. Oder hat dein Chef eines, dich diesem Drama auszusetzen? Er ist verantwortlich für gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen - und wie gesagt: Er macht seinen Leitungsjob unterirdisch schlecht!
 
@Dirk Tatsächlich ist es öffentlicher Dienst. Ich habe zuvor in der Privatwirtschaft gearbeitet und sowas nie erlebt.

@Geißblatt
Nein, mein erster Job ist das nicht. Ich bin auch schon 40 inzwischen.
Ja, ich versuche da raus zu kommen.

@Pfefferminzdrops
Eine Art Mediation wäre wirklich gut. Nur, da würden die, die es wohl bräuchten, bestimmt gar nicht erst mitmachen und sich darauf berufen, dass man sie da arbeitsrechtlich gar nicht zu zwingen kann. Ähnliche Versuche gab es in der Vergangenheit, aber deutlich banaler. Ein oder zwei Mal wurde z.B. ein gemeinsames Abendessen geplant oder ein Besuch des Weihnachtsmarktes. In dem einen Jahr fuhr ich am 20.12. in die 500 km entfernte Stadt, wo das stattfinden sollte und es sagten dann alle, bis auf einer, ab und tauchten einfach nicht auf.
Auch sowas, was es Respektlosigkeit gar nicht mehr zu überbieten war. Ich hatte gewiss auch was Anderes zu tun mit Kindern vor den Feiertagen, aber da war dann auch der Tenor (da sind sie sich dann am Ende doch alle einig): Wir können nicht gezwungen werden, uns außerhalb unserer Arbeitszeit zu treffen.
Dabei ging es um das faire Absagen vor Vorhinein, dass sich nicht einige doch auf den Weg machen und vor Ort dann erst erfahren, dass sie beinahe alleine sind.

Wäre ich Chefin, hätte ich am nächsten Tag auf den Tisch gehauen und alle mal gefragt, wo ihre guten Manieren sind. Hingegen kam dann vom Chef: "Tja, schade, aber kann man nichts machen."

Ich hatte ja noch lange die naive Hoffnung, dass Teamevents was bringen würden, aber wenn was angesetzt war, meldeten sich von 8 Leuten meist 5 bis 6 krank oder erklärten, ausgerechnet heute könnten sie nicht wegen Spülmaschine ausgelaufen/Kind krank/Frau krank/Knie verdreht/Hexenschuss. Mit einer Auffälligkeit, dass man sich nur noch veräppelt fühlt. Inzwischen schlage ich natürlich auch nichts mehr vor.

Danke dir für die Worte. Ich fühle das auch so, dass er ein grottiger Chef ist. Dass das alles nur passiert, weil er es passieren lässt und man auch im öD sicherlich Möglichkeiten hat. Das Krankschreiben ist für mich so eine Hürde. Ich habe die Tendenz mich wie ein Aufgeber zu fühlen. Auch eine Krankmeldung endet irgendwann und dann käme ich wieder und stelle mir vor, ich habe all die Arbeit, die sich stapelt, weil mich nie jemand vertreten würde und ...wuah..alleine der Gedanke schüttelt mich. Andererseits glotze ich stundenlang in eine Ecke an meinen Arbeitstagen, weil ich mich buchstäblich misshandelt fühle (ok, klingt sehr drastisch, aber vllt weißt du, was ich meine). Ich muss irgendwas tun, aktiv.
 
Ich sehe das ein wenig anders. Wenn in einem Team das Arbeitsklima und der Umgang miteinander so schlecht sind,, dass da MA darunter leiden, ist es keine freiwillige Veranstaltung mehr, um das wieder in geordnete Bahnen zu lenken, sondern eine Pflichtveranstaltung für jedes Teammitglied.

Man könnte das über einen regulären Workshop initiieren und gemeinsam die Erwartung an den Arbeitsplatz erarbeiten und abgleichen und bei Schieflage Regeln vereinbaren, damit es für alle passt. Dabei setzt sich nicht ein einziger durch, sondern man findet Kompromisse. Wenn man das richtig angehen wollte gäbe es ein Vorabgespräch mit dem Dienstleister, der eben nicht nur ein Moderator sein dürfte, sondern sich auf das Thema Unternehmenskultur und Teambuilding spezialisiert hat. Üblich ist z. B. dass verbindliche Spielregeln definiert werden, die es zukünftig zu beachten gilt. So könnte auch ein für allemal geklärt werden, dass Schimpfworte im Miteinander keinen Platz haben. Auch dann nicht, wenn sie doch "nur lustig gemeint" sind.

Wichtig ist, dass das Ganze von jemandem angeleitet wird, der zu diesen Themen geschult ist. Denn der hat die Aufgabe, alle Beteiligten so einzunorden, dass sie konstruktiv mitarbeiten, persönliche Angriffe komplett außen vor oder im Keim erstickt werden.

Und es bliebe nicht auch bei dem einen Termin. Es würden Vereinbarungen geschlossen, wie es weitergehen soll und nach z. B. 6 Monaten setzt man sich erneut zusammen und zieht Bilanz.

Sollte jemand mit dem Kostenargument kommen könnte man auch das ganz schnell entkräften. Was du an Produktivitätsverlust erleidest durch die Missstimmung im Team, liegt garantiert deutlich höher als das, was so ein Workshop kostet.

Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass es nur dir alleine so aufstößt, was da bei euch los ist. Dass an privat organisierten Events niemand teilnehmen will, spricht da eine klare Sprache. Wenn die Stimmung gut ist, verschließt man sich in den seltensten Fällen solchen Angeboten.
 
Danke dir für deine konstruktive Hilfestellung. Was meinst du, dürfte ich wiederum die Vorgesetzte meines Chefs denn darüber in Kenntnis setzen, was ich für sinnvoll erachte (Workshop oder Mediation)? Denn ich denke, er wiederum wird sich selbst nicht die Blöße geben und eingestehen, dass es Probleme gibt. Er wird sich wieder darauf berufen, dass er niemanden zwingen kann. Ich müsste ihn wohl schon übergehen, um da was zu bewirken.

Ich denke auch, dass ich nicht die Einzige bin, die das alles so drastisch belastend empfindet. Nur, die Anderen finden dann iher Lösung und lassen sich krank schreiben.
Eigentlich fand ich Events immer schön früher, bin da gerne hin und hab mich darauf gefreut. Normalerweise sollte es doch gar nicht erst so sein, dass man da jemanden zu überreden oder gar verpflichten müsste.
Geld ist natürlich immer ein Argument im öD, aber da finde ich deine Gegenargumente sehr stark. Vielen Dank. Ich nehm das mit.
 
Der Fisch stinkt meistens vom Kopf.
Also hängt euch rein, dass dieser Teamleiter mal daran erinnert wird was seine Aufgaben sind.

Ich würde ihn der Fainess halber nochmal direkt mit allem konfrontieren. Wenn er dann wieder nur anbringt, dass er nichts machen kann, dann sagt ihm, dass du dann seinen Vorgesetzten mit ins Boot holen wirst. Die Krankheitsquote und die schlechte Stimmung sprächen für sich. Sage ihm ganz klar, dass du ein 'da kann man nichts machen' nicht weiter akzeptieren wirst. Es ist seine Aufgabe und wenn er das anders sieht, dann zeige ihm die Konsequenz ein Treppchen höher zu gehen.

Ich habe so das Gefühl, dass in dieser Abteilung jeder jeden deckt und genau das ist das Problem..
 

Anzeige (6)

Autor Ähnliche Themen Forum Antworten Datum
K Vorfall bei der Arbeit letztens macht mich fertig Beruf 12
F 8h durchgehend sitzen im neuen Job macht mich fertig Beruf 25
L Macht das noch Sinn? Beruf 61

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

      Du bist keinem Raum beigetreten.

      Anzeige (2)

      Oben