Liebe Sieben, du machst das alles schon richtig. Ein gutes Verhältnis zum Kind kommt nicht von ungefähr, das baut sich mit den Jahren auf. Ich finde es toll, dass deine Tochter in dir einen Rückhalt hat und auch, dass du dich schlau machst, was ihr in ihrer Situation helfen könnte. Wenn ich mich recht erinnere hat doch jede Stufe einen Vertrauenslehrer, damit würde ich erst einmal anfangen und deine Tochter ermuntern, den mal aufzusuchen. Da musst du gar nicht selber vorstellig werden, das kriegt sie mit ihren 15 Jahren auch schon selber hin. An deiner Stelle würde ich mich wirklich ein bisschen zurücknehmen und ihr auch mal zeigen, dass du ihr zutraust, dass sie - mit dir als Rückhalt - solche Probleme auch selber wuppt. Auch das muss sie lernen - wenn du ihr immer alle Steine aus dem Weg räumst kann sie keine Konfliktkompetenz aufbauen.
Das was du beschreibst ist wirklich nicht selten und Stimmungsschwankungen in der Pubertät alles andere als unnormal. So manches wird überdramatisiert und immer das Ideal bei der Bewertung der eigenen Situation zu Grunde gelegt. Dass es zig andere gibt, die genauso mal zurückgewiesen werden, wird dann gar nicht mehr wahrgenommen.
Meine Tochter hat im Laufe der Oberstufe 2 Herzensmenschen gefunden. Selbst da wurde sie zunächst von einem Jungen sehr enttäuscht. Sie hatte sich mit ihm auf rein freundschaftlicher Ebene SEHR gut verstanden. Leider hatte er eine sehr eifersüchtige Freundin, die in ihr eine Gefahr witterte und seine Familie und das Mädel haben ihm dann die Hölle heiß gemacht, so dass er sich gegen meine Tochter entschieden und von jetzt auf gleich ohne Angabe von Gründen den Kontakt abgebrochen hat. Ich habe sie dann darin bestärkt, dass der Junge ihre Freundschaft gar nicht verdient hat und nach einer überschaubaren Zeit des Grummelns und der Trauer hat sie dann wieder nach vorne geschaut. Als sie jetzt ihr Abi in der Tasche hatten, hat er sich bei ihr gemeldet und sie um Verzeihung gebeten, sich erklärt und gefragt, ob sie sich nochmal mit ihm treffen würde - eine 2. Chance bekam er allerdings von ihr nicht mehr. Ich war richtig stolz auf sie - sie hat einen guten Selbstwert. Ein anderer Junge hatte dann sehr dankbar die Position des besten Freundes eingenommen. Es ist wirklich ein Kommen und Gehen und nur ganz selten gibt es diese tiefen Freundschaften, die Jahrzehnte überdauern. Das ist schon etwas, was du ihr mitgeben kannst.
Sie wird doch trotzdem eingeladen - das fand ich ganz wichtig zu erfahren, denn das ist doch auch Ausdruck des Interesses. Womöglich ist das, was sie als Ausgrenzung empfindet, tatsächlich auch ein bisschen überinterpretiert. Lass dir von niemandem hier dein Kind für therapiereif diagnostizieren. Oft sind das Menschen, die selber gar keine Erfahrung mit Kindererziehung haben, dafür schon viel Negatives im eigenen Leben hinter sich, auch wenn sie es so offen nicht zugeben.
Stärke ihr den Rücken; sei weiter für sie da. Ermuntere sie, sich neue Kontakte zu suchen und biete ihr die Gelegenheit dazu. In diesem Alter sind die Kids ja oft noch darauf angewiesen, dass die Eltern sie von A nach B kutschieren. Was habe ich bis dahin Kilometer abgerissen... 😆
Ich glaube, unsere Situationen sind gar nicht so unähnlich.