Erkenntnisgewinn
Vertreter der tierexperimentell ausgerichteten Forschung, wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft [7], führen an, dass alle wichtigen Erkenntnisse im Bereich der Medizin auf Tierversuche zurückzuführen seien. Versuche an Hunden und Kaninchen haben zur Entdeckung des Insulins geführt und halfen, die Wirkung dieses Hormons zu verstehen und neue Therapien für die Zuckerkrankheit zu entwickeln. Als weitere Beispiele für den Nutzen von Tierversuchen in der Medizin sind laut Deutsche Forschungsgemeinschaft die Entwicklung von Impfseren z.B. gegen Diphtherie (Meerschweinchen), gegen Gelbfieber und Kinderlähmung (Maus und Affe) sowie Untersuchungen zur Krankheitsentstehung der Tuberkulose (Schaf und Rind), des Typhus (Maus, Ratte, Affe) und der Malaria (Taube). In der Chirurgie konnten durch Tierversuche neue Techniken entwickelt und Operationsmethoden verfeinert werden. So fanden erste Versuche zur Verpflanzung von Gewebe bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts an Mäusen statt. Andere wichtige Forschungsbereiche sind Untersuchungen zur Funktionsweise des Nervensystems, des Herz-Kreislauf-Systems und der Wirkungsweise von Hormonen sowie in der Krebsforschung. Ein Verzicht auf Tierversuche würde eine „Verlangsamung des medizinischen Fortschritts bedeuten und damit Heilungschancen für kranke Menschen deutlich schmälern“, heißt es bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Übertragbarkeit
Zur Frage der Übertragbarkeit der Ergebnisse führen Tierversuchsbefürworter die große Ähnlichkeit zwischen Mensch und Tier hinsichtlich Zell- und Organfunktion an. Die Bestandteile von Körperzellen und die biochemischen Mechanismen, die den Lebensvorgängen zu Grunde liegen, weisen bei den verschiedenen Tierarten sehr große Ähnlichkeiten auf. Eine Übertragung vom Tier auf den Menschen sei daher meistens möglich. Diese Grundvermutung gilt sowohl für die erwünschten als auch für die schädigenden und toxischen Wirkungen eines Stoffes. Insbesondere das komplexe Zusammenspiel von Wirkstoffen und deren Abbauprodukten mit unterschiedlichen Organen lasse sich in vielen Fällen nur am lebenden Tier sicher nachvollziehen.
Aussagekraft
Trotz wesentlicher Fortschritte im Bereich der Alternativmethoden zum Beispiel mit Zellkulturen und Computersimulationen könne mit diesen Verfahren der „intakte Organismus“ nicht ersetzt werden, heißt es bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Untersuchung des komplexen Zusammenspiels von Geweben und Organen sei nur im Tierversuch möglich.
Ethische Argumentation
Tierversuchsbefürworter sind der Überzeugung, dass das Genehmigungsverfahren unsinnige und ethisch nicht vertretbare Tierversuche ausschließen würde. Eine „Unerlässlichkeit“ eines Versuchs sei gegeben, wenn der Forscher darlegt, dass es gemessen am verfolgten Zweck keine gleichwertigen Alternativen gibt. Bei der Frage der „ethischen Vertretbarkeit“ geht es um die Abwägung der Belastung des Versuchstiers auf der einen Seite und der wissenschaftlichen Erkenntnis auf der anderen Seite. Tierversuchsbefürworter gehen davon aus, dass im tierexperimentellen Bereich tätige Forscher diese Maximen berücksichtigen. Tierversuche seien nach Meinung von Tierversuchsbefürwortern zwar durchaus auch mit Schmerzen und Leiden für die Tiere verbunden, starke Belastungen würden aber vermieden werden, da dies Auswirkungen auf das Versuchsergebnis habe. Ergebnisse aus Versuchen mit verängstigten und leidenden Tieren seien für die Wissenschaft nutzlos und würden in der Grundlagenforschung international nicht anerkannt.