Hallo liebes Forum,
ich muss mir das einfach von der Seele schreiben.
Ich arbeite mit Tieren und heute ist mir etwas schreckliches passiert. Wir haben Siebenschläfer eingefangen, um sie zu wiegen (wird wöchentlich gemacht). Die Tiere werden immer in kleine Säcke gepackt und so transportiert.
Da ist der Unfall passiert. Plötzlich waren so viele Kollegen um mich, man rief sich verschiedene Anweisungen zu. Ich hatte ca. 10 Säckchen mit Schläfern am Arm. Am Boden lagen jede Menge leere unbenutzte Säckchen. Ich wollte für Kollegen Platz machen und bin ein paar Schritte zur Seite gegangen. Plötzlich spüre ich, dass einer der Säcke am Boden NICHT LEER ist. Jemanden muss ein Säckchen mitsamt Schläfer auf den Boden gefallen sein. Ich kann nicht mehr rekonstruieren ob ich dieser jemand war oder nicht. Ich war von den vielen Kollegen und den Anweisungen rundherum einfach nicht 100% konzentriert. Und, wie gesagt, die leeren Säcke lagen auf dem Boden verteilt. Ich habe einfach nicht damit gerechnet, dass einer davon nicht leer ist. Jedenfalls bin ich auf das Säckchen samt Schläfer draufgestiegen. Achtung, jetzt kommen widerliche Beschreibungen.... Ich habe richtig gehört und gefühlt, wie der Kopf des Schläfers unter meinem Fuß geknackt hat. Dann färbte sich der komplette Sack rot. Der Schläfer ist sofort gestorben.
Meine Kollegen haben mir zugesichert, dass sie mir keine Vorwürfe machen, dass vielen Tierpflegern und Forschern leider schon mal solche Unfälle passiert sind. Dass es "jedem passiert sein hätte können". Aber mir geht es extrem schlecht.
Eine kleine Hintergrundgeschichte dazu ist, dass ich seit Monaten in Therapie bin wegen Depressionen. Ich habe letztes Jahr meinen krebskranken Vater verloren, kurz darauf meine Katze- die 16 Jahre lang an meiner Seite war. Ich bin gerade in meiner Abschlussphase des Masterstudiums. Eine Weile kam ich sehr schlecht mit dem Druck des Studiums zurecht und habe mich auf dieser Arbeit sehr unwohl und extrem gestresst gefühlt. Seit ca. 1 Monat ging es mir deutlich besser und ich habe wieder überall ein kleines Licht am Ende des Tunnels gesehen.
Jetzt aber habe ich das Gefühl, dass mich dieser ganze Vorfall wieder extrem zurückwirft. Ich weiß nicht, wie ich klarkommen soll. Ich kann das Geräusch des Knackens, das Gefühl von meinem Schuh auf dem Schläfer, das Rotgefärbte Säckchen nicht aus meinem Kopf verbannen. Mein mühsam aufgebautes Selbstwertgefühl ist jetzt wieder futsch. Ich habe Angst davor, wieder mit Tieren zu arbeiten, obwohl es immer meine Leidenschaft war. Und ich habe Angst davor, dass meine Kollegen mich verurteilen und mir die Arbeit nicht mehr zutrauen, unabhängig davon, was sie mir ins Gesicht sagen. Ich habe das Gefühl, dass hinterrücks anders geredet wird.
Ich werde das Thema nächsten Montag in meiner Therapie ansprechen. Aber bis dahin dauert es mir zu lange, deshalb schreibe ich mir hier alles von der Seele. Vielleicht weiß jemand einen Rat, wie ich hiermit umgehen kann. Oder vlt wollt ihr auch nichts dazu sagen, aber danke an alle, die sich das hier durchlesen.