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Tier unbeabsichtigt getötet

Nici96

Mitglied
Hallo liebes Forum,
ich muss mir das einfach von der Seele schreiben.
Ich arbeite mit Tieren und heute ist mir etwas schreckliches passiert. Wir haben Siebenschläfer eingefangen, um sie zu wiegen (wird wöchentlich gemacht). Die Tiere werden immer in kleine Säcke gepackt und so transportiert.
Da ist der Unfall passiert. Plötzlich waren so viele Kollegen um mich, man rief sich verschiedene Anweisungen zu. Ich hatte ca. 10 Säckchen mit Schläfern am Arm. Am Boden lagen jede Menge leere unbenutzte Säckchen. Ich wollte für Kollegen Platz machen und bin ein paar Schritte zur Seite gegangen. Plötzlich spüre ich, dass einer der Säcke am Boden NICHT LEER ist. Jemanden muss ein Säckchen mitsamt Schläfer auf den Boden gefallen sein. Ich kann nicht mehr rekonstruieren ob ich dieser jemand war oder nicht. Ich war von den vielen Kollegen und den Anweisungen rundherum einfach nicht 100% konzentriert. Und, wie gesagt, die leeren Säcke lagen auf dem Boden verteilt. Ich habe einfach nicht damit gerechnet, dass einer davon nicht leer ist. Jedenfalls bin ich auf das Säckchen samt Schläfer draufgestiegen. Achtung, jetzt kommen widerliche Beschreibungen.... Ich habe richtig gehört und gefühlt, wie der Kopf des Schläfers unter meinem Fuß geknackt hat. Dann färbte sich der komplette Sack rot. Der Schläfer ist sofort gestorben.

Meine Kollegen haben mir zugesichert, dass sie mir keine Vorwürfe machen, dass vielen Tierpflegern und Forschern leider schon mal solche Unfälle passiert sind. Dass es "jedem passiert sein hätte können". Aber mir geht es extrem schlecht.

Eine kleine Hintergrundgeschichte dazu ist, dass ich seit Monaten in Therapie bin wegen Depressionen. Ich habe letztes Jahr meinen krebskranken Vater verloren, kurz darauf meine Katze- die 16 Jahre lang an meiner Seite war. Ich bin gerade in meiner Abschlussphase des Masterstudiums. Eine Weile kam ich sehr schlecht mit dem Druck des Studiums zurecht und habe mich auf dieser Arbeit sehr unwohl und extrem gestresst gefühlt. Seit ca. 1 Monat ging es mir deutlich besser und ich habe wieder überall ein kleines Licht am Ende des Tunnels gesehen.

Jetzt aber habe ich das Gefühl, dass mich dieser ganze Vorfall wieder extrem zurückwirft. Ich weiß nicht, wie ich klarkommen soll. Ich kann das Geräusch des Knackens, das Gefühl von meinem Schuh auf dem Schläfer, das Rotgefärbte Säckchen nicht aus meinem Kopf verbannen. Mein mühsam aufgebautes Selbstwertgefühl ist jetzt wieder futsch. Ich habe Angst davor, wieder mit Tieren zu arbeiten, obwohl es immer meine Leidenschaft war. Und ich habe Angst davor, dass meine Kollegen mich verurteilen und mir die Arbeit nicht mehr zutrauen, unabhängig davon, was sie mir ins Gesicht sagen. Ich habe das Gefühl, dass hinterrücks anders geredet wird.

Ich werde das Thema nächsten Montag in meiner Therapie ansprechen. Aber bis dahin dauert es mir zu lange, deshalb schreibe ich mir hier alles von der Seele. Vielleicht weiß jemand einen Rat, wie ich hiermit umgehen kann. Oder vlt wollt ihr auch nichts dazu sagen, aber danke an alle, die sich das hier durchlesen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Mond-Wind

Aktives Mitglied
Oja, das tut mir sehr leid für dich. Mir würde es gehen wie dir.

Du liebst Tiere, willst nur das Beste für sie und dann das. Eine schreckliche Erfahrung.

Aber du weißt, dass das keine Absicht war. Geh davon aus, dass deine Kollegen sagen was sie meinen und mach weiter. Vielleicht hast du in der Arbeit eine Vertrauensperson, der du deine Bedenken mitteilen kannst.

Dieser Fehler wird dir nie wieder passieren, mit diesem Wissen kannst du weiter arbeiten.
 

Daoga

Urgestein
Wenn die Kollegen so achtlos mit den Tieren umgehen, liegt bei Euch einiges im Argen. Der "volle" Beutel hätte nicht auf dem Boden liegen dürfen ! ! ! Statt Dir die Schuld zu geben, solltest Du denjenigen der die Leitung hat mal zur Schnecke machen. Und ihm auch klarmachen, was für Folgen das für Dein Seelenleben hat! Letztendlich ist es seine Schuld!
A propos, was passiert später mit den Versuchstieren? Ich kann mir kaum vorstellen, daß die ausgewildert werden, aber auf der anderen Seite stehen Siebenschläfer unter Artenschutz. Siebenschläfer vertreiben: Das ist zu beachten (mein-schoener-garten.de)
Wenn es Dir am Herzen liegst, kannst Du mal die Naturschutzbehörde in Deiner Gegend kontaktieren, ob ein derart sorgloser Umgang mit Versuchstieren (für deren Verwendung man eine Genehmigung braucht, liegt die vor - oder vielleicht nicht?) aus artenschutzrechtlicher Sicht in Ordnung ist. Wenn nein, macht diese Behörde vielleicht den Verantwortlichen Feuer unterm Hintern.
Um Deines eigenen Seelenlebens willen - zieh Dir keine Schuhe an, die anderen gehören.
 

Alicia_p77

Aktives Mitglied
ich würde es anders organisieren in Zukunft, also auch die unbenutzten Säckchen extra wo anders hinlegen, nicht auf den Boden.
Damit es eben nicht nochmal zu so einem Vorfall kommt.
 

Bauernsturm

Aktives Mitglied
Erstmal tut es mir sehr leid, was du erlebt hast.

Sei bitte gnädig mit dir selbst. Derartige Unfälle geschehen leider, da kann niemand etwas dazu. Einfach, weil wir Menschen sind. Würdest du Tiere nicht lieben, wärst du nicht dort gewesen und dir hätte dieser Unfall nicht geschehen können. Wer liebt, wer nah rangeht, dem kann so etwas geschehen.

Gib dir Zeit. Es ist klar, dass du jetzt unter dem Eindruck des Erlebten stehst. Schieb das nicht weg. Du hast hier darüber geschrieben, das war sehr gut. Du hast es schonungslos geschildert, verdrängst nicht. Das war sehr gut.

Das, was du jetzt fühlst, musst du aushalten. Erst ganz scharf, dann stumpfer. Du wirst die Erinnerungen irgendwann mit anderen Erinnerungen überschreiben.

Du schreibst, du könnest all das nicht vergessen. Es ist heute geschehen, natürlich kannst du es nicht vergessen, noch nicht und auch morgen nicht und übermorgen. Aber die Zeit heilt.

Lass dich mal ganz vorsichtig virtuell drücken.
 
G

Gelöscht 126263

Gast
Ich nehme Dich mal ganz fest in den Arm. Ich arbeite auch mit Tieren (bin Tier-HP) und weiß ganz genau, wie Du Dich fühlst. Mir ist zwar noch nie so ein Unfall passiert, aber bei etlichen Patienten, die gestorben sind, habe ich mich auch mit Gedanken gequält, ich hätte vielleicht noch dies und das tun und den Tod möglicherweise verhindern können.

Es war ein Unfall! Und Du weißt gar nicht, ob das Tierchen vielleicht sowieso krank war und über kurz oder lang gestorben wäre. Manchmal ergeben Unfälle einen Sinn, auch wenn man den nicht erfassen kann.

Bitte lass' Dich nicht von Deiner Arbeit mit Tieren abhalten. Menschen wie Du sind extrem wichtig! Ganz bestimmt hast Du schon sehr viel Gutes getan. Hör' nicht auf damit! Du wirst gebraucht!

Das mit Deinem Vater und Deiner Katze tut mir sehr leid. Das ist alles ein bisschen viel. Aber gerade eine soziale Arbeit holt einen am allerbesten wieder aus dem Tief heraus.

Ich wünsche Dir viel Kraft und die Fähigkeit, Dir selbst zu vergeben. Der kleine Siebenschläfer hat es längst getan. Es geht ihm jetzt gut hinter der Regenbogenbrücke.
 

Nici96

Mitglied
Wenn die Kollegen so achtlos mit den Tieren umgehen, liegt bei Euch einiges im Argen. Der "volle" Beutel hätte nicht auf dem Boden liegen dürfen ! ! ! Statt Dir die Schuld zu geben, solltest Du denjenigen der die Leitung hat mal zur Schnecke machen. Und ihm auch klarmachen, was für Folgen das für Dein Seelenleben hat! Letztendlich ist es seine Schuld!
A propos, was passiert später mit den Versuchstieren? Ich kann mir kaum vorstellen, daß die ausgewildert werden, aber auf der anderen Seite stehen Siebenschläfer unter Artenschutz. Siebenschläfer vertreiben: Das ist zu beachten (mein-schoener-garten.de)
Wenn es Dir am Herzen liegst, kannst Du mal die Naturschutzbehörde in Deiner Gegend kontaktieren, ob ein derart sorgloser Umgang mit Versuchstieren (für deren Verwendung man eine Genehmigung braucht, liegt die vor - oder vielleicht nicht?) aus artenschutzrechtlicher Sicht in Ordnung ist. Wenn nein, macht diese Behörde vielleicht den Verantwortlichen Feuer unterm Hintern.
Um Deines eigenen Seelenlebens willen - zieh Dir keine Schuhe an, die anderen gehören.

Hallo Daoga,

also gleich mein ganzes Institut in Frage zu stellen, darauf wollte ich jetzt gewiss nicht hinaus....Sicher kann man immer Sachen verbessern und das mit den leeren Säcken möchte ich definitiv in Zukunft ändern! Auch möchte ich, dass nicht mehr 5 Kollegen in einem Gehege herumwuseln, das schafft einfach mehr Chaos als Ordnung. Das werde ich auch ansprechen.... wenn ich dazu fähig bin, diesen Vorfall irgendwie zu verarbeiten.

Dennoch: wir sind ein ökologisches Institut, das allen Tierschutzbehördlichen Anweisungen folgt und immer erst agiert, wenn wir Tierversuchsanträge bestätigt haben. Zur kurzen Erläuterung, unsere Siebenschläfer sind am Institut geboren, werden für Verhaltensforschung dort gehalten und nicht ausgewildert. Sie wohnen in großen Aussenvolieren, wo man sie eben "fangen" muss, um den wöchentlichen Health-Check durchzuführen.

Es hilft mir nicht, jetzt anderen die Schuld zu geben. Das möchte ich auch nicht, weil auch niemand mir die Schuld gibt. Letztendlich muss ich mit dem Gefühl, dem Vorfall, leben. Und das belastet mich eben enorm....

Danke trotzdem für dein Kommentar.
 

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