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Tier unbeabsichtigt getötet

Ausnahmsweise

Aktives Mitglied
Sachlich betrachtet klingen die Arbeitsabläufe unstrukturiert.
Bei planvoll vorbereiteter Herangehensweise wären solche Unfälle nahezu ausgeschlossen.
Du wärst also wahrscheinlich nie in die jetzige, für dich so schwierige Situation gekommen.

Überlege dir einen Ablaufplan und rege Verbesserungen an. So kannst du dazu beitragen, dass künftig Ähnliches vermieden wird und das Tier starb nicht umsonst.
 
M

Meinung123

Gast
Hallo liebes Forum,
ich muss mir das einfach von der Seele schreiben.
Ich arbeite mit Tieren und heute ist mir etwas schreckliches passiert. Wir haben Siebenschläfer eingefangen, um sie zu wiegen (wird wöchentlich gemacht). Die Tiere werden immer in kleine Säcke gepackt und so transportiert.
Da ist der Unfall passiert. Plötzlich waren so viele Kollegen um mich, man rief sich verschiedene Anweisungen zu. Ich hatte ca. 10 Säckchen mit Schläfern am Arm. Am Boden lagen jede Menge leere unbenutzte Säckchen. Ich wollte für Kollegen Platz machen und bin ein paar Schritte zur Seite gegangen. Plötzlich spüre ich, dass einer der Säcke am Boden NICHT LEER ist. Jemanden muss ein Säckchen mitsamt Schläfer auf den Boden gefallen sein. Ich kann nicht mehr rekonstruieren ob ich dieser jemand war oder nicht. Ich war von den vielen Kollegen und den Anweisungen rundherum einfach nicht 100% konzentriert. Und, wie gesagt, die leeren Säcke lagen auf dem Boden verteilt. Ich habe einfach nicht damit gerechnet, dass einer davon nicht leer ist. Jedenfalls bin ich auf das Säckchen samt Schläfer draufgestiegen. Achtung, jetzt kommen widerliche Beschreibungen.... Ich habe richtig gehört und gefühlt, wie der Kopf des Schläfers unter meinem Fuß geknackt hat. Dann färbte sich der komplette Sack rot. Der Schläfer ist sofort gestorben.

Meine Kollegen haben mir zugesichert, dass sie mir keine Vorwürfe machen, dass vielen Tierpflegern und Forschern leider schon mal solche Unfälle passiert sind. Dass es "jedem passiert sein hätte können". Aber mir geht es extrem schlecht.

Eine kleine Hintergrundgeschichte dazu ist, dass ich seit Monaten in Therapie bin wegen Depressionen. Ich habe letztes Jahr meinen krebskranken Vater verloren, kurz darauf meine Katze- die 16 Jahre lang an meiner Seite war. Ich bin gerade in meiner Abschlussphase des Masterstudiums. Eine Weile kam ich sehr schlecht mit dem Druck des Studiums zurecht und habe mich auf dieser Arbeit sehr unwohl und extrem gestresst gefühlt. Seit ca. 1 Monat ging es mir deutlich besser und ich habe wieder überall ein kleines Licht am Ende des Tunnels gesehen.

Jetzt aber habe ich das Gefühl, dass mich dieser ganze Vorfall wieder extrem zurückwirft. Ich weiß nicht, wie ich klarkommen soll. Ich kann das Geräusch des Knackens, das Gefühl von meinem Schuh auf dem Schläfer, das Rotgefärbte Säckchen nicht aus meinem Kopf verbannen. Mein mühsam aufgebautes Selbstwertgefühl ist jetzt wieder futsch. Ich habe Angst davor, wieder mit Tieren zu arbeiten, obwohl es immer meine Leidenschaft war. Und ich habe Angst davor, dass meine Kollegen mich verurteilen und mir die Arbeit nicht mehr zutrauen, unabhängig davon, was sie mir ins Gesicht sagen. Ich habe das Gefühl, dass hinterrücks anders geredet wird.

Ich werde das Thema nächsten Montag in meiner Therapie ansprechen. Aber bis dahin dauert es mir zu lange, deshalb schreibe ich mir hier alles von der Seele. Vielleicht weiß jemand einen Rat, wie ich hiermit umgehen kann. Oder vlt wollt ihr auch nichts dazu sagen, aber danke an alle, die sich das hier durchlesen.
Hi Nici96,

Es tut mir sehr leid, dass dir dieser Unfall passiert ist. Ich möchte dir dafür danken, dass du mit daran arbeitest, das Verhalten von Siebenschläfern zu erforschen und zu verstehen. Ich kenne diese Tiere nur von Fotos und aus Filmen; sie sind wohl recht scheu.

Vermutlich kann man bessere Schutzmaßnahmen für die Siebenschläfer in freier Wildbahn ergreifen, wenn man ihre Bedürfnisse besser versteht?

Jedenfalls glaube ich, dass du dir erstmal etwas Zeit nehmen solltest, um diesen Schreck zu verkraften. Später kannst du dir überlegen, wie derartige Unfälle am besten vermieden werden können und das im Team besprechen.

Jedenfalls denke ich, dass dieser Unfall - so, wie du ihn schilderst - jedem in diesem Gehege hätte passieren können.

Und ein Unfall, der passieren kann, wird früher oder später passieren (frei nach Murphy's Law). Es war Pech, dass dir das passiert ist und es gibt keinen Grund, dass du dich selbst dafür ausschimpfst oder strafst (auch, wenn das vielleicht erstmal dein Impuls ist).

Sei freundlich zu dir selbst. Ich denke, du verdienst Freundlichkeit und Verständnis.
 

Holunderzweig

Aktives Mitglied
Und ich habe Angst davor, dass meine Kollegen mich verurteilen und mir die Arbeit nicht mehr zutrauen, unabhängig davon, was sie mir ins Gesicht sagen. Ich habe das Gefühl, dass hinterrücks anders geredet wird.
Es ist normal, dass man Fehler macht, sie machen auch welche.

Wenn man so schaut, kommt viel zusammen bei dir, es gibt viele Gründe nachträglich noch zu trauern, zu weinen, dich auszuheulen. Du fühlst jetzt deinen ganzen Kummer, dieses Ereignis war wieder so ein Auslöser. Halte nichts zurück, lass zu, was gerade da ist.
Man hat sicher Mitleid mit dir. Kann ja jedem passieren, dann würdest du auch mitleiden, oder?
 

Luna_New

Aktives Mitglied
Frage, was ist denn ein Schläfer?

Meine Oma hat vor 2 Jahren mal eine Katze überfahrn. Sie brachte sie noch zum Tierarzt, aber da war nicht mehr viel los. An sich kann das passieren. Man sollte es aber melden bzw. das sterbende Tier zu geeigneten Stellen bringen, damit es euthanasiert werden kann und eben nicht leidend liegen lassen.
 

Luna_New

Aktives Mitglied
Leere Säcke haben nichts am Boden verloren. Man steigt auch nicht auf leere Säcke, wenn lebende Tiere ebenfalls in Säcken sind. Eure Arbeitsabläufe müssen dringen überarbeitet werden. Außerdem muss jederzeit klar sein, wer für welche lebendige Tier zuständig ist, dann wüsste man auch genau, wer das Tier dort hat fallen lassen.

Es war ein Unfall. Du kannst nichts dafür, dass es dort keine vernünftigen Arbeitsabläufe gibt. Aber nun solltest du dich dafür einsetzen, dass diese geändert werden.
Ich verstehe das mit den Tieren in den Säcken immer noch nicht. Ist das eine Schlachterei?
 

Phönix

Mitglied
Wo mit Tieren gearbeitet wird, passieren leider Fehler und Tiere können dabei zu Tode kommen.
Genauso ist es aber auch, wenn mit Menschen gearbeitet wird. Auch dort können Fehler passieren und Menschen zu Schaden oder zu Tode kommen.

Die Arbeit mit Lebewesen ist stets mit hohen Ansprüchen und einer hohen Verantwortung verbunden. Jeder Fehler sollte Ansporn für Überlegungen und Verbesserungen sein, damit er nicht noch einmal passiert. Dafür gibt es in vielen Instituten ein Qualitätsmanagment. In deinem Fall kannst du diesen Vorfall an den Tierschutzbeauftragten oder das Tierschutz-Kommitee eures Institutes leiten, damit diese sich zusammensetzen und Maßnahmen erarbeiten, um es in Zukunft zu vermeiden. Das ist auf jeden Fall ihre Aufgabe.
Vielleicht hilft dir der Gedanke, dass auf Grund dieses unglücklichen Vorfalls wenigstens zukünftig alle Tiere vor einem solchen Schicksal bewahrt werden.
 

Phönix

Mitglied
Ich verstehe das mit den Tieren in den Säcken immer noch nicht. Ist das eine Schlachterei?
Die Tiere werden in diesen Säckchen schonend über kurze Strecken transportiert, um gewogen zu werden. Dies dient der Kontrolle Ihres Gesundheitszustandes und somit Wohlergehens. Das hat rein gar nichts mit Schlachten zu tun.
Die Dunkelheit in dem Sack wirkt auf manche Tierarten beruhigend. Und sie ermöglicht es den Tierpflegern, die Tiere zu transportieren ohne Kratz- und Bißwunden davon zu tragen.
Bei Katzen wirkt diese Methode auch und wird auch gerne von Tierärzten angewendet, um bei sehr wehrhaften Exemplaren eine Untersuchung oder Behandlung überhaupt zu ermöglichen. Es handelt sich hierbei aber nur um wenige Minuten, um ein schonendes Handling zu ermöglichen. Wir reden nicht davon, dass ein Tier über Stunden in einen Sack gezwungen wird.
 

mitohnealles

Aktives Mitglied
Oh man, liebe @Nici96. Das klingt echt übel und tut mir leid. Ich glaube aber deine Kollegaz/Kolleginnen haben recht, jede*r macht mal Mist / Fehler aus Versehen. Stell dir einfach vor wieviele Menschen Tiere essen ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was sie da eigentlich tun. Wenn all diese Menschen ihr "Essen" (oder das, was sie dafür halten) selber töten müssten oder zuschauen wie dies industriell "gemacht" wird - viele davon würden nicht mehr ruhig schlafen können wage ich zu behaupten einfach mal. Also bitte leg dir nicht zuviel selbst auf deine emotionale Waage - du hast das doch nicht mit Absicht gemacht, im Gegenteil, du wolltest helfen. Ich hoffe dein Therapeut hilft dir nicht nur diesbezüglich und ermutigt dich darin, dich nicht selbst runterzuziehen wenn du "Fehlschläge" hast. Diese gehören zum Leben dazu. Leute die niemals Fehler machen sind Lügner oder eiskalt - es ist einfach so. Gute Besserung dir auf jeden Fall - und ich finde's toll dass du dich für Tiere engagierst, bitte gib das nicht auf nur weil du nicht perfekt bist! 🙏🌻🌈✨🖖just my #2cents
 

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