Studium - Selbstzweifel

Hallo zusammen

Ich habe beschlossen, im reifen Alter von 40 Jahren ein Studium zu beginnen (eine Studienrichtung wo ich nicht die einzige in dieserm Alter sein wird). Habe es mir sehr gut überlegt und bin absolut sicher, dass das die richtige Entscheidung für mich ist, auch weil ich keine Zukunft mehr in meinem Beruf sehe und die Chance im neuen Beruf nach Abschluss Studium um einiges besser wären. Ich kann es mir auch finanziell leisten etc. Aber es geht jetzt nicht um solche Dinge in diesem Thema.
Ich habe seit meiner Jugend ein grosses Problem, und zwar, dass ich mich mündlich absolut nicht gut ausdrücken kann. Es ist so schlimm, dass ich oft in äusserst peinliche Situationen komme. Auch bei Streitigkeiten mit Leuten, sei es bei meinem Arbeitgeber oder privat, komme ich oft nicht weiter (obwohl ich weiss, im Recht zu sein und dass mir unrechtes angetan wird) weil ich mich eben nicht gut ausdrücken kann.
Nun, um einen Studienplatz zu erhalten wird man nebst dem Üblichen (Unterlagen einreichen) zu einem Gespräch mit 2 Experten eingeladen und im Anschluss gibts ein Fallbeispiel und man muss den Experten eine Lösung präsentieren (ich glaube eine halbe Stunde vortragen).
Ich mache mir jetzt natürlich Sorgen deswegen. Ich bin sicher, ich werde zur absoluten Lachnummer. Und im Studium wird es wohl nicht anders sein, denn dort muss man auch viel präsentieren und viel vor den Leuten reden.
Ehrlich gesagt, ist das der einzige Grund, wieso ich nicht in meiner Jugend ein Studium absolviert habe. Ich hatte zwar eins begonnen, aber habe es aus diesem Grund nach kurzer Zeit abgebrochen.
Ich weiss nicht, woran das liegt. Meine sprachlichen Kompetenzen sind ein Witz. Es ist ein Wunder, dass ich bei all den peinlichen Vorstellungesprächen in der Vergangenheit überhaupt Jobzusagen bekommen habe. Mein Wortschatz ist sehr limitiert, aber ich möchte dieses Studium unbedingt machen!

Habt ihr mir vielleicht Tips, wie ich meinen Wortschatz erweitern kann und mich besser ausdrücken kann in Zukunft?
Bringt es was, wenn ich mehr Bücher lese?

IIm Schriftlichen bist du gut. Du musst reden üben. Nimm dir ein Thema (vorzugsweise über die Fachrichtung), bereite es auf und präsentiere (erkläre) es jedem Menschen, der 5 min Zeit für dich hat und das jeden Tag. Frage nach konkretem Feedback, es muss kritisch sein und du musst die Kritik annehmen und dich aktiv verbessern.

Ich hatte ein Semester einen sehr intensiven Kurs in Präsentationstechnik. Das war Gruppenarbeit. Dadurch war ich gezwungen mich mehrere Stunden die Woche mit meinem Team zu unterhalten und die Präsentation zusammen zu üben. Wir mussten jede Woche unsere Präsentation ein Stück weit verbessern. Das war der Wahnsinn. So schnell habe ich noch nie Fortschritte gemacht.

Ich kann das inzwischen richtig gut. Es stresst mich zwar trotzdem, aber man merkt mir das nicht mehr an.

Firefox81 meinte:

Bringt es was, wenn ich mehr Bücher lese?

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Sicher. Vieleicht "laut" vorlesen.

Für mich klingt das aber mehr nach einer gewissen Blockade, welche auch durch eine zu hohe Erwartungshaltung verursacht werden könnte. Wenn Du allein probst, klappt dann ein Vortrag des Fallbeispiel's oder was auch immer relativ gut?
Hast Du Dir das mal aufgenommen? Ich denke dabei an die Auditive Wahrnehmung der eigenen Stimme. Wir hören uns anders, als wir wirklich sprechen. Das könnte doch auch ein Grund sein. Weil man ggf. lauter sprechen muss wie normal. Das irritiert.

Deine Situation kenne ich nur zu gut. Ich bin auch 40 und habe gerade ein Studium begonnen. Ich sehe auch keine große Zukunft für meinen Beruf. Auch mir bereiten manchmal Defizite in der Kommunikation Schwierigkeiten. Vor allem wenn ich unter Stress stehe. Da bin ich auch etwas am überlegen wie ich das besser in den Griff bekomme.

In Sachen Präsentation denke ich wäre es wichtig für dich viel zu trainieren. Das Gegenüber muss auch nicht unbedingt vom Fach sein.

Wie steht es denn eigentlich allgemein um dein Selbstbewusstsein? Ist das evtl. ausbaufähig? Kann mir vorstellen, dass allgemein Unsicherheit zu einer mangelden Fähigkeit in der Kommunikation führen kann? Dann wäre ein Ansatz zu schauen wie du dein Selbstbewusstsein aufpolierst.

Und dann habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass durchaus das Umfeld einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf die eigene Sprache hat.

Sind mal ein paar Aspekte die mir spontan eingefallen sind.

Hallo

Ich denke, es ist eine Übungssache. Meistens legt sich die Angst, wenn man sich gut vorbereitet (vor dem Spiegel oder Freunden übt). Das ist schon mal die halbe Miete.
Früher hatte ich Angst davor und habe auch öfters mal eine 6 in der Schule in Kauf genommen um ja nicht präsentieren zu müssen. Seit der 11. Klasse bis jetzt (Studium) melde ich mich sogar freiwillig dafür, weil es mir so großen Spaß macht.

Zu deiner Frage: Ja Bücher lesen bringt sehr viel oder auch Fachzeitschriften. Du sollst dich aber nicht nur berieseln lassen, sondern auch aufmerksam lesen damit dein Kopf nebenbei auch neue Wörter aufnimmt. Vielleicht kannst du auch anfangen ein Tagebuch oder eine Geschichte zu schreiben, um noch mehr Übung zu bekommen. Durchs Lesen alleine konnte ich meine Deutschnote damals um zwei Noten aufbessern

vonSemering meinte:

Wie steht es denn eigentlich allgemein um dein Selbstbewusstsein? Ist das evtl. ausbaufähig? Kann mir vorstellen, dass allgemein Unsicherheit zu einer mangelden Fähigkeit in der Kommunikation führen kann? Dann wäre ein Ansatz zu schauen wie du dein Selbstbewusstsein aufpolierst.

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ja, um mein Selbstbewusstsein steht es gar nicht gut. Auch nur schon beim Small Talk mit fremden Leuten werde ich zur Lachnummer, weil ich nervös werde und anfange im Gesicht zu schwitzen. Vor allem bei Männern, die mir gefallen, ist mir das äusserst peinlich, so wie z.B. bei den Nachbarn, die ich manchmal im Treppenhaus antreffe. Jedesmal hoffe ich, dass es nur bei einem kurzen "Hallo" bleibt, aber dann fangen sie immer an zu reden und ich zu schwitzen haha

Ich denke auch, Übung macht den Meister.
Im Studium waren Vorträge für mich ein Albtraum. Leider muss ich sagen, dass es im Studium viel zu wenige Gelegenheiten gab, welche zu üben, und wenn, dann waren sie eben wichtig für die Note.
Im Berufsleben war es dann irgendwann nicht mehr möglich, an Vorträgen vorbeizukommen. Anfangs habe ich mal ein Rhetorik-Seminar mitgemacht, bei dem man gefilmt wurde, und das Feedback war eher durchwachsen...
Heute halte ich bestimmt immer noch keine besonders mitreißenden Vorträge, aber je nach Situation habe ich nichtmal mehr Lampenfieber, sondern es macht mir sogar Spaß, z.B. eine Schulung für 20 Leute zu halten .
Auch die ersten Vorstellungsgespräche am Ende meines Studiums waren furchtbar, aber mittlerweile kann ich Vorstellungsgespräche eher als lockeres Kennenlernen betrachten. Beim letzten (und erfolgreichen) Vorstellungsgespräch im Herbst gab es sogar das spontane Feedback, ich hätte die Dinge bei der Präsentation meines Lebenslaufs sehr gut auf den Punkt gebracht :-o.

Ganz konkret hilft es sicher, wenn Du auf die Themen gut vorbereitet bist. Bei einem Seminar wurde mal das "VEGAZ"-Prinzip erklärt. Ich fand das nützlich, um Sachverhalte prägnant und schlüssig darzustellen - nur fällt mir gerade auf, dass ich es schon sehr lange nicht mehr bewusst angewendet habe. Das Prinzip kannst Du auch an verschiedenen Themen für Dich allein üben, z.B. auf Autofahrten.
Siehe hier:
Das VEGAZ-Prinzip: spontan eine gute Rede halten (miceportal.com)

Viel Erfolg!