Da nun klar ist, auf was man sich einlässt, sollten Studiengebühren ein lösbares Problem darstellen.
Ich komme aus der Übergangsgeneration, habe nach einem Studienabbrauch meines ersten Studienganges (Anfang 3. Semester) kein BaFöG mehr bekommen. In meinem jetztigen Studiengang (fange jetzt die Diplomarbeit an, fühle mich wohl damit) habe ich mich von Anfang bis Ende selbst finanziert.
Da kam der Gebührenhammer doch ganz nett angeflattert, da mir ein Kredit nur für ein Semester gewährt wurde, und ich somit zum Lebensunterhalt nochmal nen 1000er mehr im Jahr abdrücken darf. Ist nicht so leicht gewesen, habe mich aber nie beschwert, sondern lache mittlerweile nur noch über solche Dinge. Da ich gelernt habe, dass Orientierungslosigkeit in den ersten zwei Jahren in unserem Bildungssystem unverzeilich sind und einen noch laaange verfolgen.
Und da liegt der Knackpunkt:
Studiengebühren, Bachelortum und Abi in 12 Jahren haben Ziel und Sinn von Bildung auf jeden Fall verändert, und zwar in Richtung Effektivität und Wirtschaftlichkeit. Im Zuge der Studienreformen wurde (ungelogen) ein Chemiepraktikum in meinem Studiengang von vormals 8 Wochen auf zwei Wochen geschrumpft. Und das bei gleichem Inhalt.
Folge: 7,5 % haben es geschaft. Bin zwar von sowas nicht mehr betroffen (s.o.), aber ich finde es ein gute Beispiel bezüglich des Bildungsabsurdistans, in dem wir momentan hausen.
Nun gut, wenn die Reform dann also zu einem guten Ende gelangt ist, und alles in geregelten Bahnen verläuft, weiß der Bildungskonsument wenigstens auf was er sich einläßt. Sie/Er wird abwägen, wo er hin will, was er dafür bezahlen möchte und was er opfert. Ein fairer Deal. Zumal Student, einen geradlinigen Lebenslauf vorausgesetzt (sie/er wird ihn haben, schon ab Grundschule wissen die Kids mittlerweile was läuft), mit Förderprogrammen in uns Deutschland schon noch vom Einkommen der Eltern unabhängig die Chance bekommt, ein prächtiger Academicus zu werden.
Ergo alles in Butter, gell? Wirtschaft froh, Student froh, alle froh.
Meiner persönlichen Meinung nach empfinde ich jedoch Bildung in einem umfassenden Sinne für eine Gesellschaft extrem wertvoll. Und - steinigt mich gerne - ich habe mich immer gefreut, in einem Land zu leben, im dem sogar Taxifahrer einen Bildungsgrad hatten, der so manchen Lehrer in anderen Ländern locker in die Tasche steckte. Bildung als Luxus, den man sich leisten sollte.
Ich kenne aus anderen Bildungssystem vor Allem Amerikaner und muss sagen, in dem EINEN Fach, das sie studiert haben, sind sie definitiv fit. Aber bitte nicht über den Tellerrand hinausblicken. Da wurde es nach meiner persönlichen, nicht repräsentativen, Erfahrung immer ganz, ganz dunkel.
So, das waren ein paar spontane Gedankenen eine bescheidenen Studnicks. Um irgendwie wieder den Thread aufzunehmen:
Es ist im Prinzip erstmal egal, wie man Studiengebühren findet, sie existieren schlicht. Wer sie meiden möchte, kann das Bundesland wechseln. Ausserdem sind sie keine unüberwindbare Hürde, nicht mal wenn sie einen eiskalt - wie mich - erwischen. Für mich sind sie die Spitze eines Eisberges, den ich gesellschaftlich sautraurig finde. Und die ganzen armseeligen, übermotivierten Volldurchstarter, die dieses System hervorbringt (und die das bereits jetzt geil finden), möchte ich in zwanzig Jahren bitte nicht treffen müssen.
Eine mit Antibiotika vollgepumpte Schnellzuchtsau mit Riesenschinken wird nie so gut schmecken, wie ein sorgsam mit Liebe hochgestreicheltes Outdoorschwein.
In diesem Sinne: MAHLZEIT