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Selbstständig, realistisch oder nur ein Traum?

Hört sich sehr negativ an, aber plausibel. [...]
Ich will dich nicht entmutigen. Du kannst es durchaus wagen, nur solltest du mit realistischen Vorstellungen heran gehen. Es kann klappen, wenn du ehrgeizig bist und dran bleibst.

Das ist mir alles klar. Es ist sehr viel zu beachten, aber das erste Problem ist ja schon das Startkapital. Da habe ich nichts. Man hat mir sogar beim Jobcenter oder besser gesagt beim Coachcenter die Selbstständigkeit vorgeschlagen. Natürlich würde ich gerne erstmal klein anfangen. Einfach ein bisschen Geld verdienen.
Ich vermute, dass du eine eigene Nähmaschine besitzt. Du brauchst Geld (hier?) für die Materialien und Verpackung, wenn du zum Beispiel für Dawanda produzieren möchtest. Fast schon wichtiger als das Produkt selbst ist dann aber die Produktpräsentation, sprich Fotos (hier).

Eine Änderungsschneiderei ist schon ein anderes Kaliber, denn die Ladenmiete will erst mal verdient werden. Es ist zwar auch möglich von zu Hause aus zu arbeiten, allerdings hast du dann keine Laufkundschaft und musst für Werbung sorgen.

Du könntest auch beide Varianten kombinieren. 😉
 
Zunächst mal verdienst Du Lob. Du erwägst verschiedene Möglichkeiten, statt vergebens auf die Festanstellung zu warten. Dass Dein Handwerk für eine Selbständigkeit geeignet ist, ist auch ein Plus.

Ganz wichtig ist aber die Erwartungsabstimmung. Wenn Du als erste Wahl einen sicheren Job in Festanstellung möchtest, so muss Dir klar werden dass eine Selbständigkeit nicht das gleiche bietet. Es gibt kein Fixeinkommen, es gibt keinen pünktlichen Feierabend, und der Arbeitsplatz und die Nachfrage müssen erst entwickelt werden. Zudem muss in einem Masse hinzugelernt werden, das einem Angestellten erspart bleibt (wie die ganze Selbständigkeit funktioniert nämlich). All diese Dinge erfordern Zeit, so dass ein gutes Auskommen und eine gewisse Planbarkeit erst nach einigen Jahren erwartet werden kann.

Dann sind einige Grundsatzentscheidungen zu treffen, die den Ausgang des Unternehmens wesentlich beeinflussen:

1. Meistens lebt es sich leichter, wenn eine Selbständigkeit in der Aufbauphase nicht das einzige Standbein ist. Hat der Partner Einkommen, ist schon mal viel Last von den Schultern. Oder man baut es nebenberuflich auf. Hast Du zum Beispiel schon mal Jobs im Stoffhandel, im Bekleidungsgeschäft (Du könntest neben Verkauf Änderungsarbeiten ausführen) oder ähnliche artverwandte Dinge versucht? Mit so einem Job hat man mehr Ruhe, den Laden aufzubauen. Zumal dem Geschäft GANZ DRINGEND nicht nur Einkommen entnommen werden darf, sondern die ersten Jahre eigentlich im wesentlichen der Reinvestition und Optimierung von Angebot und Ausstattung gehören.

2. Wenn man sich im erlernten Beruf nicht so sicher ist, gehen ja auch andere Dinge. Die Schwester einer Freundin hat einen langjährig geführten sauberen Imbiss und lebt gut davon. Für Einsätze auf Märkten und bei Veranstaltungen kassiert sie noch mal richtig satt Taschengeld fürs ganze Jahr, und zu Weihnachten hat sie zusätzlich einen Glühweinstand. Also, wenn man sich die Selbständigkeit schon antut, genau überlegen was man sich denn so vorstellen kann und gerne tut.

3. Die Aufbauphase ist wie gesagt keine fette Zeit. Auch wenn Gründerkredite usw. verlockend sind, sollte man bedenken was es heisst, mit einer kleinen Butze erstmal gegen einen Kredit anzuarbeiten. Im Zweifel lHier ist auch die Relation wichtig, ein gut gehender Imbiss zahlt u.U. relativ fix 10.000€ Startkapital ab, während eine schlecht gehende Änderungsschneiderei mit 3000€ Kredit überfordert sein kann. Genau durchdenken und dabei auch gucken, ob Nachbarkreise oder -städte gesonderte Förderungen haben, oder subventionierten Gewerberaum, sprich wo ist ein guter Standort für das Vorhaben.

4. Genau analysieren was man eigentlich bieten kann. Wenn in einer Rentnergegend noch gar keine Nähstube ist, könnten durchaus Reissverschlüsse repariert und Hosen gekürzt werden müssen. Wenn in einem bunten Viertel die jungen Leute alle nicht ändern und reparieren lassen und die Ausländer zu einheimischen Nähstuben gehen, die Deine Preise unterbieten, ziehst Du den kürzeren. Kannst Du etwas ganz bestimmtes, sieht es schon anders aus. Machst Du einen Expresservice mit Café, kannst Du auch Schuhabsätze richten, gibt das erweiterten Markt. Kannst Du eine Daunenwäscherei für Betten im Hinterzimmer machen, veilleicht ergänzt durch spezielle Reinigung und Reparatur von Outdoorklamotten und Schlafsäcken, eventuell mit Einschick-Service, hast Du einen Spezialbetrieb. Leder, Hüte, Accessoires - sind eigene Nachfragegebiete. Also es ist ganz wichtig, zu gucken was man kann bzw. sich aneignen kann.

5. Wenn Du es wagst, dann hock nicht im Stillen Kämmerlein. Eröffnung mit Kuchen und Sekt, Einladungen an Nachbarbetriebe, Flyer überall, Vorstellen bei Klamottenläden ob sie Dich empfehlen würden wenn ein Kunde was gekürzt haben muss usw. Einen Abend die Woche offenen Nähkurs und Hobbyschneiderberatung anbieten gegen 5€ pro abend und Nase. Und ruhig zu Treffen und Stammtischen der Selbständigen Deiner Gegend gehen, sich austauschen, andere empfehlen und empfohlen werden, die Geschäftsstrasse gemeinsam gestalten und Weiterentwicklungen und Ergänzungen Deines Marktes wahrnehmen.

Warum sollte das nicht klappen?

Das einzige was Dich todsicher fällen wird ist eine passive Mentalität. Wenn Du Dir aber vorstellen kannst, da mal ein paar Jahre richtig Kraft reinzustecken, vollgas statt immer nur halbe flamme, und die ersten jahre zum vielfältigen ausprobieren und ergänzen nutzt - dann wirst Du Dich vielleicht irgendwann selbst wundern, was für eine rührige und tatkräftige Person das aus Dir gemacht hat. Das fühlt sich geil an!
 
Hört sich sehr negativ an, aber plausibel. Deswegen habe ich das Experiment bzw. den Versuch noch nicht gestartet. Soweit ich weiß muß man auch für jeden eingestellten Artikel einen kleinen Betrag leisten und Extrageld, damit man auf der Startseite ist, damit man mit seinem Produkt nicht hinten ansteht. Ich stelle mir das auch sehr schwierig vor etwas zu finden was ankommt. Es gibt schon tausende von selbstgemachten und vieles gleicht dem anderen. Obwohl ich kreativ bin und Ideen habe wird das nicht leicht. Es war so ein Gedanke, das man sich vielleicht ein kleines Taschengeld verdienen kann und natürlich sollte man vorab vorproduzieren, damit man regelmässig einstellen kann.

Es macht keinen Sinn, sich blauäugig und ohne genügend Kenntnisse in die Selbstständigkeit zu stürzen. Aber mit so einer negativen Einstellung, dazu ohne "die Idee" zu haben, sehe ich auch wenig Chancen für eine dauerhaft erfolgreiche Selbstständigkeit, von der man gut leben kann. Besonders fällt mir auf: Deine eigenen Erwartungen an eine Selbstständigkeit scheinen eher niedrig zu sein. Für ein kleines Taschengeld nebenbei könnte es ausreichen. Allerdings würde ich das dann auch nicht Selbstständigkeit nennen.
 
Ich war kurzzeitig während des Studiums selbstständig und würde das nie wieder machen.
Habe damals auf Rechnung gearbeitet.
Das funktionierte, aber nur so lange wie ich nicht krank wurde. Ich war mein eigener Chef und konnte mir alles frei einteilen. Da ich eher eine Nachteule bin, hatte ich meine Hochphasen dann nachmittags und abends.
Aber wehe ich wurde krank. Es gab kein Krankengeld und bei Verdienstausfall hatte ich Pech. In die Rentenkasse habe ich auch nicht eingezahlt.
Ich finde Selbstständigkeit will gut überlegt sein.
Die meisten, die ich kenne hatten danach ein Burn out, weil sie es kaum gepackt haben.
 
Ich war kurzzeitig während des Studiums selbstständig und würde das nie wieder machen.
Habe damals auf Rechnung gearbeitet.
Das funktionierte, aber nur so lange wie ich nicht krank wurde. Ich war mein eigener Chef und konnte mir alles frei einteilen. Da ich eher eine Nachteule bin, hatte ich meine Hochphasen dann nachmittags und abends.
Aber wehe ich wurde krank. Es gab kein Krankengeld und bei Verdienstausfall hatte ich Pech. In die Rentenkasse habe ich auch nicht eingezahlt.
Ich finde Selbstständigkeit will gut überlegt sein.
Die meisten, die ich kenne hatten danach ein Burn out, weil sie es kaum gepackt haben.


Ich war 20 Jahre lang als Unternehmer im Agrarsektor selbständig, wohl gemerkt erfolgreich.

Vieles ist auch eine Sache der Organisation wenn man es richtig macht und auch freie Zeiten einplant bekommt man nicht zwangsläufig einen Burn Out.
In der Anfangs (Aufbauphase ist dies allerdings meist nicht möglich und auch hier ist Organisation alles.

Organisationstalent ist einer der Stützpfeiler eines jeden Unternehmers wer dies nicht hat kann es gleich vergessen.
 
Man muss es aber erstmal machen und da liegt der Hase im Pfeffer.
Wenn man allein ist, nimmt einen niemand an die Hand und sagt worauf man achten muss.
Gerade wenn man jung ist, hat man diese Weitsicht nicht.
Krankheit, die nicht vorhersehbar ist, gestaltet sich als ein unkalkulierbares Risiko.
 
Ich habe mich vor vielen Jahren mit einer eigenen Praxis (Ergotherapie) und als Gedächtnistrainerin selbständig gemacht, und zwar aus Harz4 raus. Das war die beste Entscheidung meines Lebens.
Ich musste vorab einen Lehrgang machen, in dem ich auch einen Buissnesplan erstellen musste. Dann konnte ich durchstarten. Bei Harz4 hat es damals ein klein wenig finanzielle Unterstützung gegeben, war nicht viel, hat aber geholfen. Zwar musste ich jeden Monat nachweisen, was ich an Einnahmen und an Ausgaben hatte, konnte aber anstandslos alles was ich erwirtschaftet hatte 1 zu 1 wieder in die Praxis stecken bzw in das Gedächtnistraining (Miete, Möbel, Medien, Werbung, Strom, Gas, Fahrtkosten, Tilgung eines Privatdarlehens für die Praxiseinrichtung etc.pp. Dementsprechend hab ich weiter Harz4-Bezüge erhalten, bis ich 200€ über dem Satz war. Darüber hinaus wurde mir dann jeder weitere Euro 1 zu 1 vom Bezug abgezogen. Also wenn ich einen Monat 201€ über dem Satz war wurde mir 1€ vom H4-Bezug einbehalten. So hatte ich die Sicherheit im Nacken, nicht unter der Brücke zu landen, weil ich meine Wohnungsmiete nicht zahlen könnte oder Hungern zu müssen. Und ich konnte meine Praxis weiter aufbauen. Damit hatte ich nach 1,5 Jahren eine gute Existenz.
Bei Selbständigkeit ist tatsächlich die größte Gefahr eine unvorhergesehene Erkrankung. Die hat mich dann irgendwann erwischt und ich mußte meine Praxis dann leider aufgeben. Denn Geld für sowas war nach der Zeit noch nicht zurückgelegt und da mich meine Erkrankung eh dauerhaft arbeitsunfähig gemacht hat, hätte auch ein finanzielles Pölsterchen nichts wirklich hilfreiches gebracht.
Aber diese Jahre waren die besten meines Lebens und ich bin froh, diese Erfahrung gemacht zu haben.
 
Es macht keinen Sinn, sich blauäugig und ohne genügend Kenntnisse in die Selbstständigkeit zu stürzen. Aber mit so einer negativen Einstellung, dazu ohne "die Idee" zu haben, sehe ich auch wenig Chancen für eine dauerhaft erfolgreiche Selbstständigkeit, von der man gut leben kann. Besonders fällt mir auf: Deine eigenen Erwartungen an eine Selbstständigkeit scheinen eher niedrig zu sein. Für ein kleines Taschengeld nebenbei könnte es ausreichen. Allerdings würde ich das dann auch nicht Selbstständigkeit nennen.

Die niedrigen Erwartungen an mich rühren sicher daher, weil ich nie viel Geld in meinem Job verdient habe und immer mit sehr wenig Lohn leben musste. Deswegen erwarte ich auch nicht viel und zudem ist es so, das schon viele gescheitert sind. Ich kann mir das Ganze eher als Nebendienst vorstellen, aber nicht als 100 % tige Selbstständigkeit. Dafür habe ich einfach zu wenig Selbstvertrauen und auch zu wenig Kenntnisse.
 
Die niedrigen Erwartungen an mich rühren sicher daher, weil ich nie viel Geld in meinem Job verdient habe und immer mit sehr wenig Lohn leben musste. Deswegen erwarte ich auch nicht viel und zudem ist es so, das schon viele gescheitert sind. Ich kann mir das Ganze eher als Nebendienst vorstellen, aber nicht als 100 % tige Selbstständigkeit. Dafür habe ich einfach zu wenig Selbstvertrauen und auch zu wenig Kenntnisse.

Wenn dem so ist rate ich von einer Selbständigkeit ab, auch als Zuverdienst, erstens bedeutet es Stress und unverhältnismäßig hohen Aufwand.

Entweder man ist selbständig oder man lässt es sein.
 

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